Beiträge vom 4. April 2011

WIE WEIT IST WEG UND WANN IST NAH?

Montag, 4. April 2011 23:42

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Wo ist der Bär? Draußen ist der Bär. Was macht der Bär? Er denkt nach, der Bär. Über was denkt der Bär nach? Über die Sache mit der Entfernung denkt der Bär nach. Dinge geschehen weit weg. Weit weg heißt manchmal Kilometer, Seemeilen, andere Baustelle oder nur um die Ecke, aber nicht einsehbar. Man muß es nicht gesehen haben. Denken die Aufrechtgeher so? Um dann zu wissen? Früher sagten Lichtgestalten, daß wenn in Peking Fahrräder oder Säcke voller Reis umfallen, dies hier zu Lande niemanden störe, aufschrecke oder aus der Ruhe bringe. Heute ist das Gegenteil der Fall. Was hat sich verändert? Ist mehr umgefallen als ein Fahrrad oder ein Sack voller Reis? Wahrscheinlich. Viel fällt um. Dieser Tage fällt sehr viel um. Zuerst da hinten am anderen Ende der Welt und drei Sekunden später hier. Selbst in Mittelhessen. Archibald spürt das. Unruhe. Die Angst fliegt schneller als das Licht. Und als der Verstand. Die Angeln der Türen der Wahrnehmung knarzen laut und vernehmlich. Näher kommen. Archibald beschleicht das Gefühl, daß es nicht unklug ist, sich den fernen Sachen ein klein wenig langsamer zu nähern. Keine Hysterie, kein Snobismus, keine Sentimentalität. Archibald greift auf ein bewährtes Mittel zurück. Erste Zeile: fünf Silben. Zweite Zeile: sieben Silben. Wieder fünf Silben in der dritten Zeile. Das beruhigt. Ein Bär ist nicht so schnell wie der Gemeine Aufrechtgeher. Will es nicht sein. Ein Haiku macht Luft im Bärenkopp. Ein Problem rennt nicht weg. Es tut auch nicht so, als sei es gestern noch nicht da gewesen. Heute zu wissen, was gestern nicht bedacht wurde, ist nicht abendfüllend. Wie weit ist weg und wann ist nah? Und dann fällt dem Bären dies ein:

Ein Fahrrad fällt um.

Gestern keine Sonne. Schau!

Wellen! Hast Du Reis?


Thema: Draußen vor der Tür | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth