Beiträge vom 1. Mai 2017

Den Planeten einordnen oder ihn liegenlassen

Montag, 1. Mai 2017 17:16

PlanetWaves02

… und liest, riecht, schnuppert Buchstaben. Ein Langgedicht ist das. Dies Wissen hat Archibald Mahler eingesogen, obwohl er das Schlaumeiernachwort noch gar nicht erreicht hatte. Andererseits benötigt auch ein Bär Schlaumeiernachworte, um dann noch schlaumeierhafter so zu tun, als sei man selber auf keinem Fall ein selbiger Vogel. Mahler ist – wenn überhaupt – Schlaubär und denkt an seine alte Erfindung namens Gedankenschrank und es fährt durch das müde Geraffel der Gedanke, ob man fortan vielleicht mehr liegen lasse, einfach rum. Und doch schiebt sich ihm ein Vorwort vor die eigene Nase. Vorsichtig vor sich hin und her. Vorworte mag ja überhaupt niemand hören. Die sind ja noch schlaumeierhaftender. Am trockenen Gaumen klebend. Da nage man lieber an der eigenen Kralle. Man hat ja zu tun. Archibald Mahler überlegt, ob er heraus zum ersten Mai, jetzt da er wach ist. Aber kaum gelingt es ihm aus sich selber herauszublicken. Es regnet. Endlich? Oder schon seit Wochen? Woher soll er dies wissen? Den Titel des langen Gedichts mag er. Bedingt. Original? „My Life in a Stolen Moment“. Übersetzt? „Mein Leben in einem gestohlenen Moment“. Gut, sein geborgtes Leben lebend, hat er sich immer noch nicht entschieden, woher er in sein Leben trat. Wyoming oder Kamschatka? Also ist er sich seiner Muttersprache nicht gewiß und ob er englisch? Und muß man als Übersetzer nicht etwa dem Satz nach Moment ein „erzählt“ anhängen? Es gar nicht hinschreiben, eventuell aber denken? Scheint sinnfällig. Oder das Leben ist – moment – nur gestohlen? Was ist die Aufgabe? Erstmal ausgiebiges Frühstück. Erledigt. Dann die Faust erheben? Ach, Regen und Kälte. Kurz mal raus aus dem Fell? Ab morgen Reime finden. Ernst Albert bindet sich derweil die Schuhriemen. Erstaunlich grün ist es vor dem Fenster. Als habe man nichts verpaßt. Archibald Mahler stiehlt sich einen Moment und fügt ihn seinem wiedererwachten Leben hinzu. Die Türe schließt sich. Ohne ihn. Bär bleibt im Trockenen. Es war einmal in Brandplatz …

Thema: Planetenwellen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth