Hoy und Woj / Der Osten / Und Gundi hilft VII
Dienstag, 13. August 2019 18:20
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„Wir reden vom Mond, von der Braunkohle, Flutungen, Wölfen, Hartz IV, Heuschrecken, Platten und Ratten und gar nicht von Gundi!“
„Man muß sprechen von dem, was in und um und um ein Leben herum stattfand und noch stattfindet. Alles andere ist Bauchnabelei. Als könnte man kriechen in fremde Hirne und Herzen, um diese dann zu interpretieren! Anmaßung!“
„Meister Hoy, ich höre ihr altes Thema scheppern!“
„Ich erinnere mich!“
„Desgleichen ich!“
„Wollen wir noch mal unsere liebsten Erkenntnissereien auf dem Jahre 2014 zitieren, geschätzter Löffler Woj?“
„Gerne! Gutes darf man wiederholen. Dauerschleife!“
„Erst Sie!“
„Ok: ‚Über die Toten kann man sprechen, was man will. Sie stehen nicht mehr auf, um sich zu verteidigen oder dein Lob schamhaft zu dämmen. Sie erschlagen dich nicht, wenn du sie schmähst, sondern deine Lüge erschlägt dich, sie erheben dich auch nicht, wenn du ihnen gerecht wirst, sondern deine Gerechtigkeit erhebt dich. Versprich nicht – denn, wenn man verspricht, verspricht man sich zumeist. Denn deine Zukunft gibt nichts auf dein Versprechen. Beruf dich nicht auf die Vergangenheit, um dich zu erweisen. Sage, wie es um die Gegenwart steht. Denn das sind immer die süßesten Worte, auch wenn es bittere Pillen sind. Denn sieh, das lebendige Blut in uns ist immer süß, auch wenn es uns weh ums Herz ist. Denke über die Vergangenheit nach, aber denke dabei, daß du darüber nachdenkst und du nicht die Wahrheit der Vergangenheit, sondern deine Wahrheit auffinden willst.’ Weia. Immer noch Klasse! Jetzt Ihnen die Ehre, Meister Hoy!“
„Ok: ‚Dichten heißt: nicht Schamane sein, nicht Beschwörer, nicht Überredner, nicht Gefühlsexzentriker. Das heißt, nicht Gefühle über Dinge sagen, sondern die Dinge so sagen, daß sie gefühlt werden können. Nicht eine Sache interessant machen wollen, sondern das Interessante der Sache entdecken. Nicht die eigene Begeisterung herausposaunen, sondern das Hinreißende der Sache zur Sprache bringen.’ Weia. Immer noch Klasse. Und jetzt?“
„Schweigen wir!“
„Genau. Nüscht im Schacht!“
So erreichte man im rumpelnden Schweigen wieder den Rand der Grube Welzow – Süd, man fuhr durch ein Geisterdorf, vorbei an Hausruinen, zernarbten Stallungen, toten Gärten – dort wird bald der Bagger fressen die Reste eines bis vor kurzem dörflichen Lebens – und ein paar Kilometer später flog vorbei am Fenster ein wunderhübsches Dorf, wo noch gehofft wird. So oder so! Auf Birnen im Garten bis ins nächste Jahrzehnt oder auf fette Abfindung, wenn der Bagger anrollt und die Umsiedlung ansteht. Wie definiert man: ‘Ich habe mich verbessert’? Bald wird gewählt vor Ort. Der Westen macht sich in die Hose und tut so, als habe er eigentlich damit nüscht zu tun. Dann überkamen den Hasen schrecklichste Hustenattacken. Der Bär war recht hilflos. Noch ein Weia. Darauf aber eine Idee.
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Thema: Hoy und Woy und Gundis Geist | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth