Beiträge vom Februar, 2015

PoesieSlambum revisited / nach Steputat S. 19 f.

Donnerstag, 26. Februar 2015 16:01

poe03

(Die Dame, welche die zwei vorhandenen Reimer beobachtet, wer ist sie? Nun, wer sie kennt, dem kommt sie bekannt vor. Die anderen dürfen raten. Die zwei vorhandenen Reimer kennen die Dame gut. Schon länger. Der eine mehr, der andere aber auch.)

„Idee! Budnikowski! Und keine Postleitzahl!“

„Ich höre?“

„Wir nehmen die Quersumme der biographischen Daten der Dame!“

„Risiko! Kommen wir über fünfzehn?“

„Versuchen!“

„Rechnen Sie bitte, Mahler. Ich gestehe da sitzt eine meiner vielen Schwächen, Addition und so!“

„Und wie liefern Sie dann Ihre vielen Eier punktgenau aus?“

„Deppenbär!“

„Verzeihen Sie! Neunzehn, wenn ich mich nicht irre, hihihi!“

„Dann lüften Sie mal Ihren Skalp und wir machen uns dran an die Sachen und dies nicht ungeschlacht!“

Erwachen

In den alten Almanachen

Schlafen tausend müde Drachen

Zahnlos kalt sind ihre Rachen

Während uns’re Red’ verflacht

Habt acht! Habt Acht!

Würden jemals sie erwachen

Ihren Zorn vertausendfachen

Die Blinden pfeifend weitermachen

Auf den Zinnen keine Wacht

Zu spät oh Freund. Dies mit Bedacht

Wer wird den nächsten Sturm entfachen

Alle Sicherheiten krachen

Ins Bodenlose und verlachen

Was so geil in Anbetracht

Gold’ner Kälber ward erdacht

Und wenn sie erstachen

Bevor sie sprachen

Wohlbedacht

Dir noch eine Nacht

Vor jener Schlacht

Dann ohne Fracht

Hinaus.

Erwachen!

(budnikowski UND mahler  °2015)


(Dann wird noch über den Zustand des Planeten im frühen Jahr 2015 nachgesonnen, soweit das von Roddem – Frühlingshausen aus ertragreich möglich ist. Die einen sagen, so schlimm war es lang nicht mehr, die anderen, das sei nichts Neues und dem Rest ist es Wurscht mit Wachmach – Brause. Hauptsache es wird gepöhlt, zur Not auch im Stall von Bethlehem. Und es wird Abend und leise rieselt später Schnee!)

Thema: PoesieSlambum | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

PoesieSlambum revisited / nach Steputat S. 354

Mittwoch, 25. Februar 2015 15:07

poe02

(Wie war das noch mit dem alten Griechen und den versprochenen Bergen und dem Resultat namens Maulwurfhügel? Hatte der Mahler ja schon am Beginn des Jahres an der Förde drüber nachgedacht. Immer kommt was dazwischen. Budnikowski bemerkt, daß dies ganz normal sei, säße man vor etwas, wo man reinspringen kann, soll, darf, muß. Nee, kein Muß, aber ein Mus im Kopp. Zwischen erstem Gedanken und erstem Schritt Meilen und Steine. Und letztere gerne eigenhändig vor die startbereiten Füße gerollt. Die zwei hoffnungsfrohen Dichter sitzen am Fuß des Dünselgebirge mit Blick weiterhin auf Roddem – Frühlingshausen und haben sich da was vorgenommen, aber sie wissen, daß das Gedicht ein ganz, ganz altes Schwimmbad …äh… Rennpferd ist. Sagte mal Ol’ Charles Bukowski. Wer je auf einem Sprungbrett stand. Helaho!)

„Budnikowski, das eine große Idee, das Dichten nach Postleitzahlen.“

„Weshalb?“

„Haben Sie schon nachgesehen, welchen Endreim der Herr Steputat auf der Seite Dreihundertvierundfünfzig uns anbietet?“

„Nee!“

Ü!!!!“

„Hübün Sü Ültjü – Kürnü?“

„Damals haben Sie doch noch gar nicht mit Ihren vorwitzigen Löffeln rumgewackelt, Sie Hirnomat!“

„Drü Chünüsün müt düm Küntrübüss! Egül! Gokyüzü! Torpüsü! Orgüsü! Da müssen wir dürch hüpfen!“

„Sie meinen wohl rein! Dann Hottehü!“

„Ich springe schon mal vor!“

Sprungdebut

Ach vergeb’ne Liebesmüh!

Zauberstab rührt Reimmenue.

Dünselberg! Du bist kein Piz Palü.

Laß blicken uns ins Tal.

Bellevue.

Auf der Hoffnung Avenue

Schreiten Hand in Hand? Perdu.

Lediglich zuckt Deja vu.

Selten war es spät so früh.

Zinnsoldaten halt! Salut!

Stolp’re nicht Du Parvenü.

Tanz nicht Spitze. Dein Tutu

Raschelt. Zu viel Denk – Atü

Blähen Dich wie ein Fondue

Es tut. Oh Lebensmüh’!

Reim leis’ dahin. Mal in Ecru.

Revue perdu? Perdu – Revue!

Bemerkung noch. Ein Apercu!

Gedicht, oh Rennpferd Dü:

Flott hottehü! Flott hottehü!

Dein Hals umschlingt ein fein Fichu.

Gedicht, oh Rennpferd. Sprung – Debut.

(budnikowski UND mahler  °2015)


(Danach denkt man noch darüber nach, ob man, wenn man irgendwo reingesprungen ist, das auch ausbaden muß. Daß man dabei beobachtet wird, stört nicht weiter.)

Thema: PoesieSlambum | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

PoesieSlambum revisited / nach Steputat S. 44

Montag, 23. Februar 2015 16:30

poe01

(Also sitzen Budnikowski UND Mahler, Mahler UND Budnikowski am Fuß des Dünselberges, blicken hinab auf Roddem – Frühlingshausen und sind just gerettet vom Wesen, durch das Wesen, am Wesen – dem eigenen oder SLASH dem fremden Wesen – und da wäre noch das Reimlexikon des Herrn Steputat vorhanden. Man sitzt. Blickt vor sich hin. Es lenzelt gelinde. Schneeglöckchen vermehrt vorhanden und vereinzelt selbst ein Krokus. Vor vier Tagen zogen schon Kraniche gen ihre Heimat. Wie immer – denn es war ein Sonntag – hebt der Has’ als erster zu sprechen an.)

„Und jetzt, Mahler?“

„Nennen Sie mir eine Zahl zwischen 15 und 398!“

„Und dann, Mahler?“

„Nachschlagen im Geschenk! Dem Zufall die Chance geben! Dann wird gereimt!“

„Und wer, Mahler?“

„Wir! Beide! Alle! Gleichzeitig! Nacheinander! Gleichzeitig! Generell! Wie die Altvorderen! Mick! Keith! AUSRUFEZEICHEN! Budnikowski!“

„Und wer besitzt die Rechte, Mahler?“

„Keiner oder beide und alle! Den Rest regelt unser Manager, der Loogi!“

„Und wer ist das bitte, Mahler!“

„Der Ernst Albert selbstredend.“

„Na dann ‚Prost Mahlzeit’. DOPPELPUNKT. Musentempler und Finanzen. Aber gut. NOCH EIN DOPPELPUNKT. Besser als sich über Pöhlerei aufregen tun müssen, hömma! Mahlerfreund, hat datt Kaff da unten eine PostLerZett FRAGEZEICHEN“

„Drei Fünf Vier Vier Vier PUNKT“

„Dann heute die letzten beiden Ziffern und morgen der Rest, die ersten drei!“

„Wohlan denn! AUSFÜHRUNGSZEICHEN

„Eine Frage, bevor es losgeht nur KOMMA machen wir konkrete Poesie auch?“

„Mal sehen. Erstmal fress den Reim!“

„Jedem Anfang wohnt ein Diebstahl inne!“

ännen oder ennen? zarter beginn mit blick voraus

(arbeitsfassung und entwurf in KLEINSCHRIFT)

wenn sie begännen

ob und wie sie gewännen

oder ob sie nur rännen

in düstere gass’

was sie ersännen

sich selbst nicht nur entrännen

oder letztlich entsännen

sehr bescheidenen spaß

gewiss ist sie brennen

und sie werden nicht flennen

denn sie werden bekennen

dass ihre antennen

bis in die ardennen

wo oben die sennen

den mittag verpennen

statt fleißig zu sennen

die milch der poeme

fließt hin nun ihr

gedankenstroeme

von hier bis von dennen

(budnikowski UND mahler  °2015)


(Der erste Reim unter Anleitung dieses über hundert Jahre alten Nachschlagewerks klappert vor sich hin in feuchte Tücher. Am sonnenbeglänzten Fuß des Dünselberges ruht ein stillgelegter Schwimmteich. Wird man hineinspringen?)

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Nachdem Budnikowski der Teppich auf den Kopf gefallen war, gab es statt Asche das Geschenk

Mittwoch, 18. Februar 2015 16:07

back09aAls Archibald Mahler dem Wesen in den Nacken gebissen hatte, es zumindest versucht hatte in solidarischer Bärenwut, er aber im selbem Moment des Zugriffs oder so abließ und ein Hauch des Begreifens ihn streifte, da er sich im Augenblick des Momentes danach einen Holzsplitter aus dem blutenden Zahnfleisch zog, der Budnikowski zeitgleich und nah schrie: „Laß ab und sofort, mein Bär und Freund und Kupferrächer, das Wesen ist ein Gutes und dies von Naturell und Machart und Du Bärserker und vorauseilend Gerechter, Du hast Dich geirrt und deshalb – zurück zum siezen – lassen Sie ab geschwind, gerettet ist der Hase und dies hier und deshalb heute auch!“, ebenste da dachte der Bär vom Brandplatz, Weltschauer, ach Welterschauernder, Besitzer eines ehemals abben Beines, vom Asphalt gelesener Kompagnon des Ehrenwerten Herrn Ernst Albert, ewig Dankbarer gegenüber der Wunderbaren Frau Eva Pelagia, dachte der Bär namens Archibald Mahler und glaubte auch zu wissen und dies mit Potzrebel, daß die Voreiligkeit wohl die Nummer Acht der Todsünden sein mag und streute sich Asche auf den ollen Kopp, denn heute ist ja der Mittwoch, jener aschige Mittwoch der Reue und alle Nubbel sind verbrannt und manches fromm’ Gebet und schuldvoll’ Gebeichte und teurer noch Bereue wird tränenreich in die Lüfte gekichert und Herr Mahler stieg, kletterte und rutschte schwungvoll dem Wesen den Buckel hinunter.

Daraufhin saß man noch ein langes Weilchen, gewiß man langeweilte sich auch ein Weilchen langer Weile lang und verweilte dennoch mit dem tatsächlich sehr freundlichen, gewiß jedoch sehr traurigen, kopfhängend nachdenklichen und erschöpften Wesen und beriet en passant, wo denn der beste Heringssalat zu kaufen sei. Und beschloß auch ab jetzt oder morgen oder irgendwann zu festen, äh zu faster, äh zu schnell, äh zu … fast den jetzt? Und das Wesen hatte auch ein Geschenk mitgebracht für Mahler UND Budnikowski. Sie haben richtig gelesen! Ein Reimlexikon!?! Jawoll! Wie toll! Blecharmee rollroll! Fürchtet Euch! Nicht? Bis bald!

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Nachdem Budnikowski der Teppich auf den Kopf gefallen, erst ein Schrei und dann kommt Mahler

Montag, 16. Februar 2015 20:29

back07

Da war dieser Schrei. Vielleicht nur ein lautes Rufen. Mahler vernahm seinen Namen, soviel ist sicher. Mahler lebte ja noch. Er hing zwar immer noch im Geäst – nächtens hatte es gar etwas geschneit – und regte sich eher nicht, aber ein Bär ohne Winterschlaf scheißt sich da nix, nutzt die Kunst der günstigen Stunde und bleibt im Geäst hängen ohne eine seiner vielen Sorgen. Der Gravitation trotzend und sachte schaukelnd. Die wesentliche Frage ist aber doch, werte Damen und Bären: Lebt er noch, unser Herr von und zu Lippstadt – Budnikowski? Sekunde!

Etwas hatte nach dem Leib des Hasen gegriffen. Hätte der Hase noch gelebt oder wäre er sich zumindest sicher gewesen, daß er sicher und gewiß noch unter den Lebenden weilt, hätte er vielleicht gefragt, was die fremde Hand im Schilde führte, eventuell zum Zeichen der Mißstimmung mit den Löffeln gewackelt oder sich gar über Rettung gefreut, denn Hasen frieren des Nachts schneller als im Geäst tatenlos schnarchende Bären, die nicht in der Lage sind einen fliegenden Teppich unfallfrei durch Mittelhessen zu fahren, zu fliegen, zu lenken oder zu irgendwie’n. Der fremde Griff wärmt nun recht angenehm das Restleben, dies bestätigt das Unterbewußtsein des Rest – Budnikowski, doch als diesem ein langer Holzspliss ins Fell fährt, öffnen sich seine Augen und was er erblickt im grauen Morgen formt seine Lippen zu einem gewaltigen Schrei, gewaltig gewiß für Hasenverhältnisse und des Herrn Mahler Namen hinausstoßend zwischen bebenden Schneidezähnen gen Dünsberg, erwacht Budnikowski. Er denkt sich: Sieh mal an, so leb’ ich doch.

Uns Mahler war gemeint. Er erwacht. Äußerst ungern. Noch nicht mal anständiger Vormittag. Minusgrade noch. Und wo ist die Förde? Warum kreischen keine Möwen? Kann ich bitte ein Fischbrötchen haben? Und wo ist – Potzrembel! – das Hotel, nein: der Teppich, quatsch: wo bin ich? Egal! Runter vom Geäst! Sieh: Da ist dieses Wesen! Und noch ein anderes, entschieden kleineres Wesen. Das erste Wesen ist dem Mahler gänzlich unbekannt, das andere, entschieden kleinere: genau: Budnikowski. Schock! Entsetzen! Gelähmt der Atem und die Motorik! Das erste Wesen fasst nach dem zweiten. Etwas fasst Mahler an. Etwas, was einem Solitär fremd und im Aussterben begriffen sowieso: die solidarische Wut. Er tut einen Satz und altes Genmaterial erwacht im domestizierten Bär und haste das gesehen bohren sich die an Schokolade und Faulheit und anderen Teppichböden der Zivilisation stumpf gewordenen, aber nicht komplett verkümmerten Zähne in den Nacken des fremden und großen Wesens. Und wie der heldenhafte Herr Archibald Mahler schon zu spüren meint, daß sich die Nadel einer güldnen Lebensrettermedaille in sein Fell bohrt, haben seine Zähne das untrügliche Gefühl auf Holz zu beißen. Es knirscht und etwas bewegt sich sehr sachte, aber gewaltig.

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Als Budnikowski der Teppich auf den Kopf fiel, lieferte eine Überwachungskamera etwas ab

Freitag, 13. Februar 2015 16:01

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Alles wird gesehen. Alles wird gespeichert. Alles ist gläsern. Und jeder spielt Versteck. Uns wurden Fotos zugespielt. Fotos, die eine Überwachungskamera geschossen hat. Zwischen Kinzenbach und Heuchelheim. Am Waldrand. Eine Überwachungskamera, von der wir nicht wissen, in wessen Auftrag sie fotografiert und überhaupt. Die Fotos sind scharf. Man erkennt. Ein Zusammenprall wurde dokumentiert. Wir zeigen lediglich die zwei entscheidenden Momente einer umfassenderen Serie. Oben jener Moment, in dem der Teppich unter dem Pöter des Herrn Archibald Mahler wegglitt. Beziehungsweise sein Leib im Geäst sich verfing. Entscheiden Sie selbst. Ohne vorherige Lektüre meinungsbildender Kolumnen und Blöcke, wenn möglich. Unten der Moment, als der Teppich den ausschauenden Kuno von und zu Lippstadt – Budnikowski fatal streifte. Oder ist er auf den Baum hinauf geklettert, den hängenden Bären zu befreien? Dabei sich im Teppich verheddert, in Panik geraten, abgestürzt daraufhin? Oder ganz anders und undurchschaubar? Scrollen Sie ein paar Zeilen hoch und lesen einfach noch mal. Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes ziehen wir uns zurück und basteln an einer Verschwörungstheorie. Und wir laden Sie herzlich ein, an die zu glauben. Ganz feste. So long fliegen wir gemeinsam durch unser aller Nacht der großen Ahnungslosigkeit. Alaaf derweil, Ihr Jecken!

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Als Budnikowski der Teppich auf den Kopf fiel, weil vorgeschriebene Flughöhe vernachlässigt ist

Dienstag, 10. Februar 2015 17:27

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Das war also geschehen. An einem Waldrand zwischen Kinzenbach und Heuchelheim liegt, erschlagen von einem Teppich, unser Herr Kuno von und zu Lippstadt – Budnikowski. Recht geschieht es ihm! Ist er nicht derjenige Hase, der es wagte – spätestens nach der 113. Minute des vergangenen Jahres – sich von der ganzen elenden Pöhlerei loszusagen? Jener, welcher ohne um Erlaubnis zu fragen einfach die Seite wechselte? Jener, der sein seit Jahren wachsendes Unwohlsein am immer perverser werdenden „Wir sind des Volkes Spor(t)t” nicht mehr aushalten wollte und konnte und der stetig keimenden Langeweile am allgemeinen Götzendienst freie Fahrt gewährte, um sich schließlich einfach wegzudrehen? Verdammt sei er, der elende Renegat! Wo kommen wir denn da hin? Am Ende singt Bob Dylan noch Lieder, die einst Frank Sinatra interpretierte. Konstanten, mein Herren, Konstanten. Da liegt er nun auf der Nase, unser Hase.

Archibald Mahler hatte Tränen in den Augen. Der Nordost drückte gegen seinen Rücken und jagte Bär, Teppich und Wolken vor sich her und man querte in wilder Fahrt die Grenze zwischen Niedersachsen und Hessen. Das flache Land hügelt sich ja hinter Göttingen sukzessive auf und so wurde die Luftfahrt entsprechend rauher. Über Schleswig – Holstein und die Heide war man noch recht geschmeidig gehuscht – sogar unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Mahler ein absoluter Anfänger ist. Dann über Hessen Luftloch an Luftloch und der Turbulenzen ungezählte. Die Augen des Archibald Mahler tränten heftiger. Der stärkste Rückenwind nimmt leider nicht den Gegenwind von der Stirn. Und weil der Bär weniger und weniger sah, lenkte er seinen Teppich gehörig tiefer. Oder war nur der Tank schneller leer geworden? Die Tankanzeige defekt? Remember: Anfänger! Egal! Das Fluggerät und der langsam erblindende Pilot (Na ja!) sinken und sinken gegen hessische Wälder hinab. Und dann – zwischen den Rändern einer aufkommenden Verzweiflung und der ordentlich defätistischen Bereitschaft alles – Teppich, Leben, Teppich, Gesundheit – hinzuschmeißen, hat der Bär eine Vision. Da unten am Rande eines Waldstreifens, der ihm sogar bekannt vorzukommen scheinen mochte, steht ein Hase und blickt hinauf zu ihm. So gut wie erblindet zieht Mahler an den Teppichfransen und begibt sich in den Sinkflug. Die Schneise ist eng, aber es paßt gerade so. Hing an dieser Buche linker Hand nicht ein Hinweisschild, welches eventuell eintrudelnde fliegende Teppiche schländlelike darauf hinwies, die unbedingt einzuhaltende Flughöhe und so weiter. Der Rumms?

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Als Budnikowski der Teppich auf den Kopf fiel, während er Ausschau hielt wg. einer Rückkunft

Montag, 9. Februar 2015 17:13

back01

Wie konnte das geschehen? Mahler hilflos im Geäst, während unangenehme Minusgrade durch das kalte Geäst schleichen? Der Kopf nach unten, blutgefüllt, starrer Blick auf kahlen Februarboden und der Pöter gen grauen Himmel gereckt? Hilflos! Da hilft kein noch so hilfloses Lied. Aber Mahler jammert nicht. Wer Mist gebaut hat, sollte nicht klagen! Aber hat Archibald Mahler denn wirklich Mist gebaut? Möglich. Mahler ist kein erfahrener Teppichpilot. Da kann schon mal was in die Hose, beziehungsweise in einen im Weg stehenden Baum gehen. Aber, wie gesagt, wer Mist baut, sollte die Schnauze geschlossen halten und einfach nur atmen, durch die Nase. Ist im Winter meist gesünder. Sprach der Opa oder die Oma. Und: von Mitleidsbekundungen aller Art bitte Abstand nehmen, weil wer Mist gebaut hat, hat Mist gebaut. Projektionen eigener Hilflosigkeit auf fremde Opfer retten die Welt auch nicht, die sowieso nicht gerettet werden will, sondern bewegen sich nur in den masturbativen Grauzonen einer meist sehr fragwürdigen Reflex – Empathie. Hoch und runter und wieder hoch etcpp. Zurück zu Mahler: Wie konnte das geschehen? Was ist hier passiert? Experten, selbsternannt oder angeschwemmt, können in diesen Zusammenhang leider nicht gehört werden, da sie vor wenigen Sekunden auf Anweisung des Ehrenwerten Herrn Ernst Albert standrechtlich geknebelt wurden. Zurück zum Bär. Der Mahler, der weiß es selbst nicht. Er weiß noch nicht einmal, wo er sich gerade befindet. Gewiß, das ist das Geäst eines Baumes, das spürt sein Fell. Aber die Koordinaten? Längengrad? Breitengrad? Wieviel Stunden rechts? Wieviel Minuten links? Sekunden? Weia!

Budnikowski, Freund und Hase, Ex – Pöhlerei – Fachlabbertasche und Fanman, momentan aber wieder mal ohne weiterführendes und klar definiertes Aufgabengebiet in Sachen Blicke auf den Planeten Aufrechtgeher, gewiß jedoch ungern alleine, hatte sich vor die Tore der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen begeben und hielt Ausschau. Der Wind wehte bös und böig aus Nordost, das wärmende Gestirn jedoch schien eifrig und verhieß mehr Licht und das gelb – weiße Fell des Langlöffels meinte sogar eine wachsende Intensität der Genossin Sonne verspüren zu dürfen. Ok! Spekulation und Wunschdenken, die alten Brüder im Schweiße, welche noch nie einen Abstieg verhindert haben. Denn, wer Mist gebaut hat, hat Mist gebaut und so weiter und dann fort. Budnikowski mag das Stückchen Hochebene über Kinzenbach sehr gerne, denn immer pfeift dort der Wind und sein Blick schweift hinterher erfreut. Gefährlich zwar für kleine Hoppler ist das Getöse auf der nach oben offenen Beaufortskala, aber gegen einen Baum gelehnt, ist Überleben möglich. Und dann tut es den Rumms und Budnikowski wird es ganz anders. Der Himmel stürzt herab. Wie konnte das geschehen? Weia!

back02

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A. Mahler macht sich selbstständig / Ankommen, um zu gehen und der Teppich nicht zum Gebet

Donnerstag, 5. Februar 2015 15:09

kiel27

Es war seine Nase, die Archibald Mahler weckte. Vertrauter Geruch. Ernst Albert? Es zieht. Die Türe eines Hotelzimmers steht offen. Mahlers Blick fällt auf den nächtlichen Zettel. „571. Herr E. Albert!“ Auf der offenen Türe steht? Erraten. Der Bär fasst sich an den Kopp. Der ist noch nicht ganz in den Tag eingetreten. „Ich Dummbatz aber auch!“ Man hätte eine gemütliche Nacht im und nicht vor dem Zimmer verbringen können. Wobei, nach einer Premierenfeier gibt der Herr Albert im Schlaf meist fürchterliche Geräusche von sich. Archibald Mahler huscht in das Zimmer. Leer. Fast. Was er sieht, lässt ihn erbeben. Nun ja, das ist doch etwas übertrieben. Er staunt. Da sitzen also der Anderbär vom Feldberg, der Schatten seiner selbst und Herr Archibald Mahler in persona pelzis ursorum und betrachten sich gegenseitig. Wer war aber zuerst da? Wer ist überhaupt wer? Sind alle nur einer? Oder ist keiner, der der er sein könnte, wollte oder ist? War Mahler gar die ganze Zeit hier oben in Kiel gewesen, während er noch dachte zu reisen? Träumt er schon oder ist er noch wach oder andersrum? Der Bär, der nicht da war und trotzdem schon da ist. Immer schon war? Es noch werden muß, um zu sein? Das Buch? Diese Geschichte wollte er doch erzählen. Gemeinsam mit Herrn Albert. Für den Musentempel. Jetzt fällt es ihm ein. Er muß nach Hause. Mittelhessen. Sofort.

Man muß anmerken, daß der Herr Archibald Mahler sich noch immer im Zustand der Mittellosigkeit befindet, er eigentlich auf der Flucht und er sich zudem – hinten rum – in ein Hotel rein geschlichen hat. Und das in einer Zeit, wo das Reiche die Zäune immer höher zieht. Gefahr. Dann liegt da dieser Teppich. Es ist ein Original – Gebetsteppich. Der reisende Muselmane hat so was im Koffer. Erschrecken! Ist der Herr Albert jetzt ein Konvertit geworden? Weia! Aber hat man nicht schon in alten Geschichten gelesen, daß ein solcher Teppich manchmal ein Fluggerät sein kann? Einen Versuch ist das immer wert. Mahler nimmt Platz. Wie startet man so ein Ding? Gibt es einen Anlasser? Muß man einen Teppich volltanken? Und wenn, wo? Hat das Teil noch TÜV und wo ist die Plakette? Welcher Flugschein ist gültig und wer erteilt die Starterlaubnis? Da gibt es doch diese Zaubersprüche. „Allah ist groß, Allah ist mächtig ohne Hut!“ Nichts. „Mekka, Mokka, Magenbitter!“ Nichts. „Heil’ger Vorwerk, Deine Gnad’ ich erbitt’!“ Nichts. „Je suis Archibald!“ Der Teppich hebt ab. Und die Winde wehen von Nord gen Süden. Gute Reise, Bär! Wir warten!

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Thema: Anregende Buchstaben, Aufbrüche 2015, Kieloben | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

A. Mahler macht sich selbstständig / Denkmal

Mittwoch, 4. Februar 2015 23:10

kiel25

Dann dreht sich Archibald Mahler um. Da steht es. Das Abbild seiner selbst. Kalt und freundlich grinsend. Ein Schneebär. Fünfzigmal so groß und hundertmal so schwer. Und Mahler – oben auf dem Denkmalkopf mit kaltem Pöter – denkt, warum wohl ein Denkmal Denkmal genannt wird und ein Mahnmal Mahnmal, wo das Denkmal gerne Potentaten und von “Völkern“ oder “Vertretern” gehuldigte Kriegsverbrecher auf Pferde oder Sockel setzt zur geflissentlichen Anbetung und das Mahnmal nicht enden wollende Listen des Schreckens in den Beton meißelt. Wäre es da nicht sinnstiftender die Sieger feiernden Denkmäler umzubenennen in Mahnmale – Friede den Hütten etcppp – und die Mahnmale dann? Genau: Denk einfach mal nach! Aber darum geht es nicht, wenn der eigene Arsch auf dem Kopf einer Monsterkopie seiner selbst friert und zittert. Und Archibald Mahler dreht sich noch einmal um. Das Hotel da hinten am Ende des Ratsherrengarten. Yes! Genau.

Wie sieht das bitte aus, wenn ein kleiner Bär – mittellos und mit Schneekristallen am Pöter – versucht sich an der Rezeption eines nicht ganz billigen Hotels vorbei zu schleichen. Mahler ist kein Blender. Oder soll er forsch die Damen am Empfangstresen darauf hinweisen, daß der Ehrenwerte Herr Ernst Albert ihn seit Wochen erwartet und zackzack dann bitte gerne? Nein! Also surft der Bär durch die Dateien seiner Erinnerungen und da war doch der Hintereingang durch die Tiefgarage, die Abkürzung Richtung Musentempel, die man vor jenen vier Jahren gerne mal nahm. So war’s doch. Jetzt noch ein wenig warten und frieren und dem schrillen Gesang der Möwen zuhören und sich freuen, weil es schön ist, wenn man ankommt und was wiederfindet, wie zufällig auch immer. Und jetzt los. Hinten rum.

Nachts, alleine in den Fluren eines Hotels. Man mag gerne glauben, die meisten Gäste tun nur so, als ob sie schliefen. Die Stille mag man greifen können, aber die Nase des Bären spürt dieses nervöse Vibrieren. Insomnia atmet durch die mit Chipkarten gesicherten Türen. Von der sensiblen Nase des Bären hatten wir an anderer Stelle schon oft gesprochen. Ernst Albert ist hier. Das riecht der Bär. Oder war hier. So genau ist die Nase des Bären dann doch nicht. Ist das Ziel erreicht? Morgen das opulente Frühstücksbuffet? Egal. Angenehm die Nacht trotz allem, denn im Hotel sind selbst die kargen Flure beheizt. Und wie! Der Bär wird müde. Da liegt doch dieser Zettel. Es ist so warm. Bär,  lies doch, was da auf dem Zettel steht. Archibald Mahler schließt die Augen. Das hat – meistens – Konsequenzen.

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Thema: Aufbrüche 2015, Kieloben, Unterwegs mit Herrn Albert | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth