Bemerkungen auffem Weg zum Draht nach oben
Samstag, 28. März 2015 10:42
(Wenn sich der Boden unter den Füßen öffnet, Abgrund grüßt – und sei’s nur im Kopp – zieht oder zog es, einst zumindest, viele in Richtung OBEN in der Hoffnung auf Antwort, Hinweis oder wenigstens Trost. Manche in vollem Bewußtsein des Vagen und der Abwesenheit letzter Erkenntnisse, andere schon am ersten Treppenabsatz blitzerlöst. Der Rest betet zu den Wissenschaften, die mit siegessicherem Grinsen ihre Satelliten ins ätherbehauchte Oben schießen, um dann Behauptung auf Behauptung (Ausgabe letzter Hand) aufs sensationsgierige, erlösungsgeile und maulaffige Volk niederregnen zu lassen. Erst nagelt man den Nazarener fest und dann die Thesen an die Tür. Upps! So kann man sich täuschen. Jedenfalls hatte die Sonne einen Hilferuf abgesandt und Mahler sowie Budnikowski saßen deshalb auf einem Baum nahe des Launsbacher Sees. Flora und Fauna atmeten eine zittrige Stille und viel furchtsame Erwartung, nur der Aufrechtgeher jagte seine Blechkisten unermüdlich über den in der Nähe sich befindlichen Betonring. Richtung letzte Ausfahrt.)
„Budnikowski, uns fehlt die Nähe!“
„Näher ran müssen wir?“
„Höher!“
„Noch höher! Mir schwindelt!“
„Ja höher noch, doch nicht zu nah. Es schmilzt das Wachs, die Flügel fallen und man stürzt – die bitteren Zähren des Vaters im Ohr – hinab in den Teich!“
„Vor den Vätern sterben die Söhne?“
„In diese Richtung wehen wieder die kriegerischen Winde! Sehen Sie den Mast dort?“
„Mahler, das ist jetzt nicht Ihr Ernst!“
„Lassen Sie es uns zumindest versuchen. Mir ist schrecklich kalt! Nach OBEN, weiter, näher, hoch!“
(So besteigen Mahler und Budnikowski den Mast einer Überlandleitung, Drähte surren und singen von kalter Luft ummantelt, unten auf den Pisten wird gewuselt und die Sonne macht sich daran vom blechernen Himmel zu steigen. Schwäne versammeln sich. Vöglein schweigen. Warte nur, balde.)
Thema: Bemerkungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth