Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (1)
Lieber Mahler in der Heimat!
Halten Sie mich für bescheuert, aber manchmal habe ich das mit dem Fortschritt nicht begriffen. Sitze hier auf einem polnischen Vortortbahnhof und warte auf den Zug. Eine Karte habe ich schon gekauft. An einem Schalter. Bei einer richtigen, lebenden Frau. Die Freundlichkeit hat die bestimmt nicht erfunden, aber ich spreche auch nicht polnisch. Die Fahrkarte habe ich aber komplikationslos bekommen, mit Pfoten und Läufen gestikuliert, und ich zahle denselben Preis wie der Einheimische. Automaten gibt es keine, dafür ein Büdchen für das Nötigste. Und im Bahnhof kostet alles genau gleich viel wie auf der anderen Strassenseite. Es gibt nur ein einziges Büdchen im Bahnhof. Das hat alles. Zeitungen auch. Und Zigaretten. Sogar Kinderspielzeug, billiges. Und hinter dem Schalter sitzt ein Mensch. Dann kommt der Zug und keiner versucht englisch zu sprechen in die knarzenden Lautsprecher hinein. Der Zug kommt und fährt auch so. Auf den Fahrplänen stehen ja die Zahlen. Wie überall. Gleis. Zeit. Abfahrt. Zielort. Man kann hier noch lesen. Und komischerweise sind Fahrkarten und Bier billiger als dort, wo soviel mehr Fortschritt ist. Oder so gern wäre. Es funktioniert hier also alles zu meiner bescheidenen Zufriedenheit und ich hoffe, die Optimierer lassen sich noch etwas Zeit. Sind Sie schon im Heckerland bei den Reichen? Beim nächsten Mal mehr!
Bis dahin grüßt herzlichst: Budnikowski