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Im Wind / Keine Fragen / Keine Antwort / Wind

Montag, 8. Mai 2017 17:39

PlanetWaves05

Als mir Beine gewachsen waren griff mir der Wind unters Herz

Schritt für Schritt begann ich mich durch die Kleine Häßliche Stadt zu arbeiten

Weil ich nicht mehr lag zerrissen herum war sie eine Andere

Geworden regennaß Spuren suchend der Bär auf dem Weg nach oben

Begierig einsaugend Buchstaben um diese wieder in nächste Winkel zu kotzen

Mannigfaltig die Schmerzen voller Geister Phantome das Weh und Weia

Wie unter Wasser immer wieder Träume vom Erwachen und Ertrinken

Die Lungenflügel quetschen sich zusammen schwere Brust der Atemstoß lautlos

Der Kopf schießt durch die Oberfläche Atemstoß und ein  leiser Schrei geseufzt

In Taschen Koffern Tüten begann ich zu reisen getragen geschleppt

Man setzte mich auf Steine Bänke Bordsteinkanten Zäune

In Wälder Wiesen Mülltonnen auf Schrottautos Schwäne in Weinstöcke

Auf Goethes Schoß an Schillers Denkmal thronend auf Hölderlins Grab

In Ilmenau Weimar Innsbruck Konstanz Freiburg Tübingen

Schaute ich auf Tümpel Bächle Teiche Seen Flüße Wasser

Dort wo am Hörnle Land endet oder beginnt

Blickte ich auf vier Länder hörte unzählige Sprachen und

Sah Berge glitzern im Föhn

Blickte hinter Kaltbrunn in die wässrigen Augen eines Bären

Lernte auf der Insel Reichenau erfolgslos das Geschäft der Fischerei

Badisches Babylon und Tage später rasend der Inn zu meinen Füßen

Klammerte ich mich ans Geländer des schwankenden Stegs

Und betete daß Ernst Albert heute mit Vernunft

Das Fell geschüttelt von Wind und verschlammt der Pöter kalt

Im Hotelzimmer tanzten Nagelbürsten und schlechtes Gewissen

In Dornbirn kalter Junimond feucht draußen ich und drinnen sang Bob Dylan

Tage später geschüttelt von Fieber und Frost in vertrauter Höhle

Neben mir der geheimnisvolle Fieberthermometerhalter hielt besorgte Wache

In der Küche schimpft die Pelagia und Albert trunken kichert

Im Wahn phantasiert herbei die Weinberge des Tunibergs in wilden Farben

Und ich singe vom Mädchen am Firmament das glitzert wie ein Diamant oh John

Spargel spießte meine wirren Gedanken auf und ich Kratzete mich am Pöter

Gesundet mit dem neuen Gefährten in den Wäldern

Walden revisited am Fuße des Schiffenbergs

Und feierte meine Einsamkeit welche angenehmer zu zweit

Und schrieb Bemerkungen in den Wind dergestalt

Daß im Freund immer auch der Feind zu respektieren sei

Man nähere sich dem Freund doch niemals laufe man zu ihm über

Und ich begann langsam die eigenen Worte zu finden

In Brombeerbüschen getöteten Lachsen nächtlichen Himmeln und Honigtöpfen

In der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen

Auf beiden Beinen aufrecht

Stehend

Thema: Planetenwellen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Lebenserhaltenden Moment an das Leben zurück

Freitag, 5. Mai 2017 16:26

PlanetWaves04

Mahler versucht sich zu erinnern.

Die Frau? Sie hielt sich nicht die Ohren zu. Aber lange Geschichten, die ihr Kerle erzählen wollten, das kannte sie zur Genüge. Sie hatte einen Vater und einen Bruder und Schwestern auf der Suche. Das reicht erstmal. Die Frau stellte eine Frage. Wie denn bitte der einbeinige Bär da hinaus wolle in die von ihm zu besingende Welt? Auf Krücken, Bärenkrücken? Hüpfend Mitleid erheischend? Verspottet in Pfützen liegend? Verlacht vom Bordstein gekippt? Außerhalb des eigenen Gleichgewichts? Archibald Mahler pustete sich zustimmend etwas Staub vom Silberrücken. Wäre er ein Jungbär, wohl wissend, daß er gar nicht weiß, wie alt er tatsächlich, also wäre dann, dann hätte er gemurmelt: „Da geht noch was!“ Möglicherweise hat er sogar tatsächlich etwas derartiges gemurmelt. Dann mußte die Frau gehen. Sie sagte, sie habe auf einem Familiengeburtstag noch geheimdienstliche Verpflichtungen  zu erfüllen. Archibald Mahler bekniete den eben doch noch und wieder einsamen Mann diese Frau baldigst wieder zu kontaktieren, auch auf die Gefahr hin, jetzt die Mafia im Nest sitzen zu haben. Die Frau war erstmal weg und der Ehrenwerte Ernst Albert und Archibald Mahler legten sich schlafen. Wenn die Nacht nicht existierte, schenkt man sich den folgenden Tag. Und lüften könnte man auch mal wieder. Später! Eine Woche verstrich. Hysterische Hitze, Fahnengesichter, Zettel im Socken des Torhüters, Argentinien heult, hitzige Hysterie, Italien spielt nicht mit, Ballack weint. Euphorie in Stuttgart. Die Frau steht vor Mahler. Nadel und Faden in der Hand…..

Mahler legt das Buch zur Seite. Er erinnert sich. Jedoch der Eingriff und die Tage danach bleiben beharrlich im Schatten. Das Abbe Bein war dran. Ist dran. Bleibt dran. Vor dem Fenster bläst ein Wind. Hoffentlich von Süden. Ein neues Gedicht.

Thema: Planetenwellen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

In diesem gestohlenen Moment mein Leben

Mittwoch, 3. Mai 2017 9:26

PlanetWaves03

Der Brandplatz liegt zu Füßen eines alten Schlosses

Am südlichen Ende wachsen hinter rostigen Gittern Gingko und Rhododendren

Ich wurde da gefunden, mein Abbes Bein lag neben mir

Zusammengenäht wurde ich an den Rändern des Thüringer Waldes

Liegengelassen dort in Sonneberg als Mauern fielen

Aufgenommen von einem verlassenen Mann tief im Osten

Gepflegt und gehegt und aufgebaut zwischen alten Büchern

Später eingepackt und gereist ohne Fahrkarte nach Mittelhessen

Über mich tobte ein versöhnungsloser Streit hinweg und ich lag zerrissen eine ganze Nacht, falls ich mich erinnere

In der Frühe umrundete meine Reste kreischend die Müllabfuhr

Gießen ist ein Drecksloch schon immer gewesen

Gießen wurde erbaut in einer sumpfigen Mulde, faulig stinkende Abwasserkanäle sind seine Adern

Gießen ist die hohle Mittelmäßigkeit in allem, wie ein Dichter die Stadt preist und kein Friede in den Hütten

Gießen besitzt einen Musentempel, das Dönerdreieck, Suppenwürfel und  Minderwertigkeitskomplexe

Es ist ungeheuer schwer das die Siedlung durchfließende Gewässer zu finden, jedoch es existiert

An den Ufern der Lahn stehen Menschen von Freundlichkeit wie auch in etlichen Häusern und Straßen spricht man miteinander

Ich lag auf dem Brandplatz, entzwei, wurde aufgehoben, geschleppt in eine Kneipe, später in eine Wohnung getragen

Unter einem kleinen Tisch saß ich neben dem Bett eines einsamen Mannes

Mein Abbes Bein lehnte an meinem Torso und die Wartezeit staubte mich ein, der Silberrücken unfreiwillig

Über traurige Tage hinüber und viele laute Nächte lang hörte ich Lieder, immer wieder, immer wieder und neu

Ich hörte den Sänger näseln, krächzen, raunen, zwirbeln tausend Reime über und von der Welt

Von Geistern, und der Liebe, und der Einsamkeit, und dem Tod, den Vergeblichkeiten

Düster, laut, krakelig, fremd und so nah, Gesänge von den ewigen alten Zeiten im Jetzt, welches eben

Zigarettenrauch rötete meine Augen

Gelegentlich saß ich auf dem Tisch, neben mir ein kleiner Band, dicht beschrieben mit Haikus

Ich lernte an den Buchstaben zu riechen und die Buchstaben begannen zu sprechen

Ich hieß sie willkommen

In meinen Träumen ritt ich hungrig und einbeinig auf einem mit Preiselbeeren gefüllten Lachs den Honigfluß hinauf bis zur Quelle

Ich plante dort den Staub von meinem Fell zu waschen, mein verlassenes Herz niederzulegen und Lieder voller Haikus zu krächzen

In jenem heißen Sommer, als sich die Menschen Fahnen ins Gesicht malten, führte der einsame Mann, der neben meinem Tisch schlief, eine Frau nach Hause

Als die Frau mich erblickte, fragte sie den bald nicht mehr einsamen Mann nach meiner Geschichte …

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Den Planeten einordnen oder ihn liegenlassen

Montag, 1. Mai 2017 17:16

PlanetWaves02

… und liest, riecht, schnuppert Buchstaben. Ein Langgedicht ist das. Dies Wissen hat Archibald Mahler eingesogen, obwohl er das Schlaumeiernachwort noch gar nicht erreicht hatte. Andererseits benötigt auch ein Bär Schlaumeiernachworte, um dann noch schlaumeierhafter so zu tun, als sei man selber auf keinem Fall ein selbiger Vogel. Mahler ist – wenn überhaupt – Schlaubär und denkt an seine alte Erfindung namens Gedankenschrank und es fährt durch das müde Geraffel der Gedanke, ob man fortan vielleicht mehr liegen lasse, einfach rum. Und doch schiebt sich ihm ein Vorwort vor die eigene Nase. Vorsichtig vor sich hin und her. Vorworte mag ja überhaupt niemand hören. Die sind ja noch schlaumeierhaftender. Am trockenen Gaumen klebend. Da nage man lieber an der eigenen Kralle. Man hat ja zu tun. Archibald Mahler überlegt, ob er heraus zum ersten Mai, jetzt da er wach ist. Aber kaum gelingt es ihm aus sich selber herauszublicken. Es regnet. Endlich? Oder schon seit Wochen? Woher soll er dies wissen? Den Titel des langen Gedichts mag er. Bedingt. Original? „My Life in a Stolen Moment“. Übersetzt? „Mein Leben in einem gestohlenen Moment“. Gut, sein geborgtes Leben lebend, hat er sich immer noch nicht entschieden, woher er in sein Leben trat. Wyoming oder Kamschatka? Also ist er sich seiner Muttersprache nicht gewiß und ob er englisch? Und muß man als Übersetzer nicht etwa dem Satz nach Moment ein „erzählt“ anhängen? Es gar nicht hinschreiben, eventuell aber denken? Scheint sinnfällig. Oder das Leben ist – moment – nur gestohlen? Was ist die Aufgabe? Erstmal ausgiebiges Frühstück. Erledigt. Dann die Faust erheben? Ach, Regen und Kälte. Kurz mal raus aus dem Fell? Ab morgen Reime finden. Ernst Albert bindet sich derweil die Schuhriemen. Erstaunlich grün ist es vor dem Fenster. Als habe man nichts verpaßt. Archibald Mahler stiehlt sich einen Moment und fügt ihn seinem wiedererwachten Leben hinzu. Die Türe schließt sich. Ohne ihn. Bär bleibt im Trockenen. Es war einmal in Brandplatz …

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Planetenwellen / Erwachen und ein neues Buch

Samstag, 29. April 2017 16:52

PlanetWaves01

Archibald Mahler war erwacht. Die Nacht, lang war diese gewesen. Wann und wo hatte er sie betreten? Keine Erinnerung klopfte an. Einen Blick in sich geworfen und er offenbart ein schwarzes Loch. Sauggeräusche durchhuschen die noch schlafenden Eingeweide. In den Ohren rauscht ein vergessenes Meer. Mondsichel klingt nach und dann, sie scheppert. Es ist Mahler als sei er in den letzten langen Wochen und Monaten einmal quer durch sich hindurchgewandert. Er blickt an sich herab und meint zu sehen, daß sich sein abbes Bein wieder vom Leib getrennt hat und herumliegt, orientierungslos. Einfach und so. Jedoch kein vernehmbarer Schmerz. Wo ist Budnikowski? Der kommende Tag lehnt noch etwas unentschlossen am Rande der endenden Finsternis. Ein Gähnen. Der Kopf ruckelt. Archibald Mahler versucht seine Augen zu schließen. Nichts bewegt sich. Dann summt der Bär. Vor sich und hin. Eine fremde Sprache. Diese Worte umschwirrten seinen Schlaf, nachtmahrig und einlullend zugleich. Sein Zunge rauh, der Gaumen von Enge trocken. Gerne würde er diese in Honig baden. Doch nichts weiterhin. Schwer hockt der Bärenpöter auf der klug und dezent erwachenden Welt. „If I cant please everybody, I might as well not please anybody at all.“ Genau. Oder? Das Folgende denkt der Bär in Klammern: (there’s but so many people an I just cant please them all). Aha, da liegt ein Buch. Der Ehrenwerte Ernst Albert ließ es liegen. „Nun, dann stelle ich mich der Aufforderung!“ Als der Bär sich nach so langer Zeit wieder sprechen hört, atmet er aus. Kalter Dunst wolkt vor seinem Gesicht. Frostige Nächte immer noch in der Welt. Doch der Bär mag dieses Kribbeln, welches übers noch schlafwarme Fell huscht. Bär schlägt das Buch auf….

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Wo das Schiff auch landen mag und eine Nacht

Donnerstag, 11. August 2016 15:16

hellas19

Mahler und Budnikowski, die zwei Seiten einer Medaille – Verzeihung, oh Germanien der Athletenbeschauer – haben die (!) Mythos geentert. Wohin? Der Meltemi wird ihnen den Weg weisen. Und er wird sie gehörig durchschütteln. Wenn er bläst. Heute sitzen sie noch im alten Hafen. Andere Häfen werden folgen. Was sie da tun werden, wissen sie noch nicht. Budnikowski und Mahler, die Große Koalition der toten Pläne, geht jetzt erstmal einen Ouzo trinken. Man muß sich ja auch angemessen vorbereiten. Dann freuen sich Mahler und Budnikowski, die Innenverteidigung der Vergangenheit, auf das, was ihnen über den Weg schwimmen wird. Als erfahrene Hellenisten. Na ja. Oder sie studieren neue Schwimmwege. Die werden sie erfreuen. Und es wird länger als 72 Stunden am Stück warm sein. Na ja. Ab in die Nacht erstmal. Budnikowski und Mahler, die Glimmer Twins der ungelegten Tascheneier, haben einen im Tee. Ein altes Lied.

hellas016

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Budnikowski zieht Schuhe aus (oder die es ihm?)

Samstag, 6. August 2016 12:01

andere_017

Herr Budnikowski läßt mitteilen, daß er sich in seiner Klause recht angenehm befinde. Er mache der Welt weiter keinen Vorwurf, daß geschehe, was geschieht. Die Götter haben sich irgendwann für die Variante Aufrechtgeher entschieden. Manche behaupten die Götter hätten es in ihrem Kontrollwahn nicht ertragen, die Welt vor sich hinatmen zu lassen und so also ihre Nachgeburten auf den blauen Planeten gesandt, damit das altvordere Gemetzel auch ja kein Ende nehme! Also keine Klagen bitte, falls ihr: Stellvertreter! Aber der Flut ausweichen, der unreflektierten, panischen, hysterischen, scheinschlauen Welle des Spekulierens und Expertierens und den Bildern des respektfreien, gnadenlosen Draufhaltens, dem üblen Gegaffe und den Mikrophonen in allen Nasenlöchern, dem allen auszuweichen, das ist möglich. Die Bilder, die in den eigenen Köpfen mögen entstehen, diese Bilder brauchen Ruhe und viel mehr Zeit. Man kann das Meiste nicht verhindern. Bitter? Aber, wer Verzicht nicht lernen mag, der bleibt in Gefahr.

Herzlichst Ihren Herr Budnikowski (nach Diktat verreist)

Thema: Wieder ein Jahr / Jetzt schon 2016 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Die Andere Reise / Ein Bär rezitiert einen Bären

Sonntag, 31. Juli 2016 23:06

andere_016

Da ist also der Baum. Der Baum in meinem Hinterhof. Der Baum, welcher größer ist als der kleine Baum. Größer als jener kleine Baum im Treppenhaus, den ich bemerkte, als ich aufgebrochen war. Dieser Baum hier draußen streckt und reckt sich, als dächte er nach. Das gefällt mir gut. In meinem Kopf rezitiert sich ein altes Gedicht. Die letzten Zeilen. Das komplett Gedichtete ist viel umfangreichender.

Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig! Heilig!

Die Welt ist heilig! Die Seele ist heilig! Die Haut ist heilig!

Die Nase ist heilig! Zunge und Schwanz und Hand und Arschloch heilig!

Alles ist heilig! Alle sind heilig! Überall ist heilig! Jeder Tag ist in Ewigkeit!

Alle sind Engel!

Der Gammler ist so heilig wie der Seraphim! Der Verrückte ist heilig, wie du, meine Seele heilig bist!

Die Schreibmaschine ist heilig das Gedicht ist heilig die Stimme ist heilig die sie hören sind heilig die Ekstase ist heilig!

Heilig Peter heilig Allen heilig Solomon heilig Lucien heilig Kerouac heilig Huncke heilig Burroughs heilig Cassady heilig die namenlosen geschundenen und leidenden Bettler heilig die abscheulichen menschlichen Engel!

Heilig meine Mutter im Irrenhaus! Heilig die Schwänze der Großväter in Kansas!

Heilig das stöhnende Saxophon! Heilig die Be-Bop-Apokalypse! Heilig Jazzbands Marihuana Hipster Frieden und Drogen und Trommeln!

Heilig die Einsamkeit von Wolkenkratzern und Gehsteigen! Heilig die Cafeterias wimmelnd von Millionen! Heilig die geheimnisvollen Tränenströme unter den Straßen!

Heilig der einsame Götze! Heilig das riesige Mittelklasselamm! Heilig die verrückten Schafhirten der Rebellion! Wer auf Los Angeles steht IST Los Angeles!

Heilig New York Heilig San Francisco Heilig Peoria und Seattle Heilig Paris Heilig Tanger Heilig Moskau Heilig Istanbul!

Heilig die Zeit in Ewigkeit heilig die Ewigkeit in der Zeit heilig die Uhren im All heilig die 4. Dimension heilig die 5. Internationale heilig der Engel im Moloch!

Heilig die See heilig die Wüste heilig die Eisenbahn heilig die Lokomotive heilig die Visionen heilig die Halluzinationen heilig die Wunder heilig der Augapfel heilig der Abgrund!

Heilig Vergebung! Gnade! Nächstenliebe! Glaube! Heilig! unser! Körper! Leiden! Großmut!

Heilig die übernatürliche extrabrilliante intelligente Güte der Seele!

Herr Budnikowski? Sie fehlen mir. Sentiment ist ja wohl erlaubt. Bis bald? Sach nu auch mal wat, Du Heiopei! (Ich zitierte Sie nur. Verzeihung! Ich bleibe mal müde!)

Thema: Anregende Buchstaben, Wieder ein Jahr / Jetzt schon 2016 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Die Andere Reise / Ein Bär in der Besorgung

Donnerstag, 28. Juli 2016 18:39

andere_015

Mein Freund Budnikowski hat sich eingesperrt, weil er außerhalb seiner selbst sich empfindet. Das ist ein komplexer Satz. Oder einfach nur kompliziert. Es ist ein schwieriger Satz? Nur weil dem Denken heute gerne von gewissen Seiten das Etikett der Eitelkeit angeheftet wird? Das ist doof. Mein Freund Budnikowski sitzt also im Briefkasten. Ich habe keinen Schlüssel. In den USA – schon immer eine Hochburg der Denkverweigerer – legt man abgängige Nachrichten in den Briefkasten und der Bote holt sie raus und schickt sie weg. Woher ich das weiß? Wenn der Ehrenwerte Ernst Albert nicht schlafen kann – und das geschieht häufig – erzählt er mir Geschichten. Dabei schläft er ein und ich bleibe wach. Also ist es sinnvoll, weniger nachzudenken und die Briefkästen nicht abzuschließen? Der Budnikowski atmet wütend gegen Blech. Von innen her. Der Welt ist das Karotte. Aber Budnikowski ist doch auch Welt. Gegenrede? Einig? Also: Der muß da raus. Das ist meine Besorgung. Aber wenn er will so bleiben? Der ist manchmal so wütig. Ich verstehe das, ich bin aber zu faul. Na ja. Ausrede. Ich will doch auch nicht hinschauen, außer mit der Schlafmaske auf den Augäpfeln. Als falle es von den Himmel auf die Welt oder steige aus den Finsternissen des Bösen. Alle sind lediglich Betrachter. Konsumenten? Man darf mit seiner abgrundtiefen Dummheit und Bildungsverweigerung nicht kokettieren. Was spreche ich denn? Weil einer, den so gerne ich mag, sich ver – und einschließt. Ohne Schlüssel. Das besorgt es mir. Oder mich. Schon wieder ICH. Wäre ich ein Lachs, könnte ich mich auffressen. Vielleicht hat Budnikowski recht? Kompletter Rückzug als Versuch zu einen GANZEN jenseits des ICHS zurückzukehren. Gibt es stärkere Hinwendung denn die Abkehr? Ich bin bekennender Solibär. Habe ich oft in die Welt, welche ich, weil der Ehrenwerte Herr Ernst mich am Brandplatz fand und die Heilige Pelagia mir meine Abbes Bein dran nähte, betrachten soll, hinaus gebrummt. Ich mache es gerne. Schauen. In Besorgung. Jetzt aber der abgängige Hase. Weil er nicht mehr offensichtlich in der Welt rumhoppelt. Aber er ist. Was man nicht sieht, so wichtig ist es, wichtiger als das Vordergründige. Ich sitze nun neben Lichtquellen. Vielleicht gehen Sie mir mal auf noch. Demnächst. Oder ich bleibe bei der Nacht. Soll ich jetzt mit Budnikowski über die „Zweieinhalb Weltmeister“ sprechen? Durch Blech? Heitert das auf? Budnikowski? Meine Besorgung? Grad ist es heiter im Hinterhof. Letztes Jahr auf unserer Reise ins Tal pfiff der treue Gefährte manches Liedlein. Heute pfeife ich. Weia, habe ich jetzt viel gequasselt. Das Poem schiebe ich morgen nach. Vielleicht direkt in den Briefkasten rein. Jetzt atmen mit Bart.

Thema: Wieder ein Jahr / Jetzt schon 2016 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Die Andere Reise / Ein Bär in der Warteschleife

Montag, 25. Juli 2016 16:45

andere_014

Budnikowski?

Kaum was von Antwort, aber kurz darauf rappelte man im Kasten. Der Schlitz wird bewegt und leiser, kalter, angstgetränkter Atem entströmt diesem.

Budnikowski? Nicht wohl Sie? Oder was?

Hinter Blech vermutlich der Brustkorb des Freunds. Hebt sich. Senkt sich. Durch verstopfte Nase ein Seufzer. Fatalistischer Natur. Der Bär nickt sich selber zu.

Ach ja! Freund Budnikowski? Warum?

Schwierig!

Das Rauskommen. Richtig? Ich habe den Schlüssel nicht zur Hand.

Nein. Mahler. Das nicht.

Was dann?

Das Warum des Hineingegangenseins.

Wollen Sie nun wieder hinaus?

Na ja.

Weshalb?

Kann nit es tun!

Simpel!

Gerne!

Ist es die Angst?

Man seufzt.

Die Wut?

Man seufzt ganz groß.

Der Ekel?

Man seufzt riesig.

Die Verzweiflung?

Man seufzt ganz riesig.

Die Verzweiflung! Budnikowski?

Man schneuzt sich und antwortet.

Auch, Mahler, aber mehr noch die Schuld.

Eigene?

Das ist die einzige Schuld, die zählt.

Aber doch nicht Sie? Wegen der dummen Pöhlerei?

Blödbär Mahler! Weil alles mit allem zusammenhängt, es vor meinem Blechkasten Blut regnet und zwischen zerfetzten Leibern Pokemons gesucht werden. Oder?

Wer zahlt, hat die Musik.

Normal.

Sagen die, die die Musik aufkaufen, aber nicht zuhören.

Die klingt aber auch Scheiße in letzter Zeit, deren Musik.

Budnikowski, wollen Sie nun sein der Heilige Hase, der so lange auf den Gipfeln der Stürme sitzen bleibt, bis die Weltenläufte sich besinnen?

Sacht die Täuschung zu sich selber, ick bin schon all hier!

Ich bin nicht Ihr Igel!

Weiß ich wohl, mein Freund. Nein! Ich mag nun am eigenen Leibe erfahren haben werden, wie es mag sein im Dunklen herumzustochern, das Hirn erblinden zu lassen und die Augen zuschwellen zu sehen und drüber nachzudenken wie die Synapsen verkrampfen.

Wollen Sie Journalist werden?

Im Blechkasten rotieren Flatulenzen. Hüpfend. Dreivierteltakt.

Oder Kolumnenschreiber?

Im Blechkasten schweigt alles, außer die Magensäure. Kommunizierend röhrende Hirsche. An alte Wände genagelt.

Verstehe, aber eiteln Sie hier nicht rum, Herr Budnikowski.

Wenn ich alle Aspekte der Lehre von der Großen Verdrängung und die Gesänge der Unschuldigen studiert habe, kann ich möglicherweise zwischen den Trümmern wandeln und die Blumen riechen.

Herr Budnikowski? Weia? Waga? Wallala! Wer hälfe mir? Habt acht, habt acht!

Da nach dem kurzem und heftigen Monolog im Blechkasten die Ruhe wie ein Taifun einbrach, klopft der Bär ans Blech. Keine Reaktion. Kein Twitter. Auch kein Scheingewitter. Kein Fahrradgeketter. Der Bär spricht also:

Ich gehe jetzt und warte im Hinterhof.

Dann doch ein Zucken im Kasten. Ein Wort, formuliert als Frage.

Worauf?

Auf mich!

(Liebe Leser! Auf Grund der aktuellen Lage in unseren und anderen Gehirnen wird im Folgenden nicht mehr gereimt! Auch wenn da schon was keimt! Dann ruft der Hase noch was aus seinem Kasten. Wir laufen los und werden rasten.)

Lesen Sie, Mahler. Die Renate Künast erzählt Kein Scheiß.


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