Beiträge vom März, 2023

Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Vier

Sonntag, 26. März 2023 12:06

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23_09

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(Es klopfte. Etwas zaghaft. Mahler reagierte nicht. Ihm war kalt oder er träumte Tag. Oder von gedeckten Tafeln. Das Klopfen verstärkte sich. Klang nach gewachsenen Selbstvertrauen. Oder Ungeduld. Der Bär atmete hörbar ein. Dann aus.)

„Ja bitte?“

„Mumpfel! Grummel! Knarz!“

(Mehr war da nicht zu hören. Hotelzimmertüren sind recht schalldicht. Vor der Türe aber wurde geflucht.)

„§&%$§???§!!!&%@@@€€!!!!!!“

(Mahler dämmerte nicht mehr vor sich hin, sondern ihm dämmerte es. Hatte doch wer seine Ankunft angemeldet. Man schleppte sich zur Tür. Ließ ein.)

„Na endlich!“

„Verzeihung, Herr Budnikowski und: Herzlich Willkommen!“

(Eine Stunde später. Die Heizung bollert im Rahmen der verordneten Sparmaßnahmen. Das Gespräch schleppend.)

„Mahler?“

„Ja?“

„Weil Sie unlängst fragten!“

„Was denn, Budnikowsk?“

„Es gibt ihn. Immer am vierten Samstag im September!“

„Hä?“

„Naja! Den Welthasentag!“

„Nicht Ostern?“

„Ostern kommt dazu! Zwei Wochen Welthasentag quasi!“

„Ein bißchen viel der Ehre. Finden Sie nicht?“

„Nein!“

„Und was haben Sie bitte mitgebracht?“

„Mich!“

„Nein, da hinter uns. Vor dem Fenster!“

„Ach der Winter! Ein zäher Hund!“

„Scheint mir auch so!“

„Schalten Sie die Glotze an!“

„Budnikowski, weshalb?“

„Wintersport!“

„OK! Aber erst hören wir was!

„Mahler! Gemeinsam!“

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Drei

Samstag, 25. März 2023 11:38

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23_08

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Sehr geehrter Herr Budnikowski!

Lassen Sie mich zusammenfassen. Ich bin aufgestanden. Mir schien dies angebracht. Ich bat meinen Reisebegleiter mein Aufstehen, dem Lenz und Ihrer Ankunft entgegen, floral etwas zu unterstützen. Er brachte mir eine kleine, weiße Hyazinthe mit. Ich begab mich auf das Fensterbrett, um hinauszublicken auf die Welt. Dies ist ja seit Jahren meine vorrangige Aufgabe, fast schon Pflicht. So lenzte es ein wenig an meiner rechten Seite. Doch was hörte ich, bevor ich sehen konnte? Graupelschauer schlugen gegen das Glas und der Park unten herbstete vor sich hin in Ungemütlichkeit. Fern erfreuliches Hell. Hören Sie mal! Ich denke, wie der berühmte Wetterphilosoph A.M. einst sprach, daß es nun mal keine richtige Jahreszeit in der falschen gibt. Der kleinste moralische Nenner meiner Bärigkeit leider, aus dem sich mein gelegentlicher Bruch (mit der Welt!) ergibt.

Von den alten Winden noch verweht, jedoch herzlich, grüßt

Ihr ergebener Bär

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Zwei

Donnerstag, 23. März 2023 12:36

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23_07

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Sehr geehrter Herr Budnikowski!

Potzrembel! Da sitze ich aufrecht im Bett. Immer noch im Hotel. Noch mehr Licht. Obwohl ich es nicht angefordert hatte. Wie der alte Geheimrat. Was ist das? Habe ich den Lenz verpasst und sitze schon im Sommer rum? Und zwar drinnen und nicht draußen und schon gar in der Mitten? Hören Sie mal! Dann fiel mir ein Grund ein! Also für das plötzliche Erwachen und in die Nacht (Oder ist schon Tag?) lauschen. Heute ist WELTBÄRENTAG! Remarkable, gewiß, aber kein Lachs in Sicht. Also ist eben doch noch nicht Sommer. Die Lachse tummeln sich wahrscheinlich in der Saragossa – See und wissen nicht, wo abbiegen in die heimischen Flüsse. Oder sind das die Aale? Egal, Hauptsache Omega – Öle in Hülle und Fülle. Oder wenigstens ein Marmeladensandwich wie Kollege Paddington. Hunger ist kein Schlafmittel. Was wollte ich noch schreiben? Ach ja! Also, ich bin wach und Sie können mich gerne besuchen kommen. Gibt es denn auch einen Welthasentag?

Immer noch ordentlich von den Winden verweht, jedoch herzlich, grüßt

Ihr ergebener Bär

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Eins

Mittwoch, 22. März 2023 11:04

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23_06

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Sehr geehrter Herr Budnikowski!

Schon lange wollte ich Ihnen geschrieben haben, aber da steht so Einiges, wenn nicht Welten, zwischen mir und dem Bleistift. Und natürlich der Aufrechtgeher. Aber nicht nur der, sondern auch ich selbst, der Archibald Mahler. Sie entnehmen meinem jegliche Stringenz vermissen lassenden Geschreibe einen Teil meiner Wirrnis. Ich versuche zu schlafen, aber wo ist der Winter? Ich versuche zu erwachen, doch wo weilt der Lenz? Was verpasste ich? Wo fuhr ich zu schnell, um noch zu stoppen und zu sehen, was da am Straßenrande warnte? Ist die Welt lediglich noch Einbahnstraße? Meine Träume sind keine Achterbahn, sondern eine ganze Kirmes. Fahrgeschäfte aller Art, Eintritt frei, doch ich zahle mit unzähligen Schweißperlen auf dem Haupte. Und ich erwachte und es war ein Hotelzimmer, in das es mich verschlagen hatte. Licht riss mir meine Augen auf. Der Lenz. Oder lediglich eine schnöde Nachttischlampe, weil mein Mitbewohner wieder mal pieseln mußte? Da ich auf die Briefmarke spuckte, ein Bote die Karte ergriff, schlief ich ein und hörte den Lenz.

Leicht von den Winden verweht, jedoch herzlich, grüßt

Ihr ergebener Bär

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