Beiträge vom 20. März 2011

WENN DER AUFRECHTGEHER GERÜHRT IST, ERGREIFE DIE FLUCHT! (KNUT – EDIT)

Sonntag, 20. März 2011 17:04

TFTW5

Die Nacht entert den Steinbruch über Dorlar. Es wird kühl. Ratsam enger zusammen zu rücken. Oder ein Feuer zu entzünden. Da ist eine Feuerstelle. Lassen wir sie brennen! Ein Steinkreis. Nehmen wir Platz! Einer nach dem anderen betreten die Gäste den Raum. Archibald Mahler, Jack-in-the-Green, vielleicht Winnetou, Robert Zimmermann, die Ahnen und ein Handelsvertreter auf der Suche nach einem günstigen Hotel. Was gibt es zu bedenken? Was hinterläßt der heutige Tag an Überhang? Der Mond ist voll.  Die Herzen?  Die Zungen schwingen. Wer sagt was? Wer sagt was zu wem? Wer ist wirklich da? Gibt es eine Sitzordnung? Wer spielt welche Rolle? Wer ist überhaupt besetzt? Und dort im Gebüsch? Es raschelt. Die Konkurrenz schläft nicht. Egal. Die Worte, der Gedankenblock, der Textberg. Des Bären Verdauung arbeitet. Weidenkätzchenodeur, anverdaut. Pupse sind wie Kinder. Die eigenen erträgt man. Das Gespräch beginnt.

„Der weiße Spielzeugbär aus der Hauptstadt ist tot!“

„Warum?“

„Nicht warum, sondern wie?“

„Wie also!“

„Schwamm tot im Becken! Plötzlich! Heute morgen noch hatte er die Wiederholung von DSDS angeschaut. Mopsfidel!“

„Reboxetin und Viloxazin sei Dank!“

„Sein Pfleger war aber auch eine Seele von Mensch!“

„Meinen Sie Sigmund Gabriel!“

„Zyniker! Pietätloses Schwein!“

„Zurück zum Thema!“

„Solch ich moderieren?“

„Frau Will, wir haben Sie nicht eingeladen. Herr Jauch bringt Sie gerne nach Hause!“

„Und sonst? Mutmaßungen?“

„Aber man sagt, die drei Eisbärenweiber, die das arme Tier bis an die Grenze des Selbstzweifels gemobbt haben, hätte man weggesperrt!“

„Der Symbolbär des Jahres 2007 war sich seiner sexuellen Orientierung nie ganz sicher gewesen. Nur eine kurze Frage in die Runde: Müssen wir Trauer tragen? Er war ein Artgenosse!“

„Überlassen wir das Kai – Mann sind die Dick! – Mann. Und Philipp Lahm soll ja jetzt auch ein Buch schreiben!“

„Gibt es einen Redebeitrag, der über die Tagesaktualität hinaus eine Art Conclusio anbietet?“

„Ähem!“

„Ja bitte?“

„Wenn ein Aufrechtgeher Dir eine Handaufzucht angedeihen lassen will, ergreife die Flucht. Der gerührte Zweibeiner ist die endgültige Verlängerung der unerbittlichen Natur: das hundertprozentige Todesurteil!“

„Unnötige Verlängerung des Leidens?“

„Im Gegenteil! Endlich hat Leiden wieder einen Namen. Diese ganzen japanischen Ortsbezeichnungen kann eh keine Sau aussprechen.“

„Das haben Sie gesagt!“

„Welche Art der Zubereitung macht Eisbärenfleisch eigentlich genießbar?“

„Also! Bitte! Gleich schreib ich einen Leserbrief!“

„Mir ist im übrigen kalt!“

„Dann gehen Sie doch schlafen!“

„Siga, siga!“

„Genau! Ich wäre jetzt auch lieber auf Kreta!“

„In Athen hat es aber letzte Woche geschneit!“

„Hat das Herr Kachelmann behauptet?“

„Sie sind doch….“

„Was?“

„Kennen Sie Steve Hillage?“

Der Vollmond scheint hinab auf eine angeregt diskutierende Runde. Einiges wäre noch zu bemerken gewesen. Dann gähnt Archibald laut und vernehmlich, pupst, kratzt sich am Pöter. Er hat dezente Gäste geladen. Sie wissen, wann es Zeit ist zu gehen. Man muß nicht mit dem Zaunpfahl winken, ein Streichholz genügt. Der Bär wird verlassen. Recht dunkel inzwischen. Ein wenig Schiß am neu erwachten Pöter. Besser etwas Holz auflegen. Die letzten Minuten vor Mitternacht ganz alleine. Schön. Das Feuer glimmt weiter.

Thema: Thoughts From The Woods | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth