Beiträge vom November, 2011

POST AUS LITAUEN / AIRMAIL

Samstag, 5. November 2011 10:29

lit10

Lieber Herr Mahler!

Sehr, sehr früh war ich wieder in den Dünen. Wenn ich irgendwas mitnehmen dürfte nach Hause aus diesem wunderbaren Land, vielleicht wären es diese einsamen, unendlichen Sandgebirge. Ganz allein war ich wieder und der Tag ganz frisch. Quatsch, natürlich nicht allein, hunderte, wenn nicht tausende von Möwen, Wildgänsen. Ich schritt eine große Düne herab und die Vögel erhoben sich in die Luft und es verfinsterte sich der Himmel. Eine Ahnung vom Beginn der Welt, als der Mensch noch ein kleines Licht war oder vielleicht gar ein Hauch vom Ende? Es war wunderbar und den ganzen Tag hatte ich das Schreien und Kreischen und Rauschen der Vögel in den Ohren. Seltsame Mischung von Faszination und Bedrohlichkeit. Stellen Sie sich mal vor, wie schnell da ein kleiner weißer Hase gepackt und hinaus aufs Meer getragen ist! Wo ich doch überzeugter Nichtschwimmer bin und die Wassertemperaturen hier wären ein einziger kleiner Kritikpunkt. Deshalb gehe ich morgen über das Haff. Ins Memeldelta. Das heißt, ich fahre, mit einem Boot. Huch, es beginnt zu regnen.

Herzlichst Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski

Thema: Draußen vor der Tür | Kommentare (1) | Autor: Christian Lugerth

MAHLER FRAGT SICH OB KREDITBEEREN EIN FRÜHJAHR SICHERN KÖNNEN

Freitag, 4. November 2011 14:00

herbst05

Archibald Mahler ist wieder im Wald. Aber Archibald Mahler ist faul. Wer ist das nicht? Archibald Mahler müßte im Heute ans Morgen denken. Muß Archibald Mahler im Heute ans Morgen denken? Der Vorratskeller ist noch leer. Muß ja. Wie lebt der Herr Mahler? Von der Tatze ins Hirn. Was Du heute nicht besorgt hast, bringt morgen auch nix mehr. Vielleicht könnte man einen Beerensammler beauftragen. Kennt man aber keinen. Oder wie wäre es mit Leihbeeren? Also praktisch sich um nichts kümmern und den Pöter unbewegt lassen. Irgendwer könnte ja. Dann ist der eigene Keller voll. Ach so? Die Rechnung? Habe ich jetzt total vergessen. Faul sein ist sehr anstrengend und kann einem das ganze Leben auffressen. Erzähl mir keiner, dies hätten die Griechen erfunden. Gibt es auch Kreditbeerenkarten? Da hängen doch überall diese blöden kleinen weißen Beeren. Sollen sie doch. Sind eh für Vögel. Und immer noch ist es warm. Zweistelliger Temperaturennovember. Spinnt der eigentlich? Archibald Mahler ist heute nicht allein im geliebten Wald. Ja, heute wird der Wald wieder richtig geliebt. Herr Ernst Albert, der Ehrenwerte, ist heute auch dabei. Auf der Bank nebenan sitzt er rum und da. Nicht im Bild. Sehr lange Nacht hatte er gestern. Dienstlich. Egal. Versteht eh keiner. Viel wichtiger: Herr Archibald Mahler hat überhaupt keine Zeit zum Beerensammeln. Er muß weiter. Mit Herrn Albert. Zum Herrn Zimmermann. Herr Robert Zimmermann. Nach Nürnberg. Neu für Mahler. Zimmermann nicht, aber Nürnberg. War er noch nie. Yippie! Wieder mal Zimmermann! Was war noch? Ach so, die Kreditbeeren. So faul kann selbst der faulste Mahler nicht sein, daß er auf den Gedanken käme sich Kreditbeeren. Nee! Überall hängen noch Äpfel rum. Muß man halt den Pöter hoch. Wird erledigt. Nächste Woche. Versprochen. Noch was. Herr Ernst Albert wünscht Herrn Wolfgang Niedecken alles erdenklich Gute. Hat er gerade gesagt. Ne schöne Jroß! Bloß nicht unfehlbar bleiben. Weia!

Thema: Thoughts From The Woods | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

LETZTE FRAGE / VORLETZTE ANTWORT 2

Mittwoch, 2. November 2011 16:49

frage03

Aha, die neue Aufgabe also. Wie war noch mal die letzte Frage?

„Werde ich angerufen, wenn die Welt untergeht?“

Gute Frage. Vielleicht sollten Sie einfach den aktuellen App „Wann geht es denn jetzt wirklich los?“ runterladen. Recht preisgünstig das Ding und an Nachhaltigkeit orientiert auch noch! Die Einnahmen gehen an die Stiftung „Steve Jobs ist Gautama Buddha! – Baut mehr Tempel!“ Umsonst bietet ein ähnliches und ebenso sehr attraktives App aber zur Zeit die griechische Regierung an. Decide! Sie können aber auch nach Hause eilen und ihre Heizkörper anfassen. Sind sie warm oder heiß? Schauen Sie in Ihren Kühlschrank! Iss was drin? Schimmelt es schon? Oder immer noch? Steht Ihr Auto schön bequem? Sind Sie im letzten Monat mal so richtig empört gewesen, weil ein unfähiger Friseur Ihre Haarpracht verhunzt hat? Wie viele Telefonnummern können Sie noch auswendig aufsagen? Bringen Sie es übers Herz an einer roten Ampel einfach mal stehen zu bleiben, auch wenn kein Kind in der Nähe ist, geschweige denn ein Automobil? Sind Sie Fan eines Fußballvereins, der immer gewinnt? Rauchen Sie etwa nicht, betreiben aber im gesetzten Alter noch Sport? Regen Sie sich gerne darüber auf, daß Supermärkte schon im September Schokoladenweihnachtsmänner anbieten? Wählen Sie – einfach mal so – die Piratenpartei? Finden Sie Männer mit rasierten Schädeln erotisch? Tragen Sie Kleidung, auf die Botschaften gedruckt sind? Wann haben Sie das letzte Mal Ihren Chef freundlich angegrinst? Lesen Sie Ratgeber? Halten Sie Kachelmänner für Opfer? Und gar für Täter? Schreiben Sie gerne Leserbriefe? Lesen Sie gerne Leserbriefe? Finden Sie Todesanzeigen sollten eigentlich im Netz veröffentlicht werden? Wann starb Hölderlin? Verlassen Sie lieber oder werden Sie lieber verlassen? Sind Sie etwa Aufrechtgeher? Sehen Sie?

Die Welt, die den Aufrechtgeher schuf, ist eine gänzlich andere, als die der Aufrechtgeher schuf. Hab ich mal gelesen. Ein Darm außerhalb des ursprünglichen Körpers, spürt auch nicht mehr, wenn er kurz davor steht zu platzen. Aha, die neue Frage:

„Warum nimmt man mich eigentlich nicht wahr?“

Thema: Küchenschypsologie, Letzte Fragen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

BÄREN, BEEREN, HERBST UND PFLICHT

Dienstag, 1. November 2011 17:51

herbst04

Schnell geht es nicht nach Hause mit einem Stocherkahn. Der Neckar hat keine Eile den Rhein zu erreichen. Man griff also zurück auf Frau Eva Pelagias Blechmilbe. Wie unromantisch für einen reimenden Bären! Wieder Mittelhessen! Schnell an Büchner denken! Aber der ist doch aus dem Kaff geflohen! Potzrembel und Stadtallendorfs Acker! Geisteswüste! Nur ein Chemiker und ein Röntgenarzt wären vor Ort zu ehren! Ach! Archibald Mahlers Denkapparat quietscht und bummert ähnlich wie wohl des Lütten Stans Wodkahirn da draußen in Litauen. Nur sind es beim Bären die vielen, aus dem Schwabenland mitgebrachten Worte, welche in seinem Denkkasten tanzen, weil sie noch raus müssen und wollen auf die Papierbögen und in Form gebracht auch und dann die vielen anderen Aufgaben. Weia! Die lange Wärme in diesem Herbst macht unvorsichtig. Man vergißt die Vorkehrungen. Keine Beeren, leere Keller. Archibald Mahler schwingt sich auf und ab geht es in die, heute seltsamerweise nicht wie sonst innig geliebten, Wälder. Ah, da, Beeren. Blöd! Die Falschen! Hagebutte nur! Gut, ein paar wenige einsammeln. Die eine oder andere Tasse Tee im Winter. Wer weiß? Grippale Beeinträchtigungen! Trotzdem! Blöd! Und dann auch noch das! Es fällt etwas ein. Die Pflicht! Die morgige Pflicht! Letzte Fragen, vorletzte Antworten! Da hat man sich wieder mal was eingebrockt. Fluchender Bär tritt das Laub vom Weg und grummelt sich in die Kleine Häßliche Stadt zurück. Archibald Mahler, der Zweite und seines Zeichens Alter Ego und mahnender Finger, rüffelt. Selten erlebe man doch einen solch funkelnden Oktober. Möge man sich das doch bitte hinter die Wascheln notieren, lieber Herr Mahler. Knappe Antwort. „Iss schon November!“ Dem Bären ist heute nicht zu helfen. Lassen wir ihn also allein. „Find ich jetzt aber auch nicht so dolle!“ Man muß den Bären ob dieser Äußerung gar nicht streng anblicken. Er hat es schon selbst bemerkt.

Thema: Thoughts From The Woods | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth