Bemerkungen kurz vor dem „freien“ Fallen
Montag, 30. März 2015 12:25
(Beim Blick in Abgründe erfasse einen das „kalte Grausen“ sagt bzw kritzelt aka tastaturt man so dahin. Weia, die bildhafte Sprache. Steige nur einmal vom schneebedeckten Rand eines Grand Canyon an einem Marientag hinunter zum Coloradofluß, wo dich nachts über 20 Grad Celsius erwarten. Jeglicher Abstieg ist schweißtreibender als annersrum. Von der Belastung für die Gelenke und manche höheneuphorisierte Seele ganz zu schweigen. Wer unten nicht ankommen will unn als weiter muß, darf dort gerne eine der Bodenklappen öffnen. Lucifer hat die Heizung schon hochgedreht. OBEN aber – Hatte man nicht die Leiter in Richtung Erlösung und ewiger Rendite bestiegen? – da bläst ein mitleidfreier, eisiger Wind, der Sitz auf klammem Eisenträger ist mehr als unsicher und ein jeglicher Aufstieg, aber das sagte man schon. Mahler und Budnikowski also auf halber Höhe dieses hübsch und korrosionshemmend grün überstrichenen Überlandleitungsmastes zitternd, die Sonne damit beschäftigt ihre Drohung wahr zu machen und vorwärts geht es nicht und rückwärts auch nicht mehr, es sei denn im sogenannten freien Fall. Dann muß am Wort herumgeschraubt und – geklaubt werden. Bärensache!)
„Fielen wir nun hinab, Mahler, was bitte hätte dies mit Freiheit zu tun?“
„Na ja! Vielleicht im Sinne von befreit von etwas, einiger Dinge entledigt, ursprünglicher Bestimmung zugewandt, von blöder Illusion befreit oder so!“
„Entledigt gar der Mühsal und Plage auf diesem Planeten ein Leben zu führen?
„Nun, in letzter Konsequenz vielleicht, aber arg radikal gedacht, Budnikowski!“
„Wissen Sie, ich bin keiner der sich freiwillig an ein Gummiseil oder einen Rettungsschirm knüpft und so seinem Erbe entgegen stürzt. Fegt uns der Wind hier hinab, hat es sich mit der Freiwilligkeit und den albernen Lobpreisungen des Adrenalin! Denn wer verteilt dann die Ostereier?“
„Sie springen mal wieder Haken schlagend über das frisch gepflügte Feld der Bemerkungen, bester Budnikowski!“
„Und ob. Oben. Unten. Frei. Da zittern einem doch die Löffel, ob mancher Verknüpfung dieser Begrifflichkeiten. Außerdem: je näher wir der Sonne, desto kälter. Ich will wieder runter. Hasen und Höhe! Ich meldete meine Zweifel in dieser Sache schon an!“
„Bloß wie? Sehen Sie, die Sonne!“
„Tja! Fast weg! Und wir hängen hier noch rum. In wahrsten Sinne des Ortes!“
„Aber das andere OBEN? Bären, Zen und hohe Berge? Warten auf den Wink?“
„Mahler, Sie sind ein hoffnungsloser Mystikus. So hoch wir auch kommen, nie erreichen wir Gott, den Konstrukteur des Universums. Das ist ein Zitat. Wahrscheinlich von einem überzeugten Flachländer!“
„Nein, von einem Dombaumeister aus dem Mittelalter. Aber Sie haben Recht, steigen wir freiwillig hinab vom hohen Mast!“
„Ja und dies ist wahrlich eine Leistung!“
(Kaum war das letzte Wort verklungen, packte eine ungezügelte Bö den Bären, sein Schwerpunkt verrutschte, er neigte sich, die Gravitation griff nach ihm, der Hase zum Halten zu schwach, auch nicht wach im eig’nen Saft er hirnte und als sei dies alles nicht genug, rutschte die Sonne dem Universum den Buckel runter, raste am Bären vorbei und fällt mit unhörbar gewaltigen Platsch in den Launsbacher See. Mahler und Budnikowski sind so frei und folgen ihr, als …)
Thema: Bemerkungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth