Wie wir den Nachbarn im Osten besuch(t)en 12

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„Sie hängen aber ganz nett in den Seilen, Pan Budnikowski!“

„Des Hasen ist eher das Feld. Aber anderes Thema: ist das hier noch Sozialismus, diese Fähre, die uns befördert über die Swine tagtäglich hin und her?“

„Sie meinen, weil diese Fähre umsonst befördert?“

„Außer die Nichtswinousjier, sollten sie ein Auto besitzen!“

„Die dürfen aber am Samstag und am Sonntag! Auch umsonst!“

„Könnten Sie bitte mal meine erste Frage beantworten, Mahler, da mich gerade die Seekrankheit anspringt!“

„Das kann sich ja hier bestenfalls um eine Flußkrankheit, oder genauer, um die Mündungsarmkrankheit handeln! Oder?“

„Nichts schlimmer als ein Mahler, den das Ohrläppchen nicht mehr juckt!“

„Verzeihen Sie, werter Freund, meine Überdrehtheit, auf Booten werde ich wach. Nein, mit Sozialismus hat es nichts zu tun, der Mündungsarm hier ist ein Wasserweg, also kein Fluß, sondern so etwas wie ein Kanal und deshalb muß er kostenfrei gequert werden dürfen.“

„Woher wissen Sie das?“

„Hat mir einstens in Kiel der Mann, der die Fähre über den Nordostseekanal schipperte erklärt, als ich ihm Geld entgegenstreckte für eine Fahrkarte und er mir dann lang und breit und norddeutsch ausführlich erzählte und diesen Vortrag natürlich auch mit etlichen Dönekes ausschmückte, von denen ich Ihnen nur das ein oder andere in angedeuteter Form, falls Sie wünschen.…“

„Pan Mahler, wir haben angelegt, was ich befürworte. Wohin heute?“

„Heute mal nach rechts. Links waren wir schon!“

(Man steigt von der Fähre und bleibt stehen. Von Lippstadt – Budnikowski hat festen Boden unter den Füßen, aber was er sieht, läßt ihn schwanken.)

„Mahler, was ist das denn?“

„Plattenbau!“

„Ich dachte Kunst!“

„Eine Frage der Bildbearbeitung!“

„Aber schon recht heftig, nicht wahr!“

„Nun gut, wann und wie ist das Ding entstanden? Armut, Wohnungsnot, ein Haufen russische ‘Freunde’ und waren Sie schon mal in Lloret del Mar?“

„Was macht man da?“

„Urlaub!“

„Und was machen wir jetzt?“

„Haben Sie schon mal den Sonnenuntergang durch ein Bierglas hindurch betrachtet, Budnikowski?“

„Ist das auch Kunst?“

„Man kann Kunst daraus machen!“

„Na dann mal los, Mischka!“

„Bitte?“

„Bärchen, aber auf russisch! Da fällt mir noch was ein. Wenn die Fähre was kosten würde, würde Sie dann schneller und besser fahren, eine Abkürzung über die Swine entdecken und die einzige Toilette wäre auch sauberer, Pan Mahler?“

„Vielleicht hat ja Herr Mehdorn noch was Zeit über!“

„Und jetzt, da vorne an der Kreuzung. Nach links?“

„Da fragen Sie mich was, Pan Budnikowski!“

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Samstag, 25. August 2012 21:31
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