Hoy und Woj und der Osten / Und Gundi hilft VI
Donnerstag, 8. August 2019 19:20
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Die zwei Gefährten waren dabei auf der Reise zum Mond, jener Reise in den Mond, wo es nicht nach oben ging, sondern hinab, runter und rein. Jedoch fehlt alles an Abbildung, Dokumentation, der einzig heutzutage noch ernstgenommene Beweis von Anwesenheit an fremdem Ort. Warum?
Sie mußten bleiben im Reisegepäck, der Tasche auf dem Gepäckträger, aus der kürzlich noch wildes Geplapper perlte. Gar nicht mal um einer Staublungeninfektion zuvorzukommen und dem daraus resultierendem Kumpeltod, nein, eher auf Grund einer so gar nicht vermuteten Feigheit des Ehrenwerten Herrn Ernst Albert (EHEA), welcher die zwei Berichterstatter vor den Augen der anderen Excursionisten nicht aus dem Sack lassen wollte.
Und außerdem war da noch dieser Führer, Verzeihung, Reisebegleiter. Sächsisch ist ja bekanntermaßen ein Dialekt mit der Wucht und Lautstärke einer Heavy – Metal – Leadgitarre. Schrill und selbstbewußt. Der Laster, welcher runterrumpelte in die Mondlandschaft war ein alter brüllender Diesel, die Fahrwege von außerterristischer Beschaffenheit und der gemeine Tourist (Sachsen überwogen!) spricht gerne mehr als das er hinschaun tut, nu! Demnach: immense Grundlautstärke. Und da der leitende Excursionist früher wohl auffem Bagger saß, wo ja bekanntmaßen nicht gerade meditative Ruhe herrschte, war sein Organ geschult: er brüllte: was er auch mußte. Knappe zwei Stunden lang. Was er brüllte? Ganz sicher nicht: „Hambi muß bleiben! Flugscham! Heizt mit Tofuwürsten! Geht zu Fuß auf die Malediven!“ Nee, das Gegenteil. Klima? CO2? Nachhaltigkeit? Fick die Waldfee! Alles Kokolores! Und trotz der nervtötenden Einseitigkeit der Tiraden (Ehrenrettung! Was der EHEA alles nicht wußte und lernen mußte über die Mühen, die zu erbringende Leistung, die Härte der Arbeit, welche notwendig ist, um die von den meisten Aufrechtgehern so dringend und hysterisch verzehrte und geforderte Energie zu generieren! Danke dafür!), also begann der EHEA nachzudenken. Was ham die denn da noch, wenn die letzten Tagebaus stillgelegt werden? Nur noch 37 Grad statt 40 und nix zu fressen? Über den Strukturwandel läßt sich lässiger schwadronieren am Prenzelberg oder in der Freiburger Wiehre. Oder eben in den Wartesälen der Flughäfen. Vor allem jenen, die von RYAN-AIR angeflogen wurden.
Mein Gott, dachte man auch im Reisegepäck, es ist nicht so leicht den Menschen gerecht zu werden. Den Einen. Den Anderen. Und denen dazwischen.
Davon mal abgesehen. Guck! Guck hin! Diese Bagger. Dinosaurier. Monster. Ein quergelegter Eiffelturm. Gottesanbeterinnen aus Stahl. Götzen einer versunkenen Fortschrittswut. Oder einfach nur Notwendigkeit? Schmerzhaft. Und diese ganzen Bagger wurden in den 60 / 70 / 80ern in der angeblich so unfähigen DDR zusammengeschraubt und sie tun es immer noch. Man kann sie heute noch auseinanderschrauben und warten und weiter geht es. Wie lange noch? Die einen sagen so, Proschim findet das nicht lustig.
An diesem Tag unten auf dem Mond war es sehr heiß und trocken und so konnten die Bagger ihre Arbeit nicht tun. Verpuffungsgefahr. Der feine, durch die Luft flirrende Braunkohlestaub sollte er aufs Elektrische treffen: kein Spaß.
Anstrengende zwei Stunden, beeindruckend, wir müssen weitermachen, so der Tenor, aber die Rekultivierung, Renaturierung der abgeernteten Teile des Mondes gehe voran. Sagt der Genosse Reiseleiter. Und dann wurde dem EHEA der Brüller, der sein Wahlrecht gewiß nicht im Sinne des betuchten Lehrertums WEST nutzen wird, sogar symphatisch, da er erzählte, daß sich im ehemaligen Grubengelände in der Lausitz etliche Wolfsrudel rumtreiben und daß man mit denen ganz gut auskomme. Wenn man es denn wolle. Und daraufhin rappelte es mächtig im Karton, also in der Reisetasche. Der Ausbruch der Herren Hoy und Woj konnte in letzter Sekunde verhindert werden.
„Ich will die Wölfe sehen!“
„Und ich will mit ihnen sprechen!!!“
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Thema: Hoy und Woy und Gundis Geist | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth