DAS PARADEKISSEN IST NICHT DER GIPFEL DER WELT, ABER SEHR BEQUEM

paradekissen

„Herr Mahler!“

„Ich höre, Mister Holtby!“

„Die Dame und der Herr dieses Hotelzimmers treiben sich herum!“

„Mir schwant Übles!“

„Nachmittags bei hellem Sonnenschein in dunklen Kaschemmen? Meinen Sie dies?“

„Das ist es, was ich befürchte!“

„Suser? Oktoberfestbier? Grauburgunder? Spätburgunder?”

„Exakt in dieser Reihenfolge und danach wild gemixt. Bis das Aufrechtgeherhirn pocht!”

„Ist das vernünftig?“

„Nein! Aber lustig!“

„Draußen auf dem Balkon steht ein Rothaus Märzen. Dies hat Herr Ernst Albert vergessen. Was sagen Sie, Herr Mahler?“

„Die Türe ist lediglich angelehnt!“

„Oh Gott! Wenn uns nun jemand stiehlt?“

„Quatschen Sie nicht! Holen Sie das Bier rein, Mister Holtby!“

„Zählen wir ab!“

„Meinetwegen! Wie heißen Sie?“

„Was tut das zur Sache und außerdem wissen Sie es. Endlich!“

„H! O! L! T! B! Ypsilon! Herr Holtby hat ins Bett geschissen, mitten aufs Paradekissen, Herr Mahler hat’s gesehen, Herr Holtby muß drum gehen!“

„Schweinerei! Würde ich nie tun!“

„Ist nur ein tradierter Abzählreim! Regen Sie sich ab! Sie haben trotzdem verloren!“

„Sie wissen genau, daß Frau Eva Pelagia solche anrüchigen Worte nicht gerne vernimmt.“

„Ha, bester Holtby! Erstens trinkt sie zur Zeit in heckerländ’schen Kaschemmen Grauburgunder und zweitens – erinnere ich – hat sie heute morgen in diesem Hotelzimmer diesen Reim in unserer unschuldigen Gegenwart eigenmündig und so weiter!“

„Da schlief ich noch!“

„Eben! Beweg er seinen Pöter. Ihr Paradekissen ist kein Thron!“

„Momentan jedoch der Gipfel meiner kleinen Welt!“

„Ein stinkfauler Romantiker sind Sie, sonst nichts. Raus!“

„Moralist! Aber nur, wenn Sie mir ein Lied singen!“

„Musik!“

„Aber bitte von Sahne!“

„Zwo, drei, vier!“

(Die Herren Archibald Mahler und Thomas Adam Holtby widmen sich dem Spitzenprodukt der Badischen Staatsbrauerei. Quasi als Co-Geburtstagsfeierbiester.)

„Hömma Mahlerbär. Dat iss doch erste Sahne!”

„Die Dröhnung im Abdomen? Oder die Dröhnung im Ohr?“

„Peides! Pär!“

„Göstlich! Garniggel!“

„Warum getz dat Rumgekicher?“

„Paradekissen! Und dann der unerwartete Reim! Herrlich! Wohlsein!“

„Stößchen, Mahlerchen!“

(Im Schloß dreht sich ein Schlüssel. Schwankende Heimkehr. Oweia!)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 12. Oktober 2010 5:25
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