Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Protest

Donnerstag, 20. April 2023 10:48

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Guten Tag allerseitens!

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Dies ist eine hochoffizielle Protestnote. Vorauseilend ungehorsam möchten wir feststellen, daß wir nicht von der aufrechtgeherbedingten Suche nach dem GROSSEN SCHULDIGEN infiziert sind. Dies keineswegs, aber die Stirne mögen wir doch runzeln, ob der meteorologischen Zumutungen dieses … na da fehlen die Begrifflichkeiten … also dieses Postwinteriums oder wie man den Nichtlenz betiteln mag. Wir wissen beide, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern lediglich schlecht verarbeitetes Fell, aber irgendwann ist gut. So sehr wir von der tiefen Notwendigkeit üppiger Regenfälle überzeugt sind. Dennoch: Man hockt in der Stube rum, schlafen iss nicht und den ganzen Tag nur Blümchen anglotzen ist auch kein Gemüse. Oder? Genau, dies wollten wir nur kurz loswerden. Die Protestnote, auch wenn wir den Adressaten nicht kennen. Fenster zu! Es zieht!

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Hochachtungsvoll und bis morgen

Die frierenden Herren Mahler und Budnikowski

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Die Veste

Montag, 10. April 2023 15:14

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„Herr Mahler, also bitte mal! Da sitzen wir, Thermostat in Reichweite und wollen uns über von Aufrechtgehern am Ende der ausgebeuteten Welten aus der Erde gezwungenen Früchte hermachen, nur um einen Hauch des Sommers zu schmecken? Und unten kämpfen Meis‘ und Spatz um den letzten Sonnenblumenkern, da die Taube fett, häßlich und dumm, sich mit vollem Wanst gegen die Futterstelle schmeißt?“

„Ach Budnikowski! Wie immer haben Sie nicht unrecht. Dennoch: ich ließ eine Veste errichten gegen die Mistviecher!“

„So? Da weiß ich wohl, wer da zuvorderst involviert! Und wir sitzen hier oben? Nicht an der Front?“

„Hase! Schamvoll gestehe ich, daß das Land der Aufrechtgeher, welches mich sozialisierte, gewisse Prägung nicht vermeiden lässt!“

„Aha. Warmer Arsch und wir lassen die Anderen kämpfen. Meinen Sie das?“

„Leider ja!“

„Bären bekennen am Ostermontag?“

„Ähem!“

„Mahler? Darf ich eine Banane!“

„Budnikowski! Bleiben wir konsequent inkonsequent! Aber die Festung hält stand.“

„Na ja! Bis morgen dann?“

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Ostern

Sonntag, 9. April 2023 3:06

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Die Heizung blubbert hörbar leise

Der Hase auf des Hasen Weise

Ei um Ei gestaltet

Des Bären Pöter sich erwärmt

Vor dem Fenster Regen lärmt

Welt weiter sich erkaltet

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Es irrt der Aufrechtgeher so lang er geht

Auch wenn der Wind die Segel bläht

Das Schiff mal fährt bergauf

Das Ei bleibt rund und ohne Ecken

Der Hase geht es zu verstecken

Und ruft dem Bären zu „Auf! Auf!“

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Doch dieser ist in sich verschwunden

Bleibt sitzen denkt in vielen Stunden

Seinen Geist ins Kloster

Dem Hasen ist dies einerlei

Und nach dem dritten Hahnenschrei

Wünscht er die Frohe Oster’

Nicht nur dem Bären

Den Andern auch

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Denn so ist das heute Brauch

Da Marie den Herrn geseh’n

Und Licht brach ein

Vor langer nicht vergess’ner Zeit

Halt Dich bereit

Und schönes Osterfest

Das nächste Ei verlässt das Nest

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Sechs

Samstag, 8. April 2023 11:50

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„Jetzt leuchtet diese Blume flammend wie man fast bemerken will oder was der Herr Löns, der das Leben meiner Vorfahren in warmen Worten schilderte, bedichtete als „Glühen der Frühlingsfarben“ und trotzdem ist mir kalt am Hasenarsch und deshalb: warum sitzen wir hier immer noch draußen ergebnislos und wartend, teuerster Mahler?“

„Budnikowski, wir warten ja, aber wachen auch. In Sichtweite!“

„Ach das! Vergaß ich. Spatz und Bär, eine Wehr!“

„Ja! Lassen Sie es mich nochmals mit fremdem Reim erläutern:

Dichter und Amsel

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Im März, April, ja noch im Mai

ward der Gesang, den sie gespendet,

mit warmem Dank von ihm verwendet

bei seiner Frühlingsdichterei.

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Inzwischen hat das gute Tier

sich zweckvoll ehelich verbunden.

Viel Nachwuchs hat sich eingefunden

und huscht durch Beete und Spalier.

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Grad werden hier die Beeren rot.

Der Dichter freut sich auf die Gaben.

Doch auch die Amsel will sie haben

zum Morgen- oder Abendbrot.

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Das gibt denn einen Dauerlauf

und Wettbewerb der Kontrahenten …

Wie pflegt derselbige zu enden?

Meist steht die Amsel früher auf.

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Zum Teufel geht die Sympathie.

Der Dichter, von Apoll verlassen,

beginnt die Sünderin zu hassen

und wirft nun Stein um Stein auf sie.

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(Hans Erich Blaich)

Wobei, schlimmer noch ist die Luftratte! Eine gräßliche Land – ähem – Stadtplage.“

„Haben Sie etwa einen Taubenreim auch noch in der kalten Zeit?“

„Nein nur ein Lied im Kopf!“

„Da mache ich mit! Können wir jetzt trotzdem rein? Morgen ist Ostern und man hat als Mümmelmann gewisse Pflichten. Und der Spatz per se sollte mal einen Selbstverteidigungskurs absolvieren.“

„Nun denn! Wenn Sie meinen. Auch mir ist der Heizkörper ein verlockender Gedanke!“

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Fünf

Montag, 3. April 2023 12:01

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„Zeit zu klagen, Mahler?“

„Ach nein! Aber eine Feststellung ist durchaus angebracht, Budnikowski!“

„Stellen Sie fest und vergessen Sie nie: nach fest kommt lose.“

„Nun ich stelle also klaglos fest, der Lenz lässt sich bitten dieses Jahr!“

„Stimme zu. Man hört die Vög’lein  in der Früh` erwartungsvoll lärmen, doch des Tags frieren ihnen die Schnäbel wieder zu.“

„Tja, dies mag der Möwe nicht widerfahren. Die lärmt immer. Auch wenn der Nordwind pustet.“

„Mahler! Ein kleines Abschiedsgeschenk für Sie. In Memoriam der See:

Möwen

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Vögel aus Schnee

Über dem eisdunklen Wasser

Sehn sich im See,

In Gefangenschaft blasser

Wolkenmonsune,

Kreisendem Schnee.

Unter erschauernder Rune

Zuckt der geräumige See.

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(Albin Zollinger)

Gefällt mir und man hört die Winde heulen.“

„Oho! Man verschenkt Lyrik. Dann revanchiere ich mich, da wir hier warten auf die Spatzen, denen wir spätwinterlich täglich den Tisch decken:

Winterliche Spatzen-Bitte

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Insbesonders, hochverehrter Mensch,

du siehst, die Zeit ist wetterwend’sch,

der Schnee liegt hoch, kalt weht der Wind,

das Vöglein darbt mit Weib und Kind.

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D’rum bitt’ ich auch in diesem Jahr,

Du wolltest uns’rer nehmen wahr

und spenden, was an Korn und Spelt

von deinem reichen Tische fällt.

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Jed’ Krümchen nehmen wir voll Dank,

und sind an Zwitschern und Gesang

dereinst in holder Sommerzeit

zu jedem Gegendienst bereit.

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Beauftragt vom beschwingten Chor,

trug ich dir dies geziemend vor;

nun öffne deines Mitleids Schatz!

Ergebenst: Dein getreuer Spatz!

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(Richard Schmidt-Cabanis)

Der Dank der kleinen Racker sei uns also gewiß. Nur den Lenz herbei zu zwitschern scheint nicht ihr Brevier zu sein!“

„Vielleicht kann es eine Blume, werter Mahler!“

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Vier

Sonntag, 26. März 2023 12:06

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(Es klopfte. Etwas zaghaft. Mahler reagierte nicht. Ihm war kalt oder er träumte Tag. Oder von gedeckten Tafeln. Das Klopfen verstärkte sich. Klang nach gewachsenen Selbstvertrauen. Oder Ungeduld. Der Bär atmete hörbar ein. Dann aus.)

„Ja bitte?“

„Mumpfel! Grummel! Knarz!“

(Mehr war da nicht zu hören. Hotelzimmertüren sind recht schalldicht. Vor der Türe aber wurde geflucht.)

„§&%$§???§!!!&%@@@€€!!!!!!“

(Mahler dämmerte nicht mehr vor sich hin, sondern ihm dämmerte es. Hatte doch wer seine Ankunft angemeldet. Man schleppte sich zur Tür. Ließ ein.)

„Na endlich!“

„Verzeihung, Herr Budnikowski und: Herzlich Willkommen!“

(Eine Stunde später. Die Heizung bollert im Rahmen der verordneten Sparmaßnahmen. Das Gespräch schleppend.)

„Mahler?“

„Ja?“

„Weil Sie unlängst fragten!“

„Was denn, Budnikowsk?“

„Es gibt ihn. Immer am vierten Samstag im September!“

„Hä?“

„Naja! Den Welthasentag!“

„Nicht Ostern?“

„Ostern kommt dazu! Zwei Wochen Welthasentag quasi!“

„Ein bißchen viel der Ehre. Finden Sie nicht?“

„Nein!“

„Und was haben Sie bitte mitgebracht?“

„Mich!“

„Nein, da hinter uns. Vor dem Fenster!“

„Ach der Winter! Ein zäher Hund!“

„Scheint mir auch so!“

„Schalten Sie die Glotze an!“

„Budnikowski, weshalb?“

„Wintersport!“

„OK! Aber erst hören wir was!

„Mahler! Gemeinsam!“

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Drei

Samstag, 25. März 2023 11:38

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Sehr geehrter Herr Budnikowski!

Lassen Sie mich zusammenfassen. Ich bin aufgestanden. Mir schien dies angebracht. Ich bat meinen Reisebegleiter mein Aufstehen, dem Lenz und Ihrer Ankunft entgegen, floral etwas zu unterstützen. Er brachte mir eine kleine, weiße Hyazinthe mit. Ich begab mich auf das Fensterbrett, um hinauszublicken auf die Welt. Dies ist ja seit Jahren meine vorrangige Aufgabe, fast schon Pflicht. So lenzte es ein wenig an meiner rechten Seite. Doch was hörte ich, bevor ich sehen konnte? Graupelschauer schlugen gegen das Glas und der Park unten herbstete vor sich hin in Ungemütlichkeit. Fern erfreuliches Hell. Hören Sie mal! Ich denke, wie der berühmte Wetterphilosoph A.M. einst sprach, daß es nun mal keine richtige Jahreszeit in der falschen gibt. Der kleinste moralische Nenner meiner Bärigkeit leider, aus dem sich mein gelegentlicher Bruch (mit der Welt!) ergibt.

Von den alten Winden noch verweht, jedoch herzlich, grüßt

Ihr ergebener Bär

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Zwei

Donnerstag, 23. März 2023 12:36

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23_07

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Sehr geehrter Herr Budnikowski!

Potzrembel! Da sitze ich aufrecht im Bett. Immer noch im Hotel. Noch mehr Licht. Obwohl ich es nicht angefordert hatte. Wie der alte Geheimrat. Was ist das? Habe ich den Lenz verpasst und sitze schon im Sommer rum? Und zwar drinnen und nicht draußen und schon gar in der Mitten? Hören Sie mal! Dann fiel mir ein Grund ein! Also für das plötzliche Erwachen und in die Nacht (Oder ist schon Tag?) lauschen. Heute ist WELTBÄRENTAG! Remarkable, gewiß, aber kein Lachs in Sicht. Also ist eben doch noch nicht Sommer. Die Lachse tummeln sich wahrscheinlich in der Saragossa – See und wissen nicht, wo abbiegen in die heimischen Flüsse. Oder sind das die Aale? Egal, Hauptsache Omega – Öle in Hülle und Fülle. Oder wenigstens ein Marmeladensandwich wie Kollege Paddington. Hunger ist kein Schlafmittel. Was wollte ich noch schreiben? Ach ja! Also, ich bin wach und Sie können mich gerne besuchen kommen. Gibt es denn auch einen Welthasentag?

Immer noch ordentlich von den Winden verweht, jedoch herzlich, grüßt

Ihr ergebener Bär

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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Eins

Mittwoch, 22. März 2023 11:04

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23_06

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Sehr geehrter Herr Budnikowski!

Schon lange wollte ich Ihnen geschrieben haben, aber da steht so Einiges, wenn nicht Welten, zwischen mir und dem Bleistift. Und natürlich der Aufrechtgeher. Aber nicht nur der, sondern auch ich selbst, der Archibald Mahler. Sie entnehmen meinem jegliche Stringenz vermissen lassenden Geschreibe einen Teil meiner Wirrnis. Ich versuche zu schlafen, aber wo ist der Winter? Ich versuche zu erwachen, doch wo weilt der Lenz? Was verpasste ich? Wo fuhr ich zu schnell, um noch zu stoppen und zu sehen, was da am Straßenrande warnte? Ist die Welt lediglich noch Einbahnstraße? Meine Träume sind keine Achterbahn, sondern eine ganze Kirmes. Fahrgeschäfte aller Art, Eintritt frei, doch ich zahle mit unzähligen Schweißperlen auf dem Haupte. Und ich erwachte und es war ein Hotelzimmer, in das es mich verschlagen hatte. Licht riss mir meine Augen auf. Der Lenz. Oder lediglich eine schnöde Nachttischlampe, weil mein Mitbewohner wieder mal pieseln mußte? Da ich auf die Briefmarke spuckte, ein Bote die Karte ergriff, schlief ich ein und hörte den Lenz.

Leicht von den Winden verweht, jedoch herzlich, grüßt

Ihr ergebener Bär

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Sie verzeihen uns? / Gedankenschrankereien 005

Montag, 30. Januar 2023 13:36

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Mahler hatte wohl beschlossen zur Tradition selig in Sachen Winterschlaf zurückzukehren. Er will sich vom Aufrechtgeher nicht ein abgehangenes und bewährtes System durcheinanderbringen lassen. Wo simmer dann he? Und da auch Budnikowski in den letzten Tagen – warm / kalt / kalt / warm – über eine gewisse Gliederschwere zu klagen Grund fand, gab es keine Einwände seinerseits. Zwei Traumschaluppen wurden geordert, eine Insel der Sehnsüchte angelegt und ein Schlaflied aus berufenen Munde gesummt. Dat he! Und wie ein feiner Nieselregen senkte sich wohltuende Müdigkeit über die zwei Gefährten. Natürlich begann der Bär sogleich seine inneren Wälder abzusägen und der Hase bohrte ihm die spitzen Ellenbogen in die Rippen. Nun denn, Rituale geben Sicherheit, trotz aller Beschwerden. Und sieh an, die Traumschaluppen nordeten sich ein und roch es nicht nach salziger Luft? Spürte man nicht den finnischen Nordnordost durch die Felle fahren? Und schrie da nicht eine Silbermöwe? Mahler zuckte und brachte sein herbei geträumtes Fischbrötchen in Sicherheit. Manchmal ist der tiefe Schlaf lediglich der Beginn der nächsten Reise. Aber was macht der Vogel da schon wieder? Man munkelt er sei ein Nordlicht und sucht eine Mittraumgelegenheit gen Norden. Auch Vögel haben mal Heimweh. Und Mahler und Budnikowski sind seit je her freundliche Gastgeber. Stets gewesen, woll! Wenn es um das Träumen geht. Auf der Insel eine Muschel. Oder eine „Mupfel“? Was wartet darunter? Ein neuer Kontinent des Inneren? Eine vertraute Stimme mischt sich in die Träume. Wo soll das alles nur enden? Am besten nie und der Rest dann ab Mitte März. “Pssst! Bitte nicht stören!” Der Vogel hängt das rote Schild an die Traumzimmertüre der zwei Gefährten. Draußen. Und fliegt mal vor.

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Was war da noch? Archibald Mahler reimt mal wieder im Schlaf. Das Karussel!

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Schlaf oh du mein Freund

Auf fernen Kontinenten

Suche mich nicht mehr

Der ich die Welt aß

Doch nie verdaute

Alter Leben Heimaterde

Wiegt schwerer

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Dann vernimmt man noch den Budnikowski. Er murmelt. “Könnten Sie jetzt bitte mal ein Ende finden und die Schnauze halten?” Und so heiter und dann fort.

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