Bürger Mahler schreitet also die Stufen hinab. Ei gewiß, Bürger Mahler, denn einen Tag lang Kaiser zu sein reicht vollkommen. Man will ja nicht vermerkeln. Und hat nicht Herr Robert Zimmermann einstens gesungen: „I have dined with kings, I’ve been offered wings, And I’ve never been too impressed.“? Bürger Mahler ist also die Stufen hinab geschritten und steht vor dem Hasen, Türers weltberühmtem Hasen. Türer? Nemmberch, die Türerstadt geht natürlich nicht. Es wird der Konsonant verweichlicht und aus den Türern aus Ungarn werden die Dürers aus Nemmberch. Und aus der Kunst wird so die Gunst? Alles nur eine Frage der Konsonantenverweichlichung? Günstler? Kunstling? Türer war ein fleißiger Mann, ein erfinderischer Mann, er malte, stach Kupfer, schnitt Holz, aquarellierte, tat sich als Kunsttheoretiker hervor, fand sich ausgezeichnet zurecht in dem Denkgebäude namens Mathematik und entwarf sogar eine Festung drunten im fernen Schaffhausen. Und eines Tages, vielleicht kurz vor oder nach dem heiligen Osterfeste – der Türer war ein frommer Mann und disputierte sogar mit dem Herrn Luther – malte er ein Aquarell, darauf ein kauernder Feldhase. Und wie es so kommt – die Antwort weht im Wind – ist dieses Bildchen, das was für die meisten Aufrechtgeher übrig bleibt, fällt der Name Türer. (Die betenden Hände! Die betenden Hände! Gruß vom Säzzer!) Archibald Mahler hat noch nie von dem Hasen des Türer gehört, er kennt lediglich Herrn von Lippstadt – Budnikowski, aber wozu hat man den Herrn Ernst Albert an seiner Seite, der gerne mal schlaumeiert. Und weil der Aufrechtgeher per se nun mal Aufrechtgeher ist, reicht es ihm nicht den Hasen des Herrn Türer zu betrachten und sich daran zu freuen und einem Nemmbercher Pfeffersack reicht des scho glei gar ned, nein der Hase muß vermarktet und verwurstet werden. Souvenir, Souvenir! Bettwäsche, Kaffeetasse, Unterhose, Flaschenetikett, in Schokolade gegossen, mit Marzipan gefüllt, all die ungezählten Verballhornungen und üblichen Varianten der Witzichkeit. Und deshalb wohl hat ein Künstler diese Hasenvariante vor das altehrwürdige Türerhaus gestellt. Dieser Hase hier gebiert lauter kleine Ungeheuer. Sein Leib platzt. Man kennt sich selbst nicht mehr. Kunst zu Gunst und wieder Kunst. Wild sieht das aus, das große kupferne Hasenviech. Das gefällt dem Bären. Ein Nemmbercher kommt vorbei und bemerkt, daß dieser Hase ja nun wirklich nicht schön sei und ob das so sein müsse. Das Original aber, ja, das Original! So schön. Und Archibald Mahler freut sich, weil da ein Bildhauer die Verwurstung verwurstet hat und man kann es sehen. Jetzt drängelt Herrn Ernst Albert. Der Herr Robert Zimmermann würde warten. Und der Magen verlangte noch nach einer Wurst. Her damit, dies muß man dem Bären nicht zweimal sagen. Doch noch nicht einmal die Wurst heißt hier Wurst. Sie heißt: „Dra im Weckla“. Schmeckt aber ausgezeichnet. Da kommen zwei Aufrechtgeher vorbei. „Meinst Du er spielt heute ‚Blowing in the Wind’? In München hat er es gespielt!“ „Ja, aber total verhunzt. Das Original aber, ja, das Original! So schön.“ Bürger Mahler wischt sich den Restsenf vom Maul und spitzt seinen Bleistift.
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