Mr. A. Mahler träumt tageweise ins Buch / eins

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„Sprießt im Januar dat Kraut, ist dat Frühjahr längst versaut.“ Ein elektrisches Küchenmesser, welches sonst dazu dient Entenschenkel vom Leib zu trennen, öffnet Mahlers Abdomen. Behende, grünlackierte Fingernägel schieben vorsichtig Innereien nach rechts, nach links. Mahler ist sich unschlüssig auf welcher seiner zwei Seiten er weiterschlafen möge. Der Traum nimmt Gestalt an und schlägt dem Bären die Fernbedienung aus der Tatze. Eine Art von Motor – noch Märklin – Baukasten oder schon Fischer – Technik? – beginnt im Mahler zu rotieren. Zahnrad reibt an Zahnrad und fordert stete Bewegung. Wer war der Chirurgin? Schwarze Locken und halbblinde Augen blicken den Archibald an und – mir nichts Dir (Wer bist DU?) nichts – hängt er in einer Art Rollo, zwischen Lamellen und der eben eingepflanzte innere Motor zwingt ihn zu einer Art hölzerner marionettenhafter Choreographie. Die tanzende Puppe aus Fellinis „Casanova“? Die trommelnden drei Affen vor dem Spielwarengeschäft op d’r Vringsstroß zu Kölle? Ein Duracellbär? Die Umstehenden lachen, weil der Bärentanz sie amüsiert. Mahler aber hängt in seinem Vorhang und neigt sich vorwärts, seitwärts, rückwärts, grinsiert und spricht seltsame Worte: „Sprießt im Januar dat Kraut, ist dat Frühjahr längst versaut.“ Wahrscheinlich rezitiert er anderes, aber der Traum, der Traum. Eine geballte Faust schlägt ihm ins Kreuz, das feucht vom Schweiß und starr, schieb ihn nach vorne, da ist ein Bildschirm, er schaut sich an und zu und unter seinen Tatzen wächst ein Rednerpult und dies ist nicht der Platz, den Mahler jemals anstrebte. Ein Bildschirm seiner selbst vor dem schlaftrunkenem Auge? Doch wehre Dich gegen einen Traum im Januar, der ansonsten kalt und regungslos vorbeizieht an den Traumlosen und unbemerkt zerfriert. Aus trock’nem Rachen schiebt sich ein Bärensatz: „Aufrechtgeher keine Instrumente als die Beine wenn Du Dich fortbewegen magst Du bist noch nicht so weit machst Du aus der Welt einen Parkplatz lacht sie Dich aus Bleib bequem Särge sind billiger geworden zieh in den Krieg Dein Kind versorgen wir Hörst DU Sie rufen wieder Höre weg.“ Kleine zipfelbemützte, weißbehemdete, stimmbruchkieksende Buben preisen die Zeitung des nächsten Tages an: „Express, Stadtanzeiger, Express, Stadtanzeiger! Winterschlaf soll abgeschafft werden! Archibald Mahler zum Bären des Jahres gewählt! Express, Stadtanzeiger, Express, Stadtanzeiger!“ „Gib dem Juppes doch mal ein Bierchen!“ „Sicher dat!“ Archibald Mahler führt seine rechte Tatze ganz langsam an die linke Seite seiner Stirn. Et Fränzche zappt noch ens.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Montag, 13. Januar 2014 21:29
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