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Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Ten

Dienstag, 24. Dezember 2013 15:16

urne_emergency

„Wessen Bart ist weiß und lang?“

„Es ist der Bart vom Weihnachtsmann!“

„Wer kommt in der heil´gen Nacht und hat das Christkind mitgebracht? Langer Bart, heil´ge Nacht?“

„Mehr Lametta Mehr Lametta Mehr Lametta Dieses Jahr.“

„Wer hat den roten Mantel an?“

„Wahrscheinlich ist´s der Weihnachtsmann!“

„Was hast Du in dem Jutesack?“

„Geschenke für das Menschenpack!“

„Jutesack, Menschenpack, langer Bart, heil´ge Nacht?“

„Mehr Lametta Mehr Lametta Mehr Lametta Dieses Jahr.“

„Wer hat die dicke rote Nase?“

„Sicher nicht der Osterhase!“

„Wer lacht so gerne Ho Ho Ho und macht damit die Kinder froh?“

„Ho Ho Ho, Kinder froh, Jutesack, Menschenpack, langer Bart, heil´ge Nacht?“

„Mehr Lametta  Mehr Lametta Mehr Lametta Dieses Jahr.“

„Auf wen warten wir ein ganzes Jahr?“

„Auf den Weihnachtsmann, das ist doch klar!“

„Und kommt er dann der Weihnachtsmann, fängt’s Warten gleich von vorne an!“

„Weihnachtsmann, von vorne an, Ho Ho Ho, Kinder froh, Jutesack, Männerpack, langer Bart, heil´ge Nacht?“

„Mehr Lametta Mehr Lametta Mehr Lametta Nächstes Jahr.“

„Und wer wohnt in der Urne?“

„Die heiligen drei Irrtümer!“

Thema: Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Nine

Sonntag, 22. Dezember 2013 17:07

open

„Is it rollin’, Bob?“

„Sam! Let’s start before I coughed!”

„Es ist lange her, sehr lange her, seit wir uns liebten, unsere Herzen wahr schlugen und einmal, einen kurzen Tag lang, war ich dein Mann!“

„Letzte Nacht hörte ich dich im Schlaf sprechen. Solche Dinge solltest du nicht aussprechen. Oh Baby, dafür sind schon andere im Knast gelandet.“

„Wo sollen wir hin? Gibt es wen, den wir treffen können? Vielleicht geht es dir nicht anders als mir.“

„Seit zwanzig Jahren habe ich meine Familie nicht mehr gesehen. Das ist nicht leicht zu begreifen. Vielleicht lebt ja auch keiner mehr. Ich habe ihre Spur verloren, als sie ihr Land aufgeben mußten.“

„Baby, krempel’ dich um, tanze und schrei’ es raus. Du weißt doch, um was es eigentlich geht. Was treibst du dich auch die ganze Zeit in der prallen Sonne rum? Weißt du, daß der Planet dir dein Hirn leer brennen kann?“

„Mein liebster Feind liegt im Staub, läuft sich tot in seinen sinnlosen Ritualen, seine Lenden schweigen inzwischen. Man hatte ihm übel mitgespielt. Daran ist er zerbrochen. Er starb in Schande. Er hatte ein eisernes Herz.“

„Ich trage dunkle Gläser. Sie bedecken meine Augen. Die dunklen Geheimnisse in ihnen mag ich nicht enthüllen. Komm zurück, Liebste. Wenn ich deine Gefühle verletzt habe, dann bitte ich um Verzeihung!“

„Zwei Züge rollen gen Osten, 40 Meilen lang, Seite an Seite. Du mußt nicht gehen. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, wie sehr ich deine Freundschaft wünsche!“

„Ich denke, als mein Rücken zu dir hin gedreht wurde, fing die ganze Welt, die hinter mir lag, augenblicklich Feuer. Das ist schon eine Weile her, seit wir diesen endlos langen Gang zum Traualtar hinunterschritten.“

„An jenem kalten und frostigen Morgen haben wir zusammen geweint. Wir weinten, weil unsere Seelen auseinander gerissen waren. So viel zu Tränen, soviel über diese langen und verschwendeten Jahre!“

„Bob! Setzen wir nun über? Die Tore offen?“

„Sam! Wir setzten über, einst. Offenes Land. Das gefällt mir!

Thema: Anregende Buchstaben, Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Eight

Samstag, 21. Dezember 2013 20:05

miller

(In dem Moment als Mrs Henry gebeten wurde den Besen zu benutzen und die Herren rauszukehren, da diese etliche Muscheln, etliche Biere, faule Eier etc und mit Frauen gezwinkert hatten, stand der Eine in den Schuhen des Anderen, der Laternenpfahl mit dem Intelligenzquotienten eines Zwerges klopfte an der Pforte Eden an und Pflüge, Verträge, Teller, Gürtelschnallen, Flügel, Schwüre und Telefone zerbrachen und als sich der Eine umdrehte, fiel im Rücken des Anderen das Eine und das Andere zu Boden. Der Liebeskranke hörte Liebende auf einer fernen Wiese flüstern, er war erkrankt an einer Art der Liebe, er wurde dick von dieser Liebe, als der Andere vorbeikam und behauptete der Eine trage das Blut dieses Landes in seiner Stimme. Noch sieben Tage. Dann wollten sie sich morgens in der Frühe treffen, Ecke 56te Straße und Wabasha, auch wenn die Bahnhoftüren geschlossen wären und man nirgendwo Streichhölzer kaufen könne. Eine Tasse Kaffee noch, runter ins Tal, denn IHR Vater lehrte sie Messer zu werfen, IHRE Schwester brachte IHR bei das Tarot zu legen und IHRE Haare ein Ozean auf dem Kissen, auf dem SIE liegt. Oh Schwester, ich klopfe nicht als Fremder an Deiner Türe!)

„Ich habe ein neues Pony!“

„Wie heißt es?“

„Lucifer!“

„Wann wirst Du aufwachen?“

„Ich werde EINE in einen Rollstuhl setzen und die Strasse hinunterschieben!“

„Dinge haben sich verändert!“

„Mir ist das gleich!“

„Und wenn die Schiffe nach Hause kommen?“

„Ich rief Captain Ahab zu, ich habe Neues Land gerochen!“

„Er forderte uns auf die Segel zu reffen und den Wal nicht zu vergessen!“

„Da sitzen Frösche in meinen Socken!“

„Und Dein Vater versteckt sich in der Kühlbox!“

„Ich habe den Höllenhund besiegt!“

„Ich kroch unter Stacheldraht hindurch!“

„Schließ die Augen!“

„Schließ die Tür!“

„Heut Nacht bin ich DEIN!“

„Ich gehe, ich werde gehen, ich bin weg!“

„Ich tafelte mit Königen und Königinnen! Es hat mich nicht beeindruckt!“

„Die Übersetzung?“

„Bald!“

„Heute?“

„Ich wachte auf heut` morgen und trank erst mal ein Bier!“

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Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Seven

Montag, 16. Dezember 2013 20:09

hippo

(Chilischoten hängen in der brutzelnden Sonne, in Durango verliebt man sich, Papa will, daß seine Töchter die Wäsche von der Leine nehmen, in Brownsville unter einem roten Himmel verkaufen sie Postkarten von den letzten Hinrichtungen und die Nilpferde kochten in ihren Becken, als Bob und Sam und Sam und Bob den Mann im langen schwarzen Mantel um die Ecke huschen sahen. Er hinterließ Worte und Fußstapfen zwischen den Kakteen. Bleibt liegen auf dem alten, großen Eisenbett, ich kann hören, wie sich der Schlüssel im Schloß dreht. Um den Rest kümmere ich mich:

It’s been such a long, long time / Since we loved each other and our hearts were true. / One time, for one brief day, / I was the man for you. / Last night I heard you talking in your sleep / Saying things you shouldn’t say. / Oh baby, / You just might have to go to jail someday. / Is there a place we can go? / Is there anybody we can see? / Maybe, / It’s the same for you as it is for me. / I ain’t seen my family in twenty years / That ain’t easy to understand. / They may be dead by now; / I lost track of them after they lost their land. / Shake it up baby, twist and shout, / You know what it’s all about. / What you doing out there in the sun anyway? / Don’t you know the sun can burn your brains right out? / My enemy crashed into the dust, / Stopped dead in his tracks, and he lost his lust. / He was run down hard, and he broke apart. / He died in shame; he had a iron heart. / I wear dark glasses to cover my eyes. / There are secrets in them that I can’t disguise. / Come back baby, / If I hurt your feelings, i apologize / Two trains running side by side / Forty miles wide, down the eastern line. / You don’t have to go, / I just came to you because you’re a friend of mine. / I think that when my back was turned, / The whole world behind me burned. / It’s been a while / Since we walked down that long, long aisle. / We cried on that cold and frosty morn. / We cried because our souls were torn. / So much for tears, / So much for these long and wasted years.)

„Wollen wir übersetzen?”

„Charon, mein Freund?”

„Dichten wir lieber nach.“

„Wir werden die Worte ernten, in den ungeübten Tatzen wiegen und wägen?“

„Aber wir trauen es uns zu!“

„Sonnenuntergang und gelber Mond! Klar, Mann!“

„Wenn Du Sie siehst, grüße sie von mir!“

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Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Six

Sonntag, 15. Dezember 2013 22:32

emergency

(Es wurde ruhiger, man hatte das Paradies eingeebnet, weil man Parkplätze benötigte, aber das Mädel aus Brownsville ließ ihre Zähne glänzen wie der Mond über den Köpfen der Verstummten, fuhr durch ihre Locken, zeigte uns die Welt und wir durchfuhren den Panhandle, landeten in Amarillo, verloren uns im Regen von Juarez und da hatten wir genug, gossen den letzten Burgunder auf die Straße namens Burgunderstrasse, weil Deine Scheißlaune, bester Freund, wird Dich nicht weiterbringen, stell Dich mal in meine Schuhe, da geschieht etwas und Du weißt nicht was geschieht. Du bist ein großes Mädel, jetzt! An der nächsten Straßenecke wartete Napoleon, zerlumpt, er wartete nicht, aber er stand da. Hänschen klein im Keller drunten mixte sich seine Medizin, derweilen wir auf dem Bürgersteig herumstanden und über die Regierung nachdachten. Auf Maggie’s Farm will ich nicht mehr arbeiten. Gibt es einen Fluchtweg Richtung raus? Hier?)

„Peter O’ Toole ist gestorben, Mann!“

„Ja! Ich habe damals diesen einen Film gesehen!“

„Bis Akaba?“

„Ja. Bis Akaba!“

„Was für eine Reise!“

„Es ist niemals angekommen!“

„Es gibt Leben, die ein Ziel, aber keinen Notausgang kennen!“

„Gewiß. Manche vergessen, daß sogar Odysseus Penelope verlassen hat, nachdem er die Freier vertrieben hatte!“

„Warum?“

„Es muß doch irgendwo einen Weg geben, der uns woanders hinführt!“

„Und sonst?“

„Erzählen wir keinen Mist mehr!“

„Warum?“

„Die Stunde ist eine späte Stunde!“

„Ja. Legen wir kein falsches Zeugnis mehr ab!“

„Sehr schön!“

„Und wünschen wir der Neuen Zeit mehr Alte Worte!“

„Ich habe versucht näher zu rücken, aber bin dann doch noch eine Million Meilen von ihr entfernt!“

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Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Five

Montag, 9. Dezember 2013 20:47

kaktus rücken an rücken

(Es war ruhig gewesen die letzten Tage in Brownsville. Finger schnipsten, verlangten nach Regen aus tiefblauem Himmel, das Pfeifen des Abendzuges verstummte, es wurde dunkel, zu dunkel, um noch irgend etwas erblicken zu können, nicht wirklich dunkel, aber ich war auf dem Weg, lange schwarze Wolken eben, schwarzer Regen. Einer war aufgestanden, stieg hinab ins Tal, sang sein Lied, sang es laut, sang es kräftig, das Echo solle entscheiden, wer richtig liege oder falsch, der Andere setzte seine Zukunft auf die Hölle Vergangenheit, das Morgen rauschte heran, unerwartet schnell und gebrochene Verträge wurden verbogen von gebrochenen Händen auf zerbrochenen Pflügen. ‚Du bist ein Lügner, ich glaube Dir nicht, spielt es verdammt laut!’ Da draußen, weit entfernt, heulte eine Wildkatze, so sprach der Joker zum Dieb, diese sieben Tage würde er überleben, bis sie am Bahnsteig steht, es liegt an Dir und wenn Du sie siehst, sage ihr, mir ginge es gut, ich habe gelernt den Lärm in meinem Gehirn abzustellen. Silvio mußte gehen. Er wußte, daß weder Gold noch Silber das erkaltete Herz wieder schlagen lassen. Er wollte herausfinden, was nur Tote wissen können. Sagte Silvio. So ruhig war es gewesen in Brownsville. Erzähl das dem Alten Bill. So ruhig war es gewesen in Brownsville in den Letzten Tagen.)

„Bob, soll man über die Welt jaulen?“

„Sam, man soll von der Welt jaulen!“

„Bob, soll man über die Welt krächzen?“

„Sam, man soll von der Welt krächzen!“

„Bob, soll man über die Welt nuscheln?“

„Sam, man soll von der Welt nuscheln!“

„Was ist die Welt?“

„Frag Donovan!“

„Wo ist er?“

„Im Kleiderschrank!“

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Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Four

Sonntag, 1. Dezember 2013 18:38

urne

„Keith, Bob, Keith hat die Asche seines Vaters gesnifft.“

„Hat er gesagt, Sam, hat er gesagt! Ja! Dig it!“

„Genau! Dig it!“

„Da gehören die Väter hin, in die Mägen, in die Venen, in die Nasen. Vielleicht.“

„Subkutane Liebe! Was sniffst Ihr am Anfang von Eat the Document? Your high school diploma? Dad? The Past? The Future? Die Gegenwart?“

„Ich ist kein Anderer als ich und mich gibt es nicht. Melodielinien, Kratzer auf den mir abhanden gekommenen Platten, Eselsohren in geklauten Büchern, rostiger Fingerschweiß auf Gitarrensaiten, ein Resümee vor der Zeit, Summen zu schnell addiert, Nebel, Wolken. Das alles nimmt Gestalt an.“

„Jede Urne trägt einen Zylinder, ist es das, was Du meinst?“

„Ich trage meine Sonnenbrille und färbe meine Zähne schwarz, um gut auszusehen, frage mich nichts über irgendetwas, sonst könnte ich Dir die Wahrheit erzählen.“

„Ich bin es nicht, nach dem Du Ausschau hältst?“

„Die Zeiten haben sich geändert!“

„Die Zeiten werden sich ändern?“

„Das hat T.S. Elliot gesagt! Ich sage, wenn Du mich in Deinem Traum spazierengehen läßt, darfst Du in meinem Traum übernachten!“

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Ein Monat belangloses Geschwätz / Scene Three

Freitag, 29. November 2013 16:36

kaktus gemeinsam

„Ich ist ein Anderer, aber man kommt so selten dazu!“

„Ja. Klar.“

„Sicher?“

„Ich habe heute Nacht auch nicht geschlafen. Ich stand an dieser Kreuzung!

„Hast Du den Deal gemacht?“

„Ich weiß es nicht mehr, aber irgend etwas muß passiert sein heute Nacht! Da war dieses Lied, als ich erwachte und es lief los, bevor ich dazu kam, einen Kaffee zu trinken. Und jetzt ist es da draußen und ich habe schon wieder vergessen, wie ich es sang!“

„Hat das Lied Stacheln?“

„Oh Mann, es muß Stacheln haben. Ein Lied darf man nicht streicheln können!“

„Hast Du Freude daran, anderen Schmerzen zuzufügen?“

„Wenn Du in einer Wüste hängengeblieben bist, und dein Mund voller Sand und Dein Herz rauh und trocken ist wie der große Salzsee, findest Du im Inneren des Kaktus letzte Feuchtigkeit.“

„Hugh!“

„Davon singt Neil!“

„Wovon möchtest Du nicht singen?“

„Davon daß das, was ich am 17. Juni 1997 oder am 3. April 1983 gesagt haben könnte, heute immer noch seine Gültigkeit hat!“

„Leben als Karteikarte!“

„Frag mich was!“

„Wärst Du gerne ein Schwarzer?“

„Ich bin es nicht!“

„Wann träumst Du am liebsten? Nachts oder tagsüber!“

„Tags! Immer tagsüber! Mit offenen Augen! Nachts gehe ich in mir selbst spazieren!“

„Begegnest Du nachts jemandem, der Dir ähnlich ist?“

„Nein, Bildern, Schemen, Schamanen vielleicht. Nein, nachts bleibe ich allein!“

„Stachelig?“

„Cactus! Ja, Mann.“

„Gute Band!“

„Ja, Bedroom Mazurka!“

„Ja, Mann. Schamanenlied.“

„Frauen tanzen länger!“

„Genau!“

„Man muß das Leben in sich aufbewahren!“

„Ja! Die Stacheln!“

„Frauen tanzen länger! Genau! Das Leben!“

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Einen Monat belangloses Geschwätz / Scene Two

Donnerstag, 21. November 2013 18:13

radio

„Songs? Ja! Lieder? Ja!“

„Woher kommen sie?“

„Sie sind einfach da. Sie waren schon immer da!“

„Wo? Im Kopf?“

„Ja! Im Kopf! In der Haut! Leber! Überall!“

„Wem gehören die Lieder?“

„Allen! Niemandem! Gott!“

„Deine Lieder?“

„Kennst Du ‚Alien’?“

„Den Film?“

„Ja, so schießen sie aus der Brust, manche Songs! Und plötzlich sind die Lieder da, man kann sie hören!“

„Und manche erschrecken sich vor ihnen!“

„Au ja, viele erschrecken sich!“

„Warum?“

„Sie erwarten etwas anderes, etwas Neues und sie vergessen, daß sie nicht so schnell vergessen können, wie sie es sich erträumen! Das Alte ist zäh, auch wenn man es nicht mehr sehen kann!“

„Man kann es noch begreifen, anfassen vielleicht?“

„Jeden Morgen, wenn Du Dir das Gesicht wäschst! Wir sammeln alle!“

„Ja. Tage. Niederlagen. Illusionen. Unter den Fingernägeln.“

„Man hat seinen Körper! Nicht mehr!“

„Es gibt Prothesen!“

„Klar! Prothesen! Schallplatten! Phantomschmerzen!“

„Das Radio spricht nicht mehr zu uns, Bob, es schreit uns an!“

„Es wird immer schwerer den Schlaf zu finden!“

„Manchmal braucht man Freunde, Tom.“

„Laß uns über fliegende Wesen reden!“

„Engel?“

„Später!“

„Jüdische Flüche?“

„Mögen alle Deine Zähne ausfallen, bis auf den einen mit dem Zahnschmerz!“

„Mögest Du wachsen wie eine Zwiebel, den Kopf in der Erde, die Füße in der Luft!“

„Möge Gott nach Deinem Lied verlangen und Deine Feinde es singen!“

„Uuuh! Gibt mir nur einen Freund!“

„Schalt ein!“

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Einen Monat belangloses Geschwätz / Scene One

Dienstag, 19. November 2013 21:24

brownsville

„Fertig?“

„Warte!“

„Bob?“

„Du heißt Sam?“

„Heute! Ja, heute heiß’ ich so. Denk ich mal!“

„Sam, ich hab’ ein Lied mitgebracht!“

„Willst Du es singen?“

„Nein, es befindet sich noch in meiner Schreibmaschine!“

„Gibt es eine Frau in diesem Lied?“

„Es gibt keine Lieder, in denen keine Frau wohnt!“

„Und was ist mit Henry Porter?“

„Das einzige, was wir wissen, ist das Henry Porter nicht Henry Porter heißt!“

„Du bist heute Bob?“

„Sie gaben einem von mir diesen Namen!“

„Trägst Du gelegentlich einen Ausweis bei Dir?“

„Ich kenne Menschen, die mich zu kennen meinen, das reicht! Hast Du Bier mitgebracht?“

„Ja, aber es befindet sich noch in meinem Notizbuch! Weißt Du, wo ich am Sonntag war?“

„Hmm?“

„Esch sur Alzette!“

„Eine harte Stadt!“

„Harte Stadt, uuh! Leere Schächte! Portugiesisches Bier! Slips über diesem Tresen an die Wand genagelt! Fußballpokale! Kinderspielzeug!“

„Frauen, die Bier verkaufen?“

„Billiges Bier, aber man muß es trinken! Und die Frauen lachen dich an!“

„Seltsam, Menschen, die zusammen etwas erleiden, haben mehr gemeinsam als die Zufriedenen!“

„Genau! Honey, bleib bei mir und laß uns hoffen, daß das Dach nicht wegfliegt!“

„Ich muß kurz mal telefonieren!“

„Ich erinnere mich noch heute an den Tag, an dem Du mich in der bunten Wüste besuchen kamst! Lange bevor man die Sterne vom Himmel riss!“

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