Man läuft nicht alleine, wenn man schaut wie der Fluß vorbeifließt (Vorspiel auf dem Fensterbrett)

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Die Herren und Damen Aufrechtgeher bewerten ja gerne. Häkchen dran und so. Etikett und Label. Branding. Die Realität formatieren. Punkt. Und dazu gehören auch die ersten hundert Tage einer neu aufgenommenen Tätigkeit, Aufgabe, Arbeit, Beziehung oder was auch immer. Gebt mir hundert Tage Zeit und ihr werdet sehen, was ich nicht sehe. Haben Sie, was wollten Sie, was versprachen Sie und wo laufen wir denn jetzt, Herr Archibald Mahler? Warm. Wärmer. Kalt. Lauwarm. Kalt. Puuh und Winnie! Da saß er wieder der Bär, auf der Fensterbank, wo alles begann, einst am Aschermittwoch dieses Jahres  und schaute. Heute in Cinemascope. Was sah er? Die Zweibeiner rasten weiterhin in die Kaufbuden, ließen ihre vierrädrigen Blechmilben aufheulen und grämten sich oder auch nicht. Die Luft war nur unwesentlich wärmer als im Februar, aber es regnete nicht. Draußen zumindest. In des Bären aufgeregten und hibbeligen Synapsen jedoch regnete Unausgegorenes und Unvollendetes in die Fächer und Regale seines Gedankenschrankes. Sein Kleinhirn rauschte wie der Rheinfall zu Schaffhausen bei Hochwasser. Hundert lange, kurze, schöne und manchmal grausige Tage lagen hinter ihm. Bilder, Düfte, Anekdötchen, Querverweise, Kreuzerinnerungen und schon wieder vergessen. Soll ich jetzt ein Resümee ziehen oder nicht und wenn, dann wie und wo und warum und wo sitzen wir gerade? Das Telefon klingelte unentwegt. Gratulanten. Der Herr Geheimrat ließ anrufen. Aus der Stadt mit den Türmen der Gier übernahm es die Frau Mama und schickte ein Tupperware-Döschen mit „Grie Soß“. Aus der schönen Stadt im Osten tat es Frau Vulpius und schickte  zwei handgeflochtene Thüringer Klöße. Herr Hoeneß Ulrich war immer noch extrem gut gelaunt und verzieh alte Beschimpfungen bezüglich des Ersten FC Pommes Schranke und sprach auf den AB. Herr van Gaal, das Feierbiest, schenkte Archibald via SMS ein Zitat. „Heute morgen glaubte ich, ich sei tot, aber Du bist eine Gladiole.“ Woraufhin Herr S. Beckett anrief, und fragte, wo dieses Zitat käuflich zu erwerben sei zwecks Weiterverwertung. Er beabsichtige das „Endspiel“ zu aktualisieren, posthum und via Himmelsleitung. Er hatte Pech, denn das Zitat wurde heute schon feierlich zu Händen Frau Eva Pelagia weitergereicht. Herr Löw rief an, um zu sagen, daß er nicht anrufe. Herr Hermann Siddharta ließ grüßen als Vorsitzender des Verbandes „Professionelle Wasserbetracher mit Zeit e.V“.  Zwei Bären aus dem Heckerland namens Karamazow und Parkinson hatten eine Postkarte geschickt, Absender  c/o Justizvollzuganstalt Freiburg. Die zwei Genossen hatten wohl eine Horde befreundeter Bären befreit. Die Höhe des dabei verursachten Sachschadens bewege sich im vierstelligen Bereich. Aber es ginge ihnen soweit gut.  Herr Lenz ließ sich zum wiederholten Mal entschuldigen. Er habe Probleme mit der Installation seines Wärmeprogrammes, Herr Wintersen habe ihm da einen veritablen Bug ins Betriebssystem gesetzt. Und Herr Robert Zimmermann? Er dachte an Archibald, solidarisch. Eva Pelagia hatte den Frühstückstisch mit in Heidelbeeren und Honig eingelegten Lachs garniert, Ernst Albert sang „Man gave name to all the animals“ und Herr von Lippstadt – Budnikowski zu Datteln vermachte seinem Kumpan ein Paninisammelalbum aus dem Jahre neunzehnhundertneunundachtzig. „Hömma, dat is von Nobby Dickel höchstpersönlich mit seine Unterschrift signiert. Dann kannse bei Ibäh Dollares ohne Ende für erzielen.“ Im Hinterhof steppte eine Horde Sauropoden den Mittelhessenblues. Volker Bouffier ließ sich entschuldigen. Er müsse heut Abend kochen.  Frau Grobe – Balz auch und sie könne nur kommen, wenn man sie mit Herrn Archibald Mahler pressetauglich ablichtete. Archibald, der Bär,  verzichtete. Hotte “Der Ehrenbürger” Richter seinerseits dachte noch nach. Das dauert. Die Glocken am Kirchplatz gaben alles. Achtzehn Uhr. Volljährig nun ist der heutige Tag. Kein Grund zu klagen.

Draußen vor dem Fenster ein Hauch von Sonne, viel Himmel über Archibalds Kopf und er war sich sicher, daß da erstens noch einiges geht (Vorsicht: keine Nachlässigkeit im Sprachduktus und herzlichen Glückwunsch zu den ersten hundert von tausenden Tagen: Dein Setzer) und er freute sich darauf, weiterhin auf die Welt zu schauen und all diese Geschichten auf sich niederregnen zu lassen. Herr von Lippstadt – Budnikowski hielt sich im Hintergrund, studierte WM – Spielpläne und blies seine Vuvuzela warm. „Hömma, Pilsken is am waamwerden!” Nun denn, ein kleiner Jubiläumsumtrunk wartete wohl. No sleep till Hammersmith! Stößchen!

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 27. Mai 2010 15:48
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