Gestern war nix. Der Tag des Herrn war. Den hätte Herr Archibald Mahler auch gerne genossen. Aber vor den Tag des Herrn hat – wer auch immer, aber gewiß nicht der Herr himself – den Samstagabend verortet. Der Bär hing müde im Schacht vom Denken, der Samstagabend war vergleichsweise milde, die Fledermäuse tirilierten, weil sie sich zur Feier des Tages als Lerchen verkleidet hatten und eine entspannte, mit tiefem Schlaf hoffnungsfroh gesegnete Nacht ante portas. Das Lid des Bären fiel glücklich übers Aug und da begann es zu hupen. „Geht gleich vorbei! Dreh Dich um, Mahlerius! Morpheus’ Arme werden Dich sogleich umschlingen! Schlaf!“ So spricht man dann mit sich selbst. Eine Stunde später stellt man sich Fragen. Zum Beispiel: „Warum fahren jetzt seit sechzig Minuten hupende Blecheimer um den Philosophenwald, chauffiert von schwankenden Leichtmatrosen, flankiert von den einstelligen Temperaturen in keiner Weise angepaßt bekleideten Junggermanenhühnern im Dauerschreikrampf?“ Der Bär denkt nach. Vielleicht ist dies Ausdruck von Freude? Aber warum nun – zwei Stunden sind vergangen – immer noch fliegendes Glas, Gehupe und der germanischen Grammatik in jeglicher Weise entfremdetes Gestammel? Muß die Freude neu definiert werden? Jene Freude, die Dich trifft, unerwartet, von innen packt, wärmt und die Welt und Dich – für Minuten oder einen Tag – wieder zu Freunden macht? Sprechen wir von dieser Freude? Die sich ereignete im – wie es einstens hieß – stillen Kämmerlein? Oder findet Freude erst dann statt, wenn sie auf großer Leinwand und möge es auch jeder sehen und bitte werdet nun alle wach, denn vernehmet: es wird sich gefreut. Aber erst nach Verabredung! Möglichst in den Gesichtsbüchern des sogenannten sozialen Netzgewürges. Wo käme man denn hin, wenn man einfach so käme, weil es kommt oder geschieht, nein, so kommt keiner mehr, denn ab zweiundzwanzig Uhr sechzehn freut sich Germanien zurück und zwar auf Kommando. Ja, Archibald Mahler hatte auf die Uhr geschaut. Zweiundzwanzig Uhr sechzehn. Das war der Moment, bis zu dem er sich ständig hin und her gewälzt hatte. Aber so konnte er sich wenigstens nicht wundliegen, wie andere Männer mit ihren Staksbeinen und unvorteilhaften Frisuren dies gerne tun. Der Sonntag war natürlich hin. Herr Archibald Mahler hat dann nach schlaffreier Nacht Flaschen aufgesammelt, umgeworfene Blumenkübel aufgestellt und später ist er spazieren gegangen im Philosophenwald. Da entdeckte er den Bolzplatz. „Man entkommt ihm wahrscheinlich nicht.“ So dachte Archibald Mahler am frühen Sonntagmorgen. Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?
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