Fifty Ways to Leave Your Country / Rückwärts
…
Vom Erinnern
Bereinigt von Wehmut zuerst
Dann von der Sehnsucht
Bilder, welche vorbeilaufen
An Dir, mir, anderen, einem Uns
(Gibt es nicht)
Schnipsel eines Super 8 Films
Verwuschelt liegen sie auf einem Schneidetisch
Befreit von der Diktatur einer Zeitlinie
Darf
Muß
Der Betrachter
Sagen?
Geschichten erzählen eigene Geschichten
Entziehen sich dem Starren
Bilder bleiben über
Erzählen
Wie es geschah
Oder eben nicht
So
Erinnerungen haben kurze Beine
…
Dies dachte einer der Beiden oder dachten die Beiden gar oder etwas, welches über den zwei Reisenden schwebte. The Ghosts of Kardamili. Alte Steine. Kann man Erinnerungen anfassen? Spazieren dann die laufenden Bilder durch die hornige Haut der Fingerspitzen ins sehnsüchtige Hirn, auf die Leinwände hinter den Augen, ins wund gelebte Herz?
„Warum rühren uns alte Steine? Was fassen sie in uns an, Mahler?“
„Man könnte es, Budnikowski, auf das Altern reduzieren. Ab einer gewissen Zahl von abgelebten Jahren auf dem Lebenskonto steht man bei einer Zugreise auf der Plattform des letzten Waggons und blickt auf die enteilenden Landschaften, die man einst durchquerte. Erinnerung. Das Bedürfnis neben dem Zugführer zu sitzen und Zukunft hoffnungsfroh zu durchschneiden schwächt sich ab bis zur Bedeutungslosigkeit.“
(Einschub: Die Herren zitieren hier – nach Absprache mit dem Ehrenwerten Herrn Ernst Albrecht – einen aserbaidschanischen Schriftsteller, der diese wunderbare Feststellung wiederum in einem Gespräch mit einem außerordentlich wunderbaren Schriftsteller auf Reisen tätigte.)
„Haben wir die Möglichkeit das Rad zurückzudrehen?“
„Leider nein, Budnikowski! Obwohl, wir täten manchmal gut daran dies zu tun.“
„Ne! Hinauszufahren aufs Meer und zu wissen, da sind noch Fische und viele. Zurückzukehren und die alten Steine erwachen zum Leben, die Körbe sind voll, die Hände greifen zu, die Katzen stürzen sich auf die Gräten und Köpfe. Man singt Lieder. Man kann davon leben, überleben, von dem was die Götter zur Verfügung stellen, die Natur bereit hält. Man versucht Vorsicht walten zu lassen!“
„Gerne! Nur ist jener Aufrechtgeher mehrheitsfähig, welcher sich ein Leben lang und müde nicht gegen die Zumutungen der Bequemlichkeit wehren mochte und uns ob solcher Äußerungen gerne der Naivität bezichtigt.“
„Aber sind das nicht die, welche immer lautstark rumfuchteln, damals auf den Schulhöfen ihrer Erinnerungen hätte man sie nie zu Wort kommen lassen?“
„Möglich. Bleiben wir auflinks und leben weiterhin in den Büchern, versuchen nicht zu vermüden und im eigenen Bauchnabel zu übernachten!“
„Uff, lieber Mahler, und wie finden wir jetzt wieder die Abzweigung in Richtung Profanität?“
„Pool oder Kirche!“
„Wer aber fängt den Fisch?“
„Haben wir eigentlich noch Bier?“
„Morgen aber wird gewandert!“
…