Beitrags-Archiv für die Kategory 'Draußen vor der Tür'

POST AUS LITAUEN / BEGEGNUNG

Samstag, 8. Oktober 2011 9:40

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Lieber Herr Mahler!

Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich lief durch den Wald und war ganz alleine. Der Wald war wie aus einer anderen Zeit, die längst vergangen ist, so schön und von einsamer Stille war der Wald. Und der Wind spielte mit den Wipfeln, ich blickte hinauf ins raschelnde Blattwerk und ich stolperte über diese Dinger. Hinterlassenschaften eines Riesenviechs, Kötel so groß wie mein Hasenkopf. Freude, Furcht und gespannte Erwartung durchschossen mich und auf leiser Pfote lief ich weiter. Das Riesenviech ist nicht fern, die Kötel waren noch warm. Ich blickte nach rechts und nach links in aller gebotenen Vorsicht und jede Bewegung oder Sinnestäuschung im fernen Geäst jagte mir ordentlich Adrenalin durch den Leib. Und dann ist es geschehen. Er kreuzte den Weg. Etliche Meter vor meinem Auge kreuzte ein riesiges Elchviech den Weg. Die Einheimischen hatten mich darauf hingewiesen. Es gäbe ihn – weniger Exemplare als einst – aber noch gäbe es ihn und es sei nicht zu spaßen mit dem Tiere. Ich zittere jetzt noch am ganzen Körperlein. Mein Gott, was ein tolles Tier! Morgen gehe ich tiefer hinein in die Wälder. Auf leiser Sohle. Darf man Elche streicheln?

Das fragt sich Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski

Thema: Draußen vor der Tür | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

POST AUS LITAUEN / MEER POST

Samstag, 1. Oktober 2011 14:23

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Lieber Herr Mahler!

Ich sitze hier und schreibe und sehe aus wie ein Streuselkuchen. Lachen Sie nicht! Es ist die Wahrheit. Ich bin also zum Meer. Ein sehr schönes und langes Meer ist das hier und kaum ein Aufrechtgeher zu sehen. Und weil ich im Gegensatz zu Ihnen nicht so der Sitzgucker bin, lief ich los. Immer weiter am Strand lang und immer weiter und plötzlich stand ich vor Rußland, also der Grenze. Und obwohl die Russen nicht mehr Iwan heißen, hat man mir erzählt, daß die Russen in Sachen Grenze und Überschreitung immer noch ein recht humorloses Volk sind. Und denselben Weg zurück, das ist ja doch eher langweilig. Schnell entschlossen Richtung Landinneres abgebogen, irgendwo muß die Straße sein und dann zurück. Und der Wald wurde dicht. Und dann wurde der Wald feucht. Vor allem von unten. Sumpfig. Und dann kamen die Kleinen Biester und rammten ihre Stacheln in den Wanderer abseits der Wege. Schön blöd. Wie das juckt! Jetzt sitze ich wieder im Sicheren. Und schreibe, damit es nicht mehr so juckt. Und dann habe ich noch etwas entdeckt. Meine Güte! Das sind ja Dinger. Davon nächste Woche.

Herzlichst der Streuselkuchen aka Herr von Lippstadt – Budnikowski

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POST AUS LITAUEN / NOCH MEHR POST

Samstag, 24. September 2011 8:29

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Lieber Herr Mahler!

Bin jetzt da, am Ende der Welt. Oder da wo alles anfing. Ist ja oft dasselbe. Haben Sie zumindest einmal behauptet. Es ist die Ruhe. Meine Füße im Sand und in meinen Ohren das unablässige Rauschen des Windes und die Schreie der Möwen. Wie viele das sind. Kann man nicht zählen. Zählt hier auch keiner. Die Aufrechtgeher hier sind fast schon Menschen. Die haben keine Lust Möwen zu zählen. Die sind auch so da. Die müssen aufpassen hier wegen der riesigen Dünen. Manchmal stand hier früher ein Dorf oder Fischerhütten. Jetzt ist das weg. Sand drüber. Und immer der Wind. Mal vom Land über das kleine Meer, das sie hier Haff nennen und dann wieder von draußen, vom Großen Meer. Hin und her. Die Möwen steigen auf und spielen mit dem Wind. Dann nimmt ein Fischer einen Hecht aus. Jetzt sollten Sie mal die Möwen hören, wie die schreien. Da möchte man auch mal fliegen können. Es ist so schön hier. Im Sand gehen ist anstrengend. Aber der Sand lebt. Überall kleine Blumen, Moos, Flechten. Habe ich noch nie gesehen. Irgend jemand knabbert wohl immer an den Flechten herum. Fällt mir gerade auf. Der Wind dreht. Jetzt weht er vom Westen her. Jetzt suche ich das Große Meer. Ist bei Ihnen schon Herbst?

Herzlichst Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski

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POST AUS LITAUEN / NOCH `NE KARTE

Samstag, 17. September 2011 11:38

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Lieber Herr Mahler!

Satz mit X, war wohl nix mit den Langen Kerlen und dem göttlichen Dirkules. Ich runter vom Schiff, die rauf im Gegenzug und ab nach Hause. Ich blöd geguckt, raus aus dem Hafen, einziges Taxi geschnappt und dann stand ich erst mal rum. Hier wird die Zeit wohl noch etwas anders gemessen. Vor mir ein unendlich langer Güterzug, der sich zum Rangieren bereit gemacht hat. Er tat es aber nicht. Der Taxifahrer fluchte laut und das sogar auf Deutsch. „Sch…!“ sagte er und lachte und dann war auch er plötzlich ganz traurig, weil die Langen Kerle aus Litauen auch aus dem Turnier geflogen sind und das daheim. Weia, wie Sie immer sagen. Ich denke, dann fahr ich eben weiter zum Ende der Welt. Mit einem litauischen Taxifahrer ist dies durchaus möglich.

Herzlichst Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski

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POST AUS LITAUEN / ‘NE ANSICHTSKARTE

Samstag, 10. September 2011 16:52

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Lieber Herr Mahler!

Ich bin nicht so schnell voran gekommen wie geplant. Mal schauen, ob ich die Langen Kerle noch sehen kann da drüben in Litauen. Aber ist bin auf dem Schiff und über die Ostsee pfiff die ganze Nacht ein Sturm und drückte das Wasser sogar durch das Bullauge meiner Kabine. Ein wütender Gegenwind war das. Kennt man als Landhase so nicht. Die Maschinen stampfen konzentriert und das Schiff muß ja auch fahren. Sehr langsam fährt die Fähre! Und das Bier schmeckte gestern abend und mir war kaum schlecht, auch wenn die Koje schaukelte. Heute morgen scheint die Sonne. Da hinten ist Land. Ich muß mich konzentrieren. Nächsten Samstag melde ich mich wieder.

Herzlichst Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski

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BEI PÖHLERS UNTERM SOFA (TEIL 3)

Mittwoch, 31. August 2011 8:29

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„Merken die eigentlich nichts, die Pöhlers?“

„Wie sollen Sie auch, Herr von Lippstadt-Budnikowski? Das Pinocchio-Gen stirbt aus.“

„Keine Lügen mehr? Das wüßte ich aber!“

„Mehr Lügen. Aber weil die Lüge unter Durchsetzungsvermögen abgeheftet wird, wachsen die Nasen nicht mehr. Besser so wahrscheinlich. Man käme überhaupt nicht mehr voran auf den überfüllten Strassen. Ständig bliebe man hängen.“

„Passiert uns doch auch, bester Herr Mahler!“

„Das Schicksal prähistorischer Moraltiere!“

„Aber warum schlingern dann die kleinen flachen Leitwölfe so in der Gegend rum?“

„Wer die eine Hand ständig auf dem eigenen Glied ruhen hat, dem fehlt es an Aufmerksamkeit für die Straße, die vor ihm liegt! Herzlich willkommen zurück in Mittelhessen, by the way, wie man heute sagen würde!“

„Sie bemerken den Nebel?“

„Konsequenz!“

„Hä!“

„Wer bei Pöhlers unter dem Sofa rumstochert, braucht sich über aufsteigenden Nebel nicht zu wundern!“

„Aber alle sind doch so laut!“

„Konsequenz ebenso. Brüllen im Nebel. Pfeiffen stehen im Wald. Pinocchio auf dritten Plätzen. Sie seufzen, bester Stan?“

„Hömma, die ganze Pöhlereichose tut mich ziemlich nervieren tun. Wennse dann noch siehst, wie der Herr Bundesschalträger oben seine eregierte Zeigefinger ausfahren tut, um untenherum dem Leitdackel anne mutige Knie rumzuschrauben, dann kann et schon mal passieren, datte Deinen Mageninhalt auffe Morgenzeitung platzieren tust. Also nee!“

„Konsequenz?“

„Päusken. Ich fahr nach Litauen. Zu die langen Kerle. Tschökes.“

„Nehmen Sie dies mit. Reiselektüre. Mag es Sie aufbauen. Sie sind nicht allein!“

„Und Sie, Mahler?“

„Ich gehe auch!“

„Irgendwohin?“

„Irgendwohin!“

Ein Möbelwagen bremst im Nebel. Möbelpacker in kurzen Hosen. Sie laden das Sofa der Familie Pöhler auf. Familie Pöhler bleibt im Nebel liegen. Und wenn sie nicht die Fresse halten, dann liegen sie noch morgen. Und übermorgen auch.

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BEI PÖHLERS UNTERM SOFA (TEIL 2)

Dienstag, 30. August 2011 14:10

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Herr „Lütten Stan“ von Lippstadt-Budniskowski hat Herrn Archibald Mahler eine E-Mail geschrieben. Hä? Wie soll das bitte angehen? Ganz einfach, Archibald Mahler hat ein Mobiltelefon mit Netzflachratte! Mahler hat ein Mobiltelefon mit Netzflachratte? Wenn Mahler ein Mobiltelefon mit Netzflachratte braucht oder sich vorstellt, er könne eins benötigen, dann hat er eben eins. Mahlers Mobiltelefon mit Netzflachratte piepst. Ei schau! Archibald Mahler liest eine E-Mail.

„Hömma Kumpel, ich tu hier aussem Fenster schauen auffe Hauptstadt und denken tu ich woll auch über dat Gestrige und Ihre wohlfeilen Rügen von wegen die BILD – Zeitung un dergleichen. Dat mit die Verkürzung vonne literarische Texte iss ein Unding. Da haben sie Recht inne Gänze von Ihre Behauptungen des Denkens. Und Lesen iss ja wie Synapsen wässern, quasi. Also bin ich inne Bahnhofsbuchhandlung am Zoo inne Hauptstadt und bin getz stolzer Besitzer von zwei literarisch hochwertige Büchkes. Da iss einmal dat Werk „Schoßgebelle“ von einem Herrn Philipp Roche und dat andere tut „Das feine Kleine (unten)“ heißen tun und iss von einer Dame Charlotte zu Lahm verfaßt worden oder gelassen worden. Weißt Du dat? Egal! Innem ersten Buch spricht ein junger Pöhler anne nachwachsende Pöhlerjugend, wie er auffe Schöße von seine Onkels und Lehrers und wat weiß ich wat alles gesessen iss und immer gebellt hat, dat man ihn erhören möge und für immer und ewig zum besten Pöhler unter die Ligasonne machen möge. Und dat er aber immer schon vonne Vorsehung geküßt war, dat er sonne Art von Inkarnation vonne Pöhlerzukunft darstellen tut und deshalb die Onkels und so eh Heiopeis und Dösbattel sind und dat dat ganze Gebelle nur Zeitverschwendung iss für dat originäre Pöhlergenie wie er und nur einer Capitano anne Stelle vonnem Capitano und so weiter im Schoßgebell. Und dat er heute nur noch innem Schoß vom Bundesjogi bellen tut. Für wat und warum, dat tut er allerdings nich hinschreiben lassen tun. Ich sach mal, iss sone Art von Kochbuch, wo die Pöhlerjugend sich ein Ei drüber braten kann. Dat Werk von Frau Charlotte von Lahm wiederum iss eine Art Roadtrip annen eigene Körper hin. Und die tut schreiben, dat, weil ihre böse Tante Käthe früher nie mit ihr Sigmund Freud gelesen hat, sondern nur immer anne Playstation rumgedaddelt hat und vonne Keksfresserei voll und völler wurde, sie, Charlotte die Hellsichtige, einfach die Werke vonnem Herrn ausse Wiener Berggasse selber aussem Regal gefischt und ratzfatz gelesen hat und dabei feststellen mußte, dat sie gar keinen Schniepel inne Buchse, sondern eben wat auch immer und dat dat dann dat feine Kleine iss oder so. Jedenfalls geht et in beiden Werken umme Freiheit. Die Freiheit von wat? Dat konnte ich noch nich feststellen tun. Irgendwat da draußen iss gerade am Untergehen. So getz hau ich mich innen Schnellzuch nach Mittelhessen. Und morgen können wir konferenzieren tun. Generell glaub ich, ich muß mich vonne Pöhlerei lossagen. Bin ich zu alt für woll für diesen Kokolores. Bis die Tage Ihren Stan.“

Archibald Mahler grinst und pfeift ein Lied vor sich hin. Ein sehr altes Lied. Ein Lied ganz ohne Worte. Wie schön. Aber eigentlich wollte er doch irgendwohin gehen.

Thema: Anregende Buchstaben, Draußen vor der Tür, Öffentliche Leibesübungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

BEI PÖHLERS UNTERM SOFA (TEIL 1)

Montag, 29. August 2011 17:27

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Archibald Mahler war aufgestanden. Nun geht er irgendwohin. Da klingelt sein Mobiltelefon. Mahler hat ein Mobiltelefon? Wenn Mahler ein Mobiltelefon braucht oder sich vorstellt, er könne eins benötigen, dann hat er eben eins. Mahlers Mobiltelefon klingelt demnach. Von Lippstadt – Budnikowski ist dran.

„Bitte?“

„Hallo, Mahlerken, hömma, hier inne Hauptstadt dat iss voll der Hammer!“

„Wie meinen? Wird regiert!“

„Kannse getz nich so sagen!“

„Ja nun, was treiben Sie so?“

„Ich sitze hier beie Füße vom ehrenwerten Herrn Geheimrat von und zu Goethe!“

„Wo das denn?“

„Na, inne Anlage namens Tiergarten!“

„Ach, stellt man Aufrechtgeher, die ihrer Heimatsprache mächtig sind, nun im Zoo aus?“

„Quatschkopp! Dat iss eine Denkmalsstatuette vonnem Reimeschmied! Und davor tut einer auffe Bank sitzen und lesen tun!“

„Wahlverwandschaften? Faust? Über die Farbenlehre? Werther? Iphigenie?“

„Nee! BILD!“

„Deshalb stören Sie mich in meiner Verwirrung?“

„Dat kann unsere Wenichkeit gerne steigern tun mit die Verwirrung. Ich les mal vor, was ich erspähen kann auffe Printmedie vis a vis: Herr Lahm ist nicht schwul!“

„Und wenn interessiert dies, außer vielleicht seine Frau?“

„Ja, aber darunter kannse stehen sehn– ich hau mich wech – dat dem Herrn Ballack seine Frau von zu Hause ausgezogen iss mit die ganze Kinderschar un die komplette Möbelage.“

„Was darunter? Niveaulimbo?“

„Nein allet auf eine Seite. Oben iss die eine Verlautbarung mit die sexuelle Orientierung, direkt darunter steht dat andere vonne Auflösung von eine ehemals sexuelle Gemeinschaftlichkeit. Und noch mehr! Dat glaub ich woll nich! Nee! Unfaßbar!“

„Jetzt haben wir damit angefangen! Raus damit!“

„Da steht inne Vertiefung vonne Thema, dat anne Wohnungsklingel bei Lahmens öfters ein Mann am klingeln war, mit schwarzem Haupthaar unnem Liebesgeständnis auffem Zettel für den Hausherrn und dat der Lahm immer nach Köln am fliegen sei wegen einem Kerl, wat aber nich stimmen tut. Dat wird angeprangert vom Linkverteidiger. Wegen die Schlechtigkeit vonne Menschheit un die üble Nachrede! Aber hömma, Mahler: Köln, Leverkusen, Klingeln, schwatte Haare, Frau wech! Dat isset doch. Also nee! Dat hätt ich getz von dem Michael nich gedacht. Also da isset ja am stauben bei Großfamilie Pöhlers unterm Sofa. Aber wissen Sie wat mich noch am umtreiben iss nach diese Neuigkeitentsunami von weltbewegender Intensiosität?“

„Trägt man beim DFB Echthaar oder Toupet?“

„Ja, hömma Mahler, pöhlitical korrekt iss dat nich, hömma. Dat iss ein Thema vonne höchste Delikatosität und Intimerei. Dat iss anne Diskriminationslinie angesiedelt. Da musse vollste Vorsicht walten lassen tun in alle Äußerlichkeiten!“

„Wer sich auf diese Titelseite begibt, kommt darin um!“

„Also Sie meinen, dat wenn wer ungefragt sein Dingens inne Öffentlichkeit hängen tut, dem kannse auch an seine Hosennaht strullen!“

„Sie haben mich angerufen, bester Fremdleser!“

„Nee, also nee. Schwattet Toupet? Getz? Ja lüch ich denn? Eine Menage a trois. Getz verstehe ich dat mit dem ganze Capitanogedönse. Dat iss eine stinknormale Eifersuchtsgeschichte. Ja glaub ich dat? Da fällste vonne Pöhlerei ab. Heiliger Bimbam!“

„Legen Sie auf, bevor der Wahn Sie packt und meiden Sie Bänke mit solchen Lesern! Hallo? Haaaalloooo? Na so was!“

Archibald Mahler hält ein Mobiltelefon in seinen Händen. Man kann den Hasen in der Hauptstadt singen hören. Ein ganz altes Lied. Gott sei Dank ist Herr Archibald Mahler im wesentlichen Autoerotiker. Ähem: war. Mehr sei aber hier noch nicht verraten. Da machen wir dann eine Fortsetzungsgeschichte draus. Hihihi!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 8

Dienstag, 19. Juli 2011 11:17

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„Was ich bin, muß ich ganz sein. Für diese Pflicht gibt es keine Ferien. Keine Grenzen. Diese Pflicht reicht von Pol zu Pol.“ Das ist lustig, denn der Aufrechtgeher, der sich so zitieren läßt, heißt Sonnenschein. Hihi! Sonnenschein: Gral und Daseinszweck und Ursache tiefster Verzweiflung (bei Absenz) für den Gemeinen Ferienuser. Beruflich war er eine Art theoretischer Vermittler zwischen den Göttern und den anderen Zweibeinern. Archibald Mahler, inzwischen vollständig genesen von den Verirrungen der vorletzten Nacht, zuckt zusammen. Die Pflicht! Die ferienfreie Pflicht! Die selbst in den Ferien ferienfreie und grenzenlose Pflicht! Der letzte Ferientag ist angebrochen! Weia und noch mal Weia! Und noch keine einzige Postkarte geschrieben. Her mit den Textbausteinen! „Total toll hier! Superwetter und nette Leute. Wir sind jeden Tag schwimmen!“ Na ja! „Geile Location hier! Geile Parties! Voll krasse Leute! Hau rein!“ Ojemineh! „Es immer noch schön hier und die Sonne scheint ohne Unterlaß! Aber früher war es billiger hier! Denkt Du an die Katzen?“ Geht so. „Heute habe ich das erste Mal in der Sprache der Eingeborenen ein Eis bestellt. Fühle mich wie eine Einheimische!“ Besser nicht! „Sind wieder bei Costas untergekommen! Leider zu viele Touris hier unten! Echt ätzend!“ Muß nicht. „Gutes Hotel (totaler Geheimtip!), nur 10 Minuten bis zum Flughafen. Das Essen ist preiswert und sehr reichhaltig. Getränke muß man leider selber zahlen. Ich bin schon ganz braun!“ Lassen wir auch. „Ich liege gerade auf der Terrasse. Total vollgefressen. Anna ist mit den Kindern am Strand. Bis bald. Kuß!“ Aber, aber! „Die sind total schräg hier unten. Können kein richtiges Brot backen und fahren links. Gott sei Dank ist Satelliten-TV auf dem Zimmer!“ Archibald Mahler kommt gerade so richtig in Schwung bei der virtuellen Postkartengestaltung, als man ihm auf die Schulter tippt. Der ehrenwerte Herr Ernst Albert, offensichtlich genesen, ist es.

„Schon fertig?“

„Und, war schön, Herr Mahler?“

„Eigentlich wie immer, Herr Albert! Gucken und denken und atmen und froh sein. Meistens!“

„Fein! Jetzt sind die liebe Frau Eva Pelagia und meine Wenigkeit dran mit der Urlauberei! Und Du hütest unsere Hütte!“

„Sturmfrei?“

„Von mir aus!“

„Fein! Tschüß, lieber Eigensee! Und danke fürs gucken und denken und atmen und froh sein dürfen. Meistens zumindest. So! Ich wäre soweit!“

„Abflug!“

Man geht. Und sonst? Was macht bärman sonst? Er dreht sich noch mal um. Und dann schaut er winkend aufs Wasser. Guck an!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 7

Montag, 18. Juli 2011 17:21

vacances7

„Zwei Biere waren nötig, das erste und das letzte.“ So wird der ehrenwerte Herr Ernst Albert zitiert, es ist aber nicht mehr verbürgt, wann und in welchem Zusammenhang er so sprach. Man weiß nur, es gab vereinzelt Anlässe, denen man dieses Zitat zuordnen könnte. Was dies mit Herrn Archibald Mahler, dem Unschuldigen von Allendorf, zu tun hat? Holen wir gedanklich aus in Richtung Grundsätzliches: Jeder Urlaub hat den einen Morgen, an dem man die Euphorie des Vorabends bitter bereut, jenes vorabendliche, erlöste „Über die Stränge schlagen“, sprich die Völlerei und das Studium lokaler Trinkrituale. Oh Vernunft, erhebe Dein züchtiges Zepter! Was war geschehen? Die Brachse des gestrigen Abend war offensichtlich schon in Rente und der fade Geschmack in Archibalds Maul, den er auf dem Nachhauseweg spürte, mehr als penetrant. Doch welch Zufall, hatten während des Bären Abwesenheit junge chillwillige Aufrechtgeher am Eigensee gelagert und daselbst versucht ihre Stimmung mit Mischgetränken aller Art aufzupoppen. Ihr Aufbruch war ein überstürzter, denn das Ufer des abendlichen Eigensees zierten, als der Bär zurück, einige nicht sorgfältig geleerte Flaschen. (Das hat nichts mit Aufbruch zu tun! Das ist heutzutage Usus! Mama hat bis jetzt doch auch immer alles weggemacht! Gruß Der Säzzer!) Archibald mochte die Farben der Restgetränke. Orange. Rosa. Grün. Sogar bläulich! Schräg! Der fade Geschmack im Mund und die der Urlaubslaune geschuldete Überzwerchtheit erledigten das Übrige. Archibald Mahler wurde zum Resteverwerter und dann hat er die leeren Flaschen ordentlich in einen nahen Abfallkorb entsorgt, den die angechillte Jugend in Sommermärchenlaune Part 2 bestimmt nur übersehen hat. Die Lieben! Unsere Zukunft! Zurück auf dem Ausguck spielte der nächtliche See lustige Spiele mit Archibalds schwankenden Blick, das fand er höchst amüsant, der Schlaf wurde zu einer kleinen Achterbahnfahrt und nun begrüßen wir den heutigen Morgen: siehe oben. Und Archibald, wie steht es um ihn? Malade, aber er denkt nicht daran irgend etwas zu bereuen und die morgendliche Fahne der Reinen Vernunft zu schwenken. Es ist geschehen und selbst das Leben eines Denkbären tischt mal eine Rechnung auf. Wie, wo und warum sollte ein Bär auch über die sogenannte Vernunft nachdenken? Ein Bär ist per se nicht unvernünftig. Er guckt, ißt, verdaut, entleert, denkt und träumt. Kann man nicht viel falsch machen. Singet das Hohe Lied der kreatürlichen Natura aeterna, liebe Aufrechtgeher! Gut, einen Bär, der aus einem Zoo ausbricht, um dann durch eine Fußgängerzone zu schlendern und der überteuerten Feinkostabteilung eines von der Schließung bedrohten (Warum wohl?) Zweibeinerkauftempels einen Besuch abzustatten, kann man bedingt – nach den Maßstäben der Aufrechtgeher – als unvernünftig bezeichnen. Eventuell und wenn der Bär sich erwischen läßt. Aber sonst? Niente! Und ein gutes hat so ein Kater. (Heißt der bei Bären eigentlich auch so?) Man muß sich über das Programm des siebten Ferientages keine großen Gedanken machen, der Tag gliedert sich von alleine nach den Vorgaben des derangierten Hirns und eines allzu aufsässigen Magens. Der Eigensee aber bewahrt die Ruhe und läßt sich betrachten, wie eh und je. Wunderbar! Aua! Kurz mal ins Gebüsch! Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich das, was vom Bären heute übrig ist. Und dann schaut das aufs Wasser. Guck an!

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