CHIEF LITTLE BEAR SCHEITERT AN DER FÜNFPROZENTHÜRDE

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Vielleicht sind es ja auch keine Raben -, sondern Taubenfedern. Archibald Mahler ist sich da nicht ganz sicher. Mit ein klein wenig Harz sind die Federn schnell und sicher am Hinterkopf befestigt. Wer bemerkt da ein ‚IGITT’? Das wächst sich raus und zur Not muß halt Eva Pelagia ran, mit Nagellackentferner oder so was. Kann sie schließlich! Archibald Mahler muß sich eingestehen, daß etwas tief in ihm sich noch nicht wirklich von den Segnungen der Zivilisation und der gelegentlichen Notwendigkeit helfender weiblicher Hände verabschiedet hat. Wollte er eigentlich nicht das ganze restliche Jahr allein in den Wäldern verbringen? Die Ambivalenzen! Er muß an Heidelbeermarmelade denken. An Lachsfilet mit Feigensenf. Oder an das rote Sofa und den Lütten Stan und der guckt Pöhlerei im Bilderapparat und regt sich schrecklich drüber auf. Na ja. Ein andermal. Jetzt hat der Bär Federn an seinem Kopp und ist erstmal ein richtiger Durchreisender. Ein Durchreisender vom Stamme der Cree. Zum einen, weil die Cree gesagt haben sollen, daß man lieber Bäume essen möge statt Pferde und nicht in die Flüsse reinpinkeln, weil sonst alles in die Binsen geht und Brötchen mit Geldscheinen drauf zum Frühstück auch nicht der Knaller sind. Oder so ähnlich. Aber wahrscheinlich stimmt das alles gar nicht, aber das ist Archibald egal. Weil, was da zitiert wird, gar nicht dumm ist, auch wenn es ausgelutscht ist und die sogenannten Weissagungen der Cree als Aufkleber auf hunderttausend alten vergammelten Blechmilben kleben und klebten. Auch doof. Dann sollen die doch besser laufen, die Schlaulis. Und müssen sich nicht über E 10 erregen. Dösbattel! Aber vor allem die Cree, weil der Chef von den Cree einen Herrn Archibald Mahler – Pardon: ab sofort Chief Little Bear bitte! –  sehr angemessenen Namen hat. Hugh! Der Bär hat gewählt!

Was man ja von den meisten Aufrechtgehern, also den reichen, weißhäutigen, seelisch halbvernarbten Luxus – und Klagezweibeinern, leider nicht sagen kann. Während sich in anderen Teilen der Welt dieser Tage Aufrechtgeher über den Haufen knallen lassen, weil sie unter Einsatz ihres Lebens dafür kämpfen, zumindest ein wenig Einfluß auf die Gestaltung ihres Landes ausüben zu dürfen, gefällt sich der hiesige Aufrechtgeher im großen „Bringt doch alles nix!“ oder im allwissenden „Einer korrupter als der andere!“ und regt sich am liebsten und längsten über das auf, was ihm tief im Grunde seines leeren Herzens meilenweit am gut beheizten und pensionsgesicherten Arsch vorbeigeht. Oder – was noch schlimmer ist – hat den Löffel schon komplett abgeben und schaut nur noch achselzuckend zu, wie ihm von den Altvorderen erkämpfte Rechte Tag für Tag unter dem Hintern weggezogen werden. Chief Little Bear würde also am liebsten eine Partei gründen, die dafür sorgen will, daß, wer dreimal hintereinander an der Wahlurne zetternd oder naserümpfend vorbeischlendert, bitte sein Wahlrecht zurückgeben möge. Für immer. Wie alte Tatteriche den Führerschein. Könnten ja dann in Syrien, Jemen oder Weißrußland einen neuen Führer – bzw. Wahlschein machen. Viel Spaß dabei. Und wie Chief Little Bear – formerly known as Archibald Mahler, Bear from the Fireplace in Watering, Middlehassonia (just say: ARMBEAF!) – darüber nachdenkt, wo und wie man so einen Verein gründet, merkt er, wie dieser Gedanke an seiner inneren Fünfprozenthürde scheitert. Und besinnt sich auf die wahren Bedürfnisse eines Durchreisenden.

Als erstes braucht man ein Pferd. Ein starkes Pferd. Oder besser noch, zwei Pferde. Eines für sich und eines fürs Gepäck oder falls man unterwegs mal Hunger bekommt. „Ach so! Pferde soll man nicht essen?“ Dann könnte man auf das andere Pferd jemanden draufsetzen. Einen Blutsbruder zum Beispiel. Aber nur wenn der nicht so viel quasselt, hier draußen in den Wäldern. Und dann geht es los. Wenn man nicht weiß wohin, am besten das Pferd machen lassen. Oder, immer richtig: in Richtung untergehende Sonne reiten. Hugh! Und Chief Little Bear sattelt seine zwei Pferde – nennen wir sie Wise Raven und Silent Dove  – und reitet los. In seinem Bärenkopp. Da ruft man ihn.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Sonntag, 27. März 2011 14:24
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