Wegen Vorbereitung der Sommerseespiele Lausebach bis auf weiteres keine Vorstellungen!
Dienstag, 3. August 2010 18:03
(Ein Hinterhof. Es ist kühl. – Erstes Apart: Fräulein Else Sommer schwächelt nach furiosem Einstand. Sie will sich doch nicht an der diesjährigen Performance des Herrn Lenz messen lassen? Also: Hintern hoch, Madame! – Zurück auf die Szene. Der Bär ist schweigsam. Sein Gegenüber durchaus ungeduldig.)
„Wenn ich Sie was fragen dürfte, Herr Mahler?“
„Mmh!“
„Ja oder nein?“
„Wie bitte? Ach so! Ja! Wenn es sein muß!“
„Sie sehnen sich zurück in die Wälder? Die Einsamkeit? Ich kann auch gehen!“
„Nein, lieber Herr von Lippstadt-Budnikowski, bleiben Sie! Bitte! Nur eine Idee, die mich umtreibt!“
„Sprechen Sie!“
„Na ja, vielleicht nur ein gewaltiger Pups in meinem Hirn!“
„Raus damit! Ich stelle mich in den Wind!“
„Ihr Risiko! Auf der gestrigen Heimfahrt, die Holzbühne unten am Silbersee!“
„Fiel mir auf! Was ist damit!“
„Musentempel! Bretter! Weltbedeutung!“
„Und?“
„Na ja!“
„Mein Gott! Nach dem Motto: Wie der Herr, so das Gescherr?“
„Einen Versuch wäre es doch wert! Die eigene Geschichte! Selber ersinnen! Selber formen! Selber erzählen!“
„Und ich?“
„Technik. Werbung. Einlaß. Dramaturgie. Sekretariat. Kaffee kochen. Assistenz. Die Bühne fegen.“
„Warum?“
„Dies ist nun mal die Aufgabe der Praktikanten und Hospitanten!“
„Sie können mich mal!“
„Halt, mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Des weiteren eine entscheidende Rolle, die auf Sie wartet.“
(Lechz! Geifer!) „Ich? Spielen? Bühne? Ach!“
„Gewiß! Der Freund des Helden! Der dramaturgische Katalysator! Das fatale Element! Der Geschichtenwender!“
„Und Sie!“
„Den Rest!“
„Warum?“
„Abstammung! Talent! Ausgangsidee! Gewisse Erfahrungen!“
„Ach ja!“
„Zum Geschäftlichen. Keine feste Gage! Anteiliges Einnahmensplitting!“
„Jeden Tag eine Karotte! Drunter mache ich es nicht!“
„Die Hälfte meiner Möhre! Letztes Wort!“
„Erpresser! (Pause. Stille. Es knirscht im kommunikativen Gebälk.) Gut! Handschlag!“
„Sie sind mein Mann!“
„Für alles! Eins noch! Die Story?“
„Ein Bär zieht aus, sucht sich selber und kehrt zurück als Held!“
„Vielleicht etwas abgelutscht!“
„Wie?“
„Verzeihen Sie, da sprach der Dramaturg in mir!“
„Das geht aber fix! Vorschlag?“
„Ein Möchtegernheld zieht aus, verliert sich, findet das Unerwartete und kehrt zurück als kompletter Bär.“
„Ist einen Gedanken wert!“
„Haben wir Zeitdruck?“
„Nicht die Bohne! Herrn Ernst Alberts Sponsoring ist nicht an Termine gekoppelt.“
„Darf ich unter diesen Umständen einen Vorschlag machen!“
„Sie sollen!“
„Ich koche Kaffee, schäle zwei Möhren, fege die Fensterbank und wir ziehen uns zurück zu einer Konzeptionsbesprechung.“
„Wie lange?“
„So lange es eben dauert. Lassen wir das Pflänzlein in Ruhe gedeihen!“
„Herr Lippstadt-Budnikowski! Sie gefallen mir!“
„Hirn an und Herz auf, Herr Mahler!“
(Zwei zukünftige Theatermacher stehen auf und schlendern über den Hinterhof. Destination Fensterbank. Stirn in Falten. Gewichtigen, doch auch schlendernden Schrittes. Die Pfoten kratzen am Pöter. Oder an den Löffeln. Man denkt öffentlich. Künstler eben. Bis denne!)
Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth