Fifty Ways to Leave Your Country / Muß i denn
Donnerstag, 2. August 2018 17:13
…
… muß i denn aus Afrika hinaus, Afrika hinaus, aber Du mein Schatz …
„Schmerzt Ihr Hirn, Mahler?“
„Peripher!“
„Das heißt, ich darf sprechen?“
„Lieber Sie, Budnikowski, Teurer vor den Gedanken, als wer auch immer!“
„Das ist schon ein seltsames Ding mit der Gastfreundschaft, mein bester Herr Bär. Täusche ich mich, daß dort, wo weniger im Kühlschrank liegt, mit größerer Selbstverständlichkeit der Fremde aka Gast empfangen und bewirtet wird?“
„Man sitzt, wenige Zeit und ein Glas Wasser oder gar eine Karaffe gekühlten Labsals steht auf dem Tisch. Dort in Allemännerda verlangt man inzwischen – nicht immer, aber immer öfter – fünfzig Cent für zusätzliches Leitungswasser. Und bitten muß man auch noch.“
„Vielleicht erste Auswirkungen eines Klimaumschwungs!“
„Das Klima in den Hirnen derer die haben, das ist schon lange umgeschwungen, dort herrscht in Sachen Empathie extremste Trockenheit, wird gerne als Vernunft verkauft und ist nichts als kleinlicher Schiß vor dem Verlust. Der Blick nach außen sieht nur noch Gefahr im Verzug, wendet sich ins vermeintlich heimelige Innen und suhlt sich in Geborgenheit und blöd wie Mesut Grindel und Karl Heinz Erdogan und derer lauteste Kritiker nun mal sind, glauben sie auch noch an die Existenz vermeintlicher Heimata!“
„Zurück zum Thema und These zwei: der wohlhabende Xenos erwartet gerne vom Einheimischen fröhlich flotte Bedienung inklusive Seelen – und Schuhpolishing? Motto: Danke, mein Kostas. Klammer auf: Was bin ich doch ein gewitzter Kosmopole!“
„So ähnlich. Anständig gekleidet, Reste von Höflichkeit und Manieren am Leib, dem legt man gerne ein Zubrot auf dem Tisch. Doch Horden kurzbehoster, verbrannter, stets eine Tick zu laut parlierender Langnasen, generell grenzenlos von sich …“
„Verzeihen Sie, daß ich reingrätsche: liege ich falsch, behaupte ich, daß der Wohlhabibi gleich welcher Prominienz Grenzen eher als eine Art semipermeabler Membran betrachtet. Raus ich immer gerne, rein lassen dich nee!“
„Hase! Strike! Ihr da draußen kauft mein Glücksversprechen, bezahlt was ich verlange und dann schön zu Hause bleiben. Gelle! Übrigens: ist das nicht gnadenlos heiß hier?“
„Man munkelt zu Hause sei es noch gnadenloser!“
„Und da ist kein Meer!“
„Ich glaub das Mittelmeer wollen die auch gar nicht vor der Haustür haben!“
„Na, dann kommt die Rechnung eben auf dem Luftweg!“
…
Wo befinden sich die zwei Herren, dieses – hier stark verknappte – Gespräch führend? Wie gelangten sie an diesen fernen Ort? Wie stets eben, die göttergleiche Eva Pelagia und der Ehrenwerte Ernst Albert haben nachgeholfen. Üzelchenverbot und ab in die Heia und in aller Früh ab zum Kap Tenaro, dem südlichsten Punkt Griechenlands und abgesehen von Gibraltar sogar der südlichste Punkt Europas. Die zwei Reisenden (ähem: every traveller is just a tourist!) wurden darauf hingewiesen, vor ihnen nun nichts als Meer und dahinter vor allem Afrika. Und drehten sie sich um, so sähen sie eine herrlich idyllische Bucht, wenige Meter daneben aber der Eingang zum Hades, Charon dort sein schwarzes Khaki von den Hinterlassenschaften der letzten Passagiere reinigend.
…
„Budnikowski, führen Sie eine Münze mit sich?“
„Zufälligerweise einen Sloty!“
„Großartig!“
„Warum, Meister Mahler?“
…
Thema: Fifty Ways to Leave Your Country | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth