Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 1
Da wäre man also. Draußen Graupel, Schneeregen und Horden von Menschen, die einem bunten Regenschirm hinterher laufen, den jemand in die Luft streckt. Das Aufrechtgeherwesen mit dem Schirm in der Hand spricht englisch, italienisch, russisch, französisch und deutsch, aber auch japanisch. Die Wesen, welche dem Schirmwesen hinterher tapern, sprechen alle Sprachen gleichzeitig und übereinander. Archibald Mahler sitzt im Café eines Museums. Gerade hat das „Sterbeglöcklein der Astronomischen Uhr geschlagen. Dann defilieren die zwölf Apostel, nachdenklich auf die Menschenmenge hinabblickend, an den zwei schmalen Fenstern vorbei. Schließlich kräht der Hahn, worauf abschließend der Stundenschlag ertönt.“ So steht das alles im Reiseführer, welcher vor Mahlers Pranke liegt, auf dem Tisch eines Cafes in einem Museum zu Prag. Gut, daß es da steht, sehen kann man es kaum, zu viel Schirme. Doch dies ist nicht, was den Mahler beschäftigt! Sondern wie und wo, bitte, geht es zum Grabe des Herrn Kafka, jetzt wo das Sterbeglöcklein ihn daran erinnert und dortselbst der Herr von Lippstadt – Budnikowski auf den Bären wartet? „Am jüdischen Friedhof, Herr Mahler!“ You name it, hare! Aber welcher denn nun? Mahler nestelt den dem Reiseführer beigefügten Stadtplan auseinander. Feuchtkalte Fremde ist schon anstrengend, aber das Auseinanderfalten eines Stadtplans und dann auch noch die Orientierung finden? Weia! Zu viel Gewusel da draußen. Aber da, hopp die Flosse, gleich ums Eck, Josefov, drei Gehminuten: der Jüdische Friedhof! „Prosim zaplatit!“ Echt preiswert hier alles. Archibald Mahler läuft los. Zweimal links, dann rechts, wieder links und wer sitzt denn da?
„Hömma, endlich Mahlerchen, dat glaub ich nicht. Kannse dat begreifen tun? Anne Außenmauer vonnen jüdischen Friedhof zu Praha? ‘Für immer Westfalenstadion’!“
„Ihr Herr Kafka ist also ein Balltreter der verehrten Borussia?“
„Quatsch, Bär. Dat iss wohl noch ausse Rosický – Zeiten über geblieben!“
„Sie überfordern mich, Budnikowski!“
„Dat kannse auch nich verstehen tun, Mahlerken. Dat iss Historie!“
„Ich vermute hinter diesen Mauern historisiert es entschieden sinnvoller! Können wir?“
„Die tun ihre Türen erst um 9 Uhr öffnen tun!“
„Budnikowski! Es ist 9 Uhr!“
„Ett iss 8! Winterzeit! Hasse wat verpennt!“
„Heißt das, wir müssen nun noch eine Stunde lang über Pöhlerei sprechen?“
„Wenn Sie dat gerne möchten tun!“
„Ach, Winterzeit nun und ich immer noch nicht im Schlafe!“
„2002 also, sach ich mal, der lange Koller und der kleine Zauberzwerg Rosický – dat war noch lange vorrem Kloppo–Hype – mit Odonkor, Ricken, Oliseh, Reina, Amoroso und alle auffem Weg inne Finanzkrise, dabei Jungkehl un Altkohler, Fistelwörns un dann Dede auf Ewerthon…! Mahler? Schlafen Sie?“