Vom Erstellen eines Blacks am hellichten Tag, der Ebene OHNE-END und ein Lied für den KING
(Der aufmerksame Leser wird sich gefragt haben, wie ein Black auf einer Freilichtbühne und das auch noch am zwar grauhimmeligen, aber doch hellichten Tage bewerkstelligt wird. Ganz einfach. Während der Protagonist – Herr Mahler als Suchender Bär – mit seinem neuen Requisit beschäftigt ist und den Text für die nächste Szene – Monolog!!! – aktiviert, stürzt der Mann für alle Fälle – unser Lütten Stan – an die Rampe und bittet das Publikum die Augen zu schließen. Man kommt der Bitte nach. Lediglich die Jungschwäne weigern sich ihre Köpfe unter ihr Gefieder zu stecken. Vernachlässigbare Ignoranz der Jugend! In dieser Zeit der imaginierten Finsternis führt nun Stan den Bär zum SMARAGDFALL, der für wenige Sekunden wieder zum banalen Schal wird, der Bär klettert daran – und Bären können das, und wie! – ein guten Meter in die Höhe, Stan bittet das Publikum bis ZEHN zu zählen, dann die Augen zu öffnen, macht sich darauf vom Acker, es wird Licht in den Köpfen, der Bär atmet einmal tief durch und dann spricht er folgende Worte.)
„Es dauert mir zu lange! Das Leben keines Bären kennt Unendlichkeit! Kein Bär ward schon in jungen Jahren, wenn wild noch in der Brust schlägt sein eifrig forschend Herz, zum Alten Bär vom Berge und findet ab sich mit dem steten Lauf der Welt, wirft fort die Fragen in den Fluß des Vergessens und atmet nichts als aus, dann ein. Nein! Hier sitze ich, halte die Rose in den Händen, die Türen, Schlösser mir eröffnen soll und was ich sehe, ist nichts als eine weiße, nackte, staubige Ebene. Baumlos und heiß liegt sie zu meinen Füßen, kein Weg, kein Pfad kreuzt ihre Ödnis, sie findet weder hinten noch vorn ein Ende und hinterm Horizont da geht’s nicht weiter. Nein! Kein Bär, kein Aufrechtgeher scheint diese Wüste je gequert. Jungfräulich liegt der Sand vor meinen Augen, nicht eine Spur, kein Zeugnis irgendeines Lebens. Blick ich nach oben, fällt mir ein trostlos, stählern Himmel auf den Kopf und die Welt scheint mir wie ein großes Einweckglas und auf dessen Grund lieg ich, ein Kilo Pflaumen. Warum ist keine Antwort mir, der ich in die Weite hinaus rufe und brülle? Nicht mal ein Echo traut sich die endlose Stille zu durchbrechen. Gnadenlos und Satz für Satz, Stück für Stück wirft mir die Leere all meine Fragen zurück vor meine Tatzen. Was soll ich tun? Die wüste, leere Ebene queren? Gefahr laufen an ihrem Ende zu stürzen in einen ewigen, alles verschlingenden Abgrund? Oder hier warten, bis die Rose fault in meinen Händen und die bleichen Knochen meines ausgetrockneten Leibes eines Tages einem Wanderer, der sich am Ende aller Zeiten hierher verirrt, als Wegweiser oder Mahnmal dienen? ‚Hier starb ein Suchender und nahm seine Fragen mit ins staubige Grab.’ Ach wäre ich zu Haus geblieben, auf der Fensterbank, die kleinen Dummheiten der Aufrechtgeher betrachtend, mir meinen Bärenteil denkend und zufrieden zwischen Thunfischbüchse und Marmeladenglas hin- und herpendelnd. Meinethalben verspottet als Sofabär, doch entronnen der Sinnlosigkeit der EWIGEN SUCHE! Potzrembel die Waldfee aber auch! Was ein wüstes Land zu meinen Füßen!“
(Erschöpft blickt der Bär über die Köpfe der Schauer hinweg und imaginiert konzentriert die Wüste Gobi oder die Salzwüste von Utah oder stellt sich einfach vor, er habe gewaltigen Hunger. Der Gesichtsausdruck ist derselbe. Dann singt er ein Lied, was so nicht im Text stand.
‚Baby let me be,
Your lovin teddy bear
Put a chain around my neck,
And lead me anywhere
Oh let me be
Your teddy bear.’
Und wieder spricht das Orakel. Auch das mit der Projektion klappt einwandfrei.)
„Ich kenne sie, die Ungeduld. Früher, als ich soviel älter war als jetzt, hat sie mich gequält. Tag und Nacht! Keine Angst, das gibt sich. Halt Deine Rose fest. Du wirst sie noch gebrauchen.“
„Wann?“
„Sing das Lied weiter. Es ist schön. Laß uns heute den KING ehren!”