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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Acht

Montag, 11. Mai 2020 12:34

abstand10.2

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Die Wahrheit? Das kann doch weg, oder?

…..

Schlimmer als die eigene Ungeduld zu spüren, ist’s die Ungeduld der Anderen einzuatmen. Zumindest wird es so empfunden. Dieses hektische Gewaber, das drängende Blubbern, die großen, tiefen, allzu oft schrecklich selbstmitleidigen Seufzer, das Aufheulen bitterer Klagen über exklusiv empfundenes Unrecht und Bedrängnis. Ja, eine Freude ist es, schrieb mal ein Regisseur, im Anderen das Arschloch zu entdecken, das man selbst. (He Mahler! Manchmal hauen auch Aufrechtgeher coole Zitale raus! Gelle! Der Säzzer) Schlimmer noch aber als eventuell im Zustand nagender Ungeduld und Unwissenheit gefällte Entschlüsse, ist die in dieser Disposition der Hibbeligkeit gerne einsetzende Suche nach der GROSSEN SCHULD. Da es nun mal schwer bis unmöglich scheint das eigene Nichtwissen zu ertragen und darüber nicht in den Fehler zu verfallen, frei umhermäanderndes Spekulieren zur „Wahrheit“ umzupolen, steckt man gerne die Köpfe zusammen und – Hast Du schon gelesen? Internet! – und – Hei, Alter, isch schwör!und nickt vielsagendGenau! Hab‘ ich doch schon immer gesagt! – und weiß endlich Bescheid. Dezente Hinweise auf die vor dem Einbruch der großen Ungeduld oft anders geartete Sicht der anstrengenden Dingen werden beiseite gehibbelt oder  – siehe DaVdA/Ev – mit sofort einsetzender Amnesie beantwortet. Auf dem freien Feld tummeln sich die falschen Propheten, die schwarmintelligenten Followeranten trumpfieren ob der endlich beendeten Unwissenheit. Denkste Puppe oder Weia, wie der Herr Bär vom Brandplatz, Archibald Mahler genannt, gerne bemerkt. Heute jedoch sitzt er recht wortkarg gestimmt wie auch sein Gefährte Kuno Budnikowski, ehemals Lütten Stan oder andere Inkarnation nach Bedarf und starrt auf ein Herz an der zerfallenden Wand. Wie auch immer: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen!

…..

Halt! Halt! Erst hören wir da rein. Dieses Lied, Grund der momentanen wortkarg gestimmten Lippen und Hirne. Fremde Sprache. Dauert länger bis man das kapiert. Und dann auch noch vom kryptischen Herrn Robert Zimmermann. Aber: eben: Geduld! Siga! Siga! Gucken wir mal da rein: in kleinen Dosen.

…..

„False Prophet“


Another day that don’t end

Another ship goin‘ out

Another day of anger, bitterness, and doubt

I know how it happened

I saw it begin

I opened my heart to the world and the world came in

(…)

Well I’m the enemy of treason

Enemy of strife

Enemy of the unlived meaningless life

I ain’t no false prophet

I just know what i know

I go where only the lonely can go

(…)

Hello stranger

A long goodbye

You ruled the land

But so do I

You lost your mule

You got a poison brain

I’ll marry you to a ball and chain


You know darlin‘

The kind of life that I live

When your smile meets my smile something’s got to give

I ain’t no false prophet

No I’m nobody’s bride

Can’t remember when I was born

And I forgot when I died

…..

Gut. Die zweite Klappe. Wie auch immer: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen schon! Jetzt güldet es.

…..

„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Budnikowski, die Wahrheit, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Mahler, wobei ich über Einwände noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Aber was ist dann richtig und was falsch? An was mag man glauben mit zitterndem Löffel!“

„Nun, gewiß nicht an das, was die Propheten aus ihren Posaunen pusten!“

„Ich verwechsle die immer mit Experten!“

„Das mag schon mal geschehen. Es ist schwer, aber möglicherweise ist es angeraten, darüber zu räsonieren, mit welchem Interesse wer was äußert und nicht an der Oberfläche des Gesagten hängen zu bleiben!“

„Das ist verdammt schwer, lieber Bär!“

„Ich fass mir da auch an die eigene Nase, bester Hase!“

„Ist Angst eigentlich auch ein Interesse!“

„Das sollten Sie als Hase wissen, unbedingt! Sie äußert sich bei jenem mal so, beim anderen auch mal so! Furcht jedoch ist angebrachter.“

„Ich habe Angst vor denen, die sagen, sie fürchteten sich vor nichts und niemand!“

„Das ist auch nicht vernünftig!“

„Was? Sich zu fürchten vor denen, die sich nie fürchten?“

„Nein! Die wohlfeilen Wahrheiten!“

„Was ist denn vernünftig?“

„Mehr als schwer! Lieben vielleicht!“

„Ich denke, das ist so mit verwirrenden Gefühlen und so!“

„Auch! Aber sonst ziemlich gescheit!“

„Es ist vernünftig zu lieben?“

„Wenn man das kann, schon!“

„Aber es sollte schon ein Anderes sein. Was man … dings. Oder, lieber Meister Mahler!“

„Besser isses. Ist aber gerne mal ein Problem!“

„Das Ich ist gleich das Andere? Meinen Sie das?“

„Wird gerne mal genommen! Sehr oft sogar!“

„Vielleicht ist das Andere ja ein Ich!“

„Könnte sein!“

„Haben Sie noch eine gute Nachricht?“

„Ja! Die sag‘ ich aber noch nicht!“

„Dann ist es ja eine richtig gute Nachricht! Richtig?“

„Schauen wir in die Wolken!“

„Der Himmel ist aber blau!“

„Irgendwann wird der Schornstein wieder rauchen! Siga! Siga!“

„Herr Archibald Mahler!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Dank liegt bei mir!“

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abstand10.3

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Sieben

Donnerstag, 7. Mai 2020 13:41

abstand07.1

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Die „Welt“? Das kann doch weg, oder?

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Mahler und Budnikowski taten einen Beschluß. Also fassten zu. „Lassen Sie uns in die Kürze zurückblicken, nur ein paar Wochen. Zurück auf jene Tage, als ich aus Engelthal zurückkehrte.“ Das schlug der Bär vor. Der Hase nickte erfreut zu. Also ab nickte er dazu. Sogleich aber schallte es ihnen aus dem ungeduldigen Wald entgegen. „Nach vorne, nach vorne, nach vorne nur!“ Der gute alte Reflex Schnappatmung und ohne gebührenden Rückblick nach vorne stürzen die lauten Rufer sich in eine besungene Vergangenheit. Sollen sie, ist wohl nicht zu verhindern, doch zwischen den zerfallenden Gemäuern, in dieser Industriebrache ist weiterhin gut räsonieren im Rückblick, eine sinnstiftende Tätigkeit, die der DaVdA/Ev allzu gerne vernachlässigt. Nein, das ist nicht das Codewort mit dem man sich in diese Seite eingeloggt. (Aber das Motto! Gelle! Der Säzzer mit den grinsenden Augen) Ja was denn dann? Die allgemeine Vergeßlichkeit des Aufrechtgehers / Einsicht verhindernd wird damit abgekürzt, denn so viel Zeit ist nicht, beklagt oder besser konstatiert man dieses weitverbreitete Phänomen doch häufiger, zu Recht. Obwohl in den Wissenschaften, der Philosophie, den Künsten und und und gelassenes Zurückblicken probates Mittel ist Erkenntnisse zu gewinnen, Schlüsse zu ziehen und daraus Einsichten zu entwickeln, denen im besten Fall Taten folgen, die Gutes bewahren, aber unangenehme Gewohnheiten hinter einem lassen. Tja, mögen tät man schon gern hoffen, allein soviel Glauben fehlt schwer oder fällt an allen Ecken, vom Ende nicht zu reden. Wie auch immer: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen schon!

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„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Mahler, die „Welt“, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Budnikowski, wobei ich über Einwände noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Gleich die ganze Welt, ist das nicht ein arg radikaler Ansatz? Sie sehen mich gespannt bezüglich Ihrer Beweisführung!“

„Gut. Lassen Sie mich, da wir vor ein paar Wochen beschlossen hatten den Begriff Aufrechtgeher nicht weiter zu spezifizieren, dies heut jedoch mit der „Welt“ tun!“

„Aha, Budnikowski, man verfeinert sein Instrumentarium! Wenn es auch nur Gänsefüsserl sind!“

„Das hören Sie?“

„Ich sah es in ihrem Auge!“

„Touche! Desweiteren verfeinere ich nicht, sondern schärfe, auch wenn ich auf allzu dünnem Eise herumrutsche, wie all jene die nicht schon beim ersten Ideenfurz in die Posaune stoßen wollen!“

„Hase Budnikowski, jetzt kommen Sie mal zu Potte, Sie sind ja inzwischen schlimmer als ich in Sachen Hirnschwurbeln!“

„Na ja, jetzt läuft ja immer der Bilderkasten und da habe ich mit der Wunderbaren Pelagia oft Bildungsteleschau geguckt! Das verfeinert!“

„Ich dachte schärfen! Also so langsam verlier ich die Geduld. Ist das hier ein Brennpunkt, oder was?“

„So was guck ich nicht! (Archibald Mahler, dies eigentlich nicht seine Art, schnauft sehr ungeduldig.) Iss ja gut, also diese Welt, also die „Welt“, das was die Aufrechtgeher mit sich und ihren kurzfristigen Begehren bezeichnen und was mit der Welt recht wenig zu tun hat, das kann man doch in die Tonne kloppen!“

„Dummerweise ist die „Welt“ gerade dabei, und dies schon länger, die Welt in die Tonne zu kloppen!“

„Mahler, heißt das, man soll fahren lassen Hoffnung und Nachsinnen ist Furzen in den Wind?“

„Budnikowski, oft denke ich es. Als ich unlängst über ihre Schulter auf den Bilderkasten guckte und da Grinsekasper und Kasperinnen von ihren ersten Friseurbesuch nach ein paar Wochen glücklich stammelten, als hätten alle Kriege der „Welt“ ein Ende gefunden und die Fettsäcke bezahlen plötzlich freiwillig ihren Zehnten, oh ja, da habe ich mir länger als sonst den Pöter gekratzt!“

„Tut es noch weh?“

„Man müßte ein Elefant werden!“

„Aber die erinnern sich ganz toll und lang und genau, sagt man doch!“

„Ich dachte an die Haut, die dicke!“

„Die braucht aber viel Pflege!“

„Ich führe seit einigen Tagen stets ein Hautpflegegedicht mit mir! Wollen Sie es hören!“

„Blöde Frage! Zum Schluß! Wieviel Welt die „Welt“ täglich frisst, um „Welt“ zu bleiben, das ist schlimm!“

„Das ist der Schmerz, dessen Empfindung DaVdA/Ev nicht zulassen mag! Oder gar kann?“

„Der ist gut, jetzt müssen Sie die gute Nachricht verkünden, ätsch!“

„Weia! Schwierig, will man das ohne den Alltagszynismus, jener zwingenden Konsequenz von DaVdA/Ev tun! Geht mein Gedicht auch?“

„Nix! Nicht schummeln! Oder sich drückebären!“

„Also: Ich habe keine Zeit mehr, keine Zeit zu haben!“

„Genehmigt! Warte ich also auf Ihr Gedicht!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Herr Archibald Mahler!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Dank liegt bei mir!“

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abstand07.2

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Sechs

Sonntag, 3. Mai 2020 17:36

abstand06.1

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Freiheit? Das kann doch weg, oder?

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Wie war man in diese Lage geraten? Eingeklemmt wie eine Wurst im Schlafrock? Druck von oben, Druck von unten. Die Bandscheiben knirschen. Wie stark war der Druck? Der tatsächliche Druck? Der empfundene Druck? Hat wer die zwei Gefährten in diese Lage unfreiwillig versetzt, gar gezwungen? Sind Schuldige auszumachen? Gibt es Hinweise, ersten Verdacht? Denkste Puppe, keine haltbaren Fakten, lediglich Gemunkel. Man vermutet sogar Freiwilligkeit, eine selbstständig und bei vollem Bewußtsein gefällte Entscheidung. Archibald Mahler und Kuno Budnikowski vulgo – um hier den Ideenstifter und Initiator in die rechte Position zu rücken – Kuno Budnikowski und Archibald Mahler haben sich ohne Zwang dem Zwang ausgesetzt. Sie wollen es am eigenen Leib spüren. „Hä? Mit dem Puderbeutel geklammert oder so?“, hätte der Säzzer – manch anderer wohl auch – gerne eingeworfen, aber der Säzzer wusch die Hände und seine Maske. Aber schlauer werden wir nicht, wenn wir weiter rumspekulieren in diesen Tagen, in denen das wertvollste Wissen das Wissen über das eigene Nichtwissen ist. Wie gehabt: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen schon!

…..

„Budnikowski, eifern wir hier den Sadhus, den heiligen Männern, nach und zelebrieren Selbstkasteiung?“

„Wir sind so frei und ich spüre noch nichts!“

„Na ja, Sie als möhrenkauender Strich in der Prärie, fallen hier auch nicht weiter ins Gewicht, welches auf uns lastet! Ich hingegen in meiner Pockigkeit werde platt sein wie eine Flunder, die ich lieber verzehrte, bevor der Druck bei Ihnen angelangt!“

„Hier könnten wir eigentlich schließen, sprachen Sie doch das Wort zur Lage. Gerechtigkeit ist in Ausnahmesituationen nur bedingt herzustellen, Meister Mahler! Sollten Sie anfangen zu müffeln wie besagte Flunder, ich werde mich melden und nun bitte räsonieren!“

„Weia, die Waldfee! Sprachen Sie unlängst nicht davon, über die Entsorgung der Welt nachdenken zu wollen?“

„Ich war zu schnell, erst muß die Freiheit weg. Beginnen wir wie gehabt!“

„Sie sind ja heute ungewohnt streng, also: Beginnen wir!“

„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Mahler, die Freiheit, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Budnikowski, wobei ich über Einwände noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Die Freiheit, welche der hiesige Aufrechtgeher sich auf seine im Wind sich ständig drehenden Fähnchen schreibt, das kann es ja wohl nicht sein!“

„Bingo! Die gute alte Freiheit des anderen, die ließ ich gerne über.“

„Na die ist – verzeihen Sie den Vergleich – ein totes Karnickel, Fell abgezogen und ausgeweidet. Die Feier der eigenen Freiheit liegt auf der Wiese rum wie ein ausgebrannter Einweggrill.“

„Und deshalb sollten wir den Druck aushalten, wenn sogar in Venedig die Gondeln nicht nur Trauer tragen und der Delfin über die Rialtobrücke hüpft. Ein paar Wochen lang lediglich!“

„Da bin ich dabei, Freund Budnikowski, aber so ein paar Kanthölzer neben uns, druckmildernd?“

„Ha, Mahler, Kanthölzer, schön bemerkt. Mal einfach frei zitiert den Königsberger Denkklops: ‚Was Du nicht willst, daß man Dir tu undsoweiter‘. Erinnern Sie sich als wir zwotausenddreizehn auf den Spuren des Odysseus in Hellas weilten?“

„Oh ja, ich erinnere mich! Da war Druck! Jahre lang, alte Aufrechtgeher fielen um wie Fliegen. Weit über zwanzig Prozent ohne Arbeit und am Ende der Schlange war der Laden leer. Und die hiesigen Aufrechtgeher riefen denen zu: ‚Selber schuld, ihr Faulsäcke‘ und ‚Isch over!‘ Das Mitleid hielt sich außerordentlich in den Grenzen von neunzehnhundertneunzig!“

„Die Aufrechtgeher betrachten die Toten gerne als Zahlenwerte in Statistiken. Das beunruhigt mich gelegentlich.“

„Budnikowski, ohne jetzt gleich an der nächsten Kreuzung die Abzweigung auf den Pfad der Erhellung nehmen zu wollen, aber langsam begreife ich unseren Selbstversuch! Unter Druck kühl weiterdenken, Konsequenzen des eigenen Tuns bedenken. Druckfreiheit iss nicht grundrechtlich verfügbar, nur für den Preis der Druckverlagerung!“

„Das tät ich meinen wollen, weil, überall liegt das Zeugs von den Aufrechtgehern rum und wird versendet an die, welche nicht in der Lage sind die Annahme zu verweigern! Derart frei zu sein bedarf es tatsächlich wenig!“

„Hasenfreund, ich erlebe Sie in heller Empörung! Ihnen steht es an, die gute Nachricht zu verkünden! Wohlan!“

„Die Aufrechtgeher hier können sich ab Montag wieder die Haare schneiden lassen!“

„Hyper! Hyper! Man sagt ja beim Friseur gibt es was zu lesen!“

„Dann das da!“

„Ich glaube bald sollte hier über die Welt räsoniert werden. Und zwar die andere!“

„Herr Archibald Mahler!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Druck … ähem … der Dank liegt bei mir!“

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abstand06.2

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Fünf

Dienstag, 28. April 2020 15:07

abstand05.1

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Mobilität? Das kann doch weg, oder?

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Wie man nur könne? Der Aufrechtgeher ist ein Aufrechtgeher ist ein Aufrechtgeher? Ein langes Leben langt feilt er an seiner Besonderheit und Grandiosität und ein dahergelaufener Bär mit ehemals Abben Bein keift despektierlich rum? Anmaßung, apodiktische! Das Heilige Amerikanische Individuum Germanischer Nation? So nicht, nein, in dieser Zeit da ein Jeder und Wir ALLE!

Archibald Mahler, eher der Harmonie zugewandt und Kuno Budnikowski, von Natur aus etwas schreckhaft, saßen verunsichert. Soll man jetzt, wie geplant, runter zu den Reifen und etwas weiter keifen? Angesichts der – gewiß – Lage und der – na ja – Sensibilität der Aufrechtgeher, wenn ihre eigenen Belange im Mittelpunkt stehen? Man berät sich. Leise. Fuhr da nicht eben eine Blechkiste mit Ordnungsaufpassern vorbei und verlangsamte sogar für kurze Zeit das Tempo? Irritierte Blicke? Der Bär lacht auf und haut den Hasen den Ellenbogen in die Rippen. Der wankt aber fällt nicht. Hören wir mal rein ins Vorgeplänkel!

…..

„Denkste Puppe! Wer zu schnell wankt, der fällt beim ersten Windstoß! Mahler, was hat Ihr Rempler zu sagen!“

„Eben dieses, werter Budnikowski, nicht wanken: Ich habe mir gemerkt, was der Ehrenwerte Ernst Albert beim Frühstück am letzten Sonntag der Wunderbaren Pelagia aus der Zeitung vorgelesen hat. Also: ‚Es gibt in der politischen Debatte drei mögliche Arten zu argumentieren: Man kann auf erwiesene Fakten hinweisen, man kann eine persönliche Meinung äußern – und man kann urteilen. Letzteres war für Hannah Arendt die wichtigste Form des Sprechens. Aber leider ist das Urteilen im aktuellen Diskurs etwas aus der Mode gekommen … Beidem, dem Wissen und dem Meinen, ist gemeinsam, dass der Sprecher oder die Sprecherin keine Verantwortung für das Gesagte trägt. Der Verweis auf Fakten bezieht sich auf die Realität – es ist nun einmal so, ich kann nichts dafür! Das bloße Äußern einer Meinung hingegen beruft sich auf die Meinungsfreiheit, das Recht für alle, mitzureden… Wenn ich etwas beurteile, füge ich hingegen objektives Wissen und subjektives Meinen zusammen. Mein Sprechen ist dann kein spontaner Impuls persönlicher Ansichten und auch kein bloßes Referat feststehender Fakten, sondern eine begründete, durchdachte politische Intervention.‘ Das stand da drin!“

„Was hält uns dann noch, runter an die Reifen, was begreifen und ein paar Zeilen, um Uhr zu teilen!“

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Man stieg hinab, nahm Platz, kratzte sich am Pöter und an den Löffeln, jeder sich selbst, gegenseitig später wieder und räsonierte so vor sich hin. Also … ähem … bereit … also wir könnten dann … Dings. Sie wissen schon!

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„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Budnikowski, die Mobilität, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Mahler, wobei ich über Einwände noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Also alte Reifen, die nicht rollen, sind mir nicht unsympathisch! Aber müssen die Aufrechtgeher die Dinger überall rumliegen lassen?“

„Vielleicht ist es ein Zeichen der allgemeinen Indigniertheit dieser Tage. Ein Mahnmal der siechenden Blechkistenbauer!“

„Und die Eisenvögel stehen auch alle am Boden rum und machen keine Streifen mehr in den Himmel. War das nicht schon mal, als dieser unaussprechliche Vulkan staubte und wir unten im Heckerland?“

„Weia! Im Bärenknast! Ich entsinne mich. Nach dem damaligen zeitweisen Untergang der Aufrechtgeherwelt in ihren mentalen Grenzen von zweitausendzehn ist man noch verbissener und schneller durch die Lüfte gerast!“

„Aber wenn die Eisenvögel da noch lange rumstehen, dann rosten die und die hiesigen Aufrechtgeher können ihren Titel nicht verteidigen!“

„Was für ein Titel, Herr Hase?“

„Na, Reiseweltmeister!“

„Den anderen Titel ja wohl auch nicht mehr in absehbarer Zeit!“

„Netter Versuch, Mahler! Über Geistleerspiele und das Gejammer in Milliardenhöhe mögen andere urteilen! Der legendäre Sack Reis der Lichtgestalt ist in Kina, wie er sagte, nun leider doch umgefallen und man muß den leidigen Sack und auch das kinesische Fahrradel im Gegensatz zu den (noch) unsichtbaren Sklaven in Katar jetzt leider wahrhaben!“

„Nix leider! Die Strafe folgt auch auf den Zauberfuß!“

„Wollen wir den alle Bewegung in die Tonne kloppen?“

„Quatsch! Auch mir ist die Nase ab und an nach fremden Gerüchen! Sie entsinnen sich! Doch das Maß, das Maß und man zweifle an den Selbstverständlichkeiten! Sich nur bewegen, wenn man muß!“

„Nur zum Kacken?“

„Budnikowski, Sie wissen ganz genau, was ich meine! Ihre gute Nachricht!“

„Die Garagen sind leer und man kriegt überall Parkplätze in der Innenstadt!“

„Na, daran glaube ich erst in einem halben Jahr!“

„Ich habe mir auch was gemerkt aus dem Artikel, der vorlesen wurde, was mir gefällt!“

„Her damit!“

„Also: ‚Früher fand ich den westlichen Zivilisationshochmut, die Verachtung gegenüber den anderen, den Zurückgebliebenen darin schwer erträglich. Jetzt mitten in der Corona-Krise – oder stehen wir nicht doch erst an deren Anfang? – finde ich die Vorstellung, der Mensch sei überhaupt in der Lage, die Welt zu beherrschen, lächerlich. Ich erinnere mich daran, dass 2008, als das erste Mal in der Weltgeschichte mehr Menschen in Städten wohnten als auf dem Land, uns gesagt wurde, die Zusammenballung der Menschen auf engstem Raum sei gesellschaftlich womöglich immer noch ein Problem, aber die daraus entstehenden biologischen Gefahren seien dank der Antibiotika keine mehr. Wir werden gerade eines Besseren belehrt. Wir werden zurückdrehen müssen, wenn wir nicht draufgehen wollen. Was auch heißt, dass wir an anderen Stellen aufdrehen werden müssen. Corona zeigt, dass wir die Natur nicht beherrschen, sondern dass wir immer wieder neue Arrangements mit immer wieder neuen ihrer Vertreter schließen müssen.‘ Können wir morgen mal über die Welt reden, die weg muß!“

„Gute Schlußworte! Und: gerne!“

„Herr Archibald Mahler!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Dank liegt bei mir!“

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abstand05.2

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Vier

Donnerstag, 23. April 2020 17:46

abstand04.1

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Individualität? Das kann doch weg, oder?

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Da gab es diesen Anruf gestern. Wegen vorgestern und den Äußerungen über Abstand und Abstandswerkzeuge und Einhaltung von Regeln vor der Haustür. Nein, nicht ein Ordnungsamt hat sich gemeldet oder anders Behördliches, nee, ganz im Gegenteil: empörte Individualität. Das seien doch auf dem Foto eindeutig mehr als als vierzig Zentimeter, ob das Bedeutung habe in Zeiten ungebremster Einschränkung der Freiheitsrechte der Individualität, ob man mit seinen demonstrativen einmetersechzig (vierfacher Wert! Vierfach!!) irgendwie sein Guthasentum raushängen lassen wolle, warum man auch noch die Mutter der Nation wohlwollend zitiere in Sachen Orgien der Ungeduld und überhaupt als kritischer Bärengeist, man sei enttäuscht und stehe kurz vor einem rechtlichen Schritt! Wie meinen? Absurd? Keineswegs, selbst von den Leserbriefseiten eher gescheiter Printmedien springen einem immer öfters heftig beleidigte Egos entgegen ob des erlittenen Kontrollverlusts. Wie auch immer, bevor die Vorbemerkung den restlichen Text überflutet, zurück zu Mahler und Budnikowski, die daraufhin beschlossen hatten auf die geplante Spezifizierung der Bezeichnung „Aufrechtgeher“ zu verzichten. Ein Aufrechtgeher ist ein Aufrechtgeher ist ein Aufrechtgeher und man blickt von außen auf deren die Tage verwirrend verwirrte Welt. Also … ähem … bereit … also wir könnten dann  … Dings. Sie wissen schon!

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„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Mahler, die Individualität, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Budnikowski, wobei ich über Einwände als Bär und Solitär natürlich qua Amt noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Also das Ich kann weg. Oder?“

„Ich sach mal so, wenn so ein Ich ständig rumfordern tut, beleidigt lärmt bei noch vollem Kühlschrank und vor allem das mit der Selbstopterminierung, oder wie das heißt. Als ob die Aufrechtgeher keine biologische Wesen sind.“

„Sag ich doch: Atmen, Fressen, Pupsen und Verdauen. Die zeitweise Rückkehr zur Natur ist schmerzhaft, Freund Lampe. Und dann auch noch Geduld, wo die Supermarktregale im Winter voller Erdbeeren sind. Es ist immer die eigene lange Nase, an der die Erwartungshaltungen hängen. Muß man manchmal hinlangen!“

„Sieht man die Erwartungen an der Nase eigentlich, wenn man in den Spiegel guckt, Meister Mahler!“

„Seltsamerweise nicht, also die meisten!“

„Komisch, sollte man vielleicht so Spiegel erfinden, die das auch zeigen! Also was so an der Nase klebt.“

„Ich befürchte bei den Aufrechtgehers – also denen die es sich leisten können – kursieren meist Spiegel, die sagen: Noch bist Du nüscht genügend ichig, aber wenn du jetzt ganz viel Selbstoptimistierung machst, bis die Aufrechtgehers neben dir schlechter aussehen, dann ist es gut.“

„Ich glaube, daß meine ich mit der Individualität. Und das kann doch weg, wenn man vernünftig werden möchte. Oder?“

„Das wird wehtun, so manchem. Aber allein mir fehlt der Glaube. So eine Pandemie ist eben nicht der große Gleichmacher, sondern ein Raumteiler, ein fieser. Noch!“

„Mahler, der war gut!“

„Ja, ja, man muß gelegentlich schlaubären. War aber entliehen von fremder Feder und dann variert!“

„Genehmigt. Viele Hirne, ein Hirn, wenn es weiterhilft!“

„Eben! Und sonst, Freund Budnikowski?“

„Seltsam finde ich, daß so viele Individualitäten vor allem nach der Freiheit rufen, sich in gräßlichen Massen aufzulösen zu dürfen. Pöhlerei. Schunkelorgien. Rauschkauf. Stoßstange an Stoßstange stehen. Handtuch an Handtuch die Haut verbrennen lassen. Eimer erst austrinken, dann voll … dingsen. Sie wissen!“

„Den Bärengöttern sei Dank, weiß ich es nicht. Offensichtlich findet dieses überzivilisierte Ich erst zu seiner Grandiosität in der Auflösung in der Masse. Was das Virus freut!“

„Mahler, Sie werden mir unheimlich!“

„Freund Budnikowski, mir ist unheimlich! Man sagt, daß Kriege und Seuchen das Gute im Aufrechtgeher verstärken, aber auch das Schlechte befördern!“

„Cogito, ego dumm! Haben Sie für heute eine gute Nachricht?“

„Wenn man heute Benzin kauft, kriegt man noch Benzin dazu geschenkt!“

„Herr Archibald Mahler!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Dank liegt bei mir!“

„Da drüben liegen zwei Reifen!“

„Dann bleiben wir hier sitzen!“

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abstand04.2

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Drei

Dienstag, 21. April 2020 21:55

abstand03.1

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Normalität? Das kann doch weg, oder?

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Das mit dem Regelwerk wegen Sicherheit und Vermeidung ging flott. Aufrechtgehers zwei Meter geteilt durch die eigene Winzigkeit plus Solidäritätszuschlag und zwei Zentimeter freiwillige Einsicht. Macht vierzig Zentimeter, stets überprüfbar per mitgeschlepptem Überwachungswerkzeug. Sollte für Archibald Mahler und Kuno Budnikowski eigentlich reichen, da sie auch noch in einem gemeinsamen Haushalt leben. Freiwillige Zusatzverpflichtung wäre sich nicht gegenseitig ins Wort fallen und Vermeidung allzu feuchter Aussprache. Verstöße werden mit zehn Minuten Aufenthalt in der Fußgängerzone der Kleinen häßlichen Stadt in Mittelhessen sanktioniert. Müßte als Abschreckung ausreichen. Die Rahmenbedingungen für ein gesittetes, der Sache angemessenes Räsonieren waren also … ähem … bereit … also wir könnten dann … Dings. Sie wissen schon!

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„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Budnikowski, die Normalität, das kann weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Mahler, wobei ich über Einwände noch nachsinne. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Also so vor sich hin und normal leben, kann weg. Oder?“

„Na ja, reden wir vom Atmen, Fressen, Pupsen und Verdauen, diese Normalität mag angehen, jedoch diese Sehnsucht kann weg!“

„Sie meinen das Normale, was jetzt so normal toll gewesen sei, wenn man nach hinten guckt und dann soll es auch vor uns liegen!“

„So ähnlich! Also jene Normalität, der man nachtrauert. diese Chimäre, die akut in den etwas verwirrten Köppen etlicher Aufrechtgeher herumschwirrt!“

„Kämmen wir da nicht das geschorene Schaf mit dem gleichen Besen, oder wie sagt man noch?“

„Sie meinen, ob wir die Schafe nicht zu einfach kämmen, bevor wir sie scheren. Mag sein, doch sind es Aufrechtgeherschafe, geschieht es ihnen recht, verlangen doch gerade jene, denen normalerweise Differenzierung fern wie die Hemden der Konkurrenz, meist auf Grund der eigenen Interessenlage, vom Gegenüber höchst differenzierte  Betrachtung.“

„Ach Mahler, dies ist mir bekannt, selbst es nicht begriffen habend, der andere soll es durchdringen, sonst ist er Schuld! In dem Zusammenhang schlage ich aber uns vor beim Gebrauch des Begriffes „Aufrechtgeher“ etwas präziser vorzugehen. Da ist ein bißchen viel Gießkanne bei Ihnen im Spiel! Wir pauschalisieren!“

„Mit Vergnügen tu ich es, bester Budnikowski. Wo Unachtsamkeit das Zepter schwingt und Verzicht als eine Art Vorhölle betrachtet wird, brummt der Bär!“

„Aber für manche, vielleicht sogar etliche, so mein Einwurf, ist es eine Vorhölle!“

„Sie haben vollkommen recht, nur sind dies nicht die, welche am lautesten und öffentlich leiden!“

(Kuno Budnikowski ereilt ein unangekündigter, heftiger Lachanfall. Archibald Mahler blickt streng, aber noch nicht maßregelnd.)

„Hier, Meister Lampe, was reißt ihn vom Hocker ?“

„Ich habe eine etymologische Eingebung. In Maßen! Sich einen hinter die Binde gießen! Stellen Sie sich das vor: hunderttausend Maskenträger auf dem Oktoberfest!“

„Na ja, wir waren schon besser!“

„Ich dachte wegen Humor und so in schweren Zeiten. Verzeihe er! Was wäre eine vorläufige Conclusio, Herr Denkbär?“

„Sie können nicht zur Normalität zurückkehren, die Herren und Damen Aufrechtgeher, denn die sogenannte Normalität war von Anfang an das Problem!“

„Also sich trauen zu entsorgen!“

„Und ein kräftiges Ciao hinterher rufen, dieser Normalität von vorgestern!“

„Das Morgen sitzt man heute aus und nicht gestern!“

„Budnikowski, der war gut!“

„Ja, ja, ja, ich bin ja sonst nicht der Hellste!“

„Verzeihung, der letzte Gedanke heute ist ihnen!“

„Finden Sie nicht auch den Himmel der letzten Wochen von ungewöhnlicher, gar unverschämter Bläue? Ist dies korrekte Wahrnehmung oder schon Verzerrung des gestressten Hirnes! So eine Art zynischer Trost!“

„Oder der Trotz hyperaktiver Synapsen! Der gute Hoffnungsschimmer Lenz!“

„Verzeihen Sie, aber als Möhrenfachmann mein Einwand: Acker oder Gemüsebeet möchte ich die Tage nicht sein!“

„Na ja, Wald aber auch nicht! So trocken kann ich gar nicht pupsen!“

„Jetzt noch was positives zum heutigen Schluß!“

„Die Bahn war in den letzten Wochen so pünktlich wie seit Jahren nicht mehr!“

„Herr Archibald Mahler!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Dank liegt bei mir!“

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(Man kichert leise vor sich hin. Und denkt sich: avrio entaxi!)

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abstand03.2

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Zwei

Montag, 20. April 2020 16:33

abstand_gundi

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Zurück in die Zukunft

oder

Nochmal Gundi besuchen

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Nein, es war keine Abstandfestlegungsdiskussionsorgie welche Archibald Mahler und Kuno Budnikowski im Wald stehen bzw sitzen ließ und sie so dazu bewog, heute nicht über die Zeit nach der Zeit zu räsonieren, sondern es war der Ehrenwerte Herr Ernst Albert, der die SCHULD trägt, daß das so ist wie es ist heute. Ja, der ist SCHULD. (Bis jetzt hat man den ganzen Krempel ja erstaunlich gelassen und ohne Schuldzuweisungen gewuppt. Dies scheint sich so langsam zu drehen. Bitte auch darüber räsonieren. Mit distanzierter Faust: der Säzzer) Halt, SCHULD trägt ein alter Freund des E.A., hat der nämlich geschrieben, er habe im Wald am Rande der Kleinen häßlichen Stadt in Mittelhessen Gundermann gefunden und zwar den richtigen Gundermann, da der alte Gundermann, der letztes Jahr auf der Bühne stand, um den Westen an den Osten zu erinnern, ein falscher Gundermann gewesen war, also die Heilpflanze namens Gundermann (Glechoma hederacea), die als Requisit im Stück des Ehrenwerten Ernst Albert mitwirkte war falsch, irgendein anderes Kraut war das gewesen und der Gundermann jetzt da draußen im Wald, der sei der Echte und Wahre und in Blüte.

Also rauf auf das Fahrrad, in den frühen morgendlichen Wald, vorbei an langen Schlangen vor den Bäckereien. Mahler und Budnikowski, heute wieder  Hoy und Woj, sind gerne dabei. So entfleucht man den Pflichten, auch wenn diese selbstauferlegt sind. Und der Ehrenwerte E.A. ist auch lieber im Wald als in seinem sorgenvollen Musentempelhirn zu Gange. Ein hübsches Pflänzchen ist das, der wahre Gundermann, so viel kleiner als das dicke Ding auf der Bühne, der falsche  Gundermann. Stop, bevor wir hier herum metaphern und blöde Schlüsse ziehen, hören wir mal rein, was Hoy und Woj aka Mahler und Budnikowski, da sie zwischen den Blümchen sich an den letzten Sommer erinnern, so zu sagen haben.

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„Meister Hoy, haben Sie die ganzen Aufrechtgeherschlangen gesehen? Ist das die tätige Erinnerung an den Osten?“

„Vielleicht, so ein bisserl. Vor allem, wenn man dann endlich drin ist und das Verlangte ist ausverkauft, werter Pijasel Hoj.“

„Dann sollen die mal schön sich erinnern üben!“

„Schwer, wenn man zwanghaft immer nur nach vorne stiert!“

„Eben. Das sind aber viele kleine Gundis hier!“

„Ich glaube es stehen genau schöne Blumen um den Baum herum!“

„Ach ja, das sagt ihr Freund, der nicht da war. Blumen riechen statt sie zu zählen.“

„Genau, Blumen sind schöner, als sie achtunddreißig sind!“

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So haben die zwei Blumenriecher gerade noch die Kurve gekriegt, bevor sie in die Räsoniererei eingebogen wären, wo der Morgen im Wald heute doch so schön friedlich und unbeschwert ist. Morgen dann geht es richtig los. Versprochen. Oder übermorgen ganz gewiß. Hundertpro. Aber Schweigen im Wald ist auch ganz schön. Und nicht vergessen ein paar Gundermänner auszugraben. Für später mal.

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Mit gebührendem Abstand betrachtet / Eins

Freitag, 17. April 2020 19:53

abstand01

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Morgen ist auch noch ein Tag

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Viele machen sich viele Gedanken. Etliche natürlich weniger. „Ich will meine alte Welt zurück! Sofort!“ Das sprechen sie dann. Lieber nicht, denken daraufhin die, welche sich Gedanken machen darüber, was könnte sein danach, wohl wissend aber auch, daß man jederzeit gefeit sein sollte vor Überraschungen, da jene das einzige sind von Bestand und worauf Verlaß.

Nein, Archibald Mahler und der Gefährte Kuno Budnikowski – nun wieder vereint – sind nicht nochmal nach Hoyerswerda gereist, obwohl sie sich dort sehr wohl gefühlt hatten im letzten Sommer und auch wenn obige Photographie Erinnerungen wachrufen mag. Man sitzt vor den Resten einer aufgegebenen, vom Zahn der Zeitläufte langsam abgenagten Fabrik am Rande der Kleinen häßlichen Stadt in Mittelhessen. Des Bären Rückkehr aus Engelthal und klösterlicher Innenschau liegt fünf Wochen zurück. Einiges an erworbener Ruhe und Seelenfrieden konnte in den Alltag hinüber gerettet werden, was allerdings so schwer nicht war, steppte und steppt doch draußen vor der Tür dieser Tage  nicht gerade der sprichwörtliche Bär.

Dem tatsächlichen Bär ist das nur recht, denkt er doch lieber vor sich hin und da ist die Neue Stille förderlich. Also sitzen Mahler und Budnikowski vor den Hinterlassenschaften eines schon erfolgten Umbruchs und gemeinsam wollen sie über die aus ihrer Sicht vielleicht notwendigen Konsequenzen aus dem sich anbahnenden Umbruch – wenn er als solcher akzeptiert wird – nachsinnen und auch dummes Zeugs quatschen. Mit gebührendem Abstand selbstredend. Zollstock, Maßband und eine große Schachtel voller Erinnerungen, alter Befürchtungen, spekulativer Menetekeleien, zaghaften Erkenntnissen und frommen Wünschen führen die beiden mit sich. Aber heut’ noch nicht. Das Regelwerk in Sachen Abstand gilt es auszuhandeln. Morgen ist auch noch ein Tag.

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Siga, siga!

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abstand02

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Vorletzte Fragen in diesen Tagen / Hoffnung stets

Sonntag, 12. April 2020 4:14

engel33

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Fürchtet Euch nicht vor blühenden Mandelzweigen

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Morgensonne über einem österlichen Hinterhof in der Kleinen häßlichen Stadt in Mittelhessen. Stille. Mahler hat Budnikowski das Schweigen schmackhaft gemacht. Keine Angst, nicht für immer und ewig, aber dafür öfters. Budnikowski hat Mahler zum Dank ein Gedicht geschenkt. Hat ein jüdischer Schriftsteller im Jahre 1942 verfaßt. Budnikowski meint und da ist er – wir wollen ja nicht angeben mit fremder Lorbeere – in diesen Tagen auch nicht allein, es sei angemessen und schön. Mahler freut sich darüber und schweigt.

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Das Zeichen

Freunde, daß der Mandelzweig

Wieder blüht und treibt,

Ist das nicht ein Fingerzeig,

Daß die Liebe bleibt?

Daß das Leben weiter ging,

Soviel Blut auch schreit,

Achtet dieses nicht gering,

In der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg,

Eine Welt vergeht.

Doch des Lebens Blütensieg

Leicht im Winde weht.

Freunde, daß der Mandelzweig

Sich in Blüten wiegt,

Bleibe uns ein Fingerzeig,

Wie das Leben siegt.

(Schalom Ben-Chorin)

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„Mahler, wir müssen noch Frohe Ostern sagen! Also, falls wer guckt!“

„Genau, Budnikowski.. Sagen wir Frohe Ostern, wenn wer guckt und man ist allein gar nicht so allein wie in den Massen!“

„Na ja, Sie waren ja schon immer der Solitärität zugeneigt!“

„Zwei Buchstaben ausgetauscht und wir nähern uns dem Gebot der Stunde!“

„Ah, das Osterpreisrätsel! Was gibt es zu gewinnen!“

„Der Herr ist auferstanden!“

„Quatsch, wenn ich den Bären korrigieren darf. Der liegt noch oben und schläft.“

„Häretiker. So sagt man an Ostern. Der Eine: ‚Der Herr ist auferstanden.’ Die Antwort sei: ‚Er ist wahrhaftig auferstanden.’ Ich beginne also: Der Herr ist auferstanden!’“

„Wenn es der Wahrheitsfindung dient: ‚Er ist wahrhaftig auferstanden!’ Zufrieden?“

„Wissen Sie, es schadet nicht, dies so zu sagen. Eher im Gegenteil. Fürchte Dich nicht!“

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engel34

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Vorletzte Fragen in diesen Tagen / Fünfzehn

Samstag, 11. April 2020 22:05

engel31

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„Eloi, Eloi! Lama sabachthani!”

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Kurpark Bad Salzhausen bei Nidda. Ein paar Runden gedreht. Lesesaal. Einer liest. Raus. Leere Wege. Gradierwerk. Zwei Handwerker. Weiter. Solequelle. Lithiumquelle. Trinken. Weiter. Man bleibt alleine. Stille. Schließlich die Trinkkuranlage mit kleinem Konzertsaal. Leere Stühle. Verwaist. Der Klavierdeckel abgeschlossen. Archibald Mahler schaukelt auf einer Absperrkette. Komplett aufrechtgeherfreie Räume, welche auch auf absehbare Zeit aufrechtgeherfrei bleiben werden, der Bär hat nicht so viele Einwände. Da bärt ihm … ähem … schwant – soweit dies Bären  möglich – ihm etwas. Dem Ehrenwerten Ernst Albert ist es derweil schlecht geworden und dies nicht vom reichlich genossenen Heilwasser. Blaß schaut er aus seinem eigentlich gut erholten Antlitz auf die leere Bühne.

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„Weia, lieber hochgeehrter Ernst Albert! Da war ich wohl etwas unsensibel!“

„Ach, mein Guter, mach Dir kein Kopp. Von den Mühen der Musentempelei wissen eh die wenigsten. Doch das hier, so ohne Zuschauer, das riecht nach Zwangsverrentung.“

„Und das wird dauern?“

„Quarantäne kommt vom lateinischen quadraginta sprich vierzig. Vierzig Tage lang wurden in Zeiten der Pest Reisende und Schiffe von allen anderen ferngehalten. Die Fastenzeit dauert übrigens ebenso vierzig Tage.“

„Also ist an Ostern alles vorbei!“

„Eher nicht! Und schon gar nicht für mein Gewerbe und die Musikanten. Aber ohne Publikum sind wir These und tote Idee.“

„Ich will jetzt nicht schlaubären, aber kommt Quarantäne nicht auch von kontumaz, was da bedeutet Trotz oder Unbeugsamkeit? So nannten die Österreicher den Wegschluß mal!“

„Da möge Gott für sorgen, daß Rückgrat und Seele unbeugsam den Widrigkeiten trotzen!“

„Ich will jetzt ganz schnell nach Hause!“

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Nachdenkliche Rückfahrt. Ein Schweigen, welches knirscht. Zuhause angekommen ein kurze und liebevolle Begrüßung. Das mit dem Reden geht noch nicht so locker von der Zunge, zumindest beim Ehrenwerten Musentempler. Er muß noch eine Runde drehen, draußen an der übervollen Lahn. Bis solche Fluten sich verlaufen haben, dies wird dauern, davon ist auszugehen und so spuckt er dreimal von der Brücke, auf der er das tobende Wasser überquert. Ein vorläufig letztes TOITOITOI. Gut in Engelthal gewesen zu sein. Als hätte man etwas geahnt. Die Stille halten und stillehalten die nächsten Wochen. Und gewiß kein Katastrophentagebuch schreiben, weder gefragt, noch ungefragt. Eitle Befindlichkeitseinträge ins virtuelle Poesiealbum sind nicht Aufgabe und Herausforderung dieser Tage. Man sollte das Ganze nicht aus dem Blick verlieren. Danke, lieber F.C. Delius. Dann trottet er nach Hause. Es gibt zu tun.

Archibald Mahler sitzt auf dem roten Sofa und zeigt dem Gefährten Kuno Budnikowski die Fotos, die in den letzten Tagen geschossen wurden. Die wunderbare Frau Pelagia bereitet ein Abendbrot.

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„Bär, ich wußte gar nicht, daß Du den Fotoapparat bedienen kannst!“

„Na ja, so helle bin ich schon. Und der Budnikowski hat mir geholfen mit den kleineren Pfoten!“

„Genehmigt. Da liegen ja ein paar schöne Geschichten rum!“

„Müssen wir jetzt Tagebuch machen?“

„Gott bewahre! Lediglich berichten von der Zeit davor.“

„Das ist gut. Und jetzt habe ich Hunger!“

„Weißt Du, was ich eben auf den Weg nach Hause aufgeschnappt habe?“

„Sagen Sie!“

„Da sagt doch einer zu einer: ’Letzten Monat, als die Welt noch in Ordnung war!’ Wo lebt der?“

„Die normale Hybris der egomanen Aufrechtgeher! Weia!“

„So ist das wohl. Jetzt habe ich auch Hunger!“

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engel32

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