Beiträge vom März, 2010

Wer zu lange schläft, den bestrafen die Träume

Samstag, 6. März 2010 0:28

Ernst_Albert2Kurz war Archibald wach gewesen. Er hatte sich etwas Honig auf das Zahnfleisch gerieben. Das weckt die Lebensgeister und hilft zumeist den lästigen Aufstehvorgang zu beschleunigen. Da fiel dem Bären ein, daß heute Samstag ist. Der Samstag war aber schon immer Bärenruhetag gewesen und so sollte es auch bleiben. Also drehte sich Archibald um und schlief wieder ein. Es träumte ihm von einem Männlein, das sich auf seinen Bauch setzte, ihm anschließend mehrmals den Kopf in den selbigen rammte, um dann grinsend zu fragen: „He, Bärenviech, weißt Du überhaupt, wer Ernst Albert ist?“. Als Archibald daraufhin sein Bärenhaupt schüttelte, sprach der kleine Störenfried:

„Ernst Albert ward geboren am 21. Mai 1859 in Thüringen und verstarb am 2. November 1936 zu Lübeck. Er war ein deutscher Theaterschauspieler und Biologe. Albert kam 1908 nach Lübeck, nachdem er über mehrere Jahre Teil des Ensembles des Herzoglichen Hoftheaters in Altenburg gewesen war und dort den Titel eines Hofschauspielers verliehen bekommen hatte. In Lübeck wirkte er vor allem als Charakterkomiker am Stadttheater und war zugleich als Entomologe für das Naturhistorische Museum tätig. Zeitweilig leitete er zudem als Intendant das Hansa-Theater. Darüber hinaus trat er als Verfasser humoristischer Bücher und Bühnenstücke in Erscheinung. Ernst Albert, über den zahlreiche Anekdoten existieren, war eines der Lübecker Stadtoriginale der 1920er Jahre. Bekannt war er als Zylindermann, da er fast immer einen Zylinder trug, in dessen Innerem er gerade gefangene Insekten auf einer Korkplatte aufgespießt bei sich führte. Der Zylinder war so typisch für ihn, daß er ihn gelegentlich auf die Straßenbahnschienen legte, um auf diese Weise den Straßenbahnfahrer zu bitten, einen Augenblick zu warten, während er noch in einem nahen Geschäft etwas kaufte. Obwohl Ernst Albert sich in Lübeck bewußt als operettenhafte Persönlichkeit in Szene setzte, galt er in Fachkreisen als anerkannter Insektenkundler, der unter anderem als erster das sporadische Vorkommen potentiell malariaübertragender Arten von Stechmücken in Norddeutschland dokumentierte.“

Auweia! Archibald erwachte. Was war das denn? Dreimal Potzrembel und Sapperdautz! Was war in dem Honig drin gewesen? Mein Gott, es war högschte Zeit aufzustehen und der Welt ins Antlitz zu schauen, auch wenn da draußen morgen die Hand Gottes drei Meter Schnee aufgehäuft haben sollte. Denn: wer zu lange schläft, denn bestrafen die Träume. Wie sagte schon Boo Boo immer: “Yogibär! Der Förschter kommt!”

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Wie Johnny Cash Archibald in den Schlaf sang

Freitag, 5. März 2010 8:51

cash_DP_sz3Archibald hatte beschlossen, den Winterschlaf wieder aufzunehmen. Nicht als Demonstration gegen die für Anfang März beinahe unflätigen Temperaturen draußen vor dem Fenster – da konnte der Himmel noch so blau strahlen – nein, aus Ernst Alberts Zimmer drang seit gestern unaufhörlich die tiefe, zerkratzte, hin und wieder brechende Stimme eines Mannes, der vor Jahren, schwer erkrankt und trotzdem voller Zuversicht, seiner geliebten Frau in die ewige Grand Ole Opera gefolgt war. So lauschte Archibald den letzten Songs des großen schwarzen Mannes. Und er hörte: “There ain’t no grave can hold my body down / There ain’t no grave can hold my body down / When i hear that trumpet sound / I gonna rise right out of the ground / Ain’t no grave can hold my body down / Well look way down the river / What do you think i see / I see a band of angels / And they coming after me / Ain’t no grave can hold my body down / There ain’t no grave can hold my body down / Well look down yonder Gabriel / Put your feet on the land and sea / But Gabriel don`t you blow your trumpet / Until you hear from me / There ain’t no grave can hold my body down / Ain’t no grave can hold my body down / Well meet me Jesus meet me / Meet me in the middle of the air / And if these wings don`t fail me / I will meet you anywhere / Ain’t no grave can hold my body down / There ain’t no grave can hold my body down / Well meet me mother and father / Meet me down the river road / And mama you know that i`ll be there / When i check in my load / Ain’t no grave can hold my body down / There ain’t no grave can hold my body down / There ain’t no grave can hold my body down”. Und er hörte: “How many times have you heard someone say / “If I had his money I’d do things my way.” / But little they know that it’s so hard to find / One rich man in ten with a satisfied mind. / Once I was winning in fortune and fame / Everything that I dreamed for to get a start in lifes game / But suddenly it happened, I lost every dime / But I’m richer by far with a satisfied mind / Money can’t buy back your youth when you’re old / Or a friend when you’re lonely or a love that’s grown cold / The wealthiest person is a pauper at times / Compared to the man with a satisfied mind. / When life has ended, my time has run out / My friends and my loved ones I’ll leave, there’s no doubt / But one thing for certain, when it comes my time / I’ll leave this old world with a satisfied mind.” Sang da ein Bärengott? Und von wo? Nachdenken! Später! Archibald kuschelte sich zusammen und schlief ein. Pssst!

Thema: Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Wie Archibald beim Frühlingsriechen Russisch lernt und an seiner Herkunft zu zweifeln beginnt

Donnerstag, 4. März 2010 9:37

kissen1Archibald atmete ein, Archibald atmete aus. Jeden Kubikzentimeter Luft sog er gewissenhaft durch seine Vibrissae und ließ ihn prüfend auf der Nasenschleimhaut zergehen. Ein wildes Gemisch schlug Archibald entgegen: der unvermeidliche stechende Geruch der Autoabgase, der Schweiß gehetzter Menschen auf dem Weg zur Arbeit, penetrante Duschgels, die den Angstschweiß übertünchen sollen und tausendfach verschieden duftende Atemluft, auf deren Flügeln tausendmal mehr unnötige Worte in die Luft entlassen werden. Und die können ordentlich stinken. Potzrembel aber auch! Archibald ging in sich, kam wieder heraus und hatte beschlossen, bevor er das schon angerissene Szenario “Das abbe Bein/Die Anoperation”  zu Ende führen würde, noch mal drüber nachzudenken, wieviel seiner Worte er sich in Zukunft sparen könnte. Dann roch er Alkohol, Zigaretten, Schweiß. Nein, nicht Ernst Albert, sondern vor dem Fenster standen sie wieder: Die Russen. Immer um diese Zeit fanden sie sich zusammen auf dem kleinen Platz in der Nähe der Höhle, tranken ihr gebranntes Kartoffelwasser, dazu extrem süße Fruchtsäfte und spülten das Ganze mit dem billigsten Bier, das es zu kaufen gab, herunter. Sie rauchten und tranken und lachten. Zwei bis drei Stunden später brüllten sie sich an und waren kurz danach verschwunden. Und jedesmal, wenn Archibald die rauhe, gurgelnde Sprache dieser Menschen vernahm, die aus hundert verschiedenen s-, ch- und sch- Lauten zu bestehen schien, wurde ihm ganz seltsam zu Mute. Zwar war Archibalds Vergangenheit bis heute noch ein ziemlich dunkles Loch, doch in den letzten Wochen, als da drüben in den Bergen jenseits des Meeres Menschen Metallscheiben um die Hälse gehängt worden waren, dachte Archibald oft, dort endlich das Land seiner Vorfahren gefunden zu haben. Doch der Klang der Worte dieser Trunkenbolde! “Sdrasstwujti, wissna! Dasswidan`ja sima!” Altbekannte Glöcklein begannen zu klingeln. Konnte es vielleicht sein, daß er eigentlich? Archibald stutzte. Doch bevor ihn das Nachdenken über seine Wurzeln in eine veritable Identitätskrise stürzen sollte, besann er sich auf seine Aufgabe und atmete ein und atmete aus, konzentriert und ausdauernd. Doch so sehr er sich bemühte, den Frühling, ihn roch er nicht. Im Gegenteil, Schnee lag in der Luft. Morgen, übermorgen vielleicht. Nun gut, soll er kommen.  Die Sonne blinzelte durch ein Wolkenloch und Archibald fletschte die Zähne. Denn die Zähne nehmen am schnellsten das für Knochen und Beißerchen lebenswichtige Vitamin D auf, so etwas weiß nun jeder Bär, egal ob aus dem Westen oder dem Osten stammend. Man sieht zwar mit gefletschten Zähnen etwas dämlich aus, das fand auch Archibald, aber man will ja auch noch morgen kraftvoll zubeissen können. “Wissna! Sskutschjaju!”  Da hörte Archibald in der Höhle  einen alten Mann Lieder singen. Von Trost und Hoffnung und Morgen! Morgen! “Wissna! Sskutschjaju!”

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Archibald will nicht in spätrömischer Dekadenz enden und wird offizieller Frühlingsriecher

Mittwoch, 3. März 2010 8:17

kissen2Archibald saß wieder am Fenster, die liebevoll strenge Ermahnung des Alten von Bergedorf noch im Ohr. Er war gewillt heute Welt zu schauen, konzentriert und ausdauernd. Da Bären aber durchaus in der Lage sind, einen Mittelweg zwischen Disziplin und Bequemlichkeit zu finden, hatte er sich ein Kissen unter seine Bärenellenbogen geschoben, ein altbewährtes und anerkanntes Hilfsmittel beim konzentrierten und ausdauerden Weltschauen. Der Himmel schimmerte hellblau und nachts war die Kälte zurückgekehrt. Fünf neue Schneeglöckchen waren in Nachbars Garten dazu gekommen. Archibald blickte auf seine Pfoten, an denen er gestern hingebungsvoll gesaugt hatte, und mußte herzhaft über die Dummheit der Menschen lachen. Im alten Rom und bis hinein in die Neuzeit glaubten die Menschen, Bären würden ihren Winterschlaf nur überleben, weil sie die sogenannte Bärenmilch in ihren Tatzen hätten. Den langen Winter über würden sie gelegentlich an diesen saugen und so überleben. Und der Geheimrat hat sich einen Reim darauf gemacht. Schlaumeier, aber fleißig. Beängstigend fleißig. Und wie er so über Tatzen und Fleiß und Rom nachsinnierte, schoß es Archibald eiskalt ins Hirn: “Bin ich denn, hier auf meinem Kissen Welt schauend, ein nutzloser spätrömischer Dekadenzbär?  Ein schmarotzendes Etwas, das den Solidarpakt mit den Fleißigen da draußen, welche unentwegt Tüten und Taschen voller Lebensmittel, Elektroartikel, Kleidungsstücke und Kopfschmerztabletten in ihre Höhlen schleppen, aufgekündigt hat?” Mein Gott. Doch was sollte der erschrockene Bär tun? Die herumliegenden Äste in Nachbars Garten aufsammeln? Die Hundekackehaufen auf der Straße markieren? Die Autos im Halteverbot verpetzen? Schwänzende Kinder zurück in die Schule jagen? Den Fleißigen nach dem Einkauf die Preisschilder von der Ware kratzen? Die Welt nichts als Frage und Vorwurf!

Doch bevor Archibald vollends der Verzweiflung über sein gesamtgesellschaftlich unverantwortliches Dasein anheimfiel, schenkten ihm die Bärengötter (Die Götter der Bären! Unbedingt mal drüber nachdenken! Wichtiger zur Zeit als Anoperation und so!) die rettende Idee. Archibald beschloß der erste offizielle Frühlingsriecher zu werden. Er hatte in den letzten Tagen bei Ernst Albert und Eva Pelagia eine gewisse Unruhe gespürt. Dieser Winter ist lang und hartnäckig gewesen und jeder harrt der Ankunft des Frühlings. Archibalds feine Nase würde den armen Hoffenden verläßlich melden können, ob er denn naht, der Herr Lenz. Und so streckte der Bär sein empfindsames Organ aus dem Fenster und atmete ein und wieder aus, ein und wieder aus, konzentriert und ausdauernd. Die Luft begann zu vibrieren.

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Herr Schmidt hilft Archibald und Ernst Albert dabei sich etwas aus den Pfoten zu saugen

Dienstag, 2. März 2010 13:45

tagesschauEin Schriftsteller aus Hessen, den alle nur den Geheimrat nennen, schrieb: “Dichter gleichen Bären, die immer an eignen Pfoten zehren.” Archibald war sehr froh, daß dieser Herr Geheimrat – man sagt, kein anderer Schreiber auf der ganzen Welt habe so viele Buchstaben auf Papier gebannt wie er – tiefes Verständnis für seinen Zustand hatte. Und der war heute in der Tat etwas desolat. Früh schon hatte Archibald sich an Fenster gesetzt, die Sonne schien, die Luft war kalt und klar.  Eigentlich ein guter Tag weiter an der Ordnung im Gedankenschrank zu arbeiten. Pustetorte. In Archibalds Kopf sah es aus wie in Nachbars Garten, wo wild durcheinander die Hinterlassenschaften des Orkans, der vorletzte Nacht über die Stadt gefegt war, herumlagen: abgebrochene Äste, Zeitungen, Plastiktüten, Kinderspielzeug und ein paar Dachziegel. Das gefiel ihm nicht. Archibald schloß die Augen und er sah unzählige, ineinander verwobene Gedanken, die völlig unsortiert vor seinem Gedankenschrank lagen und nach Einordnung schrieen. Archibald öffnete die Augen. Wo war die Unordnung größer, draußen oder drinnen? Manchmal ist die Welt ein großes Ach und der Himmel fällt einem auf den Kopf. “Sterben – schlafen – vielleicht auch träumen! Ja, da liegts: Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, wenn wir die irdische Verstrickung lösten, das zwingt uns stillzustehn.”, brummte er leise vor sich hin und wußte im selben Moment nicht, welcher Wind ihm diese Worte eines Prinzen aus Dänemark in den Kopf geweht hatte. In einer warmen Höhle, tief im Wald, liegen und schlafen, das war es was Archibald heute wollte und er beschloß, daß der Winterschlaf dieses Jahr doch etwas zu kurz aufgefallen war und die Welt  ihm heute gestohlen bleiben könne. Sollen andere hinschauen.

Ernst Albert saß im Nebenzimmer vor seiner aufklappbaren Schreib- und Bildermaschine und hatte begonnen eine neue Spielvorlage für die Musentempel zu verfassen. Er machte dabei den Eindruck, als habe heute auch er nur ein übelst verknotetes Wollknäuel im Kopf. Wie das Gescherr, so der Herr. Und so beschlossen die zwei Wirren die Flucht vor der Leere und setzen sich – der Reflex aller Faulpelze – vor den Bilderapparat. Doch sie hatten die Rechnung ohne den ehemaligen Abgeordneten aus Bergedorf gemacht. Der alte Mann saß im Bilderapparat, beantwortete geduldig Fragen, rauchte dabei eine Zigarette nach der anderen, rieb sich dazwischen Schnupftabak in die Nasenlöcher, trank etwa 8 Liter Kaffee mit geschätzten 125 Stück Würfelzucker darin und sprach, als der Fragesteller ihn bat, sein Lieblingsgedicht zu rezitieren:  “Des Waldes Dunkel zieht mich an, doch muss zu meinem Wort ich steh’n, und Meilen geh’n bevor ich schlafen kann, und Meilen geh’n bevor ich schlafen kann.”

Selten wurde ein Bilderapparat so schnell ausgeschaltet und Ernst Albert und Archibald machten sich an die Arbeit. Ernst Albert kämpfte wieder mit den Worten und Archibald begann an seinen Pfoten zu saugen und siehe da. Doch davon später.

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Von lachenden Menschen und fliegenden Gummischeiben

Montag, 1. März 2010 8:28

kanadaEin alter Zirkusbär aus Minnesota hat mal gesagt: “Wenn ein Mensch mit einem Schießgewehr hinter Dir her ist, hast Du immer noch eine Chance. Wenn er aber beginnt über Dich zu lachen, hast Du endgültig verschissen.” So ähnlich fühlte sich Archibald. Er lag auf dem Fußboden und schnüffelte verzückt an diesem Buch über den Anzugbären, während die herbeigeeilte Eva Pelagia und der erwachte Ernst Albert herzlichst über die neuesten Sperenzien ihres Haus- und Hofbären lachten. “Er mutiert wohl gerade zum Intellektuellen.”, meinte Ernst Albert, hielt sich aber Gott sei Dank nicht länger mit dieser Angelegenheit auf, da er unbedingt seinen Bilderapparat anstellen mußte. Es war der letzte Tag mit Eis und Schnee und Bergen in dem Land jenseits des Meeres. Eva Pelagia war darüber rechtschaffen froh und ging ins Bett. “Gute Nacht, Jungs.” Draußen rüttelte ein wilder Sturm an den Fensterläden.

Ernst Albert öffnete ein Konzentrations- und Nervenberuhigungsbier und Archibald, nun glücklicherweise an den Rand des Fokus und darüber hinaus gerückt, konnte in Ruhe nachdenken. Diese neue Erfahrung, die er eben gemacht hatte, galt es genauer zu analysieren. Wie konnte es sein, daß eine Ansammlung schwarzer Punkte auf streng riechendem Papier, das bestenfalls ausgehungerten Mäusen als Mahlzeit dienen könnte, in Archibalds Hirn einen solchen Sturm von Bildern und Empfindungen ausgelöst hatte? Archibald war und blieb verwirrt, als auch ihn langsam das Geschehen in Ernst Albert Bilderapparat in den Bann zog. Auf einem zugefrorenen Teich, über den ein riesiges Haus gebaut worden war, rasten viereckige Gestalten auf kleinen Eisenstangen, die an ihren Füßen klebten, über die Eisfläche und prügelten in wahnsinnigem Tempo mit einem Holzbengel auf eine Gummischeibe ein. Oder sie fuhren aufeinander zu und rammten sich mit großer Freude gegenseitig an den Zaun, den man um den zugefrorenen Teich gebaut hatte. “Wie leicht kann man dabei ein Bein verlieren!”, dachte Archibald. “Und wer soll es dann in diesen Tohuwabohu wieder ordentlich anoperieren?” Und hinter dem Zaun saßen hunderte ausgelassener Menschen, die meisten weiß und rot kostümiert mit einen riesigen roten Blatt auf der Brust und schrieen sich die Seele aus dem Hals, besonders dann, wenn die pfeilschnelle Gummischeibe sich in einem der zwei Netze verfing, die rechts und links des Teiches aufgestellt waren und vor denen jeweils eine ganz besonders große und furchterregend aussehende viereckige Gestalt stand. Wenn der  Teich im Frühjahr wieder aufgetaut sein würde, könnte man mit diesen Netzen bestimmt riesige Lachse fangen, dachte sich Archibald. Am Ende haben die Rotweißen mehr Gummis ins Netz gemacht als die anderen, die blau und rot mit Sternen kostümiert waren und alle sind total durchgedreht. Auch Ernst Albert. “Wahnsinn. Der Young schaut zu und der Crosby macht das entscheidende Ding.” Archibald verstand kein Wort und begann am mentalen Zustand seines Chefs zu zweifeln. Und dann begann Ernst Albert zu erzählen, wie sein Vater, der nicht mehr lebte, vor langer langer Zeit in diesem rotweißen Land, wo die Bären wohnen, gearbeitet habe.  Er habe dort drüben Bäume umgesägt und klein gehackt. Wie der wilde Sturm, der heute nacht vor dem Fenster der Höhle tobte. Aber das ist eine neue Geschichte.

Thema: Öffentliche Leibesübungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth