Archibald Mahler schaut nach oben. Er könnte es sich einfach machen und diesen Blick begründen mit dem heraneilenden Gewölk, aber es ist mehr. Der Bär fragt sich, was ihn nach oben blicken läßt. Ein wenig erschrickt er dabei. Es wäre ein größerer Schritt. Es wäre eine größere Türe, die man da aufstößt. Eine Entscheidung. Den Blick nach oben zu lenken und nicht mehr auf das Denkfeld. Sich anvertrauen einer Art Ahnung oder einem Wissen oder einer milden Hoffnung. Oder gar der bohrenden Befürchtung, daß der hirnzerfurchende Blick auf das Denkfeld da oben nur mitleidiges Gelächter auslöst. Es ist mehr als eine Wolke von Informationen da oben – Cloud nennt man dies heute wohl – es könnte eher sein eine Art von Denkhafen, eine Art von Denkhafen, in dem man kostenfrei, aber nicht gänzlich regellos, sein Gedankenschiff vor Anker gehen lassen könnte, zeitweise, geschützt von Wellenbrechern und Kaimauern könnte man dann senien Nachen des Nachdenkens entspannt vor sich hin schaukeln lassen, um nicht zum dreibillionsten Mal Amerika entdecken zu müssen. Da kann man getrost darauf verzichten. (Erst wenn man es niedergeschrieben hat und das Auge auf den Buchstaben wirft, realisiert man die Assoziationsketten. Man darf sich nicht korrigieren. Es muß bleiben, wie es ist.) Heute ist Sonntag und Archibald Mahler hätte sich auch frei geben können. Er hat aber keinen Antrag an sich gestellt, blickt so weiter nach oben, denn auch Wolken ohne Überbau laben eine Bärenseele. Da klingelt das Handy des Bären. Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski? Herr von Lippstadt – Budnikowski ist am anderen Ende der – mir fällt das neue Wort nicht ein – also am anderen Ende der Leitung. Er klingt aufgeregt. Er erzählt, er säße im Zug zurück von Polen nach Doitschland und habe im Abteil eine Zeitung gefunden und lese darin einen Artikel und sei beglückt und wisse nun, warum ihn in den letzten Wochen beim Pilkereigucken kein Spaß angefallen habe, er aber oft von einem unangenehmen Gefühl übermannt worden sei, daß sich manchmal sogar dem Bedürfnis den Mageninhalt ins Freie zu stellen, angenähert hatte. Aber jetzt, wo er diesen Artikel lese, sei er fast schon befreit und deshalb müsse er dies dem Bären und Denkpartner unbedingt sogleich vorlesen, denn er sei zwar Fan der Pöhlerei, aber andererseits nicht ein hirnloser Dubbelhase und der Bär solle das notieren und der mittelhessischen und Sonstwelt mitteilen. Diese im Zug gefundenen Gedanken zur Pilkerei würden paßgenau in die Schnittstelle der medialen Euphoriekette reinrauschen wie ein Paß von – Neiget Eure Häupter, ihr Vergesslichen alle! – Zizou, dem ewigen Zidane und Kopfboxer. Archibald Mahler springt auf, über den äußeren Rand drüber, rein in den Philosophenwald und findet keinen Stift. Wie auch? Aber er hat eine Idee.
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