Die innere Warft bauen!

pewo13

Vielleicht denkt sich im Flachen besser. Oder weiter. Vielleicht denkt man bei Ebbe die abwesende Flut mit. Vermutungen. Herr Albert wandert mit dem Bären durch das Watt. Seit Tagen keine Zeitung, kaum TV, Handy stumm. So herrscht eindeutiger Katastrophenalarmmangel. Nur der Schlick quietscht unter dem nackten Fuß.

„Vielleicht sind es der immense Reichtum und ein damit einhergehendes schlechtes Gewissen, lieber Mahler, was viele Aufrechtgeher regelmäßig den Weltenuntergang herbei phantasieren, ja fast herbei sehnen lässt.“

„Aber den gab es doch schon etliche Male!“

„Gewiß, in kleinen Dosen!“

„Herr Albert, Ihr Defätismus ist mir neu!“

„Ich denke lediglich, daß das kleine, fiese, alltägliche Gezappel eher zermürbt als große Angstgemälde und ähnliche Vorausahnungen.“

„Dann müssen Sie sich eine innere Warft bauen!“

„Wie meinen Sie, lieber Bär?“

„Na ja, nasse Füße, aber das Herz bleibt trocken auf etwas erhöhter Position.“

„Ist das nicht Selbsterhebung!“

„Ich würde es – da niemand aktiv verletzt wird – eine angemessene Überlebensstrategie nennen!“

„Die innere Warft bauen! Nicht schlecht.“

Es folgt ein längeres Schweigen. Der Bär bricht es.

„Herr Albert! Sie haben doch was!“

„Ich muß!“

„Ich weiß!“

„Also, los! An Land!“

„Nix, ich bleibe hier! Ich hätte da noch ein paar Verabredungen!“

„Ach?“

„Ja, zum Beispiel im Tüterland.“

„Na dann!“

„Ich werde Ihnen regelmäßig Postkarten senden, auf denen ich berichte. Auch zur Stabilisierung Ihrer neu zu bauenden inneren Warft.“

Das Inseltaxi sammelt Herrn Ernst Albert ein, bringt ihn zur Fähre nach Strucklahnungshörn. Archibald Mahler beschließt erstmal den Leuchtturm zu besteigen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ihm gefällt, was er sieht.

pewo14

Tags »

Autor: Christian Lugerth
Datum: Sonntag, 21. Mai 2017 10:57
Trackback: Trackback-URL Themengebiet: Pellwormereien

Feed zum Beitrag: RSS 2.0 Kommentare und Pings geschlossen.

Keine weiteren Kommentare möglich.