A. Mahler macht sich selbstständig / Verzichten

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‘Fischbratkutter Elke’ ist kein Bandname, nicht der Titel des nächsten Roman des Herrn Archibald Mahler, kein vermeintlicher Steilpass für schwänzleschwingende Witzigkeit, sondern einfach nur eine Tatsache. Im Bauch des Kutters sitzen sie nun, die zwei der Förde entkommenen Herren. Lächelt da ein Weib? Lebt es gar? Mahler und Budnikowski ist Gegengeschlechtlichkeit fern. Fast! Die wunderbare Frau Pelagia existiert. Und wie! Kein Grund jedoch hier eine Homestory in die Welt hinaus zu sentimentalisieren. Die Beziehungsdramen, welche die Herren einst – das will doch keiner wissen. Oder? Später und gewiß vielleicht. Jetzt erst dies:

„Sagen Sie mal, Mahler und einen Dank für die letzten Stunden auch, jedoch: auf was könnten wir im Neuen Jahr alles verzichten?“

„Verzicht? Gut! Machen wir eine Liste!“

„Das wäre mein erster Verzicht: Alle Listen!“

„Tabellen auch?“

„Bitte!“

„Ihr Pöhlereiverzicht ist ernst gemeint, Herr Budnikowski?“

„Mehr denn je! Sie erinnern sich an meine letzte Auslassung? Lassen Sie mich – obwohl noch lange nicht in Rente – einmal den Rechthaber geben!“

„Und dann, Budnikowski, verzichten wir worauf?“

„Vor allem auf die unvermeidlichen Gegenpositionen!“

„Die Alternative?“

„Aikido! Die Energie des Angreifers aufsaugen, Schläge antizipieren, vorbeigleiten lassen und ins Leere laufen mögen sie!“

„Ich melde Zweifel an! Wegen der Wut!“

„Ok! Ab und an Gegenpositionierung ohne zurückzuweichen. Und unsere Gegner bleiben wie immer: alle potentiellen Schlußstrichzieher!“

„Genauer!“

„Gegen all diese Schlußstrichzieher zum Beispiel, die heute noch rumjammern, daß dieses Tor zu London im Jahre 66 nie und nie und nie und nimmer ein Tor war gewesen, was sie damals als schwer pubertierendes Wesen auf dem elterlichen Sofa mit Falkenauge sofort erkannt hatten, um dann auszuschwitzen im Chor: Laßt mich mit Birkenau in Ruhe, ihr Gutmenschen!“

„Gäbe es eine Steigerung?“

„Ewigpubertierende, welche meinen Ironie und den unvermeidlichen Braunauer in einen wie auch immer gearteten Zusammenhang schustern zu müssen! An Auschwitz muß halt leider jegliche Selbstsicherheit scheitern! ‘Heil Witzle’ ist einfach nur dämlich!“

„Jetzt ist aber Schluß!“

„Gewiß! Mahler, auf was wollen Sie verzichten?“

„Auf die Badewannen, die blubbernden Heizkörper und die fetten Teppichböden im Steigenberger!“

„Auf was wollen Sie nicht verzichten?“

„Auf die Badewannen, die blubbernden Heizkörper und die fetten Teppichböden im Steigenberger!“

„Dann sollten wir die Förde queren!“

„Hören Sie, Herr Hase, frisch gerettet sie sind und schon verbal extrem aktiv!“

„Auch dies schadet nicht! Da liegt ein Boot am Kai.“

„Budnikowski, dieses Boot spricht allen maritimen Sicherheitsvorschriften Hohn!“

„Dann schauen Sie sich mal die Dinger an, die tagtäglich das Mare nostrum queren! Und da sitzen mehr als nur wir zwei Nöhler drin!“

„Wissen Sie was, Budnikowski? Ich beginne Ihre Wut zu schätzen!“

„Wer lichtet den Anker?“

Der Wind frischt bös und böig auf aus Nordwest. Zwei Amateure der Seefahrt wollen von Ost nach West. Drücken wir die Daumen. Von Herzen und ohne Schiß.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Mittwoch, 28. Januar 2015 20:32
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