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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 011

Freitag, 11. April 2014 16:23

himmel_011

ich hatte gestern

gestern hatte ich zuviel gestern

heute habe ich so viel vorgestern

und spring kopfüber

hinein in das läuten der glocken über santa fe

man richtet meinen oberkörper auf

ich blicke in die untergehende sonne

und spüre

die aufgabe eines großen spielers ist der tod

den tod zu spielen

welche aufgabe und

sie jagen den nuggets hinterher wieder

den nuggets hinterher die ich aus den gräbern meiner väter grub

während der pfeil eines sioux mich

trifft verzeihend

jagen sie den nuggets hinterher wieder

während ich die ewigen jagdgründe betrete

sie jagen den nuggets hinterher

während ich die ewigen jagdgründe betrete

den nuggets hinterher die ich aus den gräbern meiner väter hob

sie jagen sie hetzen

während santer unter dem gold der apachen verendet

jämmerlich und ich

mit dem kopf in die alten träume

dieser bücher hinein

die eigenen bilder suchend die eigenen

jetzt sterben sie verschüttet unter

allmächtigem abbild

leinwände nimm aus meinem kopf die übervollen leinwände

die in die phantastie genagelten endgültigkeiten

das wort

das buch

nur das buch

unter die bettdecken

sie jagen den nuggets hinterher

klein gierig kaninchen

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 010

Donnerstag, 10. April 2014 15:31

himmel_010

ich hatte gestern

gestern hatte ich zuviel gestern

einen weißen raum mit schwarzen vorhängen

nahe dem bahnhof

als ich so jünger war jünger als

gestern hilfe ich brauchte

im sonnenschein deiner liebe hilfe ich brauchte jemanden

und gott sprach zu abraham töte mir deinen sohn

aber ich kaufte mir einen rolls royce denn das

tat meiner stimme gut

wachte morgens auf nahm mir ein bier

keiner kommt hier lebend raus schrei kind schrei

da an der kante da an der ecke steht dein neffe mit dem gewehr in der hand

halt’s maul hier fand ein schlachtfest statt

schon als kleiner junge spielte ich den flipper wie ein gott

hoffte zu sterben bevor ich alt werde

du schlugst mich mit einer blume

ich hatte lediglich ein plektrum

das telefon klingelte ich sagte wer ist dran und

auf meiner wolke sind zwei einer zuviel

stell dir vor

stell dir vor

da ist kein himmel

es gibt ihn nicht

halt’s maul kriege wohin wir schauen und ihr wollt nicht singen

gebt mir ein f

gebt mir ein u

gebt mir ein c

gebt mir ein k

buchstabiert

danke für die musik

die gestern schwieg

frühstück im bett für vierhunderttausend

ich sitze wieder vor dem spiegel

geht hin

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 009

Mittwoch, 9. April 2014 18:17

himmel_009

ich hatte gestern

als ich mein gesicht aus dem spiegel gezogen hatte

mich wieder ins bett gelegt

das licht ließ ich brennen

manchmal ist die furcht so stark

und ich las nur einen satz

jeder weiß daß er weniger schlecht sein könnte als er von natur aus ist

das war der satz

den las ich mehrmals

wieder nochmals diesen satz

sprach ihn aus

andere nennen das

ein gebet

heute keine musik

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 008

Dienstag, 8. April 2014 20:17

himmel_008

ich hatte gestern

und dann wer ist das

denn

wer bist du

bist du der

vom letzten jahr

von anfang an

wer bist du

was willst du

wer warst du von anfang an immer

einer immer einer

immer nur einer

und gerne der andere und der zeigefinger lang

wie lange schafft man es in den spiegel zu schauen ohne

die anderen

immer die anderen

die anderen immer immer immer

immer die anderen

die langeweile an sich selber

diese lange weile von zeit an sich selber

reiben reiben sich reiben woran

immer immer immer die anderen

der spiegel

das gesicht

das gesicht gegen das gesicht das

eigene gesicht

das ist das eigene gesicht

das gesicht

es anschauen

stille halten

still

das eigene gesicht anschauen

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 007

Sonntag, 6. April 2014 20:26

himmel_007

ich hatte gestern

und dann ich fiel dem schalter entgegen

dem schalter zu und

hin

ich fiel und fiel und zuviel

zuviel himmel im kopf

dann fiel ich ab

und dann fiel ich ab

vom pferd so goldig

in den vorstadtstrassen unserer stadt

fiel ich ab

kippte nach rechts links hing im trapez nass der arsch

überm bodensee ein nasser arsch

im trapez von staad richtung bregenz fallwinde

einmal im trapez gehangen

noch ein eines noch eins der traumgebilde noch krängend

dann hinauf den meersburger jungfernstieg

und hinab in den schlund

den meersburger jungfernstieg

trocken

hinab gießen in den schlund

gießen hinab

und ich fiel

in einen ring

der ring brannte

er brannte gegeelt

vor sich hin

große alte oper

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 006

Samstag, 5. April 2014 20:57

himmel_006

ich hatte gestern

also wenn ich jetzt den schalter

umlege

wenn ich mich jetzt entscheide den schalter

umzulegen

leg ihn um

ja leg ihn um

mach ihn kalt

nein den schalter umlegen

war ich es

war ich der täter

nein der handelnde

also wenn ich mein tatze an den schalter

es wird hell und ich habe es getan

und auch die verantwortung

tragen

wie schwer ist verantwortung kann man

wenn ich den schalter knipse

dann kann man sehen

alle können sehen

ich habe den schalter

ich schaue auf den schalter und immer weiter denke ich

der schalter schaut mich an

was will der

was will der

von mir will der doch was

dieser idiot

entscheidung

entscheiden

ende und dann

scheiden oder

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 005

Donnerstag, 3. April 2014 14:40

himmel_005

ich hatte gestern

immer wieder der zweifel

dieser zweifel

das zweifeln

ob

ob das

oder aber eher nicht

nein

leg dich wieder hin

hinlegen wieder

nicht neues

in der nacht bleiben

haften

haftenbleiben

nichts mehr umlegen

keine schalter

keine bewegung

wohnen bleiben

und godot soll bleiben wo auch immer

weg

ich warte nicht mehr

nichts umlegen kein

kein neuer morgen

keiner mehr

keine neuen pferde

kein ritt in die untergehenden sonnen

kein neues pony

wie lange noch

wie lange noch

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 004

Sonntag, 30. März 2014 19:34

himmel_004

ich hatte gestern

als das erwachen kam

einen moment jener klarheit kurz nur

kurz

streifte mich es

warum war diese nacht so kurz

kürzer war diese nacht

als ich wach wurde dachte ich wie kurz doch

diese nacht und so warm und

ich werde sie nicht mehr brauchen können

eine solche nacht so kurz

ich werde sie in die schubladen

in die schubladen des gedankenschrankes

abgeheftet dort die nacht wie ein schmetterling

mit spitzer nadel gesteckt hinter glas

staub auf den durchsichtigen schwingen

zu betrachten hinter glas die nacht

als etwas was war

jene nächte die

wie sie waren

und hinderten uns daran

nach hause

nach hause und heim

heimzugehen

heim

heim

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 003

Mittwoch, 26. März 2014 21:58

himmel003

ich hatte gestern

also ich war eingeladen

ich mußte und bin dann

zu dieser hochzeit

ich trug einen schwarzen anzug

den trug ich

anläßlich dieser hochzeit

trug ich den und ich war

allein

ohne dich war ich dort mit schwarzem anzug

in meinem gesicht und davor hingen meine haare

hingen mir in die sicht

schwer

naß

der regen hatte sie schwer

gemacht und sie hingen und ich ging hinab zum fluß

dann den hügel hinter dem fluß

dort hinauf

du warst nicht dabei als ich

den hügel hinter dem fluß hinauf

hinauf gestiegen bin

und der himmel war kein dach

als ich hinauf blickte in den taschen wühlte und eine münze

fiel

kullerte

ruhte und

lag da

ich mich bückte

im weißen anzug auf dem weg

auf dem weg zu einer

beerdigung und

in der nächsten bar würde ich schlafen

schlafen mit dieser nacht

unter den schwarzen blättern

eines herbstes ohne dich

ohne

ganz ohne

ein fühlen

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 002

Dienstag, 25. März 2014 22:32

himmel_002

ich hatte gestern

gestern hatte ich dieses gefühl

gehabt

wie man sagt

läßt sich nicht dran rütteln

das gefühl hatte ich ging nicht weg

weg ging das nicht

das gefühl

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

und wenn deine freunde

deine freunde denken tu es nicht

nein

aber

aber wenn sie dann

deine freunde denken vielleicht

dann denken sie tu es

doch tu es doch

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

und ich denke daß ich fühle

ich fühle daß ich

denke ich weshalb

bin ich bis

hierher ist alles weshalb ich hier

wenn du alles hast und nichts mehr

nichts mehr willst du doch

oder dann

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

manche sagen es ist nur

es ist nur rock’n’roll

ist es nur

nur aber dort wo

wo ist dort ein schmerz und dann

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

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