Beiträge vom Juli, 2012

A. Mahler im Philosophenwald / Reisen

Samstag, 7. Juli 2012 11:02

philwald28

Archibald Mahler sitzt auf seinem Gefährt. Doch ist ein Schiff ein Schiff, auch wenn es aussieht wie ein Schiff, ist dieses Schiff ein Schiff, wenn es noch nicht einmal, trotz eines ergiebigen Gewitters in dieser Nacht, auch nur einen Fingerbreit Wasser unter dem Kiel hat? Archibald Mahler spuckt sich selbst dreimal über die rechte Schulter, beschließt, daß dieses Gefährt ein Schiff sei, da es aussieht wie ein Schiff, auch wenn es noch nicht einmal, trotz eines ergiebigen Gewitters in dieser Nacht, auch nur einen Fingerbreit Wasser unter dem Kiel hat und tauft den Pott auf den Namen „DIE DENK“, denn dies wird er nun tun, den Anker lichten, gen Osten rollen, fahren, segeln, gleiten, was auch immer und dabei die Klappe halten und schauen, Grundvoraussetzungen für seine Lieblingstätigkeit. Da hinten rauscht ein kleiner Fluß. Auch das Schiff spitzt seinen Mast und riecht das Wasser. „Ahoi!“ ruft der Bär, „Hü hott“ und „three, two, one and go!“ und es bewegt sich was. Eastward ho! Dann sehen wir ihn also wieder in Swinoujscie, den Denkbären. Möge der Sommer einer werden, der seinen Namen zu Recht vor sich her trägt, warm, ruhig und trocken! Mögen die Winde schräg von hinten ihre Arbeit gleichmäßig tun! Mögen die Brombeeren an den Ufern der Wasserstraßen dem Bären huldvoll ihre vollen Zweige entgegenstrecken! Do widzenia!

Thema: Im Philosophenwald | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

A. Mahler im Philosophenwald / Rutschen

Freitag, 6. Juli 2012 20:21

philwald27

Archibald Mahler blickt nach unten. Poliertes Blech, pöterfreundlich, harrt seiner Entscheidung. Es wäre bereit den Bären zu beschleunigen. Am Waldrand tropft Regennachlaß vom Blatt. Kein Starter schießt eine Pistole in die Luft. Der Countdown läuft nicht. Jetzt oder später? Das macht der Bär mit sich selbst aus. Jetzt übernimmt die Schwerkraft und Mahler ist unterwegs. Es geht schnell, die Beschreibung schindet lediglich Zeit. Kein Gedanke daran, die Tatzen auszufahren und bremsend einzugreifen. Eher schon Wehmut, wie schnell alles vorbei. Die Augen geschlossen und vielleicht gelingt es unten, da wo die Rutsche endet, alle Kraft zusammen zu nehmen und die Gravitation läßt es zu, daß Herr Archibald Mahler fliegt, abhebt und landet dort wo er? Wo? Ein Wunsch. Archibald Mahler sieht sich kopflos an einer langen Reihe seiner Kameraden vorbeiwanken, man jubelt ihm zu, er stolpert, stolpert über seinen eigenen Kopp, der im Sande liegt und ruht und so sich ganz so vergißt, dann ein entschlossener Tritt des linken Bärenfußes und ein Kopp fliegt durch laue Luft und knallt gegen einen Baumstamm. „Daneben!“ fiepen sie, die Fledermäuse, doch dem Bären ist es gleich. Da vorne liegt das Schiff am Kai, acht Segel leider hat es nicht, doch aus Holz gebaut ist es und das soll schwimmen können wird behauptet. Vielleicht sogar bis Polen. Von Lippstadt – Budnikowski geht schon mal voran. Was denkt der Bär? Mehr Rutschen und Hände weg vom Geländer? Weia und Potzrembel die Philosophenwaldfee! Irgendwer schreit „Tor!”. Es muß wohl ein Spanier sein. Der Bär landet unsanft, aber weich. Ein Schiff? Ein Schiff! Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel? Eher nicht. Was tun? Neptun erbarmt sich und sendet ein ordentliches Gewitter. Der Bär wird das Wasser finden. Bis morgen.

Thema: Im Philosophenwald | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

A. Mahler im Philosophenwald / – Kultur

Donnerstag, 5. Juli 2012 14:11

philwald26

(Mahler und von Lippstadt – Budnikowski sind immer noch im Philosophenwald. Mahler sitzt mit von Lippstadt – Budnikowski auf seiner Denkhütte. Von Lippstadt – Budnikowski hat sich beruhigt, Mahler auch. Die Fledermäuse hängen kopfrunters und schlafen. Ruhe im Forst. Es ist schwül. Man disputiert. Hören wir rein.)

„Waren wir zu laut letzte Nacht, Mahler!“

„Spaß hat es gemacht! Und die Fledermäuse haben sich nicht beschwert!“

„Sie sind aber auch ein Bär! Wer hat nun Recht!“

„Brecht oder der Hecht!“

„Weiter?“

„Weiter“

„Mahler, glauben Sie, es gibt so etwas wie einen Gottesgedanken?“

„Na ja!“

„Ich meine so ein Higgsdings, so einen unsichtbaren Gedanken, der Samen und Ursuppe und Knall ist und wirkt und macht und verbindet, etwas entsteht daraus und dann ist es gut! Sie verstehen?“

„Ruhe will man schon mal haben irgendwann, vor sich selbst und seinem Kopp.“

„Wie ich Sie kenne, werden Sie mir in etwa zwei bis drei Sekunden antworten…“

„Einsundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig!“

„Eben! Das gibt es nicht!“

„Aber man kann dran glauben!“

„Also gibt es den Gottesgedanken doch!“

„Gewiß, aber nicht als Lösung, schon gar nicht als Erlösung. Glaube ich als Bär, wenn ich glaube.“

„Ich glaube, wenn man was herausgefunden hat, sollte man es für sich selbst behalten!“

„Glaube ich auch!“

„Das ist gut! Mahler?“

„Ja, von Lippstadt – Budnikowski?“

„Ich lauf jetzt los!“

„Das ist auch gut! Dann können wir mal eine Zeit lang die Klappe halten!“

„Hömma, kannse Dir ein Ei drüber braten, Bär!“

„Dann sehen wir uns in wieder in Swinoujscie! Und wann?“

„Mitte August wird es wohl werden! Wie gedenken Sie zu reisen?“

„Erst mit der Rutsche und dann sehen wir weiter!“

„Sie spinnen doch schon wieder!“

„Meinethalben!“

„Also bis die Tage, Mahler!“

„Bis denne, von Lippstadt – Budnikowski!“

(Der Hase verläßt den Philosophenwald, schreitet leichten Fußes über eine Wiese, blickt in den schwülen Himmel hinauf, denkt nach und wendet sich nach Osten. Der Bär hält Ausschau nach einer Rutsche. Soll er mal!)

Thema: Im Philosophenwald | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

A.Mahler im Philosophenwald / Streit -

Mittwoch, 4. Juli 2012 17:04

philwald25

(Mahler und von Lippstadt – Budnikowski sind rein in den Philosophenwald. Mahler zeigt von Lippstadt – Budnikowski seine Denkhütte. Von Lippstadt – Budnikowski wundert sich, weil die Hütte kein richtiges Dach hat. Hören wir rein ins Gespräch.)

„Herr Mahler, ich wundere mich ob der Tatsache, daß Ihre Denkhütte kein richtiges Dach besitzt.“

„Schlimm wäre es, sie hätte eines. Der Gedanke muß nach oben entfleuchen können und fällt ihm ein zurückzufallen, so möge er dies tun und kein Dach hindert ihn an der Rückkehr in den Kopp.“

„Aber der Regen?“

„Der Regen fällt jeglichen Tag, wie Feste, einer der Narren des Herrn Shakespeare einst sang.“

„Kann man überhaupt über die Welt und ihre Dinge nachdenken, ohne sich zu belügen?“

„Es ist sehr schwer, bester von Lippstadt – Budnikowski, sehr schwer!“

„Sollte man es dann unterlassen?“

„Auf keinen Fall, nein, auf gar keinen Fall! Wir sind keine Wissenschaftler. Wir nähern uns ständig an!“

„An was nähern wir uns ständig an?“

„An das, was wir sind, aber so ungern sein wollen!“

„Tot?“

„Auch! Die Vergangenheit war schon immer schneller als die Zukunft!“

„Das ist anstrengend!“

„Aber auch reizvoll!“

„Was machen wir mit dem polnischen Leergut?“

„Auf keinen Fall recyceln. Was leer ist, ist leer.“

„Müll ist Müll, wie der Rheinländer sagt?“

„In etwa. Nicht alles findet ein endgültiges Fach im Gedankenschrank.“

„Streiten Sie gerne, Herr Mahler?“

„Wenn man mich läßt, gewiß!“

„Wollen Sie gewinnen?“

„Nein, Recht gewinnen!“

„Nicht Recht haben?“

„Das ist etwas anderes. Ich kann mich nicht selbst zum Gewinner erklären!“

„Eigentlich recht einfach!“

„Manchmal rächt es sich zwar, dann aber meist zu Recht!“

„Die Mär von der unglücklichen Niederlage gibt es nicht?“

„Die Mär von Glück und Unglück bremst. Wenn der Meteorit zwei Lichtjahre zurücklegt, um Dich zu treffen, während Du auf dem Weg bist, Dir eine Aubergine oder eine Halsschmerztablette zu kaufen, dann hat der Meteorit einen Plan gehabt, den Du eben nicht verstanden hast!“

„Also keine Auberginen und Halsschmerztabletten mehr kaufen?“

„Nein! Nicht auf Meteoriten schimpfen!“

„Sie reden aber einen ziemlichen Mist!“

„Danke, Herr von Lippstadt – Budnikowski, streiten wir uns also! Morgen reden wir dann über Kultur!“

(Und die Fledermäuse im Philosophenwald wundern sich. Bisher saß der Bär des Abends vor seiner Unterkunft und blickte müßig und gelassen in den meist feuchten Sommerhimmel, ließ bedeutsame oder ganz und gar nichtige Gedanken durch das nicht vorhandene Dach seiner Denkhütte nach oben steigen, und heute? Weia, was da durch den nächtlichen Forst hin und her fliegt an wüstem Wort. Wir blenden uns mal aus. Ein Gewitter zieht heran. Erster Blitz. Erster Donner. Regentropfen.)

Thema: Im Philosophenwald | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Dzien Dobdry revisited (tre) tres: Karamba!

Montag, 2. Juli 2012 8:53

em12_07

“Weia!”

“Mir ist jetzt noch schwindlig!”

„Herr von Lippstadt – Budnikowski, Taka – Tuka – Land ist nicht abgebrannt, kann aber fliegen!“

„Das hätte ich nicht erwartet, daß die Herren Iberer endlich so spielen, wie der meist germanische Bewunderer es in ihr in den letzten Jahren oft etwas öde Ballgeschiebe hinein interpretiert hatte. Soviel Tore haben die in den letzten drei Final – und / oder Halbfinalspielen nicht erzielt.“

„Wackeres, armes Italien! Was wohl der Bundesnagelkauer macht?“

„Man mag sich nicht vorstellen, was die Roten mit den Nutellaboys angestellt hätten am gestrigen Abend. Beeindruckend!“

„Keine kritischen Anmerkungen?“

„Fünfzig Prozent Jugendarbeitslosigkeit und Doktor Fuentes!“

„Gestern Abend auch?“

„Vielleicht sind sie ja als Kinder alle in den Zaubertrank gefallen. Egal! Es war ein großes Endspiel!“

„Wo ist Ihr Dialekt, Herr von Lippstadt – Budnikowski?“

„Bester Herr Mahler, aus mir spricht nicht mehr der Anhänger, sondern die Lok aka der Beobachter!“

„Stirbt aus, nicht wahr?“

„So ist das wohl! Kommen Sie mit nach Polen diesen Sommer?“

„Ich denke nach!“

„Ich mache mit!“

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Dzien Dobdry revisited due: KAIROS

Sonntag, 1. Juli 2012 15:19

em12_06

„Hömma, Mahler. Ich hab wat gelesen!“

„Ach? Während der Pöhlereifestspiele?“

„Glaubse nich, wat ich Dir erzählen tu. Kennse Kairos?“

„Gewiß. Die günstige Gelegenheit!“

„Aber tusse auch wissen tun, wat mit die Frisur vonnem Kairos anne Bedeutung veknüpft iss?“

„Sie werden es mir nun gewiß berichten. Voran denn, Herr von Lippstadt – Budnikowski!“

„Also vorne dran am Kopp, so inne Stirnpattien hat der Herr Kairos ordentlich wat an Haarpracht zu bieten, aber hinten anne Birne iss komplette Kahlrasur, weil wennse den Herrn Kairos auf Dich zukommen sehen tust, kannse ihn am sprichwörtlichen Schopfe packen und wennse das nicht packen tust mit dem Packen und dann iss er an dir vorbei, iss hinten nix mehr, et rutschen Deine nachtrauernden Griffels inne Leere namens Pustekuchen und dann kannse nur mehr rummoppern und et  Gomezgesicht mit die wohlgerichtete Coiffeurkunst inne Linse halten. Peching, sach ich mal!“

„Sie meinem weniger Masterplan, mehr Bereitschaft?“

„Mit Hingabe kannse dat auch bezeichnen tun! Wat hat der Herr J. Miezekätzchen auffe taktischen Tafeln hingekritzelt? ‘Hunger nach dem Gipfel’. Hömma, wat meint der? Vor jedem Kick drei Nussgipfels oder ein paar Croissants mit Nutella inne verwöhnte Plautze drücken, oder wat? Kaffeesatzleserei iss dat doch inne formvollendete Sinnlosigkeit! Der soll seine ganzen schlauen DVDs inne Tonne kloppen. Könnt ich mich glatt aufregen tun!”

„Das Unerwartete also! Das nicht Planbare! Wie würden Sie es benennen?“

„Kagawa! Drogba! Balotelli! Iniesta! Leider nicht mehr Müller junior!“

„Hieße er Müllera, dann vielleicht?“

„Mahler, also dat hätte ich getz nicht erwartet von Eure Intellektualität!“

„Über das Pöhlen zu reden und Intellektualität haben wohl soviel miteinander zu tun wie ein Spindfoto und vollzogener Beischlaf!“

„So iss dat wohl!“

„Und heute abend nun, Herr von Lippstadt – Budnikowski?“

„Wie ich et gestern schon bemerkte, Kairos Pirlo und dann ab innet Kloster!“

„Wir auch?“

„Gewiß, aber erst ordentlich einen inne Birne gekippt, woll!“

„Ergebnisoffen? Oder germanisch ergebnisbesoffen?“

„Hömma! Nummero uno!“

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth