Beiträge vom 27. Juni 2012

A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 3

Mittwoch, 27. Juni 2012 14:04

philwald22

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der dritte von fünf Teilen:

Der Dreiklang der Verblödung

Im Fernsehen dominieren drei Formate – Sport, Kochsendung und Talkshow. Mit diesem Dreiklang der Verblödung glaubt das öffentlich subventionierte deutsche Fernsehen seinem Sendeauftrag nachzukommen. Sind Kochsendungen und Talkshows wenigstens noch im eigentlichen Sinne des Wortes billig produzierte Sendeminuten, sprengt Sport, und da vor allem Formel 1 und Fußball, alle Dimensionen. Für das in Fußball investierte Geld könnten unzählige Autoren- und Dokumentarfilme produziert werden – Formate, die seit Jahren grob zusammengestrichen werden.

Aber der Geschmack der Masse geht über alles, der festgeschriebene Sendeauftrag nur noch Makulatur. Und nicht nur für das Fernsehen ist Fußball ein Bombengeschäft. Das Fußballgeschäft sei “der Inbegriff des entfesselten, wild gewordenen, globalisierten Finanzkapitalismus”, meint der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, Mitglied des UN-Menschenrechtsbeirats. “Milliarden von Dollar sind impliziert, Sponsorengelder, Fernsehrechte und so weiter. Aber in Pakistan, dort, wo die Menschen die Fußbälle herstellen, bedeutet dieser globalisierte Finanzkapitalismus täglichen Terror.”

An die 50 Millionen Bälle nähen pakistanische Frauen und Männer im Jahr zusammen – für rund 40 Cent pro Ball, der in Europa bis zu 100 Euro kostet. In dem Film “Der Ball ist rund” (2010) gehen die beiden Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer zu dem Ort Sialkot im Nordosten Pakistans, das Zentrum weltweiter Produktion von Fußbällen. 50 000 Menschen nähen dort jährlich bis zu 50 Millionen Fußbälle, erwartungsgemäß verdienen die Näher und Näherinnen nur wenig, arbeiten dafür hart und haben keine soziale Absicherung, doch andere Erwerbsmöglichkeiten existieren praktisch nicht. “Es ist eine schwere Arbeit”, erzählt eine junge Näherin. “Ich nähe jetzt schon seit vier Jahren, mit meiner Erfahrung fällt es mir leichter, aber es ist anstrengend. Man braucht sehr viel Kraft.” Über drei Stunden dauert es, einen Ball zu nähen. Nach 750 Stichen sind die 32 Einzelteile der Hülle schließlich verbunden und bilden einen Ball. Drei bis vier Bälle kann eine Näherin am Tag fertigen und erhält pro Stück 40 Rupien, rund 40 Eurocent. In Europa wird der Ball zwischen 25 und 100 Euro kosten.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth