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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 014

Mittwoch, 27. April 2022 11:43

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„Noch hängt sie in der Luft

Die feuchte Kälte welche

Eine lange Nacht uns hinterlassen

Die Farbe fließt von den Wänden

Das alte Haus knirscht

Im Schuppen wartet zukünftige Vergangenheit

Reinigen wir die Pinsel“

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„Ein Reim zu Beginn? Mahler, was ist los?“

„Nun, Freund Budnikowski, sie waren ja gestern nicht der, der sie waren. Da nutzte ich die Zeit.“

„Die Sonne ist zurück. Das ist gut. Was denken sie nach heute?“

„Was sie gestern sagten. Mit dem fremden, beschlagenen Spiegel und so. Und ob man ab und zu, was man von sich sieht, entrümpeln sollte. Also was kaputt gegangen war. Oder ob etwas neue Farbe das Ganze wieder nach vorne bringt. Sie verstehen?“

„Wenn den Japanern eine Tasse aus dem Schrank fällt, dann kleben sie die wieder zusammen und malen die Bruchlinien mit Goldfarbe an. Finde ich hübsch!

„Oh jemine!“

„Das heißt, Mahler?“

„Dann kann ich das versprochene Lied nicht singen!“

„Wieso? Ist es runtergefallen?“

„Nein! Es ist wütig! Und ungerecht!“

„Singen Sie es trotzdem. Ich höre es an und meine Löffel pinseln Goldstaub drüber!“

„Sie sind mir ja einer!“

„Nun denn!“

„Herr Zimmermann übernimmt!“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 013

Dienstag, 26. April 2022 14:19

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„Budnikowski! Nicht, daß ich nun Erklärungen verlangen wollte! Wir sind drinnen wieder. Und wo ist unser Wald?“

„Es regnet Katzen! Na ja auch Hunde, aber vor allem Katzen!“

„Aber Ihre … ähem … Verkleidung … das Dings da?“

„Meister Mahler! Es ist quasi eine Klarmachung!“

„Aus Papier?“

„Heute ist der Tag des Aliens!“

„Verstehe ich nicht!“

„Eine Frage nur: sind Sie sich fremder selbst beim Blick in stumpfe Spiegel oder bin ich es, der Ihnen erscheint, als wäre er gestern von einem fernen Stern in ihr Leben gefallen?“

„Sie haben mich auf der richtigen Tatze erwischt. Morgen singe ich ein Lied für Sie!“

„Solange mein Reim!“

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„der regen prasselt

die kälte kriecht über mich

ist dies meine haut“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 012

Montag, 25. April 2022 16:51

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„Das war so nicht geplant! Mahler?“

„So ist es! Schweigen wir, Budnikowski!“

„Schon gequatscht! Also?“

„Tag des Baumes heute. Lassen wir aber den Aufrechtgehern den Wald als schweigend zuhörenden Spiegel ihrer bedeutungsschwangeren oder gerne auch gelangweilten und hadernden Seelen und bedenken wir, der Baum wurde nicht erschaffen als Psychopharmaka, sondern als Baum. Und alt wird er auch noch, wenn man ihn denn lässt.“

„Mir aber, Freund Bär, rührt das Sitzen auf dieser Altehrwürdigkeit schon am sentimentalen Reimfinger!“

„Dann hauen Sie es doch raus, Hase!“

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„Ewige Freundschaft

Es knarzt im Sturm Dein Wipfel

Mein Herz zählt Ringe“

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„Budnikowski! Da muß ich kontern! Auch auf die Gefahr hin, daß folgender Haiku von Degeto verfilmt wird!“

„Sie sind schlimmer als ich!“

„Ist mir bewußt! Darf ich?“

„Sie müssen doch eh, Herr Mahler!“

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„Vergangenes Glück

Das Ohr an Deiner Rinde

Höre ich die Zeit“

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„Mahler?“

„Ja bitte!“

„Was machen die Bäume nur mit den ganzen blöden Reimen, die man ihnen um die Rinde haut?“

„Budnikowski! Sie schweigen und wachsen vor sich hin!“

„Sollten wir auch tun. Oder?“

„Mit!“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 011

Sonntag, 24. April 2022 14:49

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„Tja, da wären wir nun.“

„Ging ordentlich bergab, Herr Mahler!“

„Ich persönlich besteige lieber den Berg als ihm den Buckel runterzurutschen, Budnikowski!“

„Aber die Aussicht auf dem Weg hinab, entzückend!“

„Die Aussicht gewiß, doch was ist mit den Aussichten?“

„Müssen wir halt bald wieder einen Hügel hoch!“

„Es schmerzen mir aber die Beine, Freund Hase!“

„Könnten Sie aufhören rumzumoppern, Herr Bär? Auf den Höhen muß man vorsorgen, um in den Tälern nicht mit leerem Tank zu klagen!“

„Ist dies eine Lektion?“

„Ja. Dies ist eine Lektion für einen euphorischen Melancholiker, der an meiner Seite sitzt! Und dem kalten Pöter, der naht, ins Auge zu blicken sollte man! Staple das Holz, solange es rumliegt!“

„War ich sehr anstrengend?“

„Ach, Herr Bär, wer das Leid vermeidet, vermeidet auch sein Glück!“

„Weia! Morgen müssen wir unbedingt wieder Banalitäten absondern!“

„Versprochen! Soll ich anfangen?“

„Gerne!“

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„kragen hochgestellt

spuck ihnen in die suppe

den wichtigkeiten

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die winde blasen aufs meer

bleibe ein wartender fisch

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„Verzeihung, Budnikowski. Ich weiß, es gebührt sich nicht direkt nach einem Reim loszuquasseln, aber Banales lese ich hier nicht!“

„Mahler, ich versuchte lediglich einen ersten, theoretischen Ansatz zu formulieren!“

„Werden Sie jemals wieder über Bälle reden?“

„Ich plane ein Poem. Lassen Sie sich überraschen. Am 21. Mai wissen wir mehr!“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 010

Samstag, 23. April 2022 12:59

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„Budnikowski und Hase! Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze und liebe! Darf ich dennoch mal eine Frage stellen?“

„Wenn Ihr Sound etwas weniger gereizt wäre, ich würde es begrüßen.“

„Sie sitzen in prallster Sonne. Haben Sie sich eingeschmiert?“

„Erstens: Sie sind nicht meine Mutter! Zweitens: Ich bin kein hypersensibler Aufrechtgeher! Und drittens: vielleicht strebe ich ja an die Fellfarbe meines Freundes Mahler! Und jetzt bitte ausspucken, was Sie wirklich fragen wollten.“

„Haben wir es jetzt endlich mal und was machen Sie da oben?“

„Waren zwei Fragen auf einmal, aber ich gebe nur eine Antwort. Mehr vergessen und zwar altius, citius, fortius!“

„Sie treiben mich, selbst als ein, wie schon erwähnt, des Lateinischen mächtigen Bären, in den Wahnsinn!“

„Beruhigen Sie sich, alter Grantler. Höher klettern muß man, weiter schauen muß man und erweitert vergessen sollte man! Das versuche ich hier oben inklusive Sonnenbrandgefahr.“

„Und was sehen Sie so?“

„Erstmals nüscht! Die Sonne blendet doch ordentlich.“

„Und trotzdem?“

„Und trotzdem!“

„Weia! Mir ist danach zu reimen.“

„Hatte ich gehofft!“

„Mir fällt aber nix ein!“

„Klauen Sie halt! Sie wissen wo.“

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„Bald roch es nach Krieg

Ich schliff mein Schwert zur Gabel

Die Suppe einzubrocken

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Es zog ein der Krieg

Ich schliff die Gabel zum Schwert

Suppen auslöffeln

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In unserem Krieg

Gibt es nur Kränze die

Wir – ach Schweigen nur“

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(vom Ehrenwerten Ernst Albert notiert!)

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 009

Donnerstag, 21. April 2022 13:31

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„Die Vöglein schweigen im Walde, dem Hasen scheint dies nicht gegeben!“

„Mahler, was moppert er rum?“

„Gestern versuchte ich, angewiesen von Ihnen, mehr zu hören! Und jetzt raschelt, ruckelt und zuckelt es in meinem gramgebeugten Rücken rum, daß es keine Freude ist! Der Gesang der Wipfel meinen Lauschern fern.“

„Sehen, Bär der Ungeduld, sehen! Mehr sehen ist die neue Parole! Und da muß man höher hinauf!“

„Dann kaufen Sie sich Steigeisen!“

„Ach! Auch hier der Weg eine Art von Zielvorgabe! ACF!“

„Lampe! Fordern Sie nicht den Lateinerbären in mir heraus.“

„Ich liebe Sie. Sie haben verstanden. Ich mach jetzt kurz mal Steigpause!“

„Man ist ja auch kein Luftballon und das Hirn kein Heliumbehälter.“

„Wenn Sie sich, Freund Mahler, da mal nicht täuschen!“

„Budnikowski, Nervlöffel, wahrscheinlich haben Sie recht. Schon wieder. Ich werde langsam nervös!“

„Darf ich?“

„Aber bitte nicht in Bewegung!“

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„der turm stürze ein

schrieben die altvorderen

sehen und zweifeln

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der alte baum spielt flöte

wenn die spechte einziehen“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 008

Mittwoch, 20. April 2022 18:23

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„Budnikowski?“

„Psst!“

„Entschuldigung!“

„Psst!“

„Hallo?“

„Ich möchte mehr hören! Und nicht Sie!“

„Verstehen Sie dann mehr?“

„Darum geht es nicht!“

„Worum geht es?“

„Wir können nicht so tun, als könnten wir die Gespenster totschweigen. Wir müssen ihnen zuhören.“

„Verstehe jetzt. Und das ist anstrengend.“

„So ist es. Wenn ich mehr höre, sage ich Bescheid.“

„Darf ich solange reimen?“

„Aber stille, Freund Mahler!“

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„ich trennte vom baum

gehüllt in meinen mantel

nur das eine blatt

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ein habicht stieß hinab jäh

er verteidigte sein nest“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 007

Dienstag, 19. April 2022 13:06

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„So haben wir uns von unserer Heimtüre entfernt, bester Budnikowski!“

„Nennt man das jetzt richtig draußen sein, Herr Mahler?“

„Draußen vor der Tür? Vielleicht!“

„Kommt man dann wieder rein?“

„Nun, ist es die eigene Tür meist, falls der Schlüssel nicht verlegt. Sind jedoch fremde Türen ins Schloß gefallen, schwinden die Chancen.“

„Vor allem, wenn die Türe ins Schloß geschmissen wurde mit Wumms und Rumms!“

„Typische Aufrechtgeherunsitte! Aber was mich besorgt, die Eier kommen ins Rollen!“

„Formbedingt wohl! Wir werden sie nicht aufhalten können. Aber hören Sie das auch?“

„Ich höre gerade nichts, weil ich mich in Sorge befinde.“

„Soll ich Ihnen die Ohren aufdichten, Bär und Grübler?“

„Ich bitte darum, Freund und Hase!“

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„junggrüne blätter

milde rauschende ruhe

der rhythmus des spechts“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 006

Sonntag, 17. April 2022 16:23

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„Glauben Sie mir kein Wort, Budnikowski!“

„Mahler, keine Sorge! Auch ich sehe mich nicht in der Lage mir selbst zu glauben!“

„Nicht ein Wort?“

„In diesen Tagen werden die meisten der Sätze von Enten überbracht!“

„Ich dachte, die hätten heute die Eier überbracht.“

„Die Eier der Enten sind ebenso ungenießbar.“

„Das heißt für unsere Wanderung, die ja irgendwann beginnen wird, was?“

„Maßhalten in der Sicht auf die Welt und mit den Bewegungen der Lippen. Und auch den Lappen!“

„Wie bitte, Budnikowski?“

„Die Lappen unserer Denkapparate!“

„Verstehe. Soll ich es heute versuchen?“

„Ich bitte darum, Mahler!“

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„die neuen blüten

meine ärmel tränenfeucht

bleibe ein diener“

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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 005

Samstag, 16. April 2022 14:42

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„Zumindest, bester Mahler, ist es uns nun gelungen vor die Türe zu treten!“

„Die Winde sind kühl noch!“

„Viel möchte ich auch gar nicht sagen heute. Aber es sollte trotzdem von Dauer sein.“

„Versuchen Sie es doch!“

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„Wenige Tage

nur die Blüte strahlt und doch

Siehe! Ewigkeit“

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