Fifty Ways to Leave Your Country / Ertrinken
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Am Gestade wartend Mutter, Tochter, Weib, Sohn und Neffen – weinend
Seit Wochen oder Tagen saßen nun Angelos Makrelios und Kostas Budnijakos, fest umklammernd das erste aller Biere namens ALFA, ihre Taschen zu leer ein letztes, ein OMEGA zu erwerben, am Strand links von Kalamata und blickten gelassen, sorgenvoll, selbstvergessen, froh und müde hinaus auf das Meer, das herrliche, lebensspendende, beglückende, verschlingende, mordende, gnadenlose Meer. Mond fiel, Sonne stieg, Wolken zogen, Sterne einander zuzwinkernd, Kometen jagten – Wünsche fordernd – vorbei. Den Soundtrack fügen hinzu Zikadencombos und einsame Eselschreie.
Warum so lange? Warum so lange sitzen? Warum dies lange Schweigen? Zunge schwer vom geteilten ersten und letzten Biere? Sind halt faule Säcke da unten, wie die Germanenweisheiten badisch sächsisch bundesweit und ziemlich breit verkünden? Zu kurz gesprungen!
Mahler (Angelos Makrelios) und Budnikowski (Kostas Budnijakos) steckten in fremden Häuten und blickten – ALTE MÄNNER – hinaus auf’s Meer.
„Alles leer! Keine Flossen! Kein Zappeln! Schlaffe Netze!“
„Ne! Selber schuld?“
„Auch! Man denkt da sei kein Ende!“
„Die Gäste legten große Scheine auf den Tisch!“
„Und immer kleiner wurden die Fische!“
„Später dann die Tische!“
„Der Hoffnungstank schrumpfte!“
„Die Selbstverständlichkeiten rosteten wie die Leiber verschrotteter Boote.“
„Wir zimmerten unsere Särge aus dem Rümpfen untergegangener Kaiki!“
„Dann können wir auch hier sitzen bleiben und weiter treiben nach den Bieren Beta, Delta, Phi, Rho und so!“
„Schöner Reim, trifft den Keim!“
„Bleiben wir also sitzen!“
„Ne! Man mag kein reicher alter Mann werden, der auf einem Elektro – Fahrrad sein schlechtes Gewissen streichelt!“
„Drehen wir uns um! Der Taigetos!“
„Hinauf! Ohne Tricks!“
„Ach Du grüne Sieben! Wer was oder sich so alles aus dem Fenster hängt!“
„Die Unterwäsche? Ochi! Ab sofort wird geschwitzt!“
„Jetzt?“
„Na ja!“
Der Aufbruch verzögerte sich, da das bis eben noch etwas danebige Gespräch an Abgründen gewann, der Tiefe der See angemessen, jener Tiefe, in der sie alle ruhen, die Fische, die Plastikpartikel, die hoffnungsvoll Geflohenen, gierig Geflohenen, verzweifelt Geflohenen, die Lebenstraurigen, sich selber überhoben Habenden, die selbstverliebten Sportsflinten, die verbohrten Abenteueridioten und jene, welche denen folgten, die sie vermißten. Und Ernst Hemingway ohne sein Gewehr und ohne einen ersten oder letzten Drink.
Und so stand Budnijakos auf, packte den Makrelios am traurigen Ohr und man stieg hinan. Jeder Schritt bergan pfiff frische Zweifel in die Köppe. Nach ALFA. Und vor OMEGA:
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