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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 008

Samstag, 25. Juli 2020 12:21

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Gott sei mit Dir. Freund. Bruder.

(frei nach Zimmermanns ‚Mach’s gut, Jimmy Reed‘)

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Wer ist das? Der Andere? Mein Anderer? Das Ich, neu? Schon immer da? Wer hat das getan? Daß ich nun dermaßen aussehe? Welche Version bin ich? Diese Version meines Selbst? Seine ihm eigene Version von mir?

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Der Archibald Mahler war durchaus erschrocken, wie er sich im Spiegel erblickte, also die Version. Das NEUE wütende Gesicht. Bereit zu fressen, um nicht komplett gefressen zu werden. Gut, solches Gesicht nistet zwischen etlichen Augen. Aber will man es sehen? Eher nicht. Und was hat jetzt das Lied vom Zimmermann damit zu tun? Budnikowski war verwirrt. Dann kam, Gott sei gedankt, der Ehrenwerte Ernst Albert vorbei – wir befinden uns in Bärenfels im Erzgebirge – und bot dem noch verwirrten Mahler und Wegbegleiter eine alternative Erscheinungsform seines Selbst an. Da war der ein bisserl erfreuter. Oder gelassener.

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Ach so, wegen der Überschrift. Hier das Lied dazu.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 007

Mittwoch, 22. Juli 2020 23:04

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Einen ganzen Sommer lang bis Januar

(frei nach Zimmermanns ‚Meine eigene Fassung von Dir‘)

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Aha. Sehen wir mehr. Da wären sie. Der Mahler. Der Budnikowski. Das Holz. Eine ganze Menge davon. Gewachsen über Jahrzehnte und mehr. Gefällt. Tot. Gestapelt. Was wird werden daraus? Warme Stube? Möbel? Stuhl? Grillfeuer? Streichhölzer? Fußbodenleisten? Parkett? Kisten? Wir werden es nicht erfahren. Hören wir trotzdem mal rein, jetzt da man wieder etwas hören kann, während man sieht, falls man hinschaut oder es will.

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„Nun schon seit Anfang Juni und bald beginnt es zu schneien, durchsuche ich Friedhöfe, Klöster und Grabkammern. Gelenke, Hirne, Leber und Herzen benötige ich, ein NEUES Leben zu schaffen.“

„Dies ist wohl der Winter Ihres Missvergnügens. Ich hätte mich gefreut, sie nähmen mich mit, wohin auch immer Sie wandern.“

„Ach. Es wird geschnattert, gebalzt, gequasselt. Volle Nächte. Lange Tage. Nicht eine Minute lang mag ich glauben, was ich höre. Ich will NEUES schaffen. Ungesehen. Ungehört. Sie wissen, was ich meine. Wenn jemand es begreift: dann Sie.“

„Mischen Sie Robert, Gerhard, Mick und Rio. Verrühren Sie das in einem Fass. Barrique? Und hoffen Sie, dies möge Sie retten. Vor sich selbst? Die NEUE Kreatur.“

„Ich mische das Blut eines Kaktus, Schießpulver gemörsert aus sibirischem Eis und ein Pik – Ass. Nehmen Sie die Karten vom Tisch. Sind Sie bereit Ihr Herz zu opfern für das NEUE Wesen? Für das, was fühlt, was ich fühle?“

„Du wirst Klavier spielen können wie Leon Russell, Liberace oder Johannes, der Täufer!“

„Ich werde versuchen zu spielen, an was ich mich erinnere und wir sehen uns vor dem JÜNGSTEN Gericht.“

„Weißt Du, was es heißt zu sein oder nicht zu sein? Manchmal steht die gesamte Geschichte der Menschheit vor meinem Auge. Jetzt sehe ich sie. Sie ist eingegraben in den Falten Deines Gesichts. Gibt es dieses Licht, was leuchtet am Ende des Tunnels?“

„Du wirst es fühlen können, solltest Du beginnen zu hören!“

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Gut. Soweit haben wir hingehört. Wie könnte sie aussehen, die NEUE Kreatur anstelle Deines Selbst? Bleibt was von Mahler übrig? Was wird aus Budnikowski? Was werden wir sehen, nachdem man hinsah? Etwas genauer. Etwas aufmerksamer. Ach ja: hier noch das Lied. (Wartet man dann auch auf eine komplette Übertragung. Oder it? Der Säzzer)

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Und Nachtrag. Der Ehrenwerte Ernst Albert hatte vor kleiner Ewigkeit dem schweigenden, koppwirren, gedankendröseligen Bären was vorgelesen. Der hat sich das gemerkt und verkündet es nun – freudig erregt – dem Budnikowski. Der hört zu.

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„Budnikowski?“

„Ja, Mahler?“

„Hier: ‚Schreiben macht keine neuen Menschen. Aber es schafft Klarheit und Verstehen. Oder doch den Anschein. Und wenn man mit seinen Worten Glück hat, ist es wie ein Aufwachen zu sich selbst, und es entsteht eine neue Zeit: die Gegenwart der Poesie.‘ Ist doch schön.“

„Cool! Wer?“

„Pedro Vasco de Almeida Prado!“

„Wann?“

„Neunzehnhundertdrei in Lissabon.“

„Doppelcool. Manche Dinge bleiben wahr! Oder?“

„Ich liebe Sie, Budnikowski!“

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 006

Montag, 20. Juli 2020 17:33

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Heute und morgen und gestern auch noch

(frei nach Zimmermanns ‘In mir die Vielfältigkeit’)

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Wir vernehmen Stimmen. Wir hören nichts. Wir ahnen. Vermutungen springen hinein ins Loch. Also, Damen und Herren: hier erste Aufzeichnungen, die man uns übermittelt hat.

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„Die Blumen vertrocknen alle!“

„Sowie der Rest!“

„Ich habe so ein Erzählerherz im Pöter!“

„Ich male manchmal Landschaften, aber auch Akte!“

„Was kommt als nächstes? Was sollen wir tun?“

„Ich gehe, sollte die Welt eine Scheibe bleiben, bis an den Rand und versuche nicht runter zu fallen!“

„Ich ginge dahin, wo alles, was man verloren hat, wieder gut wird!“

„Ich fahre Maserati und esse veganes Döner!“

„Ich habe mir ein Opinel gekauft und trage es offen am Gürtel durch die immer hässlicher werdende Kleine hässliche Stadt in Mittelhessen!“

„Du mieser alter schlechtgelaunter ungeduschter Bär, ich zeige Dir mein Herz auf einem Silbertablett!“

„Aber nicht alles, mein Freund, lediglich die Hälfte, welche haßt!“

„Wir sehen uns unten an der Lahn und auf Deinen Kopp ist ein Kopfgeld ausgesetzt!“

„Was soll ich dazu sagen? Ich schlafe mit dem Leben und mit dem Tod in einem Bett!“

„Halten Sie ihr Maul fern von mir!“

„Ich halte mir alle Wege offen, zumindest die in meinem Kopp!“

„Ich spiele Sonaten von Beethoven und Preludes von Chopin!“

„Ich bin mal Einer, auch der Andere und Etliche mehr!“

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Die Stimmen bleiben ein Widerhall. Von was auch immer. Hier ist das Lied. Wir müssen genauer hinhören. Wie immer. Bis bald. Vielleicht sehen wir dann etwas.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 005

Mittwoch, 15. Juli 2020 21:46

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Was ich nicht sehe, liegt mir im Weg rum

(frei nach Zimmermanns ‘Mutter der Musen’)

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Man sieht vor lauter Holz den Mahler nicht. Und auch nicht den Budnikowski. Und schon gar nicht den Wald vor den eigenen blinden Augen. Aber man hört etwas. Der Bär Mahler summt ein Lied des GROSSEN ZIMMERMANNS. In eigenen Worten. Es ist ein Versuch. Ein Versuch, wieder zurückzukehren in den eigenen Kopp, auf den vor einiger Zeit so manches herabgefallen war. Aua! Der Budnikowski hört zu. Ist das nun Gesang oder Gebet? Wir wissen es nicht und es geht uns auch nichts an. Hören wir zu und lesen hin:

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Mutter der Musen singe für mich

Sing von den Bergen und der tiefdunklen See

Sing von den Wassern und Nymphen, die in den Wäldern wohnen

Singt Euch das Herz aus dem Leib, Ihr Frauen, Ihr Chöre

Singt von der Ehre, dem Glauben und dem Ruhm gelegentlich

Mutter der Musen singe für mich

Mutter der Musen singe für mich

Sing von den Lieben die endeten so schnell

Sing von den Helden und ihrer Einsamkeit

Nichts erinnert an sie als eine Grabinschrift

Vergiß nicht ihr Ringen mit dem Schmerz und der Welt gelegentlich

Mutter der Musen singe für mich

Sing von Keith Richards, Samuel Beckett und Willy Brandt

Sing von den Befreiern von Buchenwald

Sing vom Blut das andere für unsere Feigheit vergossen

Wer hat Martin Luther King erschossen

Getrieben, gejagt vom inneren Ringen

Deren Geschichten mag ich besingen

Ich habe mich verliebt in Calliope

Niemandem gehört sie, also gebt sie halt mir

Sie spricht mit mir, es sind ihre Augen, die sagen

Ach, was bin ich es müde Lügen hinterher zu jagen

Mutter der Musen, wo immer Du fern

Der Jahre etliche mehr, ich nehme sie gern

Mutter der Musen, mit deinem Zorn verschone mich nicht

Was mir im Weg liegt, ich erkenne es nicht

Schenk mir deine Weisheit, was meine Bestimmung sei

Laß mich aufrecht bleiben, halt meine Wege frei

Kehre mein Inneres nach außen, zeig mir wer ich bin

Du weißt wovon ich spreche, ich sehe hin

Geleit mich zum Fluss, schenk mir Deine Freundlichkeit

Lass mich liegen in Deinen Armen, Liebe, alle Zeit

Weck mich, schüttle mich, rüttle mich und befreie mich von Sünde

Mach das ich unsichtbar werde wie wispernde Winde

Ich bin ein unruhiger Geist, ich reise meist allein

Heut reise ich ohne Hast und so langsam kehre ich heim

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Man wird sehen. Bald im Wald. Mehr und auch hören.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 004

Montag, 13. Juli 2020 16:43

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Ein weiterer Tag, der nicht enden will

Das nächste Schiff verlässt den Hafen

Noch ein Tag voller Wut, Bitterkeit und Zweifel

Ich wusste, warum dies geschah

Ich war dabei, als es begann

Ich hatte mein Herz geöffnet

Und die Welt spazierte hinein

(frei nach Zimmermanns ‚Falscher Prophet’)

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Nun war also das rote Sofa grau. Was ja Blödsinn ist. Weil das graue Sofa nicht das rote Sofa ist. Das rote Sofa hatte ein Müllschlucker geschluckt. Guten Appetit. Ja, wir wissen es. Es hört sich nicht nett an, ist aber so far FACT. (Kommen jetzt noch mehr Wortwitzeleien, fragt besörgt der Säzzer) Zur Lage: Archibald Mahlers Kopp hellte in den letzten Wochen immer mal wieder auf, Verdunklungsgefahr nicht ausgeschlossen. Ist grau heller als rot? Auch dies volliger Blodsinn. (Weia, jetzt auch noch die Asterix – Zitate – Masche. Der Säzzer, sehr besärgt!) Verzeihung und mal weg mit dem Mangel an Ernst. (Albert?) Ok, Säzzer! Kapiert! Also: eigentlich sitzt man ja noch auf dem roten Sofa, welches das graue Sofa ist. Alt eingesessen hatte man das rote Sofa. Alt und eingesessen auf rot saß man und weil (Danke für das folgende Zitat, sehr geehrter Bernd Cailloux!) es Menschen gibt, die zu achtzig Prozent aus Erinnerungen bestehen, wie andere aus Wasser und Herr Kuno Budnikowski (etwas mehr) und Herr Archibald Mahler (aber auch) so eine Art Erinnerungslesegeräte in ihren Pöter pochen haben, bleibt das graue Sofa das rote Sofa. Welches es aber nicht mehr gibt. (Präziser! Der Säzzer!) Welches nicht mehr existiert. Danke! Die Erinnerungen sind demnach röter als blau. Quatsch: grau.

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Seit bald drei Wochen singt Herr Zimmermann davon. Nicht von Sofas, aber von Erinnerungen. Alle roten und später grauen, aber auch gelben und grünen Sofas (Gibt es nicht! D.S.) seines langen Lebens, das nie enden möge, hat er gemolken und die herausgeronnenen Erinnerungen in Gesänge gefasst. Die rollen nun, nicht ununterbrochen aber häufig, aus den Lautsprechern, gelassen, jenseits aller Hektik, reich an Worten, Arabesken, Abzweigungen, von einer gut gelaunten Band umfasst, ummantelt, umarmt, aber nie erwürgt. Selbst der Budnikowski wackelt zustimmend mit den Löffeln zum Takt, der vor sich hin mäandert. So kriecht der Hase geflissentlich (Liebe Frau Anna Katharina Hahn! Dank für die folgende Anleihe!) unter der Käseglocke seines Zornes hervor und verzeiht dem roten Sofa seine aktuelle Grauwerdung. Das graue Sofa, noch nicht mal neu eingewitzt – Ähem, geht das Herr Säzzer? – (Da wollen Sie jetzt aber keine Antwort! Oder? S:punkt) wurde derweil dieser Tage mit neuen Erinnerungen imprägniert quasi, den abgetragenen Schichten der Geschichte, welche auf den noch neu riechenden GRAUEN Bezug des Sitzmöbel rieselten, pieselten, nieselten. Die eigenen Pöter hörten zu und wippten mit und pressten, furzten, knurzten, hurzten erste eigene Erinnerungen an die Erinnerungen in den Fauteuil. Nun eben singt der Meister von den Musen. Er singt von ihnen und ruft sie an, bittet um Hilfe. Der Bär vom Brandplatz und sein Gefährte, zu sprechen sehen sie sich noch nicht in der Lage, doch bald, bald, bald und so longe ihr Mütter der Musen, bitten die zwei Zuhörer, daß ihre nur scheinbar ruhig auf dem GROTEN Sofa verharrenden Pöter bald mögen tanzen wieder.

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Mother of Muses, unleash your wrath

Things I can’t see, they’re blocking my path

Show me your wisdom, tell me my fate

Put me upright, make me walk straight

Forge my identity from the inside out

You know what I’m talking about

Take me to the river, release your charms

Let me down a while in your sweet, loving arms

Wake me, shake me, free me from sin

Make me invisible, like the wind

Got a mind that ramble, got a mind that roam

I’m travelin’ light and I’m a-slow coming home

(Übersetzung folgt!!!!)

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Ja, Archibald Mahler meinte zu fühlen, bald wieder aufbrechen zu können und vielleicht, vielleicht, vielleicht käme er dann heeme.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 003

Montag, 22. Juni 2020 19:22

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Ich bin der Feind des ungelebten, bedeutungslosen Lebens!

(frei nach Robert Zimmermanns ‚False Prophet’)

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„Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski. „Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski und stampfte auf, dermaßen daß das rote Sofa erbebte und sein eh schon marodes Polster in sich zusammensank. „Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski und stampfte auf, dermaßen daß das rote Sofa erbebte und sein eh schon marodes Polster in sich zusammensank, was, eben jenes besagte marode Polster, der Grund war für den Wutausbruch unseres Langlöfflers. „Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski und stampfte auf, dermaßen daß das rote Sofa erbebte und sein eh schon marodes Polster in sich zusammensank, was, eben jenes besagte marode Polster, der Grund war für den Wutausbruch unseres Langlöfflers, planten doch der Ehrenwerte Herr Ernst Albert nebst seiner liebwertigen Gemahlin Frau Eva Pelagia das legendäre rote Sofa, welches bewundernswerte achtzehn Jahre durchgehalten hatte, aus dem Löbers Hof Sieben hinaus zu befördern und seiner statt ein neues Sitzmöbel unter die Pöter vor dem Bilderschauapparat zu installieren. „Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski und stampfte auf, dermaßen daß das rote Sofa erbebte und sein eh schon marodes Polster in sich zusammensank, was, eben jenes besagte marode Polster, der Grund war für den Wutausbruch unseres Langlöfflers, planten doch der Ehrenwerte Herr Ernst Albert nebst seiner liebwertigen Gemahlin Frau Eva Pelagia das legendäre rote Sofa, welches bewundernswerte achtzehn Jahre durchgehalten hatte, aus dem Löbers Hof Sieben hinaus zu befördern und seiner statt ein neues Sitzmöbel unter die Pöter vor dem Bilderschauapparat zu installieren, was selbstredend in innenarchitektonischer, ästhetischer und überhaupt Hinsicht einen ordentlichen Eingriff darstellte. „Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski und stampfte auf, dermaßen daß das rote Sofa erbebte und sein eh schon marodes Polster in sich zusammensank, was, eben jenes besagte marode Polster, der Grund war für den Wutausbruch unseres Langlöfflers, planten doch der Ehrenwerte Herr Ernst Albert nebst seiner liebwertigen Gemahlin Frau Eva Pelagia das legendäre rote Sofa, welches bewundernswerte achtzehn Jahre durchgehalten hatte, aus dem Löbers Hof Sieben hinaus zu befördern und seiner statt ein neues Sitzmöbel unter die Pöter vor dem Bilderschauapparat zu installieren, was selbstredend in innenarchitektonischer, ästhetischer und überhaupt Hinsicht einen ordentlichen Eingriff darstellte, einen Eingriff den man wohl und gerne, getrost und empört als VERÄNDERUNG in die Wohnzimmerluft (Lüften könnte man schon mal wieder!!!) hinein benennen darf. „Nein, nein und noch mal NEIN!“, sprach also der Hase und Bärengefährte Kuno von und zu Budnikowski und stampfte auf, dermaßen daß das rote Sofa erbebte und sein eh schon marodes Polster in sich zusammensank, was, eben jenes besagte marode Polster, der Grund war für den Wutausbruch unseres Langlöfflers, planten doch der Ehrenwerte Herr Ernst Albert nebst seiner liebwertigen Gemahlin Frau Eva Pelagia das legendäre rote Sofa, welches bewundernswerte achtzehn Jahre durchgehalten hatte, aus dem Löbers Hof Sieben hinaus zu befördern und seiner statt ein neues Sitzmöbel unter die Pöter vor dem Bilderschauapparat zu installieren, was selbstredend in innenarchitektonischer, ästhetischer und überhaupt Hinsicht einen ordentlichen Eingriff darstellte, einen Eingriff den man wohl und gerne, getrost und empört als VERÄNDERUNG in die Wohnzimmerluft (Lüften könnte man schon mal wieder!!!) hinein benennen darf, was der Budnikowski eben tat, derweil alle Arten der VERÄNDERUNG nicht seines und da ist – wie der Rheinländer dies gerne ausdrückt – der Budnikowski eben fies für.

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Archibald Mahler jedoch, noch nicht gänzlich helle im Kopp wieder, schüttelte den selbigen Unklaren und nickte Richtung Musikanlage des Ehrenwerten Ernst Albert. Es sang das neue Werk des Meisters vor sich hin. Hören wir in diesem Zusammenhang die ersten, sehr bedächtig gesprochenen Worte des Bären nach langer Zeit: „Neu, aber unverändert anders wie einst. Das geht!“ Dem Hasen entfuhr ein „Mmps!“ von obelix’chen Ausmaß. Aber seine Löffel spitzten sich sogleich und er begann, die Musike zu lesen. Hä? Ja, auch das geht. Bis bald.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 002

Donnerstag, 18. Juni 2020 16:51

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Die Rückkehr des geheimen Fieberthermometerhalters

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Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter, der den Bären kennt seit langen Jahren und derart weiß Bescheid. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter, der den Bären kennt seit langen Jahren und derart weiß Bescheid, daß ein Drängeln und Schubsen des Archibald Mahler, Bären vom Brandplatz, meist ohne Ertrag. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter, der den Bären kennt seit langen Jahren und derart weiß Bescheid, daß ein Drängeln und Schubsen des Archibald Mahler, Bären vom Brandplatz, meist ohne Ertrag, weil, wenn der Gedankenschrank in Unordnung sein Kopp ohne sinnvolle Tätigkeit. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter, der den Bären kennt seit langen Jahren und derart weiß Bescheid, daß ein Drängeln und Schubsen des Archibald Mahler, Bären vom Brandplatz, meist ohne Ertrag, weil, wenn der Gedankenschrank in Unordnung, sein Kopp ohne sinnvolle Tätigkeit, wobei aber hier angezweifelt werden mag die alte Ordnung seines Bedenkens. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter, der den Bären kennt seit langen Jahren und derart weiß Bescheid, daß ein Drängeln und Schubsen des Archibald Mahler, Bären vom Brandplatz, meist ohne Ertrag, weil, wenn der Gedankenschrank in Unordnung, sein Kopp ohne sinnvolle Tätigkeit, wobei aber hier angezweifelt werden mag die alte Ordnung seines Bedenkens, wo doch die durch das auf sein Hirn gefallene dicke Buch neue Ordnung zwischen den Ohren bedenkenswert. Wenn ein Bär nicht sprechen kann, schweigt er, und dies tut er gelegentlich, weil er nicht reden will, in diesem Falle aber, weil er nicht sprechen kann, glücklicherweise aber begreift dies eben heute der geheime Fieberthermometerhalter, der den Bären kennt seit langen Jahren und derart weiß Bescheid, daß ein Drängeln und Schubsen des Archibald Mahler, Bären vom Brandplatz, meist ohne Ertrag, weil, wenn der Gedankenschrank in Unordnung, sein Kopp ohne sinnvolle Tätigkeit, wobei aber hier angezweifelt werden mag die alte Ordnung seines Bedenkens, wo doch die durch das auf sein Hirn gefallene dicke Buch neue Ordnung zwischen den Ohren bedenkenswert, auch wenn wir sie einfach mal nennen wollen: EIN NEUES CHAOS!

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„Da bin aber gespannt!“ Sagt der geheime Fieberthermometerhalter. Und sagte noch: „Das ist aber eine Menge Holz!“ Daraufhin änderte ein Sofa seine Farbe.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 001

Dienstag, 2. Juni 2020 19:14

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Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben, da die Sorge um das Wohl des Bären den Herbeigeeilten hatte vergessen lassen die Umhängetasche ordnungsgemäß zu schließen. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben, da die Sorge um das Wohl des Bären den Herbeigeeilten hatte vergessen lassen die Umhängetasche ordnungsgemäß zu schließen, in die er kurz zuvor besagtes, nun auf den Kopp des Mahler zur Ruhe gekommenes Buch, achtlos zuoberst gelegt hatte. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben, da die Sorge um das Wohl des Bären den Herbeigeeilten hatte vergessen lassen die Umhängetasche ordnungsgemäß zu schließen, in die er kurz zuvor besagtes, nun auf den Kopp des Mahler zur Ruhe gekommenes Buch, achtlos zuoberst gelegt hatte, jenes Buch, welches wahrlich kein Leichtgewicht, sondern ein über neunhundert Seiten mächtiger Gedankenwälzer war. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben, da die Sorge um das Wohl des Bären den Herbeigeeilten hatte vergessen lassen die Umhängetasche ordnungsgemäß zu schließen, in die er kurz zuvor besagtes, nun auf den Kopp des Mahler zur Ruhe gekommenes Buch, achtlos zuoberst gelegt hatte, jenes Buch, welches wahrlich kein Leichtgewicht, sondern ein über neunhundert Seiten mächtiger Gedankenwälzer war, ein Gedankenwälzer dessen gut abgehangenes Nachsinngewicht nun das durch den Sturz vor einigen Tagen eh schon durcheinander geratenes Hirn beschwerte. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben, da die Sorge um das Wohl des Bären den Herbeigeeilten hatte vergessen lassen die Umhängetasche ordnungsgemäß zu schließen, in die er kurz zuvor besagtes, nun auf den Kopp des Mahler zur Ruhe gekommenes Buch, achtlos zuoberst gelegt hatte, jenes Buch, welches wahrlich kein Leichtgewicht, sondern ein über neunhundert Seiten mächtiger Gedankenwälzer war, ein Gedankenwälzer dessen gut abgehangenes Nachsinngewicht nun das durch den Sturz vor einigen Tagen eh schon durcheinander geratene Hirn beschwerte, es daher sinnlos ist den geschätzten Archibald Mahler nach seinem momentanen Befinden zu befragen. Das Buch war aus der Umhängetasche gefallen, direkt auf den Kopf des Archibald Mahler, als der Ehrenwerte Herr Ernst Albert sich etwas zu rasch gebückt hatte, um den auf der Straße regungslos liegenden Bären vom Brandplatz aufzuheben, da die Sorge um das Wohl des Bären den Herbeigeeilten hatte vergessen lassen die Umhängetasche ordnungsgemäß zu schließen, in die er kurz zuvor besagtes, nun auf den Kopp des Mahler zur Ruhe gekommenes Buch, achtlos zuoberst gelegt hatte, jenes Buch, welches wahrlich kein Leichtgewicht, sondern ein über neunhundert Seiten mächtiger Gedankenwälzer war, ein Gedankenwälzer dessen gut abgehangenes Nachsinngewicht nun das durch den Sturz vor einigen Tagen eh schon durcheinander geratene Hirn beschwerte, es daher sinnlos ist den geschätzten Archibald Mahler nach seinem momentanen Befinden zu befragen und uns nichts anderes übrig bleibt als zu warten.

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„Muß das alles jetzt auch noch sein? Jetzt bitte schnell nach Hause. Und in aller gebotener Vorsicht! Bitte!“ So sprach, ach rief der erregte Gefährte des Bären, das „Weiße Karnickelum“ Kuno von und zu Budnikowski selbst.

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Mit gebührendem Anstand betrachtet / Zehn

Freitag, 15. Mai 2020 16:12

abstand09.1

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Archibald Mahler? Das kann doch weg, oder?

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WEIA? Nee und zweimal Nee! (Also NeeNeeNee? Grüße vom erschütterten Säzzer!) Ein Weia reicht da nicht. Eher ein „Ach du grüne Scheiße!“ oder ein „Heiliger Mist, heiliger!“ Mindestens! Was war geschehen? Wir sehen den Budnikowski. Alleine. Und den Abstandsverifikator. Der ragt so in die Luft hinein. Auch allein. Zumindest an einem Ende, dem rechten. Wo befindet sich das Gegenüber? Das Gegenstück, ohne welches aller Abstand sinnentleert? Obwohl: der Abstand zu sich selbst und so fort? Jetzt aber kein neues Thema aufmachen! Nicht jetzt! Wo waren wir stehen geblieben vor dem WEIA! Das Gedicht, das Mahler dem Budnikowski versprochen hatte, es war dem Bären entfallen, nach unten, also runter. Kann passieren mal. Auch dem Mahler. Sogleich aber erblickt er es auf der Gass`liegen, klettert hinab, will danach greifen mit ungelenker Tatze als das himmlische Kind, dieser Tage ein kühler, bisweilen kräftiger Nordost, die niedergeschriebenen Worte packt, hochwirbelt, tanzen lässt, der Mahler packt es nicht, dreht, wendet sich, erblickt aus kurzem Augenwinkel auf der Straße, der schlaglochdurchsiebten, jene alte zerbröselnde Warnschrift: HALT! Es ruft es dem hinfort wehenden Poem zu, dieses entwindet sich seinem Zugriff erneut, der Bär tanzt mit dem Winde, dreht sich um die eigene Achse und sieht den Wagen, diese verdammte röhrende Blechkiste nahen, zu schnell, zu schnell, ach viel zu schnell auf sich zu rasen, winkt, hüpft, gestikuliert, brummt, röchelt, schnauft wütend auf, dort das Gedicht sich entfernend, da die Blechkiste sich nähernd, schlingernd mit herunter gekurbeltem Seitenfenster der Pilot, der verdammte Aufrechtgeher, streckt den Finger, beschimpft den kleinen Bären, was er hier tue verkehrsbehindernd, der dann mit letzter Kraft zur Seite springt und liegt da nun am Straßenrand. Das Gekeife des empörten Aufrechtgehers ohne Bremse hallt nach. Was wage ein räsonierender Bär ihn auch auf überhöhte Geschwindigkeit hinzuweisen, wo man hier sowieso nicht entlang fahren darf dieser Tage und also ein auf den Teer hingepinseltes, löchriges HALT nichts anderes sei als Freiheitsberaubung. Hugh, er habe gesprochen! Mahlers Gefährte, der Kuno Budnikowski, hatte dies alles mit herunter geklappter Kinnlade beobachten müssen. Da die hysterische Blechkiste entschwunden, klettert zitternd er hinab vom Aussichtspunkt.

…..

„Herr Mahler! Herr Archibald Mahler! Archibald! Ich duze Sie jetzt einfach! Archibald! Was ist mit Dir? Steh auf! Lebst Du noch? Sag was, Du Blödbär! Hasen soll man nicht so erschrecken! Mein Naturell ist schreckhaft genug schon. Los beweg Dich! Nee? Nee? Nee! Ach Du grüne Scheiße! Heiliger Mist, heiliger! Was soll ich nur tun?“

…..

Vom Mitleid angefasst das himmlische Kind die Richtung wechselt und bläst dem Budnikowski das Poemchen vor die Füße. Dem schwindelt, die Sinne scheinen zu schwinden, es rauscht zwischen seinen Löffeln, böse, hartnäckig, zu laut. Er liest.

…..

Das Geräusch der Brandung

Unvorstellbar viele Stimmen

Reden darin, doch

Keine kommt zu Wort

Jede erzählt ihre eigene Geschichte

Alle zusammen

Sind sie das Rauschen

Des immergleichen Traumes

…..

„Das ist kein Traum hier. Das ist ein Alptraum. Mahler? Was soll mir das sagen? Was wolltest Du mir mitteilen? Schläfst Du schon? Bist Du schon woanders? Wo? Beweg Dich, Du Aas! Heute ist kein guter Tag den Bärenlöffel in den Wind zu schießen. Doch halt, hier auf der Rückseite des Zettels mit den Worten noch ein Gedicht. Das kenn ich doch. Woher? Wann? Weiß nicht mehr. Ich lese es mal, dann lauf ich los und hole einen Krankenwagen oder so einen Hubschrauber. Oder den Ehrenwerten Ernst Albert! Ich lese jetzt also mal!“

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Lieben, hassen, fürchten, zittern

Hoffen, zagen bis ins Mark

Kann das Leben zwar verbittern …

Aber ohne sie wär’s Quark

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Aber halt! Hat der Bär sich eben bewegt? Das rechte Auge zugekniffen? Gestöhnt? Gar gelacht? Tja!

…..

abstand09.2

Thema: Gebührender Abstand | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Mit gebührendem Abstand betrachtet / Neun

Mittwoch, 13. Mai 2020 13:45

abstand08.1

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Der Abstand? Das kann doch weg, oder?

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Die Stille mag nicht jeder leiden. Vielleicht weil sie, die Stille, ein ungewollter Blick in den Abgrund sein kann, eine kleine Vorausschau auf das, was nach dem GROSSEN TRUBEL kommt, der gerne mit Leben verwechselt wird und es bezüglich dem, was man im Abgrund erblicken mag, kein Vertun gibt und schon gar keinen Deal, der dich von der letzten Stille freikaufen kann, da die letzte Stille eben die GROSSE EINSCHRÄNKUNG ist, ohne die nicht möglich: ein Leben. Dies mag nicht jeder so sehen, gar einsehen wollen oder können. Etlichen jedoch ist die Stille ein hohes Gut und soweit es ihnen möglich ist, nehmen sie regelmäßig anständigen Abstand vom Trubel, ohne den Trubel verdammen zu wollen, aber dieser Dauerton? Eher nicht. Also reagiert man auf plötzlich vom Himmel fallende Stille sehr unterschiedlich. Viele beginnen – nach Auflösung einer ersten Schockstarre – wie am Spieß zu schreien und fordern auf der Stelle die Rückkehr des GROSSEN TRUBELS ein, uneingeschränkt. Andere wiederum, die die Stille wie einen lange vermissten Freund zu Tisch gebeten haben, wollen diese gar mehr davon ziehen lassen und verriegeln ihre Pforten der Wahrnehmung vor der Rückkehr des GROSSEN TRUBELS. Die meisten wohl wissen nicht so recht von wem sie den größeren Abstand halten mögen, vom uneingeschränkten Trubel oder – diese gerne beschränkt – der ewigen Stille.

Archibald Mahler und Kuno Budnikowski, welche die letzten Wochen am Rand der Kleinen häßlichen Stadt ohne zu murren und zu jammern und unter Zuhilfenahme unbestechlichen Maßnehmmaterials mit Anstand Abstand gehalten hatten, rumräsonierten, war es in den letzten Tagen wieder zu laut und trubelig geworden. Aus der Stadt drang das GROSSE RAUSCHEN an ihre die Stille schätzenden Ohren und Hirne und machte sie etwas hibbelig. Aber greifen wir nicht vor, sondern: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen!

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„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Budnikowski, der Abstand, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“

„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Mahler, wobei ich über Einwände noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Verzeihung aber, leicht irritiert frage ich: Sind Sie jetzt etwa auch ein CR?“

„Wie bitte? Ein Pöhler, wie Sie zu sagen pflegen, aus Madeira?“

„Nein diese Dings da, man wagt es ja nicht auszusprechen, diese Krönchenaufsessigen, so will ich sie mal nennen!“

„Ach so, die wegen Einschränkung Beschränkten? Gott bewahre!“

„Die waren wohl schon vor der Einschränkung beschränkt, oder? Was sagen Sie, Bär?“

„Ist zu befürchten, daß lediglich die kurze Furcht dort grundrechtlich … ähem … grundgesetzlich … Quatsch aber auch! … grundsätzlich räsonieren ließ! Weia! Zurück zu Ihrer Frage! Sie wissen, daß ich noch nie ein Bussibär war und mir ein gewisser Abstand zu anderen und auch zu mir durchaus wichtig ist, doch den aktuellen Abstand würde ich gerne durch Anstand ersetzen. Der Rest ergibt sich, teuer Hase!“

„Im Guten oder im Bösen?“

„Auch im Guten, ja, auch im Guten!“

„Da sind ja plötzlich sehr hoffnungsfroh! Was wird die Zukunft bringen? Was sagen die Sterne?“

„Ach, die Mythen des Alltags. Zukunft und Sterne! Wußten Sie eigentlich, daß das Licht, was wir als Stern am Himmelszelt betrachten, vor sechszehnhundert Jahren seine Heimat verlassen hat? Um heute auf unsere Netzhaut zu treffen! Daß also was wir erblicken eigentlich ein Gruß aus dem Jahre vierhundertzwanzig nach Christi Geburt ist?“

„Das heißt wir blicken in die Vergangenheit statt ins Ungewisse?“

„Eben!“

„In letzter Zeit konnte man, wenn man wollte, viel mehr Vergangenheit sehen in den klaren, kalten Nächten!“

„Tja, wenn der Aufrechtgeher ab und an den Ausschalter betätigt, wird es zwar dunkler um ihn herum, aber man kann sehen, was wirklich hell ist. Auch wenn es aus der Vergangenheit ins Jetzt rüberstrahlt.“

„Ist das schlecht?“

„Nicht nur, oft ist das Gegenteil der Fall!“

„Hören Sie auch, wie das schon wieder rüber rauscht aus der Stadt?“

„Budnikowski, ich mache mir Sorgen, für etliche gibt es schon wieder kein Halten mehr!“

„Aber wir halten noch ein bißchen inne, Mahler? Mit Abstand!“

„Vor allem Anstand!“

„Mit Anstand! Herr Archibald Mahler!“

„Herr Kuno Budnikowski!“

„Ich danke für das Gespräch!“

„Der Dank liegt bei mir!“

„Ach, Mahler! Das Gedicht noch, das versprochene Gedicht!“

„Oh Mist, es ist mir entfallen. Ich glaube, da unten!“

„Vorsicht! WEIA!“

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abstand08.2

Thema: Gebührender Abstand | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth