DANN IST DAS SCHIFF DA UND MAN GLAUBT ES NICHT (KEIN ZUFALL)

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Da wären die schönen Schiffe. Die alten Schiffe. Die Schiffe aus Holz. Aber die segeln nicht mehr. Oder nur an Festtagen und dann wischen sich alle die Tränen aus den Augen und jammern ob der guten, alten Zeiten. Wer es eilig hat! Und da fällt dem Bären etwas auf. Seit Tagen sitzt er nun hier oben an der See und es regt sich kein Lüftchen. Der Wind hat sich hinter einer Düne schlafen gelegt und läßt die trübkalte Luft in Ruhe über den Wassern stehen. Archibald Mahler erinnert sich an das letzte Jahr hier oben, als der Sturm dermaßen übers Meer jagte, daß er den ehrenwerten Herrn Ernst Albert bitten mußte, ihn festzuhalten, damit er nicht hinausfliegt auf das offene Meer und am Ende sogar noch das Schwimmen hätte lernen müssen. Können täten hätte er es schon gekonnt, das Schwimmen, aber wollen müssen, daß wäre ihm nicht recht gewesen. Die Nähe zum Aufrechtgeher macht bisweilen bequem. Und jetzt? Bewegen sich die salzigen Lüfte? Nüscht! Die alten bunten Holzboote haben ihre Segel gerefft, dümpeln vor sich hin und sogar die Möwen sitzen mißmutig auf der Mole. Es trägt sie nicht der Wind, sie müssen selber fliegen. Blödblöd! Und nirgendwo eine Hinweistafel, auf der etwa stünde: „Abholer für Anreisende aus Litauen bitte hier warten und in aller Ruhe ein Fischbrötchen verzehren!“ Leere und Stillstand, wohin die Nase riecht. Archibald Mahler ist ja prinzipiell ein großer Anhänger der Unhektik, aber man muß es nicht übertreiben. Er vertritt sich die Tatzen und biegt ums Eck, als ihn der Schlag tritt. Der Schlag des Zufalls, der natürlich kein Zufall ist. Denn wenn der Bär auf Reisen ist, passiert ständig so etwas. Das kommt vom die Augen offenhalten. Erhebet Euch von Euren Sitzen und stimmet an das Lied von der Coincidencia! Ist dies etwa das Schiff, welches die Heimkehr des lange in Litauen weilenden Herrn von Lippstadt – Budnikowski bewerkstelligen soll? Den rechten Namen trägt es wohl. Warten wir es ab!

Auf den Wassern liegt

Der schlafende Wind. Es knarrt

Die lose Planke.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Freitag, 25. November 2011 11:08
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