Beiträge vom 5. September 2011

WASTELANDS ODER VON TÄGLICHEN BAUSTELLEN DES MORALISCHEN / EINS

Montag, 5. September 2011 14:44

moral01

Wenn man irgendwohin hin geht, kommt man irgendwo raus. Archibald Mahler sitzt am Ufer eines Teichs. Kann man einen Teich noch Teich nennen, der mal ein Teich war oder in nicht wirklich absehbarer Zeit wieder ein Teich sein soll und vielleicht wird? Auf der Straßenkarte der Seele gilt es zu vermerken: Teich in Bau, weil nach Wasserabpumpen verreist. Ist der Teich das Loch, welches den Bären anstarrt oder ist der Teich das abgeflossene Wasser, welches wahrscheinlich heute schon am Kölner Dom vorbeifließt und inzwischen vergessen hat, woher es kommt. Gestern regnete es gegen Abend. War da der alte Teich dabei, der den Schlamm vor Archibalds Augen wieder einfeuchtete? Kehren Wassertropfen in ihre alten Schlammlöcher zurück? Wie Lachse? Der Schlamm stinkt und tötet Schwäne. Dann regen sich Aufrechtgeher auf. Ein Teil regt sich auf, der andere will den Schlamm wegbaggern lassen. Den meisten ist die Wasseroberfläche lieber. Es stinkt nicht und will wirklich wer wissen, was auf dem Grund liegt? Die Zeit nagt und wer hat soviel an Zeit, um immer hinzuschauen? Archibald Mahler, klar! Ist sein Beruf. Andere haben sich entschieden, nur noch auf Katastrophen zu reagieren! Das langsame Wachsen, das Unbemerkte, die Anhäufung, die Überdehnung, das Überstrapazierte, Gras wächst? Mähen vergessen! Huch und Hach und Wehgeschrei! Es kommt ja auch immer etwas dazwischen. Aufrechtgeher sind lustig. Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz, sieht die Rinnsale, den Restteich, die Spuren. Sieht nicht schön aus. Doch was ist schon schön? Wenn der Schlamm Dich angrinst, grins zurück. Er hatte viel Zeit sich unter der Oberfläche zu einem ordentlichen Stinktier auszuwachsen. Jetzt brennt ihm die Herbstsonne restsommerlich auf die aufbrechende Kruste. Er liegt. Aufrechtgeher scharen ungeduldig mit der Baggerschaufel. Ob es diesmal gelingt? Und wohin mit dem verstorbenen Stinker? Archibald Mahler sucht seinen Zeigefinger. Hat er nicht. Ist er doch ein Bär. Aber Moral? Nichts dagegen. Wenn man schaut. Man sieht. Vielleicht. Manchmal. Viel ödes Land. „T.S. Eliot said that. I let you be in my dream, if I can be in yours. I said that.” Das wiederum hat der Herr Robert Zimmermann mal gesungen und so gesagt. Der Sommer geht und läßt die Muskeln zucken. Man wird etwas trauriger. Ein gute Zeit, um nachzudenken. Das tut der Bär. Eine Fledermaus zerschneidet die Abendluft. Zieht weiter. Der Teich ist leer.

Thema: Anregende Buchstaben, Wastelands | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth