Archibald Mahler kehrt heim / Thesen / Aussicht

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Da saß sie die SIE, schwenkte Bein, starrte blond, plastikpuppte monoton, aber sehr freundlich, zahngrinste hübschgesichtig vom Küchenschrank hinab in die nächtliche Leere, drunten auf dem Küchentisch zog seit Stunden ein Tee vor sich hin, den wer vor der Bettruhe aufgegossen, dann ihn aber von Hypnos vorzeitig in die Laken gesandt vergessen hatte, der Herr Budnikowski zeigte Schulter und schwieg wohlgelaunt, Herr Archibald Mahler, der Bär vom Brandplatz, heimgekehrt und mit einer ihm schwer unter dem Herzen dräuenden Frage belastet, wunderte sich, aber auch er schwieg, wohlgelaunt kaum, dennoch nicht gänzlich missmutig, eher besorgt auf Grund der unerwarteten Neuerung. Dazu sollte man wissen, daß ein Bär, dessen Leben schon einen radikalen Einschnitt (Das abbe Bein!) bereit gehalten hatte, kein großer Freund unliebsamer und (vor allem dies!) nicht angekündigter Neuerungen ist, sondern ein gewisses, vorrangig stabiles Gleichmaß und gesittete Alltäglichkeit bevorzugt. Dennoch schwieg er, genoß – beinahe – das Schweigen und die Absurdität der neuen Sitzsituation. Wie nun vor dem Küchenfenster Eos ihr Haupt erhob den neuen Tag zu grüßen und der Spatzen Chor die ersten Strahlen des Lichts begrüßte, hob der Herr Budnikowski an zu sprechen.

„Das Dasein eines Bären, der zum Intellektuellen sich hin neigt, besteht darin, daß er Grundfragen nach der Existenz stellt, daß er die Welt problematisiert und Unruhe stiftet – in anderen und in sich selbst. So schafft er keine Geborgenheit – zumindest nicht primär – und er ist nicht geborgen! Ein solcher Bär zu sein, heißt eigentlich allein, einsam zu sein!“

„Da sprechen Sie recht. Woher aber dies? Haben Sie in meinem Kopp Urlaub gemacht!“

„Angesammelte Zeit verbracht in einer gewissen Nähe – auch wenn vom Solitär nicht unbedingt gewünscht – gebiert manch sinnangereicherte Erkenntnis, lieber Herr Mahler!“

„Dann weiter im Text!“

„Der Zustand des Ungeborgenseins ist, auch weil der intellektuelle Bär, allen Anfechtungen einer sich ändernden Realität zum Trotz, wie ein Zinnsoldat, der nicht schmelzen mag, in der Hölle seines Denksystems verharrt, weil er will und muß (These!), also ein schmerzhafter und auf Dauer den schon vorhandenen Leidensdruck potenzierender Zustand. So mag es geschehen, daß bär, um einmal Geborgenheit zu erleben, den Intellekt verrät…“

„Meinen Sie sich über alle Maßen über die gestrigen Ausrutscher zu amüsieren, hömma?

„… vielleicht auch dies, also bär sich also einer Oberflächlichkeit hingibt, ja, also dies auch sollte, weil also… und deshalb… Kapierste?“

„Wie deshalb?“

„SIE! Genau! Angenommen mal die Welt wäre blondiert, überpinselt, weil man es auch so will, friedlicher, koloriert, das Häßliche könnte man nurmehr mit dem eigenen Rücken betrachten, Fluchtreflex und Selbsterhalt, und es zieht einen hinan und hinweg, das Ewige, Schöne, Weib, also…“

„Kann es sein, Sie verlaufen sich gerade im Dschungel Ihrer Theorie?”

„Therapie! Und Metapferd! Quatsch! Metapher! Metapheromene! Sie, Herr Mahler, nehmen Sie die SIE als Metapferd und also reiten Sie auf dem Rücken der Schönheit SIE – als Metapher – hinaus aus der Schmorhölle Denksystem Mahler und atmen ein frische Metapheromene und so weiter!“

„Ich will aber keine Freundin, Budnikowski!“

„Meine ich doch auch nicht, ich dachte nur an eine Antwort auf die Frage, die unter Ihrem Herzen dräut! Alles kein Problem.“

„Wie?“

„Ich mache es für Sie. Kein Problem!“

„Woher wissen Sie?“

„Sagten Sie nicht, ich hätte in Ihrem Kopp Urlaub gemacht?“

„Ja, ich sagte dies!“

„Eben!“

(Fortsetzung folgt)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Mittwoch, 29. April 2015 16:38
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