A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 4
Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der vierte von fünf Teilen:
Unglaublicher Reichtum und fürchterliches Elend
Die Bevölkerung ist bitterarm, die Konzerne streichen den Gewinn ein. “Diese Konzerne haben eine Macht, wie sie kein König, kein Kaiser, kein Papst auf dieser Welt je hatte – sie beherrschen die Welt”, resümiert Jean Ziegler im Film. “Die Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals bedeutet unglaublichen Reichtum, monopolisiert in den Händen von ganz wenigen, und fürchterliches Elend für die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten.” Doch die Näher und Näherinnen in Sialkot sind glücklich, überhaupt eine Arbeit zu haben. Kaum jemand spielt dort Fußball, aber die meisten sind stolz, daß aus ihrem kleinen Ort die handgenähten Fußbälle stammen, mit denen überall in der Welt gespielt wird, von kleinen Kindern bis zu den Weltstars.
Darin liegt der Zynismus des kapitalistischen Systems, daß die um ihr karges Dasein ringenden Menschen in Pakistan froh über die Arbeit, froh über den Lohn und auch noch stolz auf die Tätigkeit sind, obwohl sie in der Wertschöpfungskette am untersten Ende stehen. Unfreiwillig bejahen sie das System, das sie ausbeutet und zerstört, weil die Alternative noch schrecklicher wäre. Dialektik der Aufklärung.
Der New Yorker Schriftsteller Paul Auster sieht im Fußballspiel den Krieg mit anderen Mitteln, eine moderne und friedlichere Variante des realen Krieges zwischen Nationen. Fußball als Statthalter für den realen Krieg. Auf die Psychologie der Masse bezogen, mag das richtig sein, auf die Verteilungskämpfe, die der globalisierte Fußball mit seinen Milliarden anheizt, ist Fußball ein Symbol für den Krieg zwischen Arm und Reich, zwischen Konzernen und Individuen geworden. Und dieser Krieg findet nicht zuletzt auch in den wohlhabenden Ländern der Erde statt.
Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.
Post scriptum: E oggi? Comtesse Stan di Lippi dice: Primo: il affanno tedesco. Secondo: il problema bavarese: sempre secondo! Terzo: Cesare vincere Leone.