«Am schönsten isset, wenn et schön ess!» So sprechen die Aufrechtgeher in, um und um den Kölner Dom herum. Archibald Mahler sitzt weiterhin an seinem Eigensee, den man gemeinhin durchaus als schön bezeichnen mag und kann und darf. Und immer noch hat der Bär Ferien. Auch schön? Schönes Wetter ist eh. Entweder Gärtnerwetter oder Urlauberwetter, Reisewetter oder Grillwetter. Donnerwetter! Wie es Euch gefällt. Das ist ja das Schöne. Schön und gut, aber was tut Herr Archibald Mahler heute so? Das Land der Bären mit der Seele suchen? Nun auch ich, ich Mahler, in Arkadien? Die vollkommene, die reine, die harmonisch schwingende Landschaft als Ruhekissen für die gepeinigte, überarbeitete Seele abfeiern? Nein, altius, citius, fortius: als Spiegel der Seele gar, der baumelenden, der Ferienseele? Und ruhig fließt der Atem mit dem Wind, sind eins Atom und Molekül und Leib? Frei schwebt der Geist über den Wassern und keines Wesen Haar gekrümmt? Oder doch verdammen all den Tand, das Vordergründige, das Augenlastige, hinweg mit der Hineininterpretiererei, der Vermenschlichung von Flora und Fauna, als wären Gott der Herr und Walt Disney ein und dieselbe Person gewesen? Mit Sokratesverlangen nur nach innerer Schönheit suchen, das Auge genügsam schließen und erkennen, daß man den Göttern gleichen wird nur in der Genügsamkeit? Weder noch. Das Wörtchen schön existiert so nicht im Hirn des Bären. Und wenn schwirrt es frei dahin ohne die Farbe Bewertung. Der See, die Grauerle, die Brachse, die Brombeere und der in die Pfütze fallende Regentropfen waren was sie noch heute sind (falls nicht von Aufrechtgeherhand ausgerottet), bevor die Erfinder der Runen oder erster Keilschriften ihnen eine wie auch immer wertende Begrifflichkeit zugeordnet haben, die im wesentlichen eher mit dem Geistes-, Seelen- oder Gesundheitszustand des Wortschöpfers oder – und dies wahrscheinlich am häufigsten – mit den Wünschen und Projektionen dieses zu tun hat, als mit der Erscheinungsform des bezeichneten Gegenstandes. Wenn der Bär am Eigensee sitzt, will er nichts vom See, außer daß der See nicht aufsteht und geht und der Bär vor einer Wiese oder einem trockenen Loch hockt in seinen Ferien, wobei – so wie er seine Aufrechtgeher kennt – dies schneller Realität werden könnte als ihm lieb. Und so sitzt er und enthält sich jeglichen Geschmacksurteils, mit Kant wissend daß der allzu euphorische Ausdruck des Wohlgefallen die Schönheit mit ihr keineswegs zugehörigen Zwecken und Begehrlichkeiten verbindet und ihr nimmt: ihre Freiheit. Hüte Dich wenn Aufrechtgeher eine Gegend als schön preisen. Es wird sein die Umzäunung erst, dann der Verkauf und dann der Untergang. Also steht der Bär auf, um den Eigensee mal ein bißchen alleine zu lassen – man möchte ja auch nicht permanent beglotzt werden – und auch um den plattgesessenen Pöter mal etwas in Bewegung zu setzen. Unten an der nahen Lahn, wohin er seine Schritte lenkt, rauscht ein kleines Wehr. Dort steht am Ufer eine Hinweistafel. „Aufstiegsmöglichkeit für Fische!“ Daß dies doch mal schön sei, denkt der Bär, dann können die Fische noch schnell Karriere machen, bevor er sie frißt. Eine Brachse zögert vor dem Wehr. Denkt sie über Aufstiegsmöglichkeiten nach? „Schön!“ Archibald Mahler ist schneller. Guten Appetit! Mahler kaut, weil er kauen muß. Ein Fisch ißt sich nicht von alleine. Zurück zum Eigensee. Verdauen. Sitzend. War ein schöner Ferientag. Findet die Brachse zwar nicht, aber Archibald Mahler kann dem Begriff schön in diesem Zusammenhang durchaus etwas abgewinnen. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!
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