POST AUS LITAUEN / BEGEGNUNG
Lieber Herr Mahler!
Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich lief durch den Wald und war ganz alleine. Der Wald war wie aus einer anderen Zeit, die längst vergangen ist, so schön und von einsamer Stille war der Wald. Und der Wind spielte mit den Wipfeln, ich blickte hinauf ins raschelnde Blattwerk und ich stolperte über diese Dinger. Hinterlassenschaften eines Riesenviechs, Kötel so groß wie mein Hasenkopf. Freude, Furcht und gespannte Erwartung durchschossen mich und auf leiser Pfote lief ich weiter. Das Riesenviech ist nicht fern, die Kötel waren noch warm. Ich blickte nach rechts und nach links in aller gebotenen Vorsicht und jede Bewegung oder Sinnestäuschung im fernen Geäst jagte mir ordentlich Adrenalin durch den Leib. Und dann ist es geschehen. Er kreuzte den Weg. Etliche Meter vor meinem Auge kreuzte ein riesiges Elchviech den Weg. Die Einheimischen hatten mich darauf hingewiesen. Es gäbe ihn – weniger Exemplare als einst – aber noch gäbe es ihn und es sei nicht zu spaßen mit dem Tiere. Ich zittere jetzt noch am ganzen Körperlein. Mein Gott, was ein tolles Tier! Morgen gehe ich tiefer hinein in die Wälder. Auf leiser Sohle. Darf man Elche streicheln?
Das fragt sich Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski