Beiträge vom März, 2013

MDdW / Wo wären wir denn jetzt eigentlich?

Mittwoch, 6. März 2013 23:18

DW14

„Sie gleichen dem Geist, den Sie versuchen zu begreifen, nicht mir, bester Mahler!“

„Nicht Ihnen? Wem denn dann, ich als Ebenbild der Gottheit? Noch nicht mal Ihnen? Wo sind wir denn nun?“

„Hinter uns küssen sich Honecker und Breschnjew.“

„Küssen oder Küsten?“

„Egal! Es geschah!“

„Weia? Wann ging diese Welt unter? Erinnern Sie sich!“

„Nein!“

„Wo sind wir jetzt?“

„Hier!“

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MDdW / Pandämonium Germanikum ‘21 / Nr. 1

Dienstag, 5. März 2013 20:55

DW13

„Welche Wonne ein Kuhfladen zu sein und in der Sonne zu liegen!“

„Wer hat’s gesprochen?“

„Der Lenz!“

„So ein Quark! Gekackt wird auf die Wiesen erst im Herbst!“

„Sie zweifeln, Ihro Wanstigkeit, nun am Ertrag, den auch die Jugend bringen mag?“

„Mag, bester Freund, bedenk’ er: mag!“

„Es stürmt und drängt und der steil’ Berg, er mag erklommen werden.“

„Nun, nicht vom Zwerg! Verzeih, der Pfad hinauf, er ruft nach Schritt!“

„Noch denk ich nach, doch prinzipiell, da komm ich mit!“

„Dann aber schnelle, denn lenkt der Fuß hinab ins Tal und Bett, dann bitte helle sei es noch am Firmament und auch im Hirne, gelle!“

„Ich biete, bester Mahler, der Vernunft sofort die Stirn und steig’ hinauf, hinab auch gern auf allen vieren.“

„Herr Lenz, den Wettstreit werden Sie verlieren!“

„Wart doch, wo willst Du hin, ich hab Dir noch so manches zu erzählen.“

„Ein andermal.“

(Mahler geht um den Berg herum und verschwindet.)

„Wenn er hinaufkommt, werd ich ihn schon zu sehen kriegen. Hätt ich ihn gern kennen lernen, er war mir wie eine Erscheinung. Ich denk, er wird mir winken, wenn er auf jenen Felsen kommt. Unterdessen will ich den Regen von meinem Reiserock schütteln.“

(Budnikowski erscheint an der anderen Seite des Berges, naß und schlammig. Er kriecht auf allen vieren. Noch oder noch immer.)

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MDdW / Denkmal der Freundschaft (Pankow?)

Montag, 4. März 2013 20:47

DW12

„Mahler, draußen Graupel noch!“

„Sieh an, der Lenz ist da!“

„Weiß ich es nicht? Sitz ich doch neben Ihnen, Ihro Wanstigkeit!“

„Schön, daß man sich erinnert!“

„Ach, das alte Spiel. Vor Monaten zu Ilmenau!“

„War ich das da?“

„Gewiß! So lassen Sie uns – da die Sonn’ frohlockend auf uns niederscheinet, errichten ein Denkmal der Freundschaft!“

„Und wer beginnt, den Pfosten in die Erd` zu rammen?“

„Wohl der Geheimrat, also Sie!“

„So soll es sein, es lauscht mein Gegenüber, so dies Dir:

Zur Erinnrung guter Stunden,

Aller Freuden, aller Wunden,

Aller Sorgen, aller Schmerzen,

In zwei tollen Dichter Herzen

Noch im letzten Augenblick,

Laß ich Lenzgen dies zurück.

Ich muß dann mal! Wipfel, Gipfel und so.“

„Tschö, Ihro Wanstigkeit: dies also hier und Dir. Oder schon Ihnen?:

Ihr stummen Bäume, meine Zeugen,

Ach käm’ er ungefähr

Hier wo wir saßen wieder her:

Könnt’ ihr von meinen Tränen schweigen?

Und morgen, Mahler?“

„Wird sich entzweit!“

„Schon ist’s soweit?“

„Der Zeiten Läufte machen’s nötig wohl!“

„Welch ein schlecht vergoren’ Kohl!“

“Difficile est satiram non scribere!”

“Bitte, Herr Geheimrat?”

“Lenzgen, Ihre Feder stellte es voraus der ersten Eseley!”

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MDdW/ Nacht; Mahler unruhig vor alter Mauer

Sonntag, 3. März 2013 16:55

DW11

Das will mir schier das Herz verbrennen. Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen, bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, die Menschen zu bessern und zu bekehren. Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält, und tu nicht mehr in Worten kramen. Weh! Steck ich in dem Kerker noch? Das ist deine Welt! Das heißt eine Welt! Wessen Straße ist die Straße, wessen Land ist das Land, dieses Instrument sollte mal Faschisten töten können, stand auf dem Gitarrenkoffer. Flieh! Auf! Hinaus ins weite Land! Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem andern wirkt und lebt? Wenn Dein starker Arm es will? Keine Räder stehen still, das Hamsterrad es dreht und quietscht und quetscht den letzten Tropfen Würde und Verstand heraus und aus und von allen Geistern, gut und schlecht, verlassen, Hammer und Säge und Sichel, schafft Platz, schafft Platz, hinfort, hinweg, der Mond verbirgt sein Licht, wie es in meinem Herzen reißt, was Menschenherz erschaffen, darf’s Menschenfaust zernichten? So schnell, so billig, so feil ohne dem Wohle nur einen Gedanken, Geister ums Haupt mir, düstre Gedanken, Kohle zum Wohle der Kohle zum Wohle und methadongestählt grinsen Lemminge. Es ist und wird ein Graus. Beredte Wortlosigkeit. Da hilft kein Geist, nicht mal der Teufel, vielleicht der alte Fritz, doch nur als Teufel. Ich Ebenbild der Gottheit? Bloß nicht! Lieber ein Stein, auf dessen Wangen Moos! Oh, Germane 21!

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