Aus der Tiefe des Raumes, weil WM is’ (10.)
„Wenn ich Sie was fragen dürfte, Herr Mahler?“
„Ich bitte darum, Herr von Lippstadt-Budnikowski!“
„Die Südfrucht zu unseren Pfoten? Dezenter Hinweis auf die Sinnlosigkeit des heutigen Spieles?“
„Auch – und da stimme ich mit dem von mir immer mehr geschätzten Herrn Kahn überein – unnötig wie eine Einwechslung von Herrn Gomez vor der Neunzigsten Minute.“
„Des weiteren? Sind Sie sauer?“
„Das haben Sie gut erkannt!“
„Weshalb?“
„Der kuriose, von jeder wirklichen Selbstkritik bereinigte Umgang mit dieser Niederlage.”
“Konkret!”
“Ein um sich selbst kreiselndes Spanien, das sich kaum eine wirkliche Torchance erspielte und dann den Sieg durch einen mit teutonischer Kraft eingenickten Kopfball nach Eckstoß erzielt – Randbemerkung: Puyol ist Jahrgang Ballack! Und: Böse mittelalterliche Standardsituation! – wird zur unbesiegbaren Übermannschaft erklärt, in der Hoffnung von eigener Angst und – Verzeihen Sie! – taktischer Dummheit abzulenken. Man frage Ottmar Hitzfeld, was zu tun ist.“
„Übertreiben Sie nicht?“
„Selbstverständlich übertreibe ich, doch sehen Sie nicht auch in der Essenz ein Stück Wahrheit?“
„Gewiß! Wo sehen Sie das Hauptproblem? Medien? Leitung? Spieler?“
„Pubic Viewing!“
„Fehlt da nicht was?“
„Wer des Englischen mächtig ist, sieht im fehlenden Buchstaben den Hinweis. Alle finden alles total geil, um wenig später total traurig sein zu dürfen, während Edelfan Merkel in der Halbzeitpause die Krankenkassenbeiträge kurz mal total in die Höhe schnellen läßt. Und Herr Löw hatte keine Ahnung, wie das alles passieren konnte. Aber die Frisur sitzt.“
„Konsequenzen?“
„Ich befürchte eher nicht. Eher läßt Populist Theo Zehnerle den Sammer – Merke: U 21! – über die Klinge springen!“
„Interpretiere ich Sie richtig, so sehen wir am morgigen Abend dann doch ein nicht unwesentliches Spiel, was die Zukunft der Leitung betrifft.“
„Gewiß, doch befürchte ich die Nationale Populistencombo ist sich dessen nicht ganz bewußt. Uruguay lahmt nicht!”
“Mehr Sein, weniger Darstellung?”
“Sie sagen es! Zum Finale bitte!“
„Hup Holland?“
„Es würde mich freuen! Wenn ich Sie noch was fragen dürfte, Herr von Lippstadt-Budnikowski?“
„Ich bitte darum, Herr Mahler!“
„Sie planen doch nicht etwa große Abschiedsfeierlichkeiten für den kommenden Montag?“
„Ich bitte Ihnen!“
„Ich danke Sie!”