Beitrags-Archiv für die Kategory 'Im Philosophenwald'

A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 2

Dienstag, 26. Juni 2012 19:05

philwald21

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der zweite von fünf Teilen:

Gucken als Event der Selbstbespiegelung

Das Public Viewing im Pub stellt dabei das Minimum an Öffentlichkeit dar. Auf den Fanmeilen der Großstädte drängeln sich gleich Millionen, um im kollektiven Rausch versinken zu dürfen, stundenlang im Regen oder in der Sonne stehend, aus so weiter Ferne zum Screen, daß das Fußballspiel selbst zur Nebensache, die wabernde und brüllende Masse zur Hauptsache wird. Das Fernsehen berichtet live davon, daß so viele gemeinsam fernsehen, das Event Fußball wird zum Event Fußballgucken, eine krude Selbstbespiegelung, mit der die Macher die Spirale immer höher drehen.

Das Medium Fernsehen nimmt als Übermittler, Organisator und Sponsor der Spiele eine zentrale Rolle ein. Katrin Müller-Obersalzberg, wie Spötter die Kommentatorin des ZDF nennen, nachdem sie bei der WM 2010 ausgerechnet die Treffer von Miroslav Klose als “inneren Reichsparteitag” für den polnischstämmigen Stürmer bezeichnete, steht zur EM 2012 auf einer Seebühne auf der deutsch-polnischen Insel Usedom, pompös in der Ostsee arrangiert und spektakulär illuminiert, als ob Leni Riefenstahl ein Remake von “Triumph des Willens” und “Olympia” gedreht hätte und auch gleich noch den Hauptdarsteller in Gestalt des blonden Hünen Oliver “Olli” Kahn casten durfte. Flankiert von der johlenden Meute, alle frisch ausgestattet mit UEFA-Fanartikeln der deutschen Mannschaft.

Hätte man den schwarz-rot-goldenen Fußballstrand in Polen oder der Ukraine aufgebaut, wären die Schlachtgesänge deutscher Fans womöglich im polnisch-ukrainischen Jubel untergegangen, aber man hätte nicht mehr von “innerem” Reichsparteitag sprechen müssen. Aber das war den Verantwortlichen dieses Mal dann doch noch zu mutig.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 1

Montag, 25. Juni 2012 14:07

philwald20

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das heute her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der erste von fünf Teilen:

EM – Blut, Ball und Boden

Ein- und Ausfahrtsstraßen menschenleer, Rauchsäulen steigen in den dunstigen Abendhimmel, Raketen durchschlagen die gespenstische Stille. Im Schutz von Häusern und Cafés zusammengerottete Menschen, die bei einem Treffer in wildes, hysterisches Geschrei ausbrechen. Ein Schrei wie aus einer Kehle. Angst und Entsetzen in den Gesichtern. Heulen und Brüllen vor Schmerz. Der Feind hat sie böse erwischt. Der letzte Schuß war ein Treffer. Ein Volltreffer. Die gesamte Nation erschüttert. Millionen Menschen ins Herz getroffen. Die gegnerische Mannschaft hat ein Tor geschossen. Es ist Fußball-Europameisterschaft. Tooooooooooooor!

Schwierig, diesem Event zu entkommen. In Berlin-Kreuzberg, seit Jahrzehnten die Trutzburg der Unangepaßten, in der die sogenannten bürgerlichen Parteien zusammen keine zehn Prozent bei Wahlen schaffen, dafür grüne Fundis die absolute Mehrheit erringen und mit dem Altlinken Hans-Christian Ströbele den einzigen Direktkandidaten ihrer Partei für den Deutschen Bundestag stellen, in diesem Kreuzberg, Versuchslabor für Künstler und Lebenskünstler aus der ganzen Welt, ist es während eines internationalen Fußballwettbewerbs wie einer WM oder EM unmöglich, am Abend ein ruhiges Plätzchen zu finden. Fernseher und Kinoleinwände allerorten übermitteln die süchtig machenden Bilder von schwitzenden Männern in kurzen Hosen, die um einen Ball rangeln.

Kein öffentlicher Ort, vom Kiosk übers Café bis zum Restaurant, kann ausscheren, wer Profit will, muß mitmachen und die Übertragung der Spiele anbieten. Selbst in dem raren Fall, daß die Betreiber eines chinesischen Restaurants in Unwissenheit der Bräuche und Sitten ihres Gastgeberlands keinen Fernseher zum Public Viewing aufgestellt haben, ist der nächste Hotspot nicht fern, so daß akustisch keine Fluchtmöglichkeit vor dem Geplauder des Moderators, den Schlachtgesängen des Publikums im Stadion und dem Gebrüll des Publikums vor dem Fernseher besteht.

Vor zehn Jahren wäre diese offen zur Schau gestellte Begeisterung für einen Massensport wie Fußball an einem “linken” Ort wie Kreuzberg peinlich gewesen, vor zwanzig Jahren hätte sie zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt, doch heute malen sich viele die schwarz-rot-goldene Kreide ins Gesicht und montieren, in Ermangelung eines eigenen Autos, Deutschland-Wimpel an ihre Citybikes. Man lacht dazu, es ist ironisch gemeint, wir sind doch postpostmodern. Links sein und lustig sein ist eins geworden, Widerstand gegen den Mainstream leisten nur noch unverbesserliche Spaßbremsen, die Kultur der Masse hat die letzten Bastionen des Widerstands überwunden. Dialektik der Aufklärung. (Fortsetzung folgt)

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

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A. Mahler im Philosophenwald / Verzicht

Sonntag, 24. Juni 2012 16:00

philwald19

Archibald Mahler schaut nach oben. Er könnte es sich einfach machen und diesen Blick begründen mit dem heraneilenden Gewölk, aber es ist mehr. Der Bär fragt sich, was ihn nach oben blicken läßt. Ein wenig erschrickt er dabei. Es wäre ein größerer Schritt. Es wäre eine größere Türe, die man da aufstößt. Eine Entscheidung. Den Blick nach oben zu lenken und nicht mehr auf das Denkfeld. Sich anvertrauen einer Art Ahnung oder einem Wissen oder einer milden Hoffnung. Oder gar der bohrenden Befürchtung, daß der hirnzerfurchende Blick auf das Denkfeld da oben nur mitleidiges Gelächter auslöst. Es ist mehr als eine Wolke von Informationen da oben – Cloud nennt man dies heute wohl – es könnte eher sein eine Art von Denkhafen, eine Art von Denkhafen, in dem man kostenfrei, aber nicht gänzlich regellos, sein Gedankenschiff vor Anker gehen lassen könnte, zeitweise, geschützt von Wellenbrechern und Kaimauern könnte man dann senien Nachen des Nachdenkens entspannt vor sich hin schaukeln lassen, um nicht zum dreibillionsten Mal Amerika entdecken zu müssen. Da kann man getrost darauf verzichten. (Erst wenn man es niedergeschrieben hat und das Auge auf den Buchstaben wirft, realisiert man die Assoziationsketten. Man darf sich nicht korrigieren. Es muß bleiben, wie es ist.) Heute ist Sonntag und Archibald Mahler hätte sich auch frei geben können. Er hat aber keinen Antrag an sich gestellt, blickt so weiter nach oben, denn auch Wolken ohne Überbau laben eine Bärenseele. Da klingelt das Handy des Bären. Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski? Herr von Lippstadt – Budnikowski ist am anderen Ende der – mir fällt das neue Wort nicht ein – also am anderen Ende der Leitung. Er klingt aufgeregt. Er erzählt, er säße im Zug zurück von Polen nach Doitschland und habe im Abteil eine Zeitung gefunden und lese darin einen Artikel und sei beglückt und wisse nun, warum ihn in den letzten Wochen beim Pilkereigucken kein Spaß angefallen habe, er aber oft von einem unangenehmen Gefühl übermannt worden sei, daß sich manchmal sogar dem Bedürfnis den Mageninhalt ins Freie zu stellen, angenähert hatte. Aber jetzt, wo er diesen Artikel lese, sei er fast schon befreit und deshalb müsse er dies dem Bären und Denkpartner unbedingt sogleich vorlesen, denn er sei zwar Fan der Pöhlerei, aber andererseits nicht ein hirnloser Dubbelhase und der Bär solle das notieren und der mittelhessischen und Sonstwelt mitteilen. Diese im Zug gefundenen Gedanken zur Pilkerei würden paßgenau in die Schnittstelle der medialen Euphoriekette reinrauschen wie ein Paß von – Neiget Eure Häupter, ihr Vergesslichen alle! – Zizou, dem ewigen Zidane und Kopfboxer. Archibald Mahler springt auf, über den äußeren Rand drüber, rein in den Philosophenwald und findet keinen Stift. Wie auch? Aber er hat eine Idee.

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A. Mahler im Philosophenwald / Empathie

Freitag, 22. Juni 2012 12:44

philwald18

Archibald Mahler ist wieder in die Mitte gerückt. Wie jetzt? Maßhalten? Warmduscher? Weichei? Waage? Nicht ganz, der Bär steht neben sich, genauer hinter sich. Er betrachtet sich bei der Betrachtung. So wie es ein jeder Leser im besten Falle tun sollte, eben seine Augen zu den Augen des betrachteten Betrachters machen, wenn irgend möglich jegliches Buch zu Ende lesen und daraufhin das mit den fremden Augen Angesehene betrachten, die Spuren, welche es hinterlassen, die Widerstände, die es herausgekitzelt, sich stellen der Abwägung: Verlust oder Gewinn. Wobei ein im ersten Moment ausgemachter und darauf hin empört konzidierter Verlust – Ojemine die Zeitverschwendung! So ein elendiger Mist! – sich nach einer zweiten und dritten Nachdenkrunde oftmals als großer Gewinn darstellt. Denn keiner möge sich der Einbildung anheim geben, er sähe die Welt und ihre Emanationen ersten Auges. Einen Einzigen gab es, der die Welt ersten Auges betrachtete und vom Ihm wird berichtet im ersten Buch Mose, erstes Kapitel, vierter Vers. Ein Erster, der da sah, daß etwas gut war. Dann erst begann er die Dinge zu benennen. Man kann, wie dies heute durchaus gang und gäbe ist, auch das umgekehrte Verfahren anwenden, erst mal alles benennen, labeln und etikettieren, und dann, falls etwas der unendlich kostbaren eigenen Zeit eventuell übrig sein sollte, drüber nachdenken, ob es denn so gut sei. Und wie der Bär so darüber nachsinnt, schaut er zum Himmel, sieht wie die Sonne auf sein Denkfeld scheint, konstatiert wie ein sanfter, warmer, nicht zu heißer, endlich nicht mehr schwüler und sogar komplett trockener Wind über seinen Pelz streicht und denkt sich, das heute wohl der Sommer beginnen muß. Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski? Herr von Lippstadt – Budnikowski hat ein Telegramm geschrieben aus Warzawa. Bald kehre er heim. Und er habe eine Mannschaft aufgestellt, deren Sieg er sich für den heutigen Abend von Herzen herbeisehne. Und dies sei die Aufstellung:

Thales von Milet

Plato

Demokrit  Pythagoras  Parmenides  Heraklit

Anaxagoras  Empedokles  Aristoteles  Diogenes

Sokrates

Auf der Bank:  Epikur  Euklid  Archimedes

Und Herr Archibald Mahler denkt, da am heutigen Sommeranfang er nun mal außerhalb des inneren Randes des Philosophenwaldes sitzt, daß wenn, dann bitte so. Außerdem, selten sah er vier so schön gleichberechtige Neunziggradwinkel auf seinem Denkfeld. Heureka!

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A. Mahler im Philosophenwald / Korrekturen

Donnerstag, 21. Juni 2012 11:52

philwald17

Also heute mal anders. Nach rechts gerückt. Es kann nur Eine geben. Man muß doch sein Herz an was hängen können wollen müssen. Es gibt doch so etwas wie Treue. Stolz. Background. Familie. Gemeinsames. Verbindendes. Prägung. Tradition. Oder etwa nicht, Bär? Archibald Mahler ist ganz schwindelig und er weiß, diesmal ist es nicht das Wetter, was oft für dieses und jenes den Kopf hinhalten muß, wenn der eigene Schädel schlingert. Hirn zusammengekniffen und hingeschaut! Was machen die Linien auf dem Denkfeld? Dieselben Linien wie gestern noch strukturieren das Feld, aber nun: dieselben Winkel, vom Bär aus betrachtet, etwas spitzer. Die Sonne wirft denselben Schatten, doch endet er etwas mehr da drüben, äh, dings, links, äh, ne, doch rechts, ach was, Potzrembel, weg ist er heut, weil man ihn nicht sieht. Sonst wäre er schon noch da, gelle! Und das Netz steht krumm, andere Richtung aber. Doch halt. Ist der Bär verrutscht oder nur das Auge des Betrachters? Ist der Betrachter eines Betrachters irritiert, wenn der die Stellung wechselt? Oder wechselt der Betrachter Eins gar nicht die Stellung, sondern der Betrachter Zwo ist etwas zur Seite geschritten und plötzlich? Ja, was denn nun? Noch einmal ruft es: Treue! Archibald Mahler hat gute Lust die Stimmen in seinem Kopf zu erwürgen. Hätte er – vielleicht wäre dies demnächst ins Auge zu fassen – ein Bärenweib, nein: Halt, ein ganz schnelles Halt, denn er hat ja den Ehrenwerten Herrn von Lippstadt – Budnikowski an seiner denkenden Seite – also jedenfalls ist er in dieser Beziehung gerne und begeistert treu. Einerseits! Und dann fällt ihm der gestrige Personalausweis wieder ein und er weiß, den Personalausweis würde er tagtäglich betrügen, der dürfte sogar dabei zusehen, wie der Bär ihn betrügt, er würde ihn auch verleugnen, bevor der Löw zweimal gebrüllt, mental beschmutzen könnte er ihn wenn nötig auch, aber am allermeisten würde er ihn eigentlich gar nicht brauchen und wäre dann nur froh darüber Herr Archibald Mahler, der Bär vom Brandplatz, zu sein, der gar keinen Personalausweis hat, keinen haben will und immer noch nicht raus gefunden hat, ob er aus Westwyoming oder Kamschatka herkommt oder nur aus Mittelhessen, und das ist und bleibt ihm Wurst- und Leberbrot. Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?

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A. Mahler im Philosophenwald / Tendenz

Mittwoch, 20. Juni 2012 20:28

philwald16

Einfach so gucken? Ohne zu werten? Ohne zu wissen? Unabhängig etwa gar? Aber, hallo. Wenn das wer liest, Herr Mahler! Haltung ist gefordert. Meinung. Stellungsnahme. Und dies bitte: definiert, witzich, pointiert Was halten Sie eigentlich, was denken Sie und! Wie war das und was fühlten sie? Jawoll! Wenigstens eine Tendenz muß erkennbar sein! Wenigstens dies. Also ist der Bär etwas nach links gerutscht auf dem Denkfeld. Erstaunlich! Dieselben Linien wie eben noch strukturieren das Feld, aber nun: andere Winkel, vom Bär aus betrachtet. Die Sonne wirft denselben Schatten, doch scheint er nicht etwas kürzer von hier aus betrachtet? Und das Netz steht krumm. Doch halt. Ist der Bär verrutscht oder nur das Auge des Betrachters? Ist der Betrachter eines Betrachters irritiert, wenn der die Stellung wechselt? Oder wechselt der Betrachter Eins gar nicht die Stellung, sondern der Betrachter Zwo ist etwas zur Seite geschritten und plötzlich? Ja, was denn nun. Irgendwer oder irgendwas schwankt vor den gestern noch inneren Rändern des Philosophenwaldes. Archibald Mahler gefällt das. Es gefällt ihm, heute etwas anderes zu sehen, also zu sagen als gestern oder morgen und es gefällt ihm noch mehr, wenn jemand, der ihn betrachtet bei sich verändernder Betrachtung, irritiert alte Betrachtung einfordert. Und eine klare Haltung. Meinung. Stellungsnahme. Und dies bitte: definiert, witzich, pointiert. Aber jetzt ist eh schon Abend und die Fledermäuse flitzen rüber zum Schwanenteich, jagen ihr Vesper, man sollte daher aufhören zu hirnen und der Bär tut das auch sogleich. Doch dann stellt er sich noch ganz kurz vor wie schlimm es wäre, wenn er zum Beispiel einen Personalausweis hätte und daraus ergäbe sich in einer absurden Zwangsläufigkeit: die Aufforderung zu haben, zackzack: Haltungen, Meinungen, Stellungsnahmen, Sympathien, Abneigungen. Weia! Dann doch lieber ein ordentlicher Netzroller. Aber auf welche Seite soll der dann runtertropfen? Egal. Runtertropfen wird es auch ohne Archibald Mahler. Bestimmt! Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?

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A. Mahler im Philosophenwald / Wunsch

Dienstag, 19. Juni 2012 19:39

philwald15

Heute möchte Herr Archibald Mahler ein „Gutermensch“ sein. Weia, darf er gar nicht, wo er doch fest versprochen, sich und der Kundschaft in die Hand, dieses Jahr kein Sterbenswörtchen zum Aufrechtgeher hier und auch sonst nicht. Andererseits ist der Aufrechtgeher weder Guter noch Mensch, sondern bestenfalls unterwegs zum Mensch in sich, mal dort stolpernd, dann da fallend und meistens hin und weg von seiner Einzigartigkeit. Es gibt Milliarden Nasenhaare! Nein! Archibald Mahler ist durch den Philosophenwald gestreift, hat sich an die Ränder desselben begeben – von innen her an seinen Rand – und neben einer Wiese vor dem inneren Rand: der Tennisplatz. Nein! Kein Tennisplatz, eher ein Denktrainierfeld. Netz. Rechts. Links. Linien. Einzelfeld. Doppelfeld. Aspekte. Kein Schiedsrichterstuhl. Herr Archibald Mahler sitzt auf dem Pfosten des Netzes, der das sandige Terrain in zwei Hälften teilt, auf dem ostwärts gewandten Pfosten des Netzes des Platzes, der nun außerhalb des Randes des Philosophenwalds, jedoch noch in Blickverbindung zu ihm, also auf noch zu definierende Art dazugehörig zum Denkwald, vor den Tatzen des Bären ruht. Rötlich und sandig, festgewalzt und festgetreten, einst sandig also und nun hin zum Beton. Wichtig? Nein. Das wäre der Wunsch des Bären am heutigen Tage: Geradeaus zu blicken, nicht rechts, nicht links und keine Sympathie. Nein! Noch anders: Geradeaus zu blicken, nicht rechts, nicht links und keine Abneigung. Oder etwa: Geradeaus zu blicken, nicht rechts, nicht links und keine mentalen Netzroller? Nein! Ist doch alles dasselbe. Oder etwa nicht? Bestimmt! Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?

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A. Mahler im Philosophenwald / Ballaballa

Freitag, 15. Juni 2012 17:57

philwald14

Nichts ist. Gar nichts ist. Man muß nicht hinsehen. Man muß nicht hinhören. Man kann schweigen. Gewiß, es ist schwer. Die Luft vibriert, die Fahnen schlackern wieder hysterisch im feuchten Juniwind. Aber man ist doch Bär seiner selbst. Der Tag ist per se ein leichter, wenn man ihn nicht unnötig beschwert. Ein Tag ist ein unschuldiges Wesen. Besteige ihn, stell Dir vor, es ist eine Schaukel und so weiter und so fort. Leicht nach rechts, gern nach vorn und von hinten Richtung links. Festgelegt wird sich nicht. Ach, wie gut, daß niemand weiß. Stimmt ja nicht, in diesen Tagen wissen alle Bescheid. Keine Spur von Bescheiternheit. „Hoffnung ade, Scheitern tut weh, aber Dein Scheitern macht, daß mir der Pöter juckt.“ Man wird doch verruckt vor lauter Dings und dem Lauten. Das Juniwetter des heurigen Jahres ist nicht gut fürs Rheuma. Wenigstens kommt der Wind nun aus Richtung Südwest in den Philosophenwald gefahren und wärmt das Fell. Archibald Mahler macht sich so breit, wie er sich breit machen kann und der Wind schaukelt ihn hin und her und dann denkt er dies und dann das und hat schon wieder vergessen, warum ein Bär denken will und soll und muß, aber kann. Potzrembel und Weia die Waldfee, das Denken! Was aber ist – in drei Teufels Namen – ein Ball? Archibald Mahler kann sich tatsächlich nicht mehr erinnern. Ist das so? Gewiß! Gleich spielt die Ukraine! Liberte, Egalite, Fraternite? Das Menschenrecht auf Verdrängung! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?

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A. Mahler im Philosophenwald / Dekubitus

Donnerstag, 14. Juni 2012 15:33

philwald13

Man darf nicht zu lange auf einem Gedanken rum liegen, sonst wird er wund. Der Gedanke oder der Denker? Beide. Die Doitschen haben gerne sogenannte Debatten. Die Sowieso – Debatte und die Sowieso Zwo – Debatte. Und so weiter. Dekubitus halt. Also ist Archibald Mahler aufgestanden, ließ den Pfosten Pfosten sein und blickte herab aufs Spielfeld. Kampfbahn hieß das Ding auf mal. Arena jetzt gerne auch. Keiner war da unten zu sehen. Wie auch, wer kickt schon im Philosophenwald? Walter Jens nicht mehr, George Best nicht mehr, Horst – Eberhard Richter nicht mehr und jetzt ist auch noch Teofilo Stevenson gestorben. Man möge sich vorstellen, es hätte zu Zeiten des werten Geheimrats Johann Wolfgang G. schon Fußball gegeben. Die Passagen im Faust Zwo zu diesem Thema hätte Archibald Mahler gerne gelesen. Vielleicht muß er sie selbst verfassen. Nach vorn geblickt nun! Das Spielfeld ist also leer. Komplett. Tabula rasen. Sehr schön! Der Bär malt sich sein eigenes Match auf das Grün. Alle Wünsche erfüllen sich. Unmögliches. Sensationen. Ergebnisse werden vom den Füßen auf den Kopf gestellt, Tabellen beginnen zu tanzen, alte Rechnungen werden beglichen, die Guten dürfen böse sein und man applaudiert ihnen, alle Versuche der Bösen, gut sein zu wollen, verenden in einem gellenden Pfeifkonzert oder zerschellen am höhnischen Grinsen des bestochenen Schiedsrichters. Sicherer Tod, Gladiolen, Wiederauferstehung, noch mehr Gladiolen und dann der Tod, der Liebling der Nation scheitert grandios, der Kapitän erklärt nach einem verschossenen Elfmeter seinen sofortigen Rücktritt, ein Trainer würgt den anderen und als das Tor umfällt, schweigen sogar die Moderatoren, grimmig. Die Fernsehanstalten senden in einer Endlosschleife lediglich den Anstoß des Großen Finales. Immer wieder, immer wieder und sonst nichts. Das Spielfeld bleibt leer. Die Betrachter sitzen glücklich auf den Rängen, sie applaudieren nicht, sie versuchen etwas zu sehen, es wirklich zu sehen und weil da nichts ist, nur das leere Spielfeld, das Nichts, beginnen sie zu sehen, was sie sehen und die Gedanken fliegen so schnell wie ein Ball, der dem Fuß des Göttlichen Kuba entronnen und es ist gut so und es bleibt still und keiner muß schreien, weil er sich wieder wundgelegen hat im Bett seiner tolldreisten Erwartungen. Und jetzt müßte Mahler schließen, und Mahler schließt. Er schließt! Mahler schließt! Aus! Aus! Aus! Der Bär hat gedacht! Archibald Mahler hat gedacht! I werd`narrisch! Ein Gedanke für den Bären! Archibald Mahler habe fertig! Für heute. Ist das so? Gewiß! Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?

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A. Mahler im Philosophenwald / Doitsch!

Dienstag, 12. Juni 2012 19:08

philwald12

Wer nicht schläft, denkt nach. Zu viele schlafen. Archibald Mahler schlief unlängst nicht, weil er nachdachte. Quatsch, weil er nicht schlief, dachte er nach. Noch mehr Quatsch. Als wäre dies ein Problem. Schlaf oder Denk? Blödsinn! Andererseits dann doch ein Problem. Weia! Da merkte der Herr Bär, daß er – ein Biß in den eigenen Pöter ändert da nichts – merkt er also, bärmerkt er also, daß er ein doitscher Bär ist. Leider dann doch. Zurück zum nächtlichen Hupen. Warum? Da fängt es an. Der Doitsche ist nicht gern, was er ist. Hat er guten Grund zu. Ihm ist selten leicht, er ist meist häßlich, er verträgt weniger Bier als der Tommy, kann nicht so gut kochen wie der Franz, weiß nicht, wie man Schuhe auf Rahmen näht wie der Spaghetti, singt nicht so schön wie der Iwan, tanzt nicht so hingegeben wie der Alexis, Gitarre kann er auch nicht spielen wie der Jimi oder der Rory und zwischen Peter Maffay (doitscher Rumäne!) oder Friedrich Mey (französischer Doitscher!) und Bob Dylan liegen Canyons germanischer Depressionen. Vergessen wir nicht die Scorpions! Oder die Toten (sic!) Hosen! Was macht ihn denn nun aus, den Doitschen? Er rumpelfußt gerne, denkt zu viel, hat immer Recht, anstatt Bescheid zu wissen, verwechselt Ironie mit Stahlhelm, verkostet mit spitzer doitscher Bierzunge Mittelmeerweine und hat einfach verdient mehr Geld verdient zu haben, als die ganzen anderen faulen Socken in Resteuropa, muß aber trotzdem ständig zahlen und dies darf Angela Sarrazin auch mal sagen dürfen. Oder? Halt! Halt! Das war doch früher. Jetzt ist alles anders! Weshalb auch Herr Archibald Mahler aus dem Schlaf gehupt wurde. Jetzt heißt der Doitsche Mesut, darf bauchnabelfrei nach „Schweini“ schrillen, verwechselt Ritual und Freude und wird dafür von doitsch erzogenen und so traumatisierten Altdoitschen – “Achtung! Alle machen mit! Jawoll! Schland und hoch die Rechte Hand!” – in den Himmel gehofft. Der in diesen Tagen „Erste aller Doitschen“ knüpft neudoitsch den Schal um den badischen (Achtung! Schon fast Elsaß!) Hals, trinkt Espresso (Heilandzack Italia!), legt sich nicht fest oder doch (Oh högsches Hoil Dir, Sokrates!), wütet am Rande des Kreidestriches (Sehet die Emocion! Eviva Espania!) und wie heißt er gleich? Yogi? Da war auch mal ein Bär im Yellowstone Park! Ja, genau! Amerika! Mer glaubet dran! Yes, wir müsset! Klappt oder auch nicht. Fußball ist schon lustig. Archibald Mahler lehnt sich an den Pfosten des Bolzplatz im Philosophenwald wie einstens der oberdoitsche Titan, damals als die Doitschen eine Stunde lang Brazil versucht hatten, was nicht klappte, weil der oberdoitsche Titan vor lauter Siegergen daneben griff. Egal! War aber schön. Man kommt eben nicht aus seiner Haut. Vor allem nicht, wenn man von Daimler Benz zur Hoffnung auf den doitschen Sieg getrieben wird. Peching halt! Der Doitsche sehnt sich nach dem Spiel. Es gelingt ihm selten zu spielen. Weil er nicht verlieren kann. Also hupt er und ist nicht er selbst. Ist das so? Gewiß! Da liegt doch ein Bleistift am Fuße des Bären. Sonst? Was macht eigentlich Herr von Lippstadt – Budnikowski?

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