Beitrags-Archiv für die Kategory 'Pellwormereien'

Dritte Postkarte hinterher und schon Probleme

Montag, 5. Juni 2017 21:44

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Weia, lieber Herr E. A.!

Nicht erschrecken! Schon wieder Post. Na ja! Ich glaube, ich habe Scheiß’ gebaut. (Verzeihen Sie diese mir eher fremde Ausdrücklichkeit!) Ich hatte Ihnen gestern meine aktuelle Mitfahrgelegenheit vorgestellt. Jetzt sitze ich im Hafen von Tammensiel vor Leo’s Fischbude. Das ist schön. (Da war ich unlängst mit Ihnen und wir aßen Stremellachs plus die besten Kartoffelpuffer der Welt nördlich von wo auch immer. Die Wirtin sprach immer von „Bordellos“ und Sie lachten sich schlapp und bestellten Tee mit geele Köm.)  Also: das Schaf von gestern ist weg. Und das Moped leider auch. Warum? Weil ich, das Schaf bog nicht richtig ab – ich war ja schon mal hier und dann merk ich mir das auch – weil  ich also sagte lediglich: „Nicht rechts, bitte links, Du, äh, Schaf!“ Und das Moped hält und ich flieg raus, steh auf der Straße und höre noch: „Unverschämheit!“ Oder so was ähnliches. Aber der Hafen zu Tammensiel war nun doch von Osten herkommend in Richtung eben links zu erreichen. Und wie benennt man nun ein Schaf, das falsch abbiegt? Tiger? Giraffe? Otter? Ringelnatter? Bezeichnungen sind Qual und was auch immer. Wie schnell aus einer gefühlt korrekten Benennung beim Gegenüber sich diese Leberwursthaftigkeit ergießt ins vergebliche Miteinander. Na ja! Dann muß ich nun ein eigenes Lenkrad suchen. Ich geh mal an Bord. Darüber Details später. Das Steuerrad ist von einer gewissen mich überfordernden Größe. Aber auch Bären wachsen mit ihren Aussagen. Entschuldigung, Aufgaben meine ich. Das rufe ich jetzt in den von Ihnen hochgeschätzen Wind, der über die schönste Insel der Welt bläst. Ich übertreibe, aber gerne. Ach so: Aufbau der inneren Warft:

Nenne Bekenne und Renne

Nicht weg und Leck

Nicht nur am Zweck

Mache die ganze Sache

Zur Not

Bleib

Aber Lache

Bis bald

Ihr Captain Archi Baldurson

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Postkarte 2 und Daumen in den Wind geschwind

Sonntag, 4. Juni 2017 18:18

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Mein teurer Herr Ernst Albert!

Wie ich nun über meine kurzen Beine nachsinne, den Stift in der Hand, die eingegangene Verpflichtung der Postkarten wegen im Herzen, singe ich ein Lied von Paul und klebe die Musik dazu auf die Karte drauf. Das geht doch heutzutage, oder? Aber so richtige Freiheit spüre ich ebend nicht. Gerade ist das Lied von Paul zu Ende und noch viel Platz auf der Postkarte. Ich gehe den Stift spitzen.  (…)  So, da wäre ich wieder. Beim Spitzen habe ich diesen Text gesummt.

„You can`t judge a man, if he ain`t free.

You can`t judge the honey without looking at the bee!“

Wahrscheinlich haben Sie mir mal diesen langen Blues zur Nacht geklampft. Und dann war sie auch schon vorbei. Weia! Aber fein, denn ich will als freier Solibärtär weiter genau hinschauen tun. Ach ja, dies wäre auch mein heutiger Beitrag zur weiteren Befestigung der inneren Warft. Jetzt halte ich den Daumen in den Wind. Muß ja auch mal weiter und weg. Das glaube ich jetzt nicht! Schaf mit Anhänger?!

Bis bald A.B.

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Mahlers erste Postkarte und er bleibt im Takt

Donnerstag, 25. Mai 2017 20:49

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Moin, lieber Ernst Albert!

Also hatte ich rechtes Glück. Der Leuchtturm ist nur besteigbar, wenn man heiratet. Also wenn ein Paar anklopft, kann es hoch. Die Braut hatte mich gesehen und – zack – war ich oben. Und es gab einiges zu sehen. Unten und oben. Zuerst wollte ich mal die ganzen unzähligen Schafe zählen. Bei etwa achthunderteinundvierzig war ich eingeschlafen und die Braut war weg. Auch die Tür war ins Schloß gefallen. Was tun? Das Wetter blieb im wesentlichen trocken, aber der Wind war ein ständiger Ansprechpartner. So schaute ich der Tide zu. Sechs Stunden lang kommen, sechs Stunden lang gehen. Das ganze Paket gewiß viermal. Man wird ruhig, aber auch sehr hungrig. Dann kam der Leuchtturmbevollmächtigte nach oben und ich war – zack – unten. Das Fahrrad stand noch da, schloßlos und trotzdem. Aber Sie nicht. Sie wissen, teurer Herr Albert, ohne eine Vorwurf in den Wind zu werfen, um die Kürze meiner Beine im Vergleich zu den ihrigen.

Stand heute ein herzliches Tschüüüß!

Archibald Baldursen

PS: Ich vergaß die Anmahnungen in Sachen „innere Warft“:

Führt der Weg ins Ungewisse

Gegen starke Winde pisse

Nicht

Und wenn Abkürzung im Angebot

Verneine

Dann lieber trocken Brot

Und eig`nes Licht


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Die innere Warft bauen!

Sonntag, 21. Mai 2017 10:57

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Vielleicht denkt sich im Flachen besser. Oder weiter. Vielleicht denkt man bei Ebbe die abwesende Flut mit. Vermutungen. Herr Albert wandert mit dem Bären durch das Watt. Seit Tagen keine Zeitung, kaum TV, Handy stumm. So herrscht eindeutiger Katastrophenalarmmangel. Nur der Schlick quietscht unter dem nackten Fuß.

„Vielleicht sind es der immense Reichtum und ein damit einhergehendes schlechtes Gewissen, lieber Mahler, was viele Aufrechtgeher regelmäßig den Weltenuntergang herbei phantasieren, ja fast herbei sehnen lässt.“

„Aber den gab es doch schon etliche Male!“

„Gewiß, in kleinen Dosen!“

„Herr Albert, Ihr Defätismus ist mir neu!“

„Ich denke lediglich, daß das kleine, fiese, alltägliche Gezappel eher zermürbt als große Angstgemälde und ähnliche Vorausahnungen.“

„Dann müssen Sie sich eine innere Warft bauen!“

„Wie meinen Sie, lieber Bär?“

„Na ja, nasse Füße, aber das Herz bleibt trocken auf etwas erhöhter Position.“

„Ist das nicht Selbsterhebung!“

„Ich würde es – da niemand aktiv verletzt wird – eine angemessene Überlebensstrategie nennen!“

„Die innere Warft bauen! Nicht schlecht.“

Es folgt ein längeres Schweigen. Der Bär bricht es.

„Herr Albert! Sie haben doch was!“

„Ich muß!“

„Ich weiß!“

„Also, los! An Land!“

„Nix, ich bleibe hier! Ich hätte da noch ein paar Verabredungen!“

„Ach?“

„Ja, zum Beispiel im Tüterland.“

„Na dann!“

„Ich werde Ihnen regelmäßig Postkarten senden, auf denen ich berichte. Auch zur Stabilisierung Ihrer neu zu bauenden inneren Warft.“

Das Inseltaxi sammelt Herrn Ernst Albert ein, bringt ihn zur Fähre nach Strucklahnungshörn. Archibald Mahler beschließt erstmal den Leuchtturm zu besteigen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ihm gefällt, was er sieht.

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Wie auf Pellworm Mahler zu den Kühen sprach

Donnerstag, 18. Mai 2017 20:07

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Und Archibald Mahler blickte den Wiederkäuern fest ins Auge, atmete ein und hob an vom Gepäckträger herab seine Predigt zu halten. Dies seien seine Worte:

Liebe Gemeinde. Die Welt ist in erschreckend schräger Lage, auch wenn Eure und unser aller Euter voll und der Blick satt und von Einfachheit. Laßt mich so heute aus der Offenbarung des Johannes folgende Worte verkünden:

„Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel herabkommen, mit einer Wolke bekleidet, und der Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen. Und er hatte in seiner Hand ein Büchlein, das war aufgetan. Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde, und er schrie mit großer Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er schrie, erhoben die sieben Donner ihre Stimme. Und als die sieben Donner geredet hatten, wollte ich es aufschreiben. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreib es nicht auf! Und der Engel, den ich stehen sah auf dem Meer und auf der Erde, hob seine rechte Hand auf zum Himmel und schwor bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was darin ist, und das Meer und was darin ist: Es soll hinfort keine Zeit mehr sein, sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes, wie er es verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten. Und die Stimme, die ich vom Himmel gehört hatte, redete abermals mit mir und sprach: Geh hin, nimm das offene Büchlein aus der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! Und ich ging hin zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: Nimm und verschling’s! Und es wird dir bitter im Magen sein, aber in deinem Mund wird’s süß sein wie Honig.”

So endete die Rede. Archibald Mahler verharrte und lauschte den eigenen Worte hinterher. Das Buntvieh verharrte ebenso, malmend Zahn gegen Zahn. die eigene Zunge verschluckend. Längere Pause. Unerwartete Wahlergebnisse. Der Nachwuchspope war leicht verunsichert. „Herr Ernst Albert, aber da sind doch überall Katastrophen im Anmarsch und den Kühen ist das alles egal! War ich so schlecht?“ „Ach Bär, an Dir liegt das nicht! Wer ständig wiederkäut, hört selten zu. Und vielleicht haben sich diese ganzen lächerlichen Gestalten, die die Welt an den Rand tanzen wollen, bald selbst erledigt!“ „Aber wieviel Unschuldige sind die Lächerlichen bereit zu opfern?“ „Mahler, ich wollte ich könnte Dich beruhigen!“ „Dann schauen Sie mal in den Himmel!“ „Uff. Die Götter scheinen zu zürnen!“

Wir wissen, daß Archibald Mahler zur Zeit etwas feinfühlig ist. Gestern hat er auf der Hallig Hooge einen Film gesehen und begriffen, wie schnell alles gehen kann. Und daß der Respekt vor der Schöpfung ein wesentliches Gut ist. Gelle Kassandra.

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Vom Undank und der Welten Lohn

Mittwoch, 17. Mai 2017 14:59

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Und da saß nun Herr Archibald Mahler, der qua Herkunft eigentlich nicht mit Glaubensfragen befasst ist, außer mit der noch anstehenden Entscheidung, ob seine Vorfahren nun aus Wyoming oder von der Insel Kamschatka stammen, in dieser wundersam freundlichen Kirche und war geflissentlich froh darüber, daß er nicht als Aufrechtgeher aufwachsen mußte. „Und jetzt schön Danke sagen!“ „Hast Du Dich schon bei der Oma bedankt!“ „Du bist so undankbar!“ „Na ja, Undank ist der Welten Lohn!“ „Ich danke meinen Mitarbeitern für ihre (Setzen Sie ad libidum dazu: Überstunden, Selbstausbeutung, Austauschbarkeit, Flexibilität, Rückgratverkrümmung, Leisetreterei, Kritikfeigheit, Deformationsbereitschaft etcppp)!“ Nun, da ist es verständlicher Weise etwas schwerer den richtigen Zeitpunkt und Ton für einen ehrlich gemeinten Dank zu finden, der weder Dankzwang noch stereotype Lobhudelei ist. Sinnend auf harter Bank, denkt Mahler, daß dies auch so ein Mittel ist um Dankbereitschaft zu evozieren. Wer nach stundenlanger Predigt sich erheben darf, der Pöter platt wie eine Kutterscholle, der wird aufatmend gen Himmel blicken und wie man sagt: die Gemeinde dankt. Heute werden in manchen Kirchen Sitzpolster zu Verfügung gestellt. Archibald Mahler, Agnostiker zwar, jedoch Purist, zweifelt ob dies ein Fortschritt sei. Ernst Albert war die ganze Zeit sehr still gewesen. Der Bär findet sein Herr und Meister sehe recht dankbar aus. Betet der etwa? Wir aber wissen, daß ein ganz altes Lied durch seinen Kopf summt, das Lied einer wunderschönen, vor kurzem verstorbenen Sängerin. Dieses Lied hatte ihn als Jungen schwer beeindruckt, zumal die eh schon tiefe Stimme der Sängerin aus den baßlastigen Lautsprechern der elterlichen Musiktruhe drang. Archibald Mahlers unfehlbare Nase roch, daß es an der Zeit war sein lautes Denken einzustellen. Gemeinsames Schweigen. Gemeinsamer Dank. Wie gut, hier sein zu dürfen. Aufbruch. Vorbeigerollt an bevölkerten Weiden. Ein kurzer Halt läßt am Wegesrand eine neugierige Truppe Buntvieh zusammenströmen. „Herr Albert?“  „Ja, mein lieber Archibald?“ „Jetzt würde ich gerne meine Probepredigt halten!“ „Wohl an denn, Reverend Mahler!“

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Von der letzten Ruh` und davon warum die andere Ruh` nicht zu vernachlässigen wäre!

Montag, 15. Mai 2017 20:11

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Archibald Mahler würde nicht so weit gehen zu sagen, er lieeebe Friedhöfe, aber von toten Aufrechtgehern umgeben fühlt er sich entschieden freier als und so. „Lieber Bär! Vergessen Sie nie, Ihre Auslassungen werden gelegentlich gelesen!“ „Aber wenn ich doch?“ Lassen wir es so steh`n, wer mißversteh`n will, tut`s eh und mit Vergnügen. Archibald Mahler entdeckt auf dem eben betretenen Gottesacker ein kleines eisernes Kreuz. Man hat hier wohl eine zukünftige Grabstätte markiert. Mit einem fröhlichen „Besetzt“ umklammert er das Ding, als sei es des Bären Excalibur. Sein letzter Claim. Hier – sollte er jemals in die Ewige Bärenkneipe Einzug halten – würde er gerne die Blaubeeren von unten anschauen, wobei ihn gelegentlich das Gefühl beschleicht, daß er im Gegensatz zum gemeinen Homo verticalis nicht unberechtigte Aussicht auf Unsterblichkeit sein Eigen nennen darf. Solange er pfleglich behandelt wird und die Welt von den üblichen Idioten nicht in Brand gesetzt wird. Da biegt ein Igel um die Ecke und mit einem verbitterten „Ick wor schon all hier!“ piekst er dem Bären vom Brandplatz heftigst in den Pöter. Aber die letzten Tage auf Pellworm, der Gütigen, haben im Bären alles Bedürfnis nach beidhändiger Rückhand getilgt. So räumt er mit einem grinsenden „Bitte nach Ihnen!“ seinen kleinen Anspruch. Man wandelt über den Friedhof, liest die Inschriften auf den Grabsteinen. Welche Namen! Detlev Dethlevsen. Jacob Jacobsen. Adolph Adolphsen (echt!). Hans Johansen. „Sollte ich mich Archibald Baldurson nennen?“ Man schreitet Richtung Kirchenpforte und philosophiert dahin und daher. Warum so vielen die Auswahl der Stätte der letzten Ruh` so wichtig? Warum so etlichen aber nicht gegenwärtig, daß auch den vielen notwendigen Ruh`n davor angemessene Stätten zu weihen wären? Die alten Kirchen. Die Rituale. Alt, trotzdem sogar gut? „Manchmal scheint mir meine lieben Mitaufrechtgeher scheuen immer mehr davor zurück zur Ruhe zu kommen. Ich weiß, wovon ich rede!“ „Warum?“ „Naja, in den Spiegel schauen ist immer Scheiße, nachdem der erste narzisstische Kick verraucht ist.“ „Gut, daß ich ein stehendes Antlitz habe!“ „Hättste gerne!“ „Eigentlich wollte ich mich bedanken!“ Die Disputanten schweigen. Sie nehmen die Mützen ab, treten ein. „Wie schön!“

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Gegenwind, viel Getier und niemals abschließen!

Sonntag, 14. Mai 2017 17:35

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„Da will ich hin!“ „Ayay, Käpt`n Mahler!“ Dann rollte man los! Die Flaggen vor der Hütte standen waagrecht im Wind. Ernst Alberts Fitness war nach den vergangenen Musentempeleien und Getränkerunden von gewisser Bedenklichkeit. Vermutete man. Jedoch der Bär, welcher auf dem Gepäckträger Platz genommen hatte, wunderte sich mit welcher Verve sich sein Chaffeur in den unermüdlichen Gegenwind warf. „Hier ist der Wind mein Berg!“ Und dann all das Getier. Feldhasen von beachtlicher Statur kreuzen die einsamen Wege. Aha, der Geist des Großen Budnikowski! (An dieser Stelle liebevollste Grüße an die Besatzung der LH7) Fasane! Wann hat man die ein letztes Mal gesehen. Brütende Fasane!!! Hunderte, gewiß mehr als tausend Graugänse, die sich noch nicht entschieden hatten, ob sie hier bleiben oder ins heimatliche Sibirien zurückfliegen. Möwen. Möwen. Möwen. Kreischend. Aber auch schweigend. Fast sinnend. Weihen und andere nicht identifizierte Greifvögel kreisen über den Weiden, wo Buntvieh, Pony, Pferd und Ziege grasen. Und Schafe Schafe Schafe Schafe Schafe Schafe. Drei mal mehr Schafe als Einwohner bevölkern das Eiland. Ein einziges Blöken und Rumjammern. Die Fahrradreifen teilen geduldig  ihren Scheiß`. Im Watt trippelt und trappelt es. Kleine, mittlere und lange Schnäbel picken unermüdlich durch den Schlamm. Dünn, krumm und spitz lassen sie dem Wattwurm keine Chance. Mehlschwalben lassen sich ihre Bausparverträge auszahlen und werden nestbauend aktiv. Enten in bisher ungesehener Musterung in den Prielen und Känalen vor und hinter dem Deich. Es wimmelt in den Pütten. Die Reisetruppe kommt aus dem Hören und Schauen gar nicht mehr heraus. Da schmerzen Oberschenkel nicht und Arsch und alle Befindlichkeiten verlieren an Bedeutung. Schlaglochartig. „Aua! Können Sie nicht aufpassen!“ „Verzeihung, mein Bär!“ Dann singt Herr Albert den Roadhouse Blues und Mahler kratzt sich zufrieden den  Bauch. „Ich brauch ein Flens! Da hinten ist eine Wirtschaft!“ „Genehmigt, Meister Albert, aber erst in die Alte Kirche hier! Äh, wollen Sie das Fahrzeug nicht abschließen?“ „Das tut man hier nicht! Das braucht man hier nicht!“ Tja, wenn das so ist. PS: Die Sonne scheint auf der Insel und über dem Festland toben Unwetter.

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Von der Unerreichbarkeit und der Wiederkehr

Samstag, 13. Mai 2017 17:44

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Bären sind ohne Tränen. Aber als Mahler das betrachtete, was er sah, wünschte er sich anders. Schlick, Schlamm, Schmodder, schwefliger Sand soweit das gereizte Auge reichte. Und Ernst Albert zuckte nur mit den Schultern. Grinste er gar? Elender Pharisäer! Der Blanke Hans, nichts als eine Behauptung, eine These. Unsichtbar, unerreichbar, fort. Archibald Mahler ersetzte seine nicht vorhandenen Tränen durch Wut. Huch! Ernst Albert vermittelte. Das Meer hier vor Ort müsse regelmäßig verschwinden. Das Meer hier hinterm Deich sei keine Postkarte. Sandstrand all inklusive iss nich. Das Meer hier oben sei stets beschäftigt, es erschaffe, zerstöre, erschaffe, gehe, komme, wüte, ernähre. Vögel, Strandläufer, Krabben, Heringe, Robben, Würmer, Fischer, Marsch. Das Meer hier oben weigere sich vierundzwanzig Stunden am Tag erreichbar, bespringbar, verfügbar, zu Füßen zu sein. Quasi eine Dylansee. „Gut, bester Meister Albert, aber reden Sie hier nicht die ganze Zeit von sich. Das langweilt mich. Wann kommt der Blanke Hans zurück? Oder überhaupt.“ Der Aufrechtgeher gab dem Bären recht und man unterhielt sich länger und ausführlich über diese ständigen Verfügbarkeiten, Zumutungen, An- und Einforderungen, Kälteeinbrüche, mangelnden Bewegungen, mentale Verkarstungen, eben all die – Warum? – Selbstverständlichkeiten eines zwanghaft als zeitgemäß und selbstbestimmt definierten Aufrechtgeherlebens unter dem Stern der Heiligen Individualität. Und langsam fand Mahler zurück zur freudvollen Abhängigkeit. Tag Nacht Einatmen Ausatmen Finster Hell Ying Yang Da Weg Restaurant Sanitäre Anlage Regelmäßig. Mitschwingen statt Abhängigkeit. Und wie der Bär sich nach ein paar Stunden des Palavers vom Ehrenwerten Ernst Albert ab und dem vermißten Blanken Hans zuwandte, da rollte dieser freudig, blubbernd und in behender Freiwilligkeit auf den Deich zu. Und Mahler schloß die Augen, zählte bis hundert, öffnete die Augen bei siebenundachtzig, da seine Tatzen sich feucht anfühlten. Weia, mit welchem Tempo die Nordsee den großen Schlickteppich namens Watt wieder flutete. Und den Bären wattwurmte seine Ungeduld. Und ihn überkam das große Bedürfnis sich zu bedanken wegen eines Erkenntnishauchs, als es schellte. Denkste Puppe! Eine Fahrradklingel glockte. Ähem! Eine Fahrradglocke klingelte. Auf Pellworm. Und Ernst Albert pfiff ein Lied, jedoch mit mehr Zähnen als der geliebte Sänger es einst tat. Auf die Lenkstange!

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Martialische Wimpel und ab dafür hintern Deich

Freitag, 12. Mai 2017 18:48

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„Lewer duad als Sklav!“ stand auf einer der zwei Flaggen, die vor Mahlers neuem Fenster im strammem Ostwind knatterten. Ein altes Ritual war es, das den Bären beglückte. Ernst Albert bezog ein Hotelzimmer und setzte – erste Amtshandlung – seinen geliebten Genossen ans Fenster und während er TV – Gerät, Bad, WLAN (Psstt!) und Minibar inspizierte, riecht sich Archibald M. in die neue Umgebung hinein. „Lieber tot als ein Sklave!“ Das Reiseziel ist doch von langer Hand geplant, denkt der Bär. Wir aber wissen, dies ist ein zufälliger Zufall, wir wissen aber auch, wie sehr der Ehrenwerte Ernst Albert der Coincidencia zugeneigt ist, dem – seiner Meinung nach – wesentlichsten Quell seiner Kreativität. Die Einheimischen hier mußten und müssen sich Generation um Generation wehren gegen allerhand Feind`, Eindringlinge, Stürme und vor allem gegen den „Blanken Hans“. Immer und immer wieder raubte die springende brüllende schäumende Nordsee Leben, Land, Deiche, ganze Dörfer, zerstörte Existenz und in aufrechtem Gleichmut schlug man ein Kreuz, griff nach Schaufel und Ruder und baute wieder auf. Da kann es schon mal martialisch klingen, was man auf seinen Wimpel stickt. Ernst Albert stimmt da – ohne sich mit Details aufzuhalten – zu. Aber weil der sympathische Herbergsvater zur Begrüßung eben meinte, daß ein Moin völlig ausreichend sei, ein doppeltes Moin eher dem Schwätzer gut zu Gesicht stehe, schließen wir hier. Außerdem hummelt es in Mahlers Pöter, weil er heute unbedingt noch den „Blanken Hans“ sehen will, knappe zwei Minuten von hier, hinterm Deich. Ab dafür!

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