Beitrags-Archiv für die Kategory 'Öffentliche Leibesübungen'

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 3

Donnerstag, 7. Januar 2021 15:30

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…..

„Karl, da haben Sie aber noch zwei rausgehauen! Glückwunsch!“

„Jo mei!“

„Ärgern Sie sich, daß Sie am Schicksalberg, man muß ja fast sagen, doitschen Schicksalzberg den Gesamtsieg weggeschmissen haben. Könnten Sie wieder wo reintreten wollen!“

„Na! Passt scho!“

„Ich hatte das Gefühl am Vorbau waren Sie extrem pünktlich, hatten richtig Richtung, der Ski kam dazu, das System war rund und Ihnen fehlte auch nicht die letzte Höhe!“

„Jo mei, dös halt iss der Wettkampf!“

„Also das Vertrauen in die Stabilität Ihres Flugsystems besteht wieder? Zuversichtlich hinsichtlich der WM auf Ihrer Heimschanze?“

„Dös iss jetzt nicht so, daß i sag, ja gut, bloß weil  i do auf die Woid kimma bin.“

„Ein letztes Wort zur Arbeit an der Rübe!“

„Na, der Granerudi, der frisst eine Bananen und i lutsch a Möhren! Passt scho!“

„Sie sind ja lustig!“

„Jo mei, bei solcherten gscheitn Froagn!“

„Danke, und der etwas Größere neben Ihnen?“

„Dös iss der Mahler Camillo. Der wo des Ding gwunne hoat! Der leckt gern amal am Stückerl Lachs. A Steckerlfisch geht a!“

„Mit dem Gewicht kann man fliegen?“

„Rindviech, damisches!“

„Verzeihung! TOITOITOI für Oberstdorf!“

„Warum net gleich so!“

…..

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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 2

Mittwoch, 6. Januar 2021 14:55

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„Karl? Bevor es los geht heute, zwei Worte zur gestrigen Quali!“

„Jo mei!“

„War jetzt ja nicht so die Superweite. Könnten Sie wieder wo reintreten wollen?“

„Na! Passt scho!“

„Ich hatte das Gefühl am Vorbau waren Sie was zu spät, hatten dann zu viel Richtung, zu wenig Ski kam dazu, das System lief nicht rund und Ihnen fehlte auch letztlich Höhe!“

„Jo mei, des krieg i scho wieder!“

„Korrigieren Sie mich, aber den Geschwindigkeitsüberschuß müssen Sie doch in der Anlaufspur generieren, sonst kommt zu früh Luft rein und Sie kommen nie den nötigen Stock höher im zweiten Teil. Da sind Meter.“

„Do schau her, heit iss der Wettkampf!“

„Also das Vertrauen in die Stabilität Ihres Flugsystems besteht weiterhin?“

„Dös iss jetzt nicht so, daß i sag, jo guat.“

„Ein letztes Wort zur Gesamtwertung!“

„Do iss die Messe gelesn, tät ich mal soagn!“

„Und sonst! Könnte Ihnen vielleicht etwas Balkenyoga helfen, so wie der Eisei dies gelegentlich tut?“

„Na, i muß eher an der Rübe arbeitn, denk i!“

„Karl, ich hätte eine Karotte für Sie dabei!“

„Rindviech, damisches!“

„Verzeihung! TOITOITOI für heute!“

„Warum net gleich so!“

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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 1

Dienstag, 5. Januar 2021 16:11

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Der Bär im Winterschlaf. Er versucht es. Gelingt bedingt. Weshalb? Der Hase ist euphorisiert. Hellwach. Wenige Tage vor dem Jahresende hatte ihn ein kräftiger Aufwind erfasst. Ja, ja, ja! Er ballte die kleine Pfote. Als hielte er die wertvollste Karotte der ganzen Welt in dieser. Ich ist ein Anderer. Wir kennen das. Identitätenwechsel ist des Budnikowski Brevier. Seit der Lütten Stan seine Haut verlassen hat, fehlt ihm was. Das „von und zu“ ward abgelegt. Und was war da noch mit Holtby? Nur der Bär blieb seiner selbst. Deswegen schnarcht er jetzt unterm Weihnachtsbaum. Unruhiger als sonst. Klar, der Hase macht sich warm. Das geht nicht in kompletter Stille. Leibesübung ist Kontemplation. Aber auch.

„Nicht wahr, Kuno?“

„Karl der Zwote, bitte! Ich begebe mich in den Tunnel! Und dann, wenn ich meine Sachen zusammenhabe, mache ich mein Ding!“

Gut. Vom Schicksalsberg also später. Jetzt eine ordentliche Quali in Bischofshofen. Ohne Qual.

„Erinnern Sie mich nicht dran. Ich könnte immer noch ständig irgendwo reintreten.“

Wird Budnikowski etwa auch noch Bayrisch lernen müssen?

…..

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Vom Notwendigen und den Angeblichkeiten / 6

Freitag, 28. Februar 2020 17:11

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Altius, Citius, Fortius oder die Leiber wehren sich gegen weitere  Übungen

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Auch wenn der Bär Archibald Mahler im Gegensatz zu etlichen staatsschleppenden Aufrechtgehern nicht im Besitz des Gewaltmonopols ist und ebenso von der momentan weitverbreiteten Rache – und Schuldzuweisungshysterie des Homo „in sehr kleinen Dosen“ sapiens allgemeinikus nicht viel hält, so befällt hin doch hin und wieder ein fürchterliches Hirnwüten und hellrote Nebelschwaden ziehen vor seinem inneren Auge vorbei und dann – Weia! – besteht die Gefahr des Monologisierens. Mal schaun wie lange der daran gewöhnte Lütten Stan in der Lage bleibt nicht einzugreifen. Wer sich selbst nicht schützt, dem muß man ab und zu den Regenschirm über den Kopp halten. Falls der Himmel auf ihn herabfalle.

…..

„Jetzt barmen sie wieder, die Aufrechtgeher: Stell Dir vor die Olympischen Spiele fallen aus!  Otto Normalflieger muß am Boden bleiben! Kreuzfahrtschiffe werden nur noch als Isolationszentren genutzt! Der DAX hat den flotten Max! Auf dem Börsenparkett rutschen sie aus und liegen in Ihren eigenen übelriechenden Emanationen! Die Ultras müssen zu Hause bleiben, weil entweder ein undisziplinierter Orkan oder Anarchoviren Aufrechtgeheransammlungen per Dekret verunmöglichen! Leibesübungen nur noch vor leerem Rang oder in Reagenzgläsern! An den Grenzen muß man keine Mauern mehr hochziehen, da dem Leuchtkranzbakterium scheißegal ist, ob er eine rechte, eine linke, eine katholische oder islamische Lunge still legt! Der GROSSE Gleichmacher erfindet ganz nebenbei die ultimative Demokratie, gar ein Art von medizinischem Kommunismus? Welche böse Gottheit hat die Schnauze voll, entnervt von der ständigen Vergewaltigung der Mutter Erde, von den Vergeßlichkeiten und den nachträglichen Rechtfertigungen? Weißes Haus und Kreml endlich unter Quarantäne? Schaumgeborene Polterträume. Budnikowski, bremse er mich! Nein? Gut, so tue ich es selber. Die Natur in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!“

„Hömma hier, wenn sogar schon der in Drachenblut gebadete Lewa sich anne bayrischen Haxen lädieren tut, dann iss alle Gewißheit am Dahinschmelzen wie’e Eisberge anne Polen!“

„Ja, so banal ist es wohl.“

„Drei Sekunden noch für Sie fürret Schlußwort!“

„Da wo man handeln könnte, schweigt man. Da wo man sein Schicksal in andere Hände legen sollte, wird hyperventiliert! Jetzt Sie, Meister Lampe!“

„Hömma hier, wenn dat perverse Euromeistergeldbeschaffungsdings in Sachen Pöhlerei in diesem Sommer innem Reagenzglas stattfinden tun täte, mir wäret Schalke wie Hertha!“

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Der Reim zum Tag / VI

Huch und hach und gestern schon

Wußt ich von der Sensation

Sah ich’s kommen liebes Kind

Wer was sehen will muß blind

Bleiben oder Worte drehen

Besser nicht in Spiegel sehen

Ängste züchten mit Gerüchten

Besser nicht

Scheißgedicht

Höher Schneller Weiter

Welt versenken heiter

Wissen oder nicht

Im Westen nichts Neu

Geschwollener Bizeps

Oder volle Hosen

Toi toi toi

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BEI PÖHLERS UNTERM SOFA (TEIL 3)

Mittwoch, 31. August 2011 8:29

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„Merken die eigentlich nichts, die Pöhlers?“

„Wie sollen Sie auch, Herr von Lippstadt-Budnikowski? Das Pinocchio-Gen stirbt aus.“

„Keine Lügen mehr? Das wüßte ich aber!“

„Mehr Lügen. Aber weil die Lüge unter Durchsetzungsvermögen abgeheftet wird, wachsen die Nasen nicht mehr. Besser so wahrscheinlich. Man käme überhaupt nicht mehr voran auf den überfüllten Strassen. Ständig bliebe man hängen.“

„Passiert uns doch auch, bester Herr Mahler!“

„Das Schicksal prähistorischer Moraltiere!“

„Aber warum schlingern dann die kleinen flachen Leitwölfe so in der Gegend rum?“

„Wer die eine Hand ständig auf dem eigenen Glied ruhen hat, dem fehlt es an Aufmerksamkeit für die Straße, die vor ihm liegt! Herzlich willkommen zurück in Mittelhessen, by the way, wie man heute sagen würde!“

„Sie bemerken den Nebel?“

„Konsequenz!“

„Hä!“

„Wer bei Pöhlers unter dem Sofa rumstochert, braucht sich über aufsteigenden Nebel nicht zu wundern!“

„Aber alle sind doch so laut!“

„Konsequenz ebenso. Brüllen im Nebel. Pfeiffen stehen im Wald. Pinocchio auf dritten Plätzen. Sie seufzen, bester Stan?“

„Hömma, die ganze Pöhlereichose tut mich ziemlich nervieren tun. Wennse dann noch siehst, wie der Herr Bundesschalträger oben seine eregierte Zeigefinger ausfahren tut, um untenherum dem Leitdackel anne mutige Knie rumzuschrauben, dann kann et schon mal passieren, datte Deinen Mageninhalt auffe Morgenzeitung platzieren tust. Also nee!“

„Konsequenz?“

„Päusken. Ich fahr nach Litauen. Zu die langen Kerle. Tschökes.“

„Nehmen Sie dies mit. Reiselektüre. Mag es Sie aufbauen. Sie sind nicht allein!“

„Und Sie, Mahler?“

„Ich gehe auch!“

„Irgendwohin?“

„Irgendwohin!“

Ein Möbelwagen bremst im Nebel. Möbelpacker in kurzen Hosen. Sie laden das Sofa der Familie Pöhler auf. Familie Pöhler bleibt im Nebel liegen. Und wenn sie nicht die Fresse halten, dann liegen sie noch morgen. Und übermorgen auch.

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BEI PÖHLERS UNTERM SOFA (TEIL 2)

Dienstag, 30. August 2011 14:10

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Herr „Lütten Stan“ von Lippstadt-Budniskowski hat Herrn Archibald Mahler eine E-Mail geschrieben. Hä? Wie soll das bitte angehen? Ganz einfach, Archibald Mahler hat ein Mobiltelefon mit Netzflachratte! Mahler hat ein Mobiltelefon mit Netzflachratte? Wenn Mahler ein Mobiltelefon mit Netzflachratte braucht oder sich vorstellt, er könne eins benötigen, dann hat er eben eins. Mahlers Mobiltelefon mit Netzflachratte piepst. Ei schau! Archibald Mahler liest eine E-Mail.

„Hömma Kumpel, ich tu hier aussem Fenster schauen auffe Hauptstadt und denken tu ich woll auch über dat Gestrige und Ihre wohlfeilen Rügen von wegen die BILD – Zeitung un dergleichen. Dat mit die Verkürzung vonne literarische Texte iss ein Unding. Da haben sie Recht inne Gänze von Ihre Behauptungen des Denkens. Und Lesen iss ja wie Synapsen wässern, quasi. Also bin ich inne Bahnhofsbuchhandlung am Zoo inne Hauptstadt und bin getz stolzer Besitzer von zwei literarisch hochwertige Büchkes. Da iss einmal dat Werk „Schoßgebelle“ von einem Herrn Philipp Roche und dat andere tut „Das feine Kleine (unten)“ heißen tun und iss von einer Dame Charlotte zu Lahm verfaßt worden oder gelassen worden. Weißt Du dat? Egal! Innem ersten Buch spricht ein junger Pöhler anne nachwachsende Pöhlerjugend, wie er auffe Schöße von seine Onkels und Lehrers und wat weiß ich wat alles gesessen iss und immer gebellt hat, dat man ihn erhören möge und für immer und ewig zum besten Pöhler unter die Ligasonne machen möge. Und dat er aber immer schon vonne Vorsehung geküßt war, dat er sonne Art von Inkarnation vonne Pöhlerzukunft darstellen tut und deshalb die Onkels und so eh Heiopeis und Dösbattel sind und dat dat ganze Gebelle nur Zeitverschwendung iss für dat originäre Pöhlergenie wie er und nur einer Capitano anne Stelle vonnem Capitano und so weiter im Schoßgebell. Und dat er heute nur noch innem Schoß vom Bundesjogi bellen tut. Für wat und warum, dat tut er allerdings nich hinschreiben lassen tun. Ich sach mal, iss sone Art von Kochbuch, wo die Pöhlerjugend sich ein Ei drüber braten kann. Dat Werk von Frau Charlotte von Lahm wiederum iss eine Art Roadtrip annen eigene Körper hin. Und die tut schreiben, dat, weil ihre böse Tante Käthe früher nie mit ihr Sigmund Freud gelesen hat, sondern nur immer anne Playstation rumgedaddelt hat und vonne Keksfresserei voll und völler wurde, sie, Charlotte die Hellsichtige, einfach die Werke vonnem Herrn ausse Wiener Berggasse selber aussem Regal gefischt und ratzfatz gelesen hat und dabei feststellen mußte, dat sie gar keinen Schniepel inne Buchse, sondern eben wat auch immer und dat dat dann dat feine Kleine iss oder so. Jedenfalls geht et in beiden Werken umme Freiheit. Die Freiheit von wat? Dat konnte ich noch nich feststellen tun. Irgendwat da draußen iss gerade am Untergehen. So getz hau ich mich innen Schnellzuch nach Mittelhessen. Und morgen können wir konferenzieren tun. Generell glaub ich, ich muß mich vonne Pöhlerei lossagen. Bin ich zu alt für woll für diesen Kokolores. Bis die Tage Ihren Stan.“

Archibald Mahler grinst und pfeift ein Lied vor sich hin. Ein sehr altes Lied. Ein Lied ganz ohne Worte. Wie schön. Aber eigentlich wollte er doch irgendwohin gehen.

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BEI PÖHLERS UNTERM SOFA (TEIL 1)

Montag, 29. August 2011 17:27

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Archibald Mahler war aufgestanden. Nun geht er irgendwohin. Da klingelt sein Mobiltelefon. Mahler hat ein Mobiltelefon? Wenn Mahler ein Mobiltelefon braucht oder sich vorstellt, er könne eins benötigen, dann hat er eben eins. Mahlers Mobiltelefon klingelt demnach. Von Lippstadt – Budnikowski ist dran.

„Bitte?“

„Hallo, Mahlerken, hömma, hier inne Hauptstadt dat iss voll der Hammer!“

„Wie meinen? Wird regiert!“

„Kannse getz nich so sagen!“

„Ja nun, was treiben Sie so?“

„Ich sitze hier beie Füße vom ehrenwerten Herrn Geheimrat von und zu Goethe!“

„Wo das denn?“

„Na, inne Anlage namens Tiergarten!“

„Ach, stellt man Aufrechtgeher, die ihrer Heimatsprache mächtig sind, nun im Zoo aus?“

„Quatschkopp! Dat iss eine Denkmalsstatuette vonnem Reimeschmied! Und davor tut einer auffe Bank sitzen und lesen tun!“

„Wahlverwandschaften? Faust? Über die Farbenlehre? Werther? Iphigenie?“

„Nee! BILD!“

„Deshalb stören Sie mich in meiner Verwirrung?“

„Dat kann unsere Wenichkeit gerne steigern tun mit die Verwirrung. Ich les mal vor, was ich erspähen kann auffe Printmedie vis a vis: Herr Lahm ist nicht schwul!“

„Und wenn interessiert dies, außer vielleicht seine Frau?“

„Ja, aber darunter kannse stehen sehn– ich hau mich wech – dat dem Herrn Ballack seine Frau von zu Hause ausgezogen iss mit die ganze Kinderschar un die komplette Möbelage.“

„Was darunter? Niveaulimbo?“

„Nein allet auf eine Seite. Oben iss die eine Verlautbarung mit die sexuelle Orientierung, direkt darunter steht dat andere vonne Auflösung von eine ehemals sexuelle Gemeinschaftlichkeit. Und noch mehr! Dat glaub ich woll nich! Nee! Unfaßbar!“

„Jetzt haben wir damit angefangen! Raus damit!“

„Da steht inne Vertiefung vonne Thema, dat anne Wohnungsklingel bei Lahmens öfters ein Mann am klingeln war, mit schwarzem Haupthaar unnem Liebesgeständnis auffem Zettel für den Hausherrn und dat der Lahm immer nach Köln am fliegen sei wegen einem Kerl, wat aber nich stimmen tut. Dat wird angeprangert vom Linkverteidiger. Wegen die Schlechtigkeit vonne Menschheit un die üble Nachrede! Aber hömma, Mahler: Köln, Leverkusen, Klingeln, schwatte Haare, Frau wech! Dat isset doch. Also nee! Dat hätt ich getz von dem Michael nich gedacht. Also da isset ja am stauben bei Großfamilie Pöhlers unterm Sofa. Aber wissen Sie wat mich noch am umtreiben iss nach diese Neuigkeitentsunami von weltbewegender Intensiosität?“

„Trägt man beim DFB Echthaar oder Toupet?“

„Ja, hömma Mahler, pöhlitical korrekt iss dat nich, hömma. Dat iss ein Thema vonne höchste Delikatosität und Intimerei. Dat iss anne Diskriminationslinie angesiedelt. Da musse vollste Vorsicht walten lassen tun in alle Äußerlichkeiten!“

„Wer sich auf diese Titelseite begibt, kommt darin um!“

„Also Sie meinen, dat wenn wer ungefragt sein Dingens inne Öffentlichkeit hängen tut, dem kannse auch an seine Hosennaht strullen!“

„Sie haben mich angerufen, bester Fremdleser!“

„Nee, also nee. Schwattet Toupet? Getz? Ja lüch ich denn? Eine Menage a trois. Getz verstehe ich dat mit dem ganze Capitanogedönse. Dat iss eine stinknormale Eifersuchtsgeschichte. Ja glaub ich dat? Da fällste vonne Pöhlerei ab. Heiliger Bimbam!“

„Legen Sie auf, bevor der Wahn Sie packt und meiden Sie Bänke mit solchen Lesern! Hallo? Haaaalloooo? Na so was!“

Archibald Mahler hält ein Mobiltelefon in seinen Händen. Man kann den Hasen in der Hauptstadt singen hören. Ein ganz altes Lied. Gott sei Dank ist Herr Archibald Mahler im wesentlichen Autoerotiker. Ähem: war. Mehr sei aber hier noch nicht verraten. Da machen wir dann eine Fortsetzungsgeschichte draus. Hihihi!

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ÜBERLASS DAS DENKEN DEN PFERDEN. DIE HABEN DEN GRÖSSEREN KOPF!

Sonntag, 17. Oktober 2010 15:19

schreiben

„Herr Mahler! Diese Überschrift! Wer hat’s erfunden?“

„So weit ich verstanden habe, zitierte Herr Ernst Albert eben seinen Vater.“

„Tradiertes also? Sehen Sie Zusammenhänge?“

„Ihre leichte Trauer betreffend, Herr Holtby?“

„Der Pfosten stand im Weg!“

„Nicht auch das Nachdenken über die magische ACHT?“

„ACH! Lassen Sie!“

„Jede Überraschung wird irgendwann Alltag und dann rollt der Ball den Hügel runter.“

„Klugscheißer!“

„Ein paar Törchen doch nur und noch ist nicht Weihnachten. Was kann ich zu Ihrer Erheiterung beitragen?“

„Sie können sich ein Loch ins Knie hacken und einen Christbaum reinpflanzen.“

„Huch! Was eine altvordere, politisch inkorrekte Brachialität in Ihrer heutigen Ausdrucksweise!“

„Ich zitiere lediglich dieselbe Quelle, aus deren verstorbenem Mund obige Überschrift stammt! Und ich bin müde.“

„Sie hatten keinen Schlaf gefunden?“

„Die rotglänzenden, speckigen Gesichter der bayrischen Führungstroika haben meine Alpträume bis in die letzten Ecken des mich seit gestern quälenden Zweifels ausgeleuchtet. Horrible!“

„Sehen Sie den Realitäten doch ins blinde Auge!“

„Ausgerechnet der dämliche Flaschenwerfer Guerrero. Exbayer!“

„Holtby! Fassung, sage ich! Holtby! Fassung!“

„Fast! Einmal noch! Und ganz laut: SCHEIBENKLEISTER! So jetzt ist gut. Themawechsel!“

„Die Kälte?“

„Mich trifft sie nicht so wie Sie, vermute ich!“

„Wahre Worte. Als Sie ihre rotgesichtigen Alpträume durchschritten, saß ich vor der geöffneten Kühlschranktür. Schinken, Marmeladenbrot, Oliven, Pizzareste, Thunfisch, Chips und Marmorkuchen. Es gilt alle Speicher aufzufüllen. Die genetische Disposition klingelt unerbittlich und mir ist schlecht. Als sei ich schwanger!“

„Ich kann es nicht gewesen sein! Hihihi!“

„Schweinepriester!!“

„Vielleicht ist schwanger nicht der überfüllte Abdomen, sondern schwanger ist das ratternde Hirn. Geschehen, gesehen und schon gesät. Wintergetreide. Ein langes, ein neues, ein ungewohntes Jahr des Denkens und Schauens liegt hinter Ihnen, manchmal uns. Da bleibt viel und da wächst das eine und das andere Denkkeimchen!“

„ACH!“

„Sehen Sie Herrn Ernst Albert, wie er im Hintergrund wild in seine Tastatur hämmert. Und die dicke Strickjacke. Sie sind nicht alleine, mein verehrter Herr Mahler!“

„Ja. Wie schön! Die Blätter! Heute fliegen sie wieder! Offene Türen! Gedanken rein! Gedanken raus!”

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IMMER GIBT ES NICHT WAS MAN WILL, ABER AB UND ZU WAS MAN BRAUCHT!

Samstag, 16. Oktober 2010 14:20

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„Was tun wir, Herr Mahler!“

„Nichts!“

„Ausgezeichnet!“

(Stille. Konzentrierte Stille. Im Hintergrund tobt Herr Jagger über die Bühne. ‚Bitch’. Die Stille befindet sich demnach im Inneren der Anwesenden. Dorthin verortet, wie man heutzutage sagt.)

„Herr Holtby!“

„Ich höre!“

„Achtmal ist’s den Mainzern recht?“

„Erinnern Sie mich nicht an meine offene Wunde Nervosität!“

„Ich drücke den nicht vorhandenen Daumen.“

„Die Pfoten zum Himmel, Herr Mahler! Und sonst?“

„Man kann der Wäsche beim Trocknen zusehen, aber dadurch ist nicht gewährleistet, daß die Wäsche schneller trocknet!“

„Ist Schauen in diesem Zusammenhang Tätigkeit?“

„Interpretationssache!“

(Noch mehr Stille. Auch Keith Richard lebt noch. ‚Happy’. Die Stille inside vertieft sich. Man ist erfreut.)

„Und überhaupt? Wie geht’s denn so?“

„Man ist froh, bester Thomas Adam!“

„Holtby!“

„Ich weiß, ich weiß! Haben wir ACHT vor den Rekorden!“

„Nein. Ich meinte Sie, Mahlerbär!“

„Huch! Intimität?“

„Nein! Restalkohol!“

„Auweia!”

„Zurück zu Ihrer Antwort!“

„Man kriegt nicht immer, was man will, aber wenn man es eine Zeit lang versucht – Stichwort: konzentrierte Stille – ist es durchaus möglich, daß man rausfindet, was man tatsächlich benötigt!“

„Wer sagt das?“

„Ich!“

„Dortmund ist auch in Ordnung!“

„Diese Gedankenhoppelei sei Ihrer Hasennatur zugeschrieben!“

„Herr Mahler! Heute ist Samstag!“

„Schweigen wir und lassen die Wäsche trocknen!“

„Ein Witz noch! Bitte!“

„Gerne!“

„Ich höre!“

„Treffen sich zwei Narzißten.“

(Ganz intensive Stille. Die Wäsche trocknet unbeobachtet. Steine rollen und kriegen nicht, was sie wollen. Morgen ist Sonntag.)

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Spuren. Suchen. Ilmenau. (Ernst Albert edit)

Samstag, 22. Mai 2010 8:17

ilm1_1„In Ilmenau / da ist der Himmel blau / da tanzt der Ziegenbock / mit seiner Frau.“ Wer auch immer der Urheber dieses Reimes gewesen sein mag, heute fehlte er in Gänze. Regenmassen schütteten ohne Unterlaß auf die zwei Reisenden nieder und die Böcke blieben lieber in ihren Ställen. Also suchte Archibald suchte erst einmal einen trockenen Unterschlupf und verschaffte sich einen Überblick. Sie waren mit einem modernen Bummelzug angereist, dessen Frische und Modernität um so mehr auffiel, als der Bahnhof, an dem die Fahrt endete, wie aus aller Zeit gefallen schien. Man hatte unlängst einige neue Hinweisschilder angebracht, ansonsten hatte man das Gebäude in den letzten fünfzig Jahren sich selbst und dem Verfall überlassen. Archibald gefiel dies. Sie liefen los, Richtung Zentrum des kleinen Städtchens und die Zeit spielte verrückt. Uhren blieben stehen, dann bewegten sich die Zeiger wieder, unendlich langsam, im nächsten Moment rauschten sie rückwärts. Die Häuser der Stadt kündeten von untergegangener Zeit, sie kündeten sogar von der Zeit vor der Zeit, die vor zwanzig Jahren plötzlich und ohne großes Aufheben verschwunden war. Und es schien, als bewegten sich die Aufrechtgeher hier entschieden langsamer, sprachen langsamer, sie sahen aus, als stünde vergangene Zeit vor ihren Augen wie getönte Brillen. Auch Ernst Alberts Blick trübte sich und er spürte wie die Gespenster der Erinnerung ihn an die Hand nahmen. Das erste Mal war er hier entlang gegangen vor weit über vierzig Jahren an der Hand seines Vaters. Von den Wänden der Häuser grüßten riesige Plakate, Gemälde. Ein allgegenwärtiger Rauschebart forderte die Zweibeiner auf sich VORWÄRTS zu bewegen, hin zu Parteitagen, zu verstärktem Kampf und Einsatz im AUFBAU, im unverbrüchlichen Versprechen sich selbst, Parteien und KLASSENBEWUSSTEN gegenüber, eifrig sich zu mühen, BAUT AUF! Und der Vater, der wie die Mutter aus dieser Gegend stammte, bleute dem Jungen ein, in den Tagen des bevorstehenden Aufenthalts auf keinen Fall etwas Schlechtes zu sagen über diese Plakate, den Rauschebart und schon gar nicht über den, den man damals “Den Iwan“ nannte.

ilm1_2Sie erreichten einen kleinen Platz im Herzen der Stadt. Ein Brunnen plätscherte mit dem gnadenlosen Regen um die Wette. Sie standen vor einem mit Schieferplatten verkleideten Haus. Drei weiße Heroinnen oder Engel oder Wesen zierten die der Straße zugewandte Ecke des stolzen Gebäudes. Im unteren Geschoß verkaufte man Bücher und dies seit bald hundert Jahren. In diesem Haus wurde einst Ernst Albert gezeugt, so geht zumindest die Mär. Archibald gefiel dieses ehrwürdige Gebäude sofort, ein Brunnen vor der Haustür ist ein zusätzliches Argument. Und Ernst Albert wies auf die Fenster im obersten Stock und erzählte dem aufmerksam lauschenden, doch zunehmend durchnäßten Bär eine kleine Geschichte. Als er das erste Mal hier war, vor genau vierundvierzig Jahren, spielten jenseits des Kanales die Balltretkünstler um den Weltpokal. Die Vertreter des Teil des Landes, der sich von der kleinen Stadt aus gesehen, hinter Mauern und Stacheldraht im Westen befand, spielte im Endspiel gegen die Gastgeber. Helle Aufregung aber auch im östlichen Teil des Landes. Dieses Spiel durfte niemand verpassen, KLASSENFEIND hin oder her. Alle erwachsenen Zweibeiner zogen sich zurück unters Dach, um dort das Spiel im Bilderapparat zu schauen. Da die Bilder aber aus dem Westen gesendet wurden, war dies ein höchst konspirativer Akt, von dem aber jeder wußte. Ernst Albert und sein jüngerer Bruder mussten unten bleiben, in der Wohnung der Großmutter, Radio hören. Es war nervenzerfetzend. Die normale Spielzeit war fast zu Ende, als der göttliche Weber ausglich. Verlängerung. Der Vater holte die zwei Jungs, hinauf zum geheimen Bilderapparat. Es roch nach Schweiß, Bier, Schnaps, Wurst und tausend verbrannten Zigaretten. Plötzlich ein Schuß auf das Gehäuse der „Unseren“. Der Torwächter mit der Kappe, den Ernst Albert verehrte, streckt sich, erreicht die Kugel aber nicht. Hinter seinem Rücken fällt der Ball zu Boden: vor der Linie. Gott und der Rauschebart sei bei uns und nichts war passiert. Weiter! Dann geschieht das Unfaßbare. Der Schiedsrichter eilt zur Seitenlinie. Dort steht einer seiner Helfer, ein Vertreter des sogenannten „Der Iwan“. Man diskutiert aufgeregt. “Der Iwan” weist theatralisch zur Mittellinie und ein Sturm bricht los. „Dieser Drecksack! Typisch Iwan! Das war klar vor der Linie! Das kann doch kein Tor sein! Alles nimmt er uns, der Iwan!“ Flüche und Verwünschungen zerschnitten die rauchgeschwängerte Luft. Viel Schnaps mußte die geprellten Seelen der vereinten BRÜDER UND SCHWESTERN trösten. Ernst Albert aber erschrak zu Tode. Er dachte an die Ermahnungen des Vaters. „Nichts Schlechtes über den Iwan!“ Von diesem Moment an konnte er dem Geschehen im Bilderapparat nicht mehr folgen. Er bestand nur noch aus Ohren. Hörte er Schritte im Treppenhaus? „Gleich kommen sie uns alle holen!“

ilm1_3Sie zogen weiter, durch enge kopfsteingepflasterte Gassen und Sträßlein, die auf angenehme Weise den Schritt entschleunigten. Glitschig war es außerdem. Sie erreichten den Friedhof. John Updike hatte einst geschrieben, Erinnerung sei wie ein nicht vollständig entwickeltes Foto, wie ein Abzug auf den nur an manchen Stellen und recht wahllos etwas Entwicklerflüssigkeit gesprenkelt wurde. Ernst Albert wußte, daß seine Großeltern hier begraben waren. Gab es die Gräber noch? Er ließ sich von Gespenstern durch die Gräberreihen führen. Manchmal raunte es: „Vielleicht hier?“ Er sprach mit zwei Aufrechtgehern, die alte Kränze und Kerzen einsammelten. Sie schickten ihn in die Verwaltung. Nein, schon lange hätte man die Gräber abgeräumt. Nicht weiter schlimm, denn der „Geruch und Geschmack noch lang irrender Seelen“ allerorten. Marcel Proust hatte recht. Archibald saß auf einem Grabstein, freute sich an den tropfnassen Gespenstern, die ihn umtanzten und bekam große Lust, doch noch mal über seine Geschichte vor der Geschichte genauer nachzusinnen. Und dann mischte sich der Geheimrat ein.

Thema: Eastward ho!, Öffentliche Leibesübungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth