Im Namen des unpäßlichen Herrn Mahler überdenkt Herr Albert Variationen des Betrachtens
Samstag, 8. Mai 2010 13:34
Liebe Leser und Freunde des Archibald Mahler! Ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, daß der kleine, in den letzten Wochen notwendig gewordene, operative Eingriff an Herrn Mahlers legendenumwobenen abben Bein erfolgreich verlaufen ist. Der Rekonvaleszent bittet Sie um Verständnis, daß er sich in den nächsten Stunden noch nicht zu seinem Befinden äußern möchte. Er hat aber der Veröffentlichung dreier während der OP entstandener Photodokumente zugestimmt. Welches Bilderl hätten’s denn gern?
Erstens: Die maximal intime, dennoch aus medizinischer Notwendigkeit heraus entstandene, sowie die Verletzung präzise und emotionsfrei ablichtende Variante? Sie spart das Gesicht des Patienten aus, konzentriert sich auf die arbeitenden Hände der Heilerin, zeigt einen Schritt im Prozeß des zunähenden Eingriffs und verleugnet nicht den Schmerz. Wir weisen daraufhin, daß alle Eingriffe im Haushalt Albert / Pelagia / Mahler & Co ohne Anästhesie stattfinden. Nur wer sich dem unverwässerten, klaren Schmerz stellt, lernt dazu. Der Rest merkelt rum und legt jeden Lernprozeß nachfolgenden Generationen auf die noch schwachen Schultern.
Zweitens: Die anrüchige, leicht sexuell aufgeladene und trotzdem Mitleid erregende Fassung, die versucht Bloßstellung und Wahrung der Würde des Patienten zu wahren? Bei dieser Abbildung steht – neben der Entschlossenheit des Photographen, sich ein solches Motiv nicht entgehen zu lassen – im Mittelpunkt der optische Hinweis auf die Schmerz verursachende, aber langzeitstabilsierende Dicke des Faden. Auch der, der Farbe des Pelzes fast deckungsgleich angepaßte Braunton des Garnes fällt angenehm auf. Das Mitleid der meisten Betrachter erregt die unnatürliche, gewiß nicht druckfreie Haltung des Kopfes, die allzu aggressive Präsentation des Bärenhinterteils und das ängstliche Funkeln im Auge des Bären. Ruhe jedoch strahlt aus der, wie gewohnt, sichere und wissende Griff der Hände der operierenden Frau Eva Pelagia. Das Leben im OP-Saal ist nunmal kein Ponyhof.
Drittens: Die Variante, die aus dem Schmerz und damit verbundenen kleinen Katastrophen, versucht das, wahlweise, Spektakuläre oder auch durchaus Komische zu ziehen? Der Patient und somit seine und unser aller Welt steht Kopf, trotzdem scheint ein Grinsen die Lippen des Bären zu umspielen. Der Eingriff wird zur Nebensache. Aus jedem Schmerz läßt sich noch ein Tröpfchen Lustigkeit pressen. Diese Art der Abbildung korreliert wahrscheinlich am ehesten mit der uns Aufrechtgehern angeborenen Haltung aus Fehlern, Krankheiten und ähnlichen Unpäßlichkeiten nicht unbedingt Schlüsse ziehen zu wollen. Aussitzen, weitermachen und hoffen, daß es trotzdem etwas zu lachen gibt. We love to entertain you! Legal, jedoch nicht abendfüllend. Entscheiden Sie selbst!
Ich verabschiede mich von Ihnen und hoffe, wie Sie, ab morgen an dieser Stelle wieder den gewohnten Weltschauer Archibald M. begrüßen zu dürfen. Und ich gratuliere von hier aus Herrn van Gaal. Und dem Butt zur Nummer 1! Wetten? Herzlichst E. A.
Thema: Archibalds Geschichte, Küchenschypsologie | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth